Notlandeübungen sind ein fester und wichtiger Bestandteil jeder Pilotenausbildung. Solche Trainingseinheiten sind aber nicht in jedem Gelände sinnvoll oder ungefährlich. Eine sorgfältige Vorbereitung durch die Fluglehrerin oder den Fluglehrer ist unerlässlich.
Die Zielhöhe ist erreicht, der Level-off erfolgt, ein Blick auf das Variometer, Leistung reduzieren, Lage halten, warten, trimmen – da greift die Fluglehrerin ein und zieht
den Leistungshebel auf Leerlauf zurück. Notlandeübung!
Nase runter, Geschwindigkeit für bestes Gleiten (haben wir auswendig gelernt), trimmen und Ausschau halten nach einem geeigneten Landefeld – Notlandeübungen werden oft geübt. Nur durch ständiges Wiederholen können Abläufe verinnerlicht und trainiert werden, um nicht gleich in Panik zu verfallen, sondern konzentriert und einigermassen systematisch das Flugzeug kontrolliert zu landen. Während Notfälle überall und jederzeit auftreten können, muss die sogenannte «NoLa» vom Fluglehrer oder von der Fluglehrerin umsichtig geplant werden. Tiefflüge in unserer dicht überbauten Landschaft bergen Risiken. Wo sind schwer erkennbare Stromleitungen, wo zwingen Geländestrukturen zu einem rechtzeitigen Go-around, wo liegen allenfalls aktive Modellflugplätze? NoLas über Menschenansammlungen wie beispielsweise beim Hornussen oder über Naturschutzgebieten sind dem Goodwill für die Aviatik selten förderlich.
NoLa und Naturschutz
Naturschutzgebiete sind aus der Luft kaum als solche erkennbar. Und nicht nur Vögel und andere Tiere halten sich in den naturbelassenen Landschaften auf. Zahlreiche Naturliebhaber und Erholungssuchende durchstreifen diese Gebiete, oft mit Fernrohr und Feldstecher, immer aber mit Fotoapparat bzw. Mobiltelefon ausgerüstet und somit perfekt vorbereitet, um tieffliegende Flugzeuge zu dokumentieren. Das scheinbar antriebslose und somit fast geräuschlose Flugzeug wird häufig erst bemerkt, wenn der Motor der Maschine 30 Meter über Grund zügig seinen Lärmpegel erhöht und der Flieger in einen Steigflug übergeht – mit mitunter dramatischem Resultat bei Tierwelt und Naturliebhabern. Dass solche Manöver bei Letzteren Kopfschütteln auslösen und das Verständnis für die Leichtaviatik nicht gerade fördern, ist naheliegend.
Rücksichtnahme erforderlich
Nicht nur ist das Verständnis für das Wohl der Tiere gestiegen, sondern der Lebens-Raum für Wildtiere wurde in den letzten Jahrzehnten in Mitteleuropa stark eingeschränkt und die wenigen Überbleibsel, in denen Tiere weitgehend ungestört von menschlichen Aktivitäten leben, stehen zunehmend unter Druck. Dieser Druck soll durch die Leichtaviatik nicht zusätzlich erhöht werden. Eine Rücksichtnahme
unsererseits ist wichtig, richtig und eine Selbstverständlichkeit. Flugzeuglärm wird am Boden nicht immer als Musik empfunden.
Deshalb achten Pilotinnen und Piloten meist sehr bewusst darauf, lärmempfindliche Gebiete zu umfliegen oder allenfalls mit reduzierter Leistung oder in rücksichtsvoller Höhe zu überfliegen. Dies ist bzw. sollte in der Ausbildung von angehenden Motor- und Helikopterpilotinnen und -piloten ein wichtiger Aspekt sein. Grössere Naturschutz-Gebiete sind oftmals bekannt und erfahren die gebührende Rücksichtnahme unsererseits, kleinere Gebiete sind uns oftmals weniger geläufig und ein tiefer – wenn auch legaler – Überflug während einer Notlandeübung stört nicht nur Tiere, sondern auch ihre Beobachter, was zu heftiger (und oft berechtigter) Kritik führen kann. Da heute jedermann eine Kamera mit sich trägt, ist ein Beweisfoto zudem rasch erstellt. Dass wir dies vermeiden wollen, ist selbstverständlich. Glücklicherweise stehen den Fluglehrerinnen und Fluglehrern – und nur mit diesen ist eine Notlandeübung bis knapp über dem Terrain erlaubt – verschiedene Informationsmöglichkeiten zur Verfügung.
SAFETY TIP NoLA – Übungen planen
Es ist sinnvoll, Notlandeübungen in unserer dichtbesiedelten Landschaft vorgängig zu planen. Intensiv durch die Landwirtschaft genutzte Felder und Wiesen stehen uns zuhauf zur Verfügung. Für eine sinnvolle Planung verfügen wir in der Schweiz glücklicherweise über zahlreiche gratis erhältliche Online-Karten. Am besten öffnet man die «map.geo. admin»-Anwendung. Rasch lassen sich zusätzlich folgende Karten hinzufügen:
- Luftfahrtkarte ICAO
- Segelflugkarte
- Einschränkungen für Drohnen
- Moorlandschaften AuLaV
- Übrige Schutzgebiete AuLaV
- Luftfahrthindernisse
- Letzte Hindernisänderungen.
Die Karten können als Gesamtpaket auf dem Computer gespeichert werden und stehen so jederzeit für die Planung zur Verfügung. Der Link zum Geoportal des Bundes – Bereich Luftfahrt führt direkt zu allen Luftfahrtrelevanten Karten. In der Navigationsapp «Airnavigation Pro» von Xample sind die Naturschutzgebiete ebenfalls abrufbar, allerdings sind sie unter der Rubrik Lufträume im Menu Kartenoptionen etwas versteckt. Und auch in der swisstopo-App können Luftfahrthindernisse und Schutz-Gebiete aufgerufen werden. Diese Optionen erlauben es, auch im Flugzeug die sensiblen Gebiete im Blick zu haben. Diese Karten geben uns einen guten Überblick, wo wir Notlandeübungen durchführen können, ohne mit Hindernissen zu kollidieren oder empfindliche Tiere (oder deren Beobachter) aufzuscheuchen. Übrigens: In Deutschland sind Notlandeübungen ohne Spezialbewilligung auch mit Fluglehrer nur bis auf eine Höhe von 500 Fuss erlaubt. Auch die übrigen Länder haben jeweils spezifische Regelungen. Eine sorgfältige Abklärung vor dem Ausführen einer Notlandeübung im Ausland ist daher zwingend. Quelle: ‚mfvs.ch‚.