Bayreuth, Deutsche Meisterschaft, 2023, Tag 6

->> Rückblick auf den fünften Wertungstag.

Autor Martin Knops

Mittlerweile liegt die DM in Bayreuth ein halbes Jahr zurück und ist somit fast schon verjährt. Ich habe eine längere Auszeit vom Schreiben genommen und mache mich erst jetzt an die Dokumentation der letzten 5 Wertungstage. Zehn Flugtage auf einer DM – toll, aber anstrengend – nicht nur für die Piloten, sondern auch für die Tagebuchschreiber.

Nach dem nervenaufreibenden, anstrengenden, für viele Piloten mit einem Motorzünder garnierten Kampf am Vortag sehnten sich an diesem 3. Juni viele mehr denn je nach einem Pausentag. Diesen Wunsch wagte allerdings angesichts des Wetterberichts keiner mehr zu artikulieren. Und die allermeisten ließ ebendieser Wetterbericht auch blitzartig die müden Knochen vergessen: Hammerwetter stand auf dem Programm!

Für die Offene Klasse hatte sich die Sportleitung eine 4 Stunden AAT im Uhrzeigersinn im Nürnberg überlegt, minimal 346 und maximal 557 km lang. Hörte sich gut an. Holger Karow kam allerdings mit all seiner Erfahrung und einem gesunden Selbstbewusstsein schnell auf einen wunden Punkt: 557 km in 4 Stunden: das machte gerade mal 139 km/h – lächerlich bei diesem Wetter und mit einer EB29R unter dem Hintern.

„Lächerlich“ hat Holger natürlich nicht gesagt – ein wenig schriftstellerische Freiheit sei mir gestattet. Aber seine eigenen Berechnungen ergaben mehr als 140 km/h Schnittgeschwindigkeit. Die Strecke war zu kurz! Oder die vier Stunden minimale Flugzeit zu lang. Geändert wurde flugs auf 3 Stunden 30 Minuten. Auch ok. Folgerichtig gab es nun -noch- mehr Zeit zum Pokern. Start um 12, beste Thermik zwischen 13 und 17 Uhr, optimale Flugzeit 3:30 h – kein Grund zur Eile also.

Abgeflogen sind Conrad und ich schließlich gegen 13:30. Und obwohl wir alle Zeit der Welt für die Vorbereitung des Abflugs und die Wahl des optimalen Zeitpunkts hatten – begann das Rennen direkt mit einem üblen Fehler! Wir flogen recht weit westlich über die Startlinie und nahmen Kurs Süd auf die ersten vielversprechenden Wolken – ohne uns bewusst zu sein, dass wir damit stumpf auf das Sperrgebiet Grafenwöhr zuflogen. Als wir dies realisierten, war ein ärgerlicher Schlenker nach Osten nicht mehr vermeidbar – ärgerlich oder nüchtern gesprochen: 5 Minuten Zeitverlust! Wie kann sowas passieren? Ich habe leider keine gute Erklärung…

Weiter nach Süden bis an die Donau lief es und auch die Schwäbische Alb erfüllte die hochgesteckten Erwartungen: es lief nicht, es rannte! Leider lies der nächste Fehler nicht lange auf sich warten. Ich baute ihn höchstpersönlich als Vorausfliegender kurz nach der zweiten Wende bei Neresheim ein. Wir hatten den AAT Sektor maximal nach Westen ausgeflogen, was angesichts der Aufwindlinie entlang der Alp eindeutig angesagt war.

Zu kurz gekommen war aber leider die Flugwegplanung nach der Wende Richtung Norden. Nur einen Moment hielt es mich auf der neuen Kurslinie, dann folgte ein wilder Schwenk nach Westen. Doch die Wolke zog nicht. Also wieder auf Kurs und wenig später nochmal ein Schlenker Richtung Osten, um endlich aus 600 m über Grund Anschluss zu finden. Da hatten wir die nächsten teuren 5 min liegen lassen.

Zum Ausgleich übernahm Conrad an der letzten Wende die Führung und baute Fehler Nummer 3 ein. Wir waren schnurstracks bis zur Mitte des Sektors geflogen. Von hier waren es noch 115 km bis zum Zielkreis. Wir waren fast drei Stunden unterwegs, würden also auf jeden Fall die Minimalflugzeit überschreiten. Doch anstatt direkt auf Heimatkurs zu gehen, drehten wir Bayreuth nochmals den Rücken zu und verlängerten um ein paar Kilometer. Auch das hat gekostet…

123 km/h wurden es schließlich. Nicht schlecht und immerhin Tagesplatz 7. Aber 130 km/h wären auf jeden Fall drin gewesen – und unsere beiden Weltmeister zeigten mit 138 km/h mal wieder, wo der Hammer hängt. Hut ab!

->> Link zum Flug und zur Wertung.

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