Schlagwort-Archive: Pilotenlizenz

Unerfahren, aber befördert – neues Risiko im US-Luftraum?

In den USA fehlen schon jetzt 8000 Piloten, und es dürften noch deutlich mehr werden. Die Airlines setzen deshalb immer schneller Piloten mit wenig Erfahrung ans Steuer großer Maschinen. Experten sehen darin ein großes Risiko – vor allem bei einer bestimmten Kombination im Cockpit.

Als am 12. Februar 2009 die De Havilland DHC-8 der Colgan Air bei Schneefall und Nebel zum Landeanflug auf Buffalo ansetzte, verschwand die Maschine plötzlich vom Radar. Wenige Minuten später passierte das große Unglück: Das Flugzeug stürzte in eine Siedlung, etwa fünf Meilen vor der Landebahn. Die insgesamt 49 Insassen sowie eine Person am Boden kamen ums Leben. Ermittler haben im Anschluss mehrere Pilotenfehler ausgemacht. Es sollte der vorerst letzte verheerende Flugzeugabsturz in den USA bleiben. Was folgte, war eines der sichersten Jahrzehnte in der zivilen Luftfahrt des Landes.

Jetzt aber sorgen sich die Amerikaner wieder um die Sicherheit an Bord – und insbesondere um die Erfahrung im Cockpit. In einem rasanten Tempo werden in den USA derzeit neue Piloten angestellt. Allein zwischen Jahresbeginn und Oktober waren es mehr als 11’000 Neueinstellungen. Das zeigen aktuelle Daten der US-Pilotenberatung FAPA. Zum Vergleich: Im Jahr 2019, also vor Beginn der Corona-Krise, bekamen nicht einmal 5’000 neue Piloten einen Arbeitsvertrag bei den großen Airlines.

Der Grund für die Einstellungsoffensive ist der riesige Mangel an Fachkräften in der Luftfahrt. Und der dürfte in den kommenden Jahren sogar noch wachsen. Die Konsequenz: Viele der neu eingestellten Piloten sind besonders jung und sitzen so früh wie noch nie hinter den Rudern großer Maschinen. Experten sehen darin ein Risiko. Die USA hätten ein noch nie dagewesenes Sicherheitsniveau erreicht, meint etwa Bryan Bedford, Chef der US-Regionalfluggesellschaft Republic Airways. „Aber wir müssen uns schon fragen, ob wir uns Sorgen machen sollten“, sagte er jüngst in einem Branchenpodcast des „Aviation Week Network“.

Einstellungsstandards gesenkt
„Es gibt viel Unerfahrenheit im Vergleich zu dem, was wir in der Vergangenheit hatten.“ Große Airlines hätten ihre Einstellungsstandards gesenkt. Jetzt würden sie besonders häufig junge Mitarbeiter von regionalen Fluggesellschaften abwerben, bei denen die Piloten in der Regel erste Erfahrungen mit kleineren Maschinen sammeln. Auch die Organisation „Let Experienced Pilots Fly“, ein Zusammenschluss älterer Piloten in den USA, warnte vor den jüngsten Feiertagen: „Wir erleben die schnelle Beförderung von Piloten in verantwortungsvolle Positionen, die über das hinausgehen, was ihre Ausbildung und Berufszeit in der Vergangenheit zuließen.“ Man laufe Gefahr, dass die „historische und langjährige Sicherheitsbilanz in der Luftfahrt, in der es keine Todesopfer gab, zu Ende geht.“ Vor allem die zunehmende Zahl sogenannter „Green-on-Green“-Flüge könnte laut der Organisation eine Bedrohung darstellen. Damit ist die Kombination zweier unerfahrener Piloten im Cockpit gemeint.

Schuld ist ein akuter Pilotenmangel. Schon jetzt fehlen in den USA schätzungsweise 8’000 Piloten. Das Problem dürfte sich laut Experten sogar noch verschärfen. Die Beratungsgesellschaft Oliver Wyman schätzt, dass bis zum Jahr 2032 in Nordamerika bis zu 30’000 professionelle Flieger fehlen werden. Ein Grund dafür: Als die Corona-Pandemie den weltweiten Flugverkehr lahmlegte, haben viele Piloten die Branche verlassen. Jetzt wächst die Reiselaune der Amerikaner wieder rasant, doch die Airlines kommen mit den Einstellungen nicht hinterher. Die Gründe lägen aber nicht nur in der Corona-Pandemie, erklärt Geoff Murray, Luftfahrtexperte bei Oliver Wyman. Es gebe auch eine Welle an Frühpensionierungen. Daneben schrumpft der Kreis potenzieller Piloten aus dem Militär. „Darüber hinaus behindert ein erheblicher Engpass bei der Ausbildung die Bemühungen“, schreibt Murray in einem Beitrag.

Der Engpass sorgt aber wohl nicht nur für mehr Unerfahrenheit im Cockpit. Er könne auch zu Überlastung und Ermüdung von Piloten und damit zu einem höheren Unfallrisiko führen, erklärt etwa die Piloten-Akademie „Golden Epaulettes Aviation“. Bereits im vergangenen Jahr warnte die Pilotengewerkschaft der Billig-Airline Southwest mit erschreckenden Daten. Die Zahl der Piloten, die wegen Müdigkeit um Ablösung von einem Flug gebeten haben, soll im März im Vergleich zum Vor-Pandemie-Niveau um 330 Prozent gestiegen sein.

Eine Sprecherin der Fluggesellschaft erklärte damals, der Anstieg hätte mit wetterbedingten Störungen des Flugplans zu tun. Die Airline verzeichne einen „signifikanten und stetigen Rückgang“ der Piloten, die sich übermüdet meldeten, hieß es. Auch allgemein sehen die Airlines kein Sicherheitsproblem. „Airlines for America“, der Dachverband der großen US-Fluggesellschaften, erklärte gegenüber dem „Wall Street Journal“, dass einige neu eingestellte Piloten zwar etwas weniger Erfahrung hätten als der historische Durchschnitt. Gleichzeitig habe man aber „keine Daten gesehen, die darauf hindeuten, dass es irgendwelche negativen Auswirkungen auf die Sicherheit gab“.

Aufweichung der 1’500-Stunden-Regel vorgeschlagen
Längst gibt es aber auch politische Ideen, den Mangel an Piloten zu beheben. Im US-Kongress schlugen vor allem die Republikaner zuletzt immer wieder kontroverse Maßnahmen vor, darunter die Anhebung des Renteneintrittsalters für Piloten auf 67 statt wie bisher 65 Jahre oder eine verstärkte Ausbildung im Flugsimulator statt im Cockpit. Besonders brisant ist der Vorschlag, die bestehende 1’500-Stunden-Regel aufzuweichen. Diese Anzahl an Flugstunden müssen Piloten in der Regel absolviert haben, ehe sie sich erfolgreich bei einer Fluggesellschaft bewerben können. Die Vorgabe wurde nach jenem tödlichen Absturz der Colgan-Air-Maschine im Jahr 2009 eingeführt.

Die amerikanische Pilotenvereinigung ALPA wehrt sich gegen solche Pläne. „Vorschriften, die die Sicherheit verbessern und zu der vorbildlichen Sicherheitsbilanz des US-Luftfahrtsystems geführt haben, sollten niemals als Spielball für Profit missbraucht werden“, schreibt die Organisation in einem Bericht. Man werde sich gegen jede Maßnahme wehren, die die Sicherheitsstandards der Fluggesellschaften aushöhlen würde. Nach Berechnungen der ALPA sei der Pilotenmangel daneben nicht so akut, wie oft behauptet werde. Die Sorgen dürfte es da noch verstärken, dass sich zuletzt gefährliche Beinahe-Unfälle an amerikanischen Flughäfen gehäuft haben. Mitte Januar etwa überquerte ein Flugzeug eine Landebahn des New Yorker JFK-Airports, während eine andere Maschine abheben wollte. Zehn Tage später kam es zu einem ähnlichen Vorfall in Honolulu, als ein kleines Frachtflugzeug nur haarscharf hinter einer voll besetzten Passagiermaschine landete.

Jennifer Homendy, die Vorsitzende des National Transportation Safety Board (NTSB), sagte vor dem US-Senat vor wenigen Tagen, dass ein Anstieg der Vorfälle in diesem Jahr ein „klares Warnsignal“ dafür sei, dass das Luftfahrtsystem unter Stress stehe. Denn in allen Bereichen der Luftfahrt habe sowohl der Flugverkehr als auch der Personalmangel nach der Pandemie stark zugenommen – von den Fluglotsen bis zum Bodenpersonal. „Obwohl diese Ereignisse unglaublich selten sind, zeigt unser Sicherheitssystem deutliche Anzeichen von Überlastung“, sagte Homendy. Und die dürfe man nicht ignorieren.

Trotz der jüngsten Zwischenfälle gilt auch weiterhin: Das Flugzeug gehört zu den sichersten Verkehrsmitteln der Welt. Denn verglichen mit der Zahl der stattfindenden Flüge sind die gezählten Beinahe-Unfälle verschwindend gering. Rund 45’000 Flüge starten und landen allein in den USA – und das jeden Tag. Sie transportieren 2,9 Millionen Passagiere. Quelle: ‚Die Welt‘.

Cessna 172 macht 25’000 Landungen

Kürzlich gab es beim Rieser Flugsportverein die 25’000ste Landung mit dem meistgebauten Flugzeugtyp der Welt, einer Cessna 172. Das Flugzeug mit dem Baujahr 1973 und der Kennung D-ECWB wird als Ausbildungsflugzeug in der Flugschule des Rieser Flugsportvereins eingesetzt. Wegen ihrer gutmütigen und sicheren Flugeigenschaften, verbunden mit vergleichsweise niedrigen Betriebs- und Wartungskosten, wird die C 172 in vielen Vereinen verwendet. Die Maschine wird alle 50 Flugstunden in der Werft gewartet und erhielt im Jahr 2015 einen neuen Motor sowie einen neuen Propeller. Die 25’000ste Landung der Cessna absolvierte Reinhard Berndt, der seit 45 Jahren die Privat-Piloten-Lizenz besitzt und erst vor kurzem für 40 Jahre aktive Mitgliedschaft im Flugsportverein geehrt wurde. Quelle: ‚Augsburger-Allgemeine‚.

10 Segel- und 2 Motorseglerschüler

Flugschüler, die sich für eine Pilotenausbildung interessieren, müssen die Zusammenhänge von der Pike auf lernen – auch, wenn man eigentlich lieber im Motorflieger oder später gar in einem der großen Fracht- oder Passagiermaschinen sitzt. Der Eschweger Luftsportverein (ELV) vermittelt mit seiner Pilotenausbildung die Grundlagen dafür. Um über die Heimat fliegen zu können, muss man nicht sofort eine Pilotenlizenz erlangen: Sowohl Schnupperflüge mit den Segelflugzeugen, die mit der Winde in die Luft kommen, als auch Rundflüge mit dem Motorsegler sind beim Eschweger Luftsportverein möglich. Für einen Pauschalpreis von 90 Euro können Teilnehmer nach einer Einweisung in den Flugbetrieb fünf doppelsitzige Starts machen, „bei denen Du das Gefühl bekommst, ein Segelflugzeug schon selbst zu fliegen“. Zum Wintersemester wird es außerdem das nächste VHS-Seminar „Segelflug“ geben. „Wir haben in diesem Monat eine digitale Ausbildungsoffensive auf Facebook und Instagram gestartet.“ Seit Jahren entwickeln sich die Mitgliederzahlen beim ELV positiv. Nicht alle Flugschüler des ELV sind aber auch Mitglied der Jugendabteilung. Die Piloten in der Ausbildung sind derzeit zwischen 13 und 60 Jahre alt. Quelle: ‚Werra-Rundschau‚.