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„…wäre ich heute kein Pilot“.

Airlines wie die Swiss suchen Piloten. Die Ausbildungsklassen sind nur spärlich gefüllt. Woran liegt das? Ein Gespräch mit einem langjährigen Piloten und einer angehenden Pilotin.

Herr Ammann, warum wollten Sie vor 30 Jahren Pilot werden?
Ammann: Das war ein Kindheitstraum. Ich wusste schon in der fünften Klasse, dass ich Pilot werden will. Die Fliegerei hat mich fasziniert. Aber auch die Technik, die Geschwindigkeit, die unbegrenzten Möglichkeiten.

Und Sie, Frau Feuser. Warum wollen Sie 2024 Pilotin werden?
Feuser: Meine Tante hat als Flugbegleiterin bei der Lufthansa gearbeitet und mich als junges Mädchen auf einen Flug mitgenommen. Ich war sehr fasziniert vom Fliegen und habe schnell gemerkt, das will ich auch machen. Nach dem Abitur habe ich als Flugbegleiterin gearbeitet und konnte mir so ein realistisches Bild vom Job des Piloten machen. Aus verschiedenen Gründen habe ich mich dann für die Ausbildung entschieden. Ich bekomme als Pilotin Einblicke in unterschiedliche Themenbereiche wie beispielsweise Technik, Luftrecht oder Meteorologie. Das macht es für mich zu einem sehr spannenden und abwechslungsreichen Beruf. Ausserdem gefällt mir, dass man mit Menschen zusammenarbeitet.

Ammann: Ein sehr wichtiger Punkt. Die Zusammenarbeit mit Menschen wird als Kapitän nochmals intensiver. Ich führe Menschen, ich kann sie motivieren. Mein Führungsstil prägt das Team für einen Flug. Und es schafft Möglichkeiten, Probleme zu lösen oder – im schlechten Fall – neue zu kreieren.

Da spricht ein Kapitän. Ist das auch Ihr Ziel?
Feuser: Theoretisch habe ich die Wahl. Ich bin nicht verpflichtet, Kapitänin zu werden. Ich glaube aber, dass das das Ziel von jedem und jeder ist. Alle möchten eines Tages vorne links sitzen, ich auch.

Ist das Ihr inneres Verlangen nach Führung?
Feuser: Nein, mir geht es nicht darum, zu führen. Mir geht es ums Fliegen und ums Arbeiten im Team.Ammann: Wenn du Chef werden willst, suche dir einen Beruf im Management. Wenn du die Faszination Fliegen erleben möchtest und dich das fesselt, werde Pilotin. Ich habe mir nie solche Gedanken gemacht. Ich wusste, ich will fliegen. Ob ich Kapitän werde, habe ich mir nicht überlegt.

Sie haben sich weniger überlegt, und Sie haben weniger Erfahrung im Gepäck gehabt. Ist das der Unterschied zu den heutigen Anwärterinnen und Anwärtern?
Ammann: Ich bin einfach meiner Passion gefolgt und habe alles dafür gegeben, dies zu erreichen. Heute müssen die Jungen mehr finanzielle Mittel einbringen, was zu einer vertiefteren Beurteilung des Berufes führt. Hätte ich mit 20 Jahren so viel für die Ausbildung bezahlen müssen, wäre ich heute kein Pilot. Insofern verstehe ich, wenn heute viele Leute mit Berufserfahrung die Ausbildung beginnen, da sie Ersparnisse mitbringen müssen.

Gemäss Schätzungen der Branche werden etwa 42 Prozent der derzeitigen Piloten innerhalb des nächsten Jahrzehnts in den Ruhestand gehen. Der Swiss fehlen bald noch mehr Piloten als ohnehin schon. Dazu kommt die teure Ausbildung.
Ammann: Das ist ein Problem, welches die Swiss beurteilen muss. Die Ausbildungskosten haben aber auch positive Aspekte, man setzt sich dadurch ernsthaft mit dem Beruf auseinander, bevor man sich anmeldet. Persönlich würde ich es begrüssen, wenn die finanzielle Beteiligung tiefer wäre, ähnlich wie bei Studierenden.

Feuser: Ich finde es schade, dass der finanzielle Hintergrund ein ausschlaggebendes Kriterium dafür ist, ob man sich für diese Ausbildung entscheiden kann oder nicht. Dadurch müssen die Airlines auf qualifizierte Bewerber verzichten, die einen Mehrwert bieten könnten. Gleichzeitig verstehe ich, dass das Training an einer Flugschule hohe Kosten mit sich bringt.

Entschuldigung, aber welcher junge Mensch kann nebenbei mal 35 000 Franken zahlen?
Feuser: Ohne eigene Ersparnisse ist das sehr schwierig, das stimmt. Da ist man auf finanzielle Hilfe angewiesen.
Ammann: Die Frage ist schwierig zu beantworten. Natürlich verhindern die Ausbildungskosten, dass eine 18-Jährige eine Pilotenausbildung beginnen kann. Sie kann vielleicht erst mit 26 Jahren starten. Das finde ich schade, auch aus Unternehmenssicht, weil so der Einstieg erst später erfolgen kann und einige Jahre eines Talentes ungenutzt verschwendet werden.

Neben der teuren Ausbildung bringt der Job auch den Ruf als Klimasünder mit. Könnte der Mangel an Piloten damit zusammenhängen?
Feuser: Nein, das glaube ich nicht. Vor allem, weil die Swiss sehr viel für nachhaltigeres Fliegen unternimmt. Die Flotte wird laufend erneuert, wir bekommen den Airbus A350-900. Dieser ist sparsamer und ökologischer. Auch nachhaltiger Treibstoff ist für die Swiss ein grosses Thema.

Sie beide müssen sich im Freundeskreis nie für Ihren Beruf rechtfertigen?
Feuser: Bisher nicht.
Ammann: Ab und zu ist dies in Diskussionen ein Thema. Doch schliesslich befriedigen wir ein Bedürfnis von Menschen, die fliegen wollen. Die heutige Technik ist das Beste, was uns zur Verfügung steht. Doch natürlich beschäftigt mich das Thema.

Würden Sie anders auf Ihren Beruf schauen, wenn Sie am Anfang Ihrer Karriere stehen würden?
Ammann: Nein. Ich akzeptiere, dass das Leben von uns Menschen auf der Erde irgendwo einen Abdruck hinterlässt. Wir können uns bemühen, diesen so klein wie möglich zu halten. Ich versuche mit meinen Möglichkeiten Positives zu bewirken. Ich bin Pilot und habe deswegen kein schlechtes Gewissen.

Sind Sie zufrieden mit Ihrem Salär? Seit dem neuen Gesamtarbeitsvertrag verdienen Sie sogar noch etwas mehr.
Ammann: Ich finde, es ist ein angemessenes Salär, das den Aufgaben und der Verantwortung entspricht.
Feuser: Das sehe ich genauso. Gerade im Hinblick darauf, dass die Ausbildung kostenintensiv ist, kommt man mit dem Gehalt nach der Ausbildung gut zurecht. Quelle / vollständiger Bericht: ‚NZZ, Neue Zürcher Zeitung‚.

Fluggesellschaften wollen auf Co-Pilot verzichten

Geht es nach der Europäische Organisation zur Sicherung der Luftfahrt (EASA), dann soll ab 2030 nur noch ein menschlicher Pilot im Flugzeug-Cockpit sitzen. Im Notfall soll ein Computer auf Basis einer Künstlichen Intelligenz übernehmen. Künstliche Intelligenz und Algorithmen nehmen uns immer mehr Aufgaben im Alltag ab. Doch ist die Automatisierung von Prozessen immer sinnvoll? Einen Mittelweg versucht nun die europäische Organisation zur Sicherung der Luftfahrt (EASA) zu finden. Ein kürzlich eingereichter Vorschlag scheint vielen aber dennoch etwas zu weit zu gehen. Denn die Pläne der EASA sehen vor, dass künftig nur noch ein Pilot im Flugzeug-Cockpit anwesend sein soll. KI-Systeme und ein Computer sollen im Notfall übernehmen. Ein solches Systeme soll aber frühestens im Jahr 2030 einsatzbereit sein.

Fluggesellschaften: Künstliche Intelligenz soll Co-Piloten ersetzen
Das könnte bedeuten, dass künftig Computer das Kommando im Flugzeug übernehmen. Wahrscheinlich wird es aber noch etwas länger dauern. Denn selbst, wenn Künstliche Intelligenz und Algorithmen in acht Jahren zur Verfügung stehen, benötigt es ausgiebige Tests, bis die Systeme wirklich zum Einsatz kommen können. Sollten es Computer dann tatsächlich schaffen vollautonom zu landen und Manöver zu fliegen, bleibt vermutlich dennoch ein mulmiges Gefühl, wenn im Notfall eine Maschine anstatt einem Menschen übernimmt. Neben dem Piloten spielen aber auch die Passagiere eine essenzielle Rolle. Denn wer sich während eines Flugs nicht sicher fühlt, wechselt vermutlich zur Konkurrenz. Noch ist aber völlig unklar, wer im Falle eines tödlichen Unfalls die Verantwortung übernehmen würde.

Co-Pilot Computer: Vorteile und Risiken
Sollte der einzige menschliche Pilot beispielsweise ohnmächtig werden und das Flugzeug aufgrund der Entscheidungen des Computers verunglücken, offenbaren sich ähnliche Problem wie bei autonomen Autos. Die autonome Luftfahrt könnte dann ein jähes Ende finden. Es bleibt also abzuwarten, wie die Verantwortlichen den Vorschlag mit dem Vorschlag der EASA umgehen. Die Fluggesellschaften versprechen sich neben einer höheren Effizienz wiederum Kosteneinsparungen. Außerdem fehlt es in den kommenden Jahren an ausgebildeten Fachkräften, zumal Flugpersonal bereits heutzutage schwer zu finden ist. Captain Computer könnte also auch eine wahre Erleichterung für die gesamte Branche sein. Quelle: ‚BasicThinking.de‚.

Air France sucht Nachwuchs-Piloten

Air France startet eine neue Kampagne zur Rekrutierung von Nachwuchs-Piloten. Die Ausbildung, die seit der Covid-Krise ausgesetzt wurde, wird vollständig von der Fluggesellschaft übernommen und ermöglicht es erfolgreichen Bewerbern, sich den 200 Kadetten anzuschließen, die bereits eine der drei Partnerschulen besucht haben: die École Nationale de l’Aviation Civile, die École de pilotage EPAG und die L3HARRIS Academy. Nach einer 24monatigen Ausbildung, zu der auch ein Aufenthalt im Centre National de Vol à Voile (Nationales Segelflugzentrum) gehört, um sich im Segelfliegen ausbilden zu lassen, werden diese Kandidaten als Offizielle Linienpiloten das Steuer eines Airbus A320 von Air France oder einer Boeing 737 von Transavia übernehmen. Der Kadetten-Studiengang ist unter bestimmten Bedingungen ab dem Abitur und ohne vorherige Flugerfahrung zugänglich. Möchten Sie in die Luftfahrtbranche einsteigen? Sie haben vom 15. Oktober 2022 bis zum 20. November 2022 Zeit, sich zu bewerben. Quelle: ‚FFVP‚.

Piloten: „Die Aufgabe der Lufthansa-Flugschule war ein Fehler“.

Die Piloten-Gewerkschaft Vereinigung Cockpit hat der Lufthansa einen strategischen Fehler vorgeworfen, weil sie ihre traditionsreiche Flugschule in Goodyear im US-Staat Arizona an United Airlines übertragen hat. VC-Präsident Stefan Herth bezeichnete es am Dienstag in einer Mitteilung als «absolut unverständlich», dass Lufthansa den Standort nicht selbst weiterführt. Die stattdessen angestoßene Umstrukturierung der Pilotenausbildung sei weder wirtschaftlich noch arbeitsmarktseitig sinnvoll. Es werde in den kommenden Jahren einen großen Bedarf an Pilotennachwuchs geben.

Der MDax-Konzern hat seine Pilotenausbildung auch an den europäischen Standorten umgekrempelt und die Schule in Goodyear im November an den Star-Alliance-Partner United übergeben, der auch weiter Lufthansa-Flugschüler unterrichten soll. Die VC sieht in dem neuen Ausbildungskonzept eine Abkehr vom bisherigen Qualitätsversprechen der Lufthansa. Im Wüstenklima von Goodyear hatten angehende Lufthansa-Piloten seit 1955 ihre ersten praktischen Trainings absolviert. Künftige Flugschüler sollen erst nach ihrer Ausbildung Job-Angebote verschiedener Airlines aus dem Lufthansa-Konzern erhalten. Bislang hatte es Kurse gegeben, deren handverlesene Teilnehmer sich nahezu sicher sein konnten, später bei der Lufthansa-Kerngesellschaft zu lukrativen Tarif-Bedingungen zu fliegen. Quelle: ‚Die Zeit‚.

Trübe Aussichten für angehende Piloten

Seit Ausbruch der Pandemie ist der Beruf Pilot fast schon zum Albtraum geworden: Bitter für diejenigen, die bereits in der Ausbildung stecken – sie haben kaum eine Aussicht auf eine Anstellung. «Cleared for take off!» – Startfreigabe: Pilotenanwärter Julian Günther drückt die Schubhebel im Cockpit der zweimotorigen Propellermaschine nach vorne. Wenige Sekunden später hebt das Flugzeug von der Piste des Flughafens Grenchen (SO) ab. Günther startet mit Fluglehrer Nik Studer zu einem Schulungsflug. «Jedes Mal, wenn ich abhebe, kribbelt es in meinem Bauch, ein grossartiges Gefühl», schwärmt er. Der 29-jährige Aargauer ist einer von rund 100 angehenden Piloten und Pilotinnen, die aktuell im Lufthansa Aviation Training (LAT) in der Ausbildung stehen. Sie alle wollen künftig in einem Cockpit der Fluggesellschaft Swiss oder Edelweiss sitzen. Doch diese Plätze gibt es derzeit nicht. Allein Swiss hat derzeit einen Überbestand von 120 Piloten und Pilotinnen.

Plan B gefragt
In Deutschland wurden darum alle laufenden Ausbildungslehrgänge abgebrochen. In der Schweiz – dank Unterstützungsgelder des Bundes – werden die zweijährigen Lehrgänge, welche noch vor der Pandemie begonnen haben, weitergeführt. Für Julian Günther und seine Kollegen und Kolleginnen einerseits positiv, aber auch belastend, weil sie kaum Aussicht auf eine Anstellung nach der Ausbildung haben. Pilotenanwärter Günther lässt sich davon nicht unterkriegen. «Es wird weitergehen. In einigen Jahren wird wieder Normalbetrieb in der Luftfahrt herrschen», ist er überzeugt. Nichtsdestotrotz hat er sich einen Übergangsjob gesucht – und gefunden. In einem Teilzeitpensum repariert er als Mechaniker Elektro-Scooter. Dies will er so lange tun, bis er auf einem Pilotensitz Platz nehmen kann.

Grösste Krise der Luftfahrt
Fluglehrer Nik Studer ist selbst Langstreckenpilot bei der Swiss und kennt das Auf und Ab in der Luftfahrtbranche. «Bei anderen Krisen war es so, dass man vielleicht einen Job bei einer anderen Fluggesellschaft oder in einem anderen Land fand. Dieses Mal ist es anders. Die Krise ist global und betrifft die ganze Reisebranche.» Die Luftfahrt erlebt die grösste Krise ihrer Geschichte, einen Umbruch. Dennoch habe die klassische Pilotenausbildung eine Zukunft. Davon ist David Birrer, Geschäftsführer von Lufthansa Aviation Training Switzerland, überzeugt: «Mittelfristig gehen wir von einer weltweiten Erholung der Airlines aus.» Zudem eröffneten sich neue Segmente. In den nächsten Jahren würden etwa die elektrischen Lufttaxis in den Markt eintreten. Und auch im Bereich der Frachtdrohnen brauche es Piloten und Pilotinnen, sagt Birrer: «Ich bin überzeugt, dass die Fähigkeiten, die ein Pilot heute lernt, auch in Zukunft gefragt sein werden.»

«Cleared for landing!» – Landeerlaubnis. Günther setzt mit der Propellermaschine im wolkenverhangenen Grenchen auf der Piste auf und rollt zum Standplatz. Trotz der derzeit bewölkten Berufsaussichten – der Pilotenschüler bleibt optimistisch: «Ich schaue positiv in die Zukunft. Ich glaube fest daran, dass es nach der Ausbildung in naher Zukunft mit einem Sitz in einem Cockpit klappt.» Quelle: ‚SRF‚.