Text: Stephanie Keller
Wenn die Saison noch nicht einmal zur Hälfte vorbei ist und du schon gleich zwei Tausender geflogen bist – dann darf man sagen: Es läuft! Für Nachwuchspilot Noah Lichter ist 2025 ein Jahr der Superlative. Mit dem OLC-Discus 2cT, sammelt er nicht nur Kilometer, sondern vor allem Erfahrungen, Aha-Momente und jede Menge Sekt-Duschen.

März-Wunder und Thermik wie in Namibia
Zu den eindrucksvollsten Flügen zählt für Noah der 17. März: 794 Kilometer rein thermisch im kalendarischen Winter und im Flachland. Möglich wurde das durch ein außergewöhnliches Zusammenspiel meteorologischer Faktoren, das selbst erfahrene Experten ins Staunen versetzte. Meteorologe Bernd Goretzki analysierte den Tag in einem spannenden OLC-Kommentar zusammengefasst so: Eine starke Kaltfront überquerte Ostdeutschland und Polen nach Mitternacht mit Wolken. Das verhinderte die Ausbildung einer nächtlichen Inversion. Schon zum Sonnenaufgang herrschte ungehinderte Einstrahlung, die eingeflossene Luftmasse war extrem kalt und staubtrocken, direkt aus polaren Breiten – und auch in der Höhe so kühl, dass die Schichtung annähernd trockenadiabatisch bis in rund 3’000 Meter reichte. Zusätzlich strömte den ganzen Tag über weiter kalte Höhenluft nach, die den Effekt nochmals verstärkte. Der Nordwind war perfekt: stark genug für eine Kaltfront, aber nicht zu stark, um die Thermik zu stören.
„Die Steigwerte brauchten sich hinter denen in Namibia nicht zu verstecken“, fasst Topmeteo-Meteorologe Bernd Goretzki in seinem Kommentar zusammen. Und: „Solche Bedingungen Mitte März sind extrem selten – aber die Wetterlage war frühzeitig erkennbar.“ Noah nutzte sie perfekt: 794 Kilometer, ohne Wasserballast, bei minus 15 Grad. „Der erste Schenkel hätte vielleicht weiter nach Südwesten gehen sollen, und in Polen habe ich einmal ordentlich abgesessen – aber sonst lief es am Schnürchen“, resümiert er. Und grinst: „War gar nicht mal so schlecht heute.“
Der erste Tausender aus Eferding
Der 12. Mai 2025 wird für Noah unvergesslich bleiben – sein erster Tausender! Auf diesen Moment hatte er lange hingearbeitet, und dass es dann auch noch der weiteste Flug überhaupt von Eferding aus wurde, sorgte für doppelte Freude. Am Boden wurde er mit Sekt empfangen – ein Empfang, wie man ihn sich für so einen Meilenstein nur wünschen kann.
Dabei begann der Tag alles andere als easy. Mit den ersten Flusen stürzt er sich ins Getümmel und arbeitet sich langsam unter den ersten Wölkchen hoch. Der Plan war, Richtung Tschechien zu fliegen, denn dort sollte sich laut Prognose zuerst gute Thermik entwickeln. Tatsächlich war es dann aber der Bayerische Wald, der als erstes zündete. Noah entschied sich trotzdem, die tschechische Ebene anzusteuern – quer durchs Blaue. Ein Feuchteband lag noch über dem Land, was die Thermik unterdrückte, und die erste brauchbare Wolke stand ausgerechnet in der TMA von České Budějovice. Dank Freigabe konnte er dort den rettenden Bart ziehen, sonst wäre es wohl der Motor geworden.
Und dann kam die Belohnung: Tschechien brannte. Zwei Stunden mit einem 145er Schnitt –und einem Grinsen im Cockpit. Der Rückflug auf gleichem Weg verlief nur minimal langsamer. Dann die große Frage: Wie weiterfliegen? Dank wertvoller Tipps von Johannes während des Fluges entschied sich Noah, auf den Bayerischen Wald in Angriff zu nehmen. Der Einstieg war nicht einfach, die Optik schräg, aber unter abgeschatteten Bereichen konnte er noch 2,5 m/s kurbeln und den Flug nach Norden verlängern. Am Ende hat es nicht für ein Dreieck gereicht – aber wen kümmert’s beim ersten Tausender?
1’101 Kilometer, einmal Ostsee und zurück
Das absolute Highlight? Wie noch mehr? Ja das geht. 1’101 Kilometer am 20. Juni. Möglich machte das die lange Tageslicht-Phase, gepaart mit einer starken Luftmasse über Polen. Schon früh am Morgen standen markante Wolken in Richtung Südosten – ein klares Signal, dass viel gehen würde. Die Basis war anfangs verhalten, stieg aber in Polen deutlich an.
Die Wolkenstraßen leiteten ihn nach Pila. Dort angekommen standen Ausbreitungen am Himmel und bald 500 Kilometer auf der Uhr. Der gedrehten Windrichtung folgend fliegt Noah nach Pasewalk. „Das erste Mal, dass ich die Ostsee gesehen habe.“ Auf dem Rückweg Richtung Süden wurde die Luft zunehmend trockener, die Thermik schwächer. Die letzten Aufwinde musste er im Blau suchen. Am Kraftwerk Spremberg fand sich dann noch eine Fluse, die ihn auf 2’000 Meter hob – genug, um ins Ziel zu gleiten. Wieder landet er, wieder wartet Sekt. „Das war einfach verrückt.“
Reifen im Discus
Besonders viel gelernt hat Noah in Prievidza. Als Flachlandtiroler erlebte er dort Aha-Momente: etwa, dass sich die Thermik abends ins höhere Gelände zurückzieht – und man 60 Kilometern Endanflug durch tote Luft gleiten kann. Solche Bedingungen kennt man im Flachland nicht. Auch taktisch ist er reifer geworden: nicht ständig tief gehen, das spart Motorstarts und Nerven.
„Der Flieger ist einfach klasse“, sagt Noah über seinen OLC-Discus. „Super wendig, mit Wasser geht’s gut vorwärts, und der Turbo ist Gold wert – gerade beim Probieren.“ Nach einem kurzen Urlaub auf dem Klippeneck steht die Deutsche Meisterschaft Junioren in Musbach auf dem Plan. Im August hofft er auf einen weiteren Wandersegelflug, vielleicht sogar seinen Traumflug von Reinsdorf nach Südfrankreich und zurück.






