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Wo die Hildener fliegen lernten

Auch wenn es der Name nahe legt: Der Kesselsweier hat nichts mit einem „Weiher“ zu tun. Der alte Gutshof wurde lange von Segelfliegern genutzt. Heute ist er ein Denkmal und liegt mitten in einem besonders wertvollen Naturschutzgebiet. Das Areal wurde viele Jahre als Segelflugplatz genutzt. 2008 musste der Flugbetrieb eingestellt werden, weil die Start- und Landebahn zugewachsen war. Der Hildener Stadtrat war nicht bereit, für eine Verlängerung der Betriebserlaubnis rund 2000 Bäume zu opfern. Ein Unternehmer kaufte Gut Kesselsweier und ließ es unter Denkmalschutz stellen. Die historischen Gutsanlage existiert bereits seit mindestens 1590. 1927 wird der Verein Segel- und Motorflug Hilden gegründet. 1970 schließen sich die Luftsportgruppe Hilden und der Luftsportclub Haan zur LSG Kesselsweier Hilden-Haan zusammen. Die Flugplatzfeste am Kesselsweier waren legendär und zogen jedes Jahr zehntausende Besucher an. Zum 1. Januar 2013 schließt sich die LSG Kesselsweier der LSG Erbslöh in Langenfeld an.

Das 15 Hektar große Areal gehört der Stadt Hilden. Der Kesselsweier ist seit 1984 Landschaftsschutzgebiet. Es grenzt an zwei Naturschutzgebiete (Spörkelnbruch und Hildener Stadtwald). „Die ökologische Wertigkeit ist sehr hoch“, sagt die Untere Landschaftsbehörde des Kreises: „So etwas gibt es sonst nirgendwo im Kreis Mettmann.“ Deshalb trat die Untere Landschaftsbehörde mit dem Wunsch an die Stadt Hilden heran, das ehemalige Flugplatzgelände doch zu einem Biotop für seltene Tiere und Pflanzen zu entwickeln. Quelle: ‚RP-online‚.

Segelfluggeschichte wieder in der Luft

Bis Ende der 1940er Jahre erfolgte die Ausbildung von Segelflugschülern auf sogenannten Schulgleitern. Die Flugschüler mussten dafür eine gehörige Portion Mut aufbringen. Ein solcher Schulgleiter lagerte in der Folge während Jahrzehnten unbeachtet in einem Keller – bis ihn die Schweizer Stiftung Segel-Flug-Geschichte dort herausholte. Der pensionierte Werner Roth – ein gelernter Schreiner und leidenschaftlicher Segelflugpilot, der in seinem Leben bereits mehrere historische Segelflugzeuge restauriert hat – und einige seiner Kollegen beginnen am 16. Oktober 2011 in Weinfelden mit der umfassenden Restauration des AeCS-Zöglings. Der Aeroclub der Schweiz unterstützt das Projekt mit einem Beitrag aus seinem Aviatikfonds. Das Verkehrshaus der Schweiz stellt aus seinem Fundus das fehlende Seitenruder zur Verfügung. Den vollständigen Bericht finden Sie in der ‚NZZ, Neue Zürcher Zeitung‚.

Buchen: Sturmböe leitete Ende des Vereins ein

An Pfingsten 1958 war plötzlich Schluss mit dem Verein. Die Buchener Segelflieger waren mit ihren beiden Gleitern nach Wertheim zum Fliegen gefahren. An Pfingstsonntag musste der Vereinsvorsitzende die schockierende Nachricht entgegennehmen: Die Flieger hatten es versäumt, den Buchener Gleiter zu sichern. Eine Windböe hatte ihn erfasst und erheblich beschädigt. Beide Schulgleiter wurden im Hainstadter Schloss eingelagert, das Vereinsleben kam zum Erliegen. Erst als ein Walldürner Unternehmer den heutigen „Flugsportclub Odenwald Walldürn“ mitgründete, erinnerte man sich an die beiden Segelgleiter und holte sie zurück. Quelle: ‚fn web‚.

LSV Sauerland auf „Zeitreise“

Bei seiner Jahresabschlussfahrt begab sich der Luftsportverein Sauerland e.V. mit insgesamt 21 Teilnehmerinnen und Teilnehmern in diesem Jahr auf Zeitreise. Es ging zum Berg der Flieger, der Wasserkuppe, mit 950 Metern der höchste Berg der Rhön. Sie ist als „Wiege des Segelflugs“ bekannt – fanden hier schließlich bereits 1911 erste Segelflugversuche mit einigen erstaunlichen Fluggeräten statt. Auch die Flieger vom LSV Sauerland übten sich auf einem solchen Fluggerät und wagten bei bestem Wetter eine Zeitreise zurück ins Jahr 1938. Durch einen Fluglehrer vom Oldtimer Segelflugclub erhielten die Flieger eine Einweisung in das Flugzeug vom Typ Schulgleiter (SG38) konstruiert im Jahr 1936. Doch das wird nicht – wie die Segelflugzeuge am Flugplatz in Küntrop – mit einem Motorflugzeug in die Luft gezogen, sondern durch ein Gummiseil. Gemütlicher Flugbetrieb war also nicht angesagt, schließlich wird das Seil per Hand ausgezogen. V-förmig wird das Seil vor dem SG38 ausgelegt, an jeder Seite des Seils stehen mindestens sechs Läufer, früher auch „Gummihunde“ genannt. Hinter dem Flugzeug stehen noch einmal vier Personen – die Haltemannschaft. Auf Kommando des Fluglehrers rennen die Gummihunde dann den Hang hinunter, ist das Seil straff, lässt sie Haltemannschaft das Segelflugzeug los und für den Piloten beginnt dann ein kurzer, aber ganz besonderer Flug. Mehr Infos im Originalbericht im ‚lokalkompasse.de‚.

“back to the roots”

Von Jürgen Schelling

Was ist das denn am Himmel? Selbst routinierte Zuschauer am Fluggelände des Breisgauvereins für Segelflug im südbadischen Kirchzarten kamen Ende Juli ins Staunen. Denn der Fliegerclub hatte vier Tage lang einen Schulgleiter im Flugbetrieb.

Dieser offene Einsitzer aus Holz ist zu Beginn des Segelflugs vor mehr als 80 Jahren entstanden. Auf den leichten Maschinen erlernten tausende Piloten das Fliegen. Seit 1938 wurde der Schulgleiter des Typs SG38 gebaut, neben mehr als 8000 industriell gefertigten Exemplaren konnten durch die einfache Bauweise auch Fliegergruppen dieses Flugzeug nach Plan selbst herstellen.

Der Pilot sitzt heute genau wie damals völlig frei mitten im Fahrtwind. Die Segelflugeigenschaften sind im Vergleich zu den heutigen Hochleistungsmodellen natürlich bescheiden. Aber es gelang guten Piloten schon früh, mehrere Minuten mit ihnen in der Luft zu bleiben. Im sogenannten Hangaufwind an Stellen mit konstantem Luftstrom können sogar Flüge von mehreren Stunden Dauer klappen. Das einsitzige Segelflugzeug mit 10,41 Meter Spannweite wiegt nur 105 Kilo und ist zwischen 40 und 60 km/h schnell. Gleitwinkel ist etwa 1:10.

Der in und über Kirchzarten fliegende SG38 ist allerdings kein Original, sondern ein Nachbau. Das Besondere: Er wurde 1999 von der Jugend des Baden-Württembergischen Luftfahrtverbandes gebaut. Der SG38 darf sowohl am Gummiseil, per Windenschlepp und sogar im Flugzeugschlepp gestartet werden. In Kirchzarten wird der Schulgleiter SG38 allerdings mit Hilfe einer Schleppwinde in die Luft gebracht. Im Flug beamt er seinen Piloten dann rasch auf eine Zeitreise in die 1930erjahre zurück. Allerdings dauert das Vergnügen immer nur wenige Minuten.

Der Breisgauverein für Segelflug in Kirchzarten und Freiburg mit rund 170 Mitgliedern geht auf den bereits 1907 in Freiburg gegründeten “Verein für Luftschiffahrt” zurück und ist einer der ältesten Fliegervereine Deutschlands.