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Bei der Anflug-Einteilung verschätzt

Flugverlauf
Nach einer Pause von 30 Minuten startete der Pilot am 12. Juni 2021 um 15:34 Uhr mit dem zweisitzigen Hochleistungssegelflugzeug Arcus T, eingetragen als HB-2486, zum dritten Passagierflug. Der Flugweg führte über Moutier, Weissenstein, Erschwil und Röschenz zurück nach Dittingen. Dort kreiste der Pilot während rund 5 Minuten und wurde dabei um 2 km nach Osten versetzt, wobei das Flugzeug rund 50 m an Höhe gewann (vgl. Abbildung 1, Position A bis Position B). Um 17:07 Uhr kreuzte die HB-2486 den Endanflug der Piste 29 in 1052 m/M bzw. rund 500 m über der Pistenschwelle 29 Richtung Norden (vgl. Abbildung 1, Position C). In einer langgezogenen Linkskurve überflog der Pilot die Ortschaft Dittingen und ging direkt in den linken Gegenanflug der Piste 29 über (vgl. Abbildung 1, Position D).

Abbildung 1: Anflug der HB-2486 auf die Piste 29 des Flugfeldes Dittingen ungefähr 10 Minuten vor dem Aufprall mit Angabe der wahren Fluggeschwindigkeit (True Air Speed – TAS) sowie der kompensierten Nettosinkgeschwindigkeit (compensated variometer vertical speed – VAT). Quelle der Basiskarte: Bundesamt für Landestopographie.

Während des gesamten weiteren Anfluges blieb die wahre Fluggeschwindigkeit annähernd konstant bei rund 125 km/h, die Nettosinkgeschwindigkeit verringerte sich vom Maximalwert von 7.6 m/s bei Position D (vgl. Abbildung 1) bis auf rund 3.0 m/s im Endanflug. Das Eindrehen in den Queranflug erfolgte rund 100 m weiter entfernt von der Pistenschwelle als bei den Anflügen der vorhergehenden zwei Thermikflügen. Um 17:10 Uhr kollidierte das Segelflugzeug mit der steilen Böschung rund 100 m vor der Pistenschwelle 29. Die beiden Insassen konnten sich selbständig aus dem Wrack befreien. Sie wurden in einem nahegelegenen Spital untersucht und konnten dieses am selben Tag wieder verlassen. Das Segelflugzeug HB-2486 wurde schwer beschädigt.

Angaben zum Flugfeld Dittingen
Auf dem Flugfeld Dittingen kann aufgrund der Topographie nur in Richtung der Piste 29 gelandet und nur in der Gegenrichtung gestartet werden. Das Gelände steigt zwischen Anfang der Piste 29 bis zum Pistenende um 23 m an. Wenn nachfolgend ein weiterer Start geplant ist, werden in Dittingen mit Segelflugzeugen üblicherweise lange Landungen ausgeführt, um möglichst nahe bei der höher gelegenen Startposition der Piste 11 zum Stillstand zu kommen. Bei den ersten beiden Anflügen setzte der Pilot das Segelflugzeug jeweils erst mehr als 300 m nach der Pistenschwelle 29 auf. Die beiden Landungen erfolgten ohne besondere Vorkommnisse.

Technische Untersuchung
Aufgrund der Untersuchung am Wrack wurden keine technischen Mängel an den Steuer-Elementen festgestellt. Sämtliche Beschädigungen lassen sich auf den Aufprall und die nachfolgende Bergung zurückführen. Die Flugdaten aus dem Segelflugrechner während des Anfluges und bis zum Aufprall zeigen, dass die Steuerung und die Bremsklappen zum Zeitpunkt des Unfalls funktioniert haben. Die Wölbklappen wurden in der Endlage des Wracks auf Position «-2» vorgefunden.

Betriebliche Aspekte
Beim Kreisen während rund 5 Minuten vor dem Landeanflug war aufgrund des Versetzens des Segelflugzeuges nach Osten (vgl. Abbildung 1) einfach erkennbar, dass die Windgeschwindigkeit gegenüber den beiden vorherigen Anflügen zugenommen hatte. Es ist nicht nachvollziehbar, weshalb der Pilot nach dem Kreisen in Flugplatznähe vor dem Einflug in den Gegenanflug noch einen unüblich weiten Bogen über die Ortschaft Dittingen flog. Zum Zeitpunkt 17:08:45 Uhr, bei Beginn des Gegenanfluges (vgl. Abbildung 1, Position D), betrug die Nettosinkgeschwindigkeit der HB-2486 7.6 m/s bei einer wahren Fluggeschwindigkeit (True Air Speed – TAS) von rund 120 km/h. Diese hohe Sinkrate lässt sich nicht durch rein äussere Einflüsse erklären, da die HB-2486 an ähnlicher Position kurz vorher rund 50 m gestiegen war, sondern muss durch Betätigen der Bremsklappen verursacht worden sein. Im Gegenanflug, querab der Pistenschwelle 29, befand sich die Arcus T in einer Flughöhe von rund 200 m über dem Aufsetzpunkt. Aus dieser Position wäre eine erfolgreiche Landung problemlos möglich gewesen.

Es ist nicht nachvollziehbar, weshalb der Pilot unter den gegebenen Umständen im Gegenanflug die Bremsklappen betätigte und einen weiten und tiefen Anflug durchführte. Dabei erkannte er nicht, dass er bei den herrschenden Windverhältnissen deutlich zu tief in den Queranflug eindrehte.

Schlussfolgerungen
Basierend auf der Analyse der Flugdaten und der technischen Untersuchung des Wracks können technische Mängel beim Segelflugzeug HB-2486 ausgeschlossen werden. Der Unfall ist damit darauf zurückzuführen, dass der Pilot den Anflug unter Missachtung der segelfliegerischen Grundsätze und nicht sicherheitsbewusst einteilte, so dass es zu einem Aufprall des Flugzeuges vor der Piste kam. Quelle und vollständiger Bericht: ‚SUST, Schweizerische Sicherheitsuntersuchungsstelle‚.

Halterinfo für Duo Discus T, Arcus T, Nimbus-4DT

Im Sommer brach in der Schweiz bei einem Arcus T während des Anlassvorgangs des Motors die Propellerachse und der Propeller löste sich komplett vom Triebwerk. Der Motor Solo 2350D wies zu diesem Zeitpunkt 72 Betriebsstunden auf. Der Vorfall wird von der Schweizerischen Sicherheitsuntersuchungsstelle (SUST) untersucht. Ein vorläufiger Untersuchungsbericht liegt inzwischen vor (nicht zur Veröffentlichung).
Von der Firma Solo werden derzeit in Zusammenarbeit mit dem Luftfahrtbundesamt und der EASA Korrekturmaßnahmen entwickelt.

Wir empfehlen deshalb für alle betroffenen Muster und Baureihen mit dem Triebwerk Solo 2350D, bei denen die Propellerachse eine Betriebszeit von 30 Motorlaufstunden oder mehr aufweist, bis auf weiteres auf den Betrieb des Motors zu verzichten. Betroffen sind alle Duo Discus T und Arcus T. Zusätzlich kommen noch Nimbus-4DT ab Werk-Nr. 10 hinzu. Quelle: ‚Schempp-Hirth‚.

Propeller verloren

Ein vom Flugplatz Schänis aus gestartetes Segelflugzeug mit Hilfsmotor verliert während des Flugs den Propeller. Die Schweizerische Sicherheitsuntersuchungsstelle (Sust) stuft den Vorfall als schwer ein.

Es herrscht bestes Flugwetter, als am Montagnachmittag des vergangenen 19. Juli ein Segelflugzeug mit Hilfsmotor mit der Immatrikulation HB-2467 vom Flugplatz Schänis abhebt. Am Steuerknüppel sitzt ein erfahrener 57-jähriger Schweizer Pilot. Das Flugzeug ist ein Zweiplätzer. Der Flieger hängt an der Schleppwinde eines Motorflugzeugs. Nachdem er die nötige Höhe erreicht hat, um mit Aufwinden ohne Motorhilfe weiter steigen zu können, wird das Seil ausgeklinkt. Im Verlaufe des weiteren Flugs startet der Pilot den Hilfsmotor, der sich oben am Segler befindet und der ausgeklappt werden kann. Während des Anlassvorgangs löst sich plötzlich der Propeller vom Motor und fällt in die Tiefe. Er schlägt im Raum Kaltbrunn/Benken im Riet auf. Trotz des Vorfalls, der sich um 17 Uhr ereignet hatte, kann der Pilot das Segelflugzeug anschliessend sicher auf dem Flugplatz Schänis landen. Dies geht aus einem Bericht der Schweizerischen Sicherheitsuntersuchungsstelle (Sust) vom 11. August hervor. Sie hat zum verloren gegangenen Propeller eine Untersuchung eröffnet. Das Ergebnis steht noch aus. Die Sust spricht jedoch von einem «schweren Vorfall».

Bewohntes Gebiet meiden
Ein Fluglehrer des Flugplatzes Schänis, der nicht namentlich genannt werden will, sagt dazu: «Grundsätzlich gilt jeder Flugabbruch als schwerer Vorfall, auch wenn die Pilotin oder der Pilot sicher zum Flugplatz zurückkehren kann.» Der Fluglehrer gibt stellvertretend für den betroffenen Piloten Auskunft. Aber ein Propeller, der einfach so vom Himmel fliegt, der hätte ja Menschen, Tiere, Häuser oder Fahrzeuge treffen können. Der Fluglehrer verneint. Bewohntes Gebiet werde prinzipiell gemieden. Dies, um die Emissionen für Bewohnerinnen und Bewohner möglichst gering zu halten. Die Pilotinnen und Piloten des Flugplatzes Schänis würden in ihrer Ausbildung darauf sensibilisiert, Rücksicht zu nehmen.

Der abgestürzte Propeller ist aus Glasfasern hergestellt und wiegt zwei bis drei Kilogramm. Im Vergleich dazu seien Eisklötze aus grossen Passagiermaschinen viel grösser und würden einiges häufiger vom Himmel fallen, gibt der Fluglehrer zu bedenken.

Nicht voraussehbar
Wie lange der Pilot in der Luft war, welche Route er genau geflogen ist und ob er allein oder zu zweit unterwegs war, kann der Fluglehrer nicht sagen. Auch nicht, weshalb der Pilot den Hilfsmotor startete. Immerhin ging der Absturz des Propellers glimpflich aus. Gemäss Sust wurde niemand verletzt. Das Segelflugzeug wurde beim Unfall leicht beschädigt und es sei nur geringer Landschaden entstanden. Der Vorfall wird auf dem Flugplatz Schänis auch intern untersucht. Über den Grund, weshalb der Propeller vom Motor abgefallen war, kann laut dem Fluglehrer nur spekuliert werden. Es deute aber alles auf eine technische Ursache hin. Vor und während des Flugs seien am Segelflugzeug keine Probleme festgestellt worden, sagt der Fluglehrer. «Zudem hätte der Pilot keinerlei Möglichkeit gehabt, den Verlust des Propellers vorauszusehen oder zu verhindern.»

Vorerst stillgelegt
Das betroffene Flugzeug ist neun Jahre alt, kostet gegen 200 000 Franken und gehört der auf dem Flugplatz Schänis beheimateten Segelfluggruppe Lägern. Die neun Jahre seien noch kein Alter für ein Segelflugzeug, sagt der Fluglehrer weiter. Segelflugzeuge könnten gut und gerne 50 bis 60 Jahre in der Luft sein. Die Wartungsarbeiten erfolgten in Schänis gemäss Herstellervorgaben in sehr kurzen Abständen. Nach jeweils 25 Betriebsstunden würden die Motoren kontrolliert. Gebaut hat das Segelflugzeug die Schempp-Hirth in Kirchheim unter Teck in Deutschland. Dort steht der vorerst stillgelegte Flieger aktuell in einem Hangar, wo er vom Hersteller und in Zusammenarbeit mit der europäischen Luftfahrtbehörde untersucht wird. Besonders interessant macht den Fall des losgelösten Propellers, dass es sich dabei um den ersten bekannten Vorfall dieser Art überhaupt in ganz Europa handelt, wie der Fluglehrer erklärt. Damit sich ein solcher nicht wiederhole, gehe es nun darum, die mögliche Ursache zu finden und zu beheben. Quelle: ‚Südostschweiz‚.

SFC Betzdorf: zukunftsfähiger Flugplatz, moderne Flugzeuge

Sicherer, leiser, wirtschaftlicher und komfortabler – das sind die Ziele, die sich der Segelflugclub Betzdorf-Kirchen anlässlich seiner Jahreshauptversammlung für die nächsten Jahre gesetzt hat. In seinem Jahresbericht informierte Vorsitzender Armin Brast daher ausführlich über die beschlossene „Runderneuerung“ des Flugzeugparks und den Fortschritt der Arbeiten zur Flugplatzmodernisierung. So hat der Verein für beide Sparten, Segelflug und Motorflug, die Anschaffung moderner Hochleistungsflugzeuge entschieden. Für die Segelflieger wird ein neuer Doppelsitzer vom Typ Arcus-T angeschafft, der den Mitgliedern wieder die Möglichkeit gibt, auf Meisterschaften mit einem wettbewerbsfähigen Flugzeug anzutreten. Der neue Flieger mit 20 m Spannweite und einem ausklappbaren Hilfstriebwerk kann bei ruhiger Luft aus einer Höhe von 1 km über 50 km weit gleiten. Mehr Informationen im Originalbericht des ‚ak-kurier.de‚.

Andi in der Thermik

Unterwegs mit meinem neuen Flugzeugpartner Andi Hirlinger
in der Bilderbuch-Thermik über den Ostalpen.

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Manchmal hat man mit dem Segelflugwetter einfach Glück und erwischt ohne grosse Wetter-Analysen auch mal einen Bilderbuch-Thermik-Tag mit ebenso runden wie anständig tragenden Aufwinden, wenig Wind und einer unglaublichen Fernsicht im gleissend hellen Frühlings-Licht über den noch tief verschneiten Alpen.

So einen Tag haben wir am Freitag, 11. April 2014 erwischt. Am Vortag war ich noch mit Martial Moret und Simon Waddell aus Bex den ganzen Tag im Arcus M auf einer Typen-Einweisung unterwegs und die letzte, etwas längere Platzrunde in die Glarner Alpen war mit starken Aufwinden von über 4 m/sec. durchsetzt (das Vario ist nicht defekt, Sauerstoffmangel kann es auch nicht gewesen sein). Nach so starker Abendthermik müsste es am anderen Tag ohne Veränderung der Luftmasse ja auch gut fliegbar sein. Mehr habe ich mir zur Flugvorbereitung am kommenden Morgen eigentlich nicht überlegt.

Go, Andi, go…
Da Andi Erfahrung im Umgang mit Wölbklappen-Fliegern gewinnen will, können wir heute einen der luxuriösen Arcus T der SG Lägern benutzen. Wir haben ein einfaches Ziel: schnell und möglichst weit im guten Wetter fliegen. Das hat zur Folge, dass ich meinen neuen Partner vom hinteren Sitz aus anfangs etwas pushe und sicher für etwas Stress bei den Entscheidungen sorge. Eine Vorfluggeschwindigkeit unter 130 km/h ist eigentlich verboten. Und wir einigen uns auf einen Mac Cready-Wert von 1.0 m/sec. für die erste Phase des Fluges. Steigen soll nur ausgekreist werden, wenn es stärker als 2 m/sec. ist. Nicht schlecht für den Anfang – die äusseren Bedingungen lassen das heute aber auch zu – zuviel Kreisen wäre bei den starken Verhältnissen vergeudete Zeit. Wir kommen auf der Standard-Route nach Osten zuverlässig und im komfortabelsten oberen Höhenband zwischen 2’500 und 3’000 M.ü.M. voran wie ein Schweizer Postauto. Wibke Apholt begleitet uns in einer ASG-29 der SG Lägern bis hinaus nach Landeck. Sie steuert die schnelle 18-Meter-Maschine akkurat mit feiner Zahnärztinnen-Hand durch die starke Thermik.

Baumschulen – meine Lieblinge.
Was sich auch deutlich zeigt, sind die Vorteile der sogenannten ‚Baumschulen’. Andi wird’s kaum mehr hören können, aber über dem lockeren Baumbestand steigen aus den trockenen Wäldern im Frühling einfach die stärksten Aufwinde nach oben. Die warme Luft sammelt sich in den lockeren, geschützten Baumbeständen, bis bei der heutigen Labilität eine ausreichende Menge mit enormer Kraft wegsteigt. Es ist eine Freude, darüber einzudrehen, einen Augenblick zu warten, um mit einem kräftigen Ruderschlag den Arcus in eine stabile Kurve zu drehen, um gleich beim ersten Kreis rundherum Steigen auf dem Vario zu haben – und danach bei einer satten Querlage nur noch am Knüppel das Steigen wegziehen zu können.

Nur Masochisten fliegen weiter ostwärts.
Über dem Parseier machen wir in einem starken Aufwind eine kleine strategische Auslegeordnung. Dem Inntal nach Osten zu folgen, ist zwar möglich, die Luftfeuchtigkeit aber deutlich höher, die auseinanderlaufende Wolkenbasis sinkt deutlich unter die Kreten. Da muss man heute hinfliegen wollen.

In alle anderen Himmelsrichtungen ist die Segelflug-Optik villschüüner. Trotz des vielen Schnees in den Alpen präsentiert Petrus heute einen paradiesischen Segelflieger-Himmel. Da wollen wir ausnahmsweise heute hin und reisen wie ein Motorflugzeug zum Reschenpass (da haben die Landschaftsgärtner auf der Ostseite gleich mehrere Baumschul-Plantagen angelegt) und von da zügig weiter bis an den Ortler. Die Aufwinde, die hier bis etwa 3’400 M.ü.M. reichen, sind wunderbar, zuverlässig und stark. Allerdings laufen die Wolken hinter uns etwas auseinander und bedecken aus der Distanz betrachtet mehr als die Hälfte der Erdoberfläche mit Schatten.

Eine Idee, die wir kurz diskutieren, ist, den Ortler auf der Südostseite zu umrunden, um via Santa Caterina und Bormio sowie das Veltlin im leichten Nordwind auf der Alpensüdseite schnell westwärts voran zu kommen. Beim Sprung auf die Südseite reisst man allerdings immer ‚eine Brücke’ nieder, manchmal ist es nur mit Schwierigkeiten möglich, gegen den leichten Nordwind und mit dem vielen Schnee die lange Strecke über dem Hauptalpenkamm beispielsweise über den Splügenpass wieder zurück auf die Nordseite zu kommen. Meistens endet das Abenteuer tief in einem verschneiten Hochalpental und man kämpft sich knapp über Boden in engen Aufwinden wieder auf vernünftige Arbeitshöhen hinauf. Eigentlich will ich heute aber keine Tiefflug-Übungen veranstalten, sondern lieber den Flug sicher, komfortabel und stressfrei gestalten. Das Veltlin läuft uns ja wahrscheinlich vorläufig noch nicht weg.

Regionalzug statt Express-Lift.
Bei Trafoi und im Tal von Sulden auf der Ostseite des tief verschneiten Ortlers stellen wir fest, dass der hier noch weit in die Täler liegende Schnee die Thermik halbiert, wenn nicht sogar drittelt. Den Aufwinden fehlt im Vergleich zu den vorherigen im Vinschgau die Kraft, sie tragen zwar grossflächig ein wenig, aber man muss Geduld haben, um entscheidend Höhe zu gewinnen. Eigentlich hätten wir besser über dem Vinschgau jeden Meter im Express-Lift nach oben mitgenommen, statt hier im Regionalzug mitzubummeln. Da wir eigentlich auch noch einen Blick auf Andermatt oder möglicherweise sogar ins Wallis werfen wollen, wählen wir die einfachere Variante und legen den weiteren Weg durch das Münstertal und den Nationalpark. Immerhin eine der schönsten Gegenden Europas. Und die Region feiert dieses Jahr das 100-Jahr-Jubiläum des grössten und schönsten Schweizer Naturschutzgebietes.

Schnee bremst.
Sobald wir wieder über den aperen Tälern sind, klettern die Steigwerte wieder auf sattere Werte. Rasch passieren wir das Engadin und reisen komfortabel via Davos ins Vorderrheintal. Bis hinauf nach Sedrun bleiben die Aufwinde stark, je näher wir dem Oberalp kommen, umso schwächer wird das Steigen, obwohl noch immer schöne satte Cumuli am Himmel hängen. Ich habe auf dem hinteren Sitz gut reden: ohne selber zu knüppeln, spürt man die immer schwächer werdende Thermik halt auch nur per ‚Fernbedienung’. Letztlich kann ich unter der letzen Wolke über Sedrun und vor einem 40-km-Loch bis an die Furka auch nicht mehr Steigen herauspressen als Andi, obwohl ich alle Füdlebagge zusammenklemme und alles durchprobiere.

So entschliessen wir uns für einen gemütlichen Heimflug durch das Reusstal, Schächental, via die Mythen und den Zugerberg nach Schänis. Dort bewundern wir aus komfortabler Endanflughöhe einen 15-Meter-Segler tief über Zug, später auch noch tief über dem Zugerberg. Noch später schleicht er den Hängen nach an den Rossberg. Es ist Martin Bühlmann, der da den Voralpen entlang aus den Fribourger Voralpen zurück nach Schänis fliegt und hier mit seiner ausgezeichneten Thermik-Nase den entscheidenden abendlichen Aufwind für den sorglosen Heimflug nach Schänis aufspürt.

Ein wunderbarer und unerwartet guter Segelflugtag geht damit zu Ende. Das war ein geschenkter Super-Frühlings-Flugtag!

Link zu den OLC-Flugdaten.
Link zur Foto-Galerie.

Frühlingsflug mit Sarah

Heute haben wir die Gelegenheit gepackt und haben mit unserem tollsten Flieger, dem Arcus T, in der feucht-labilen Frühlingsluft einen UHU-Flug gemacht (ums Huus ummä). Der Arcus hat uns den bekannten Bündner Skistationen entlang ins Prättigau entführt, dann über Arosa nach Laax und durch’s einheimische Glarnerland im weiten Bogen über die Voralpen nach Zug zurück nach Schänis.

Ist zwar ungenauer als ein Logger, beruhigt meine Familie aber trotzdem: der Spot-Tracker. Damit weiss meine Brigitte immer, wo ich bin 🙂

Starke Frühjahrs-Thermik.

Den besten Aufwind haben sie heute am Vilan und im Schlappintal bei Klosters hinmontiert. Da war entweder das Vario defekt oder es ist wirklich mit 5 m/sec. gestiegen. Also wie auch immer – es war ein herrlicher Erstflug dieses Jahr an Bord eines tollen Flugzeuges und in knackiger Frühlingsluft.

Wie es Sarah (unsere älteste Tochter) ergangen ist, berichtet sie gleich selber:

Erlebnistag ‚Segelfliegen‘

Am vergangenen Samstag fand ein Erlebnistag für Swisscom auf dem Segelflugplatz in Schänis statt. Die Besucher haben dabei Gelegenheit, einmal selber ein Segelflugzeug zu steuern.

Am Rande der Zürcher Flugbeschränkungsgebiete und am Tor zu den Alpen befindet sich eines der grössten Schweizer Segelflug-Zentren, der Segelflugplatz Schänis. Pünktlich um neun Uhr treffen sich die Piloten zum Briefing. Es werden die Sicherheitspunkte nochmals durchgecheckt, die Wetterlage besprochen und die Segelflieger an Piloten und Fluglehrer verteilt. Für Schänis Soaring sind mehr als 30 ehrenamtliche Segelfluglehrer tätig.

Komplettes Programm

Beat Straub, Peter Schmid und Ernst Willi führen die Besucher des Erlebnistages in die Faszination des Segelfliegens ein. Es folgt ein kleiner Theorieteil, danach dürfen die Besucher selber miterleben, was es heisst, vom Winde getragen zu werden. Beat Straub, der seit über zwanzig Jahren im Flugbetrieb mit dabei ist, begeistert die Besucher mit eindrücklichen Bildern des Segelfliegens. „Segelfliegen ist ein faszinierendes Gefühl, welches durch kein anderes ersetzbar ist. Beim Segelfliegen herrscht volle Konzentration und das bis zu zehn Stunden lang. Jeder kleinste Fehler könnte fatale Konsequenzen haben“. Sicherheit und Fliegen sind das A und O des Flugplatzes Schänis. Früh am Morgen werden zuerst alle Sicherheitsvorkehrungen getroffen, bis die ersten Segelflugzeuge durch die Schleppflugzeuge in die Lüfte befördert werden.

Hoch hinaus mit dem Arcus T

Mit dem neuesten Doppelsitzer-Segelflieger, Arcus T fliegt mich mein Vater, Ernst Willi, durch die feucht-labile Frühlingsluft bis ins Prättigau. Von dort nach Arosa weiter zum nächsten bekannten Ski-Ort Laax, über den Vorab-Gletscher zurück ins Glarnerland und mit einem grossen Bogen über die Voralpen nach Zug und retour nach Schänis. Skitourenfahrer, Gleitschirmflieger, Bussarde und die Felswände scheinen den Flieger fast unmittelbar zu berühren. Ernst Willi sucht geschickt den Aufwind unter den Cumuluswölkchen und steigt mit 4 m/s mit eleganten Drehbewegungen himmelaufwärts. „Schaue nicht ins Flugzeug-Innere, orientiere dich am Horizont, dann kann dir nicht schlecht werden“, betont er. Nach zwei Stunden landen wir sorgfältig und präzis wieder auf dem Flugplatz.

Segelfliegen als Lebenseinstellung

Segelfliegen ist für Ernst Willi mehr als nur ein Hobby. Er beschreibt es als seine Lebenseinstellung. Beim Segelfliegen benötige man Konzentration und Genauigkeit. Das Spannende am Segelfliegen sei, dass jedes Mal alles wieder auf Null stehe. Man könne sich nicht auf seine Erfahrung verlassen, sondern müsse sich immer wieder bewusst sein, sich neu auf den nächsten Flug einzustellen.

(Sarah Willi)