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Von der Wasserkuppe in die weite Welt

Sie hat sich ihren großen Traum erfüllt: Wenn es für Paula Kremer hoch in die Lüfte geht, dann ist die 22-Jährige glücklich. Bereits seit Kindheitstagen ist die junge Pilotin aus Poppenhausen mit der Welt der Fliegerei vertraut. Mit 14 Jahren startete sie auf der Wasserkuppe mit dem Segelfliegen. Fast jedes Wochenende ging es für sie in den Rhöner Highlands hoch hinaus. Seit einigen Wochen ist Kremer Berufspilotin. Ihr Traum: Eines Tages einen „ganz großen“ Vogel fliegen.

Vor fast 100 Jahren gründete Uropa Alexander Schleicher in Poppenhausen eine Segelflugzeugbaufirma. „Ich bin schon als kleines Kind oft bei meinem Papa oder Opa mitgeflogen. Das bot sich super an, da wir hier in Poppenhausen unseren firmeneigenen Flugplatz haben. Spätestens als Jugendliche war dann klar – das will ich auch können“, erinnert sich Kremer. Bereits mit 14 Jahren darf man in Deutschland alleine Segelfliegen. „Um zur Ausbildung zugelassen zu werden, benötigt man lediglich ein Medical, also ein Tauglichkeitszeugnis eines Fliegerarztes“, erklärt die leidenschaftliche Fliegerin. Die Ausbildung zur Segelflugpilotin beinhaltet unter anderem Fächer wie Flugplanung, Luftrecht oder Meteorologie. „Am meisten Spaß macht aber natürlich die Praxis“, schwärmt Kremer.

Der erste Alleinflug
An ihren ersten Alleinflug kann sich Kremer noch gut erinnern. Rund 35 Starts hatte sie bis zu diesem Solo-Flug hinter sich gebracht. „Das erste Mal alleine abzuheben, ist etwas ganz Besonderes. Schließlich hat man plötzlich niemanden mehr hinter sich, der einem, falls nötig, aus der Patsche helfen kann. Das war wirklich ungewohnt und aufregend, vor allem weil der Flieger, wenn er mit nur einer Person besetzt ist, auch viel schneller abhebt, als man es gewohnt ist“, berichtet Kremer.

Hobby zum Beruf gemacht
Vor einigen Wochen absolvierte die 22-Jährige schließlich ihre Verkehrspilotenlizenz. Während ihrer Ausbildung ging es mit dem Flieger quer durch Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz. „Diese Lizenz besitzen quasi alle Piloten bei den großen deutschen Airlines. Jeder hat wie ich im Luftfahrtbundesamt in Braunschweig gesessen und die Theorieprüfung absolviert. Um allerdings beispielsweise eines Tages einen A380 fliegen zu dürfen, benötigt man noch die Berechtigung für die jeweilige Maschine“, weiß die junge Pilotin. Nach dem Abitur hat Kremer mehrere Schnuppertage an verschiedenen Unis besucht. „Damals habe ich mich dann jedoch gefragt, warum ich nicht einfach mein Hobby zum Beruf mache – also das tue, was ich sowieso unglaublich gerne mache.“

Gesagt, getan. Kremer entschied sich für eine Karriere im Fliegerbusiness. Derzeit befindet sich die Pilotin im Bewerbungsprozess bei verschiedenen Airlines. „Das Auswahlverfahren beinhaltet unter anderem Prüfungen am Computer, Flugsimulator, ein Interview sowie verschiedene psychologische Tests.“ Viele Piloten der großen Airlines seien laut Kremer im Segelflug gestartet. „Wenn man merkt, dass man eine Affinität zum Fliegen hat, kann man bereits im frühen Alter damit starten.“

Mit dem Segelflieger bis an die tschechische Grenze
Mehrere hundert Kilometer pro Tag legt man als Pilot eines Segelfliegers zurück. Auch ihr Opa Edgar Kremer fliegt im hohen Alter noch regelmäßig weite Strecken. Sobald der 86-Jährige im Flieger sitzt, sind für ihn alle Sorgen und Schmerzen vergessen. „Ich habe in diesem Jahr rund 120 Stunden in der Luft verbracht und pro Flug etwa 800 Kilometer zurückgelegt“, erzählt der erfahrene Pilot. Dabei war er unter anderem im bayrischen Wald, im Schwarzwald oder an der tschechischen Grenze unterwegs. Edgar und seine Enkelin Paula Kremer verbindet die Liebe zum Fliegen- und das seit vielen Jahren. Inzwischen hat sich die 22-Jährige aber durch ihre berufliche Karriere eher auf den Motorflug spezialisiert. „Das Ganze ist einfach total interessant und reizvoll. In der Instrumentenflugausbildung lernt man, mit der Technik des Fliegers umzugehen. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl über den Wolken zu schweben und sich voll und ganz auf die Instrumente sowie die Flugsicherung zu verlassen.“

„Wasserkuppe bleibt mein Zuhause“
Der „Berg der Flieger“ hat es der 22-Jährigen wahrlich angetan. Für die Pilotin ist der höchste Berg Hessens in vielerlei Hinsichten ein geschichtsträchtiger Ort. Denn dort lernte sie vor einigen Jahren nicht nur das Fliegen lieben, sondern auch ihren Freund kennen – und der ist von Beruf? Natürlich ebenfalls Pilot. „Auf der Wasserkuppe haben sich schon einige Pärchen gefunden, auch unter den Fliegern“, lacht die Pilotin.

„Wo ich in Zukunft meinen Platz finden werde, steht noch in den Sternen. Wobei es für mich schon reizvoll klingt, eines Tages ein großes Verkehrsflugzeug durch die Welt zu fliegen.“ Der jungen Pilotin stehen für die Zukunft auf jeden Fall alle Wege offen. Zu Hause fühlt sich die Rhönerin aber definitiv am „Berg der Flieger“ auf der Wasserkuppe. „Ich freue mich immer wieder dort oben zu sein. Schließlich hat dort alles angefangen“, so Kremer abschließend. Quelle: ‚Osthessen-News‚.

AERO 2022 ohne Schleicher

Schleicher Flugzeugbau wird dieses Jahr entgegen der bisherigen Planung nicht auf der AERO 2022 in Friedrichshafen vertreten sein. Gemäss Angaben auf der Webseite hat die Firma diese Entscheidung aus verschiedenen Gründen in letzter Minute getroffen.
Ein Faktor soll die Verlegung der Segelflugausstellungsfläche von der üblichen Halle A1 in die kleinere Halle B4 sein. Der zweite Grund sei der späte Termin der Messe. Für begeisterte Segelflieger ist zu diesem Zeitpunkt die Saison bereits gestartet und das Wetter ist ideal zum Segelfliegen. Dadurch muss mit wenigen interessierten Segelflugbesuchern gerechnet werden. Aufgrund dieser beiden Faktoren hat Schleicher entschieden, dieses Jahr nicht an der AERO teilzunehmen. Die Firma plant jedoch verschiedene Events, um interessierten Segelfliegern und jungen Luftsportlern Flugzeuge und Team näher zu bringen.

AS 34 Me erfüllt erhöhten Lärmschutz

Mit einem Spitzenwert von nur 53,98 dB(A) erhält die AS 34 Me nun das Zeugnis für erhöhten Lärmschutz. Damit bleibt die AS 34 Me fast 10 dB(A) unter dem von der ASH 31 Mi erreichten Messwert von nur 63,2 dB(A). Der Messwert der ASH 31 Mi war im Eigenstarterbereich ein Spitzenwert, doch die AS 34 Me kann mit ihrem System aus Propeller und Elektromotor diesen Wert noch unterschreiten. Quelle: ‚Alexander Schleicher Flugzeugbau‚.

So weit die Flügel tragen

In der Rhön baut das Unternehmen Alexander Schleicher seit 95 Jahren Segelflugzeuge. Ein neuer, hochmoderner Segler kostet gut 200.000 Euro. Beim Start hilft ein Wankelmotor. Beeindruckend sind sie, diese erhaben wirkenden Segelflugzeuge mit mächtigen Spannweiten jenseits der 20 Meter. Es sind die Gleiter der sogenannten Offenen Klasse, einer Art Formel 1 der Lüfte, in der es, was die Spannweite betrifft, keine Grenzen nach oben gibt. Berühmt wurden die majestätisch zwischen Himmel und Erde schwebenden Giganten durch das Flugzeug des im Februar verstorbenen Hans-Werner Grosse – die Eta, die überaus breite Schultern hatte. Die 30,90 Meter Spannweite dieses Großseglers, der im Jahr 2000 zu seinem Erstflug startete, waren Rekord. Es gab nur drei Maschinen dieses Typs, der vor allem mit einer Eigenschaft beeindruckte: der Gleitfähigkeit. Die Eta protzte mit einer Gleitzahl von 70, was bedeutet: Aus einem Kilometer Höhe kam sie, ohne zwischendurch steigen zu müssen, 70 Kilometer weit. Zum Vergleich: Ein Airbus A340 schafft ohne Motorenschub 16 Kilometer.

Aus Poppenhausen am Fuße der Wasserkuppe werden nun neue Signale gesendet. In der weiten Hügellandschaft der Rhön ist der älteste Segelflugzeughersteller der Welt beheimatet: Alexander Schleicher. Dort wird derzeit eine Maschine entwickelt, die bei einer Spannweite von 20 Metern, dem Minimum in der Offenen Klasse, für Wirbel sorgen soll: die AS 35 Mi. Die letzten beiden Buchstaben stehen für die Motorisierung und das Einspritzsystem. Denn auch Segelflugzeuge können Motoren haben. Die AS 35 Mi wird dank eines 56 PS starken Wankelmotors eigenstartfähig sein. Aggregat und Propeller klappen im Bedarfsfall aus dem Rumpf der Maschine und ziehen das je nach Wasserballastmenge bis zu 730 Kilogramm schwere Flugzeug in den Himmel. Oder sie ermöglichen die Rückkehr zum Heimatflugplatz, sollte dem Piloten dann doch einmal die Thermik ausgehen.

Bei Alexander Schleicher wird das neue Flugzeug derzeit mit einem neuen Rechenmodell und einer CFD (Computional Fluid Dynamics)-Simulation erprobt. „Diese Rechenmodelle bewegen sich sehr nahe an der Wirklichkeit“, sagt Patrick Wenzeck, der Marketingchef des hessischen Traditionsbetriebes, der im kommenden Jahr 95 Jahre alt wird. Der Gründer des Betriebs, Alexander Schleicher, baute 1927 sein erstes Flugzeug. Der Name des Geräts, mit dem der 1968 verstorbene Schleicher beim Rhön-Segelflugwettbewerb gewann: „Hol’s der Teufel“. Das Preisgeld bildete die Basis für den Kauf der ersten Werkstatträume. Heute arbeiten 115 Angestellte bei Alexander Schleicher. Für die Entwicklung neuer Projekte wie der AS 35 Mi sind fünf Menschen verantwortlich. Ob ein neues Flugzeug auch das kann, was die Ingenieure errechnet haben, wird quasi vor der Haustüre getestet. Denn Schleicher verfügt hinter den Fertigungshallen über ein eigenes Flugfeld samt Schleppflugzeug.

Spannweite ist zwar die Zauberformel, mit der es Segelflugzeugen ermöglicht wird, weit zu gleiten. Aber im Alltagsbetrieb haben die weißen Riesen der Lüfte Nachteile. In der warmen, aufsteigenden Luft müssen sie bei „Kurbeln“ genannten Kreisen weiter ausholen, im Gleitflug sind sie langsamer als die mit kürzeren Flügeln bestückte Konkurrenz, deren Tragflächen der vorbeiströmenden Luft wesentlich weniger Widerstand entgegenstemmen als beispielsweise die einer Eta. Diese hat vor allem bei schwierigen Thermikbedingungen Vorteile, da der Pilot durch die größere Reichweite beim Gleiten mehr Chancen hat, den nächsten Aufwind zu finden. Bei normalen Bedingungen sind aber moderne Segelflugzeuge mit weniger Spannweite den sogenannten „Langohren“ überlegen. Quelle: ‚FAZ, Frankfurter Allgemeine Zeitung‚.