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Windparks werden wieder dunkel

Bisher sind Windräder auch nachts meist unübersehbar – denn sie leuchten immer wieder rot auf, als Warnung für tieffliegende Hubschrauber und Flugzeuge. Manche stört das. Jetzt soll bald damit Schluss sein. Möglich macht das eine neue Technik.

Zum Jahreswechsel wird neue Technik Pflicht

Diesmal wird es aber klappen, erwartet Bernd Wust vom Landesverband Bayern des Bundesverbands Windenergie (BWE) – zumindest in den meisten Fällen: „Ich denke, dass ein ganz großer Teil der Windenergieanlagen bis Ende 2024 umgerüstet sein wird. Wir haben allerdings noch den ein oder anderen Problemfall, bei dem es länger dauert.“

Oberfränkische Firma stellt Windrad-Beleuchtung her

Im oberfränkischen Gefrees, im Landkreis Bayreuth, baut die Firma Trade Wind Energy (TWE) jedes Jahr mehrere Tausend Warnblinkleuchten für Windräder. Die neue Steuerungstechnik für die „BNK“ kommt von der Schwesterfirma Lanthan in Niedersachsen. Daneben gibt es in Deutschland noch eine Handvoll weiterer Anbieter. Nach Angaben von Lanthan sorgt das System dafür, dass die Warnleuchten an Windrädern für ungefähr 97 bis 98 Prozent der Zeit ausgeschaltet bleiben.

Transponder-Technik brachte Durchbruch

Bei Lanthan und den meisten anderen Anbietern funktioniert das Ganze über Transponder, die in Luftfahrzeugen seit einigen Jahren verpflichtend eingebaut und eingeschaltet werden müssen. Diese senden ständig selbsttätig Signale mit ihrer aktuellen Position aus. „Die empfangen wir und werten sie aus“, erklärt Gerd Möller von Lanthan. Das geschieht automatisch per Computer.

Wenn sich ein Flugzeug oder Hubschrauber einem Windpark auf vier Kilometer nähert, müssen die Warnleuchten eingeschaltet werden. Lanthan aktiviert sie sicherheitshalber bereits bei einem Abstand von zehn Kilometern. Wenn sich nicht direkt ein Flugplatz in der Nähe befindet (was den Bau von Windrädern meist ohnehin verhindert), passiert das selten.

Eigenes Radar für jeden Windpark war zu teuer

Diese transpondergestützte Technik ist seit 2020 verfügbar – und das war der Durchbruch. Denn seither braucht nicht mehr jeder Windpark ein eigenes Radar, um die „bedarfsgesteuerte Nachtkennzeichnung“ anzuwenden. Diese Primärradar-Systeme sind inzwischen vom Markt verschwunden.

Noch verfügbar ist neben der Transponder-Technik das sogenannte „Passivradar“. Diese Technik benutzt vorhandene Strahlung, etwa aus Radio- und Fernsehsignalen, die von Flugobjekten reflektiert wird. Das System fängt sie am Windpark auf und errechnet damit, ob ein Flugzeug in der Nähe ist. Insgesamt wurde durch den technischen Fortschritt das Ganze für die Windkraftbetreiber erschwinglich.

Windkraft-Branche hofft auf mehr Akzeptanz

Dass die neue Technik ab dem Jahreswechsel zur Pflicht wird, unterstützt die Branche daher. „Das ist natürlich ein ziemlicher Aufwand, den wir jetzt betreiben, wenn wir deutschlandweit über 16.000 bestehende Anlagen umrüsten“, sagt Bernd Wust vom BWE Bayern: „Aber wir sehen dadurch auch eine sehr große Chance, die Akzeptanz für die Windenergie in der Bevölkerung zu erhöhen.“

Technik oft eingebaut, aber noch nicht in Betrieb

Bisher leuchten noch deutlich mehr als die Hälfte der bestehenden Windräder nachts im Dauerbetrieb. In sehr viel mehr Windparks ist die neue Technik nach Angaben von Lanthan bereits eingebaut – kann aber noch nicht aktiviert werden, weil noch letzte Genehmigungen von der örtlichen Luftfahrtbehörde fehlen. Weil deutschlandweite Baumustergenehmigungen bereits vorliegen, sei es aber realistisch, die fehlenden Erlaubnisse in den kommenden Monaten zum Großteil noch zu bekommen. Quelle: ‚br.de‚.

-> Zum Artikel:‘Bayern kommt bei Genehmigungen für Windräder nicht hinterher‚.

Lampen aus im Windpark

Am nächtlichen roten Dauerblinken von Windrädern stört sich manch einer. Damit soll bis Ende des Jahres Schluss sein. Erhöht das die Akzeptanz der Anlagen im Land? Für manche haben die blinkenden Windräder in der Nacht etwas Beruhigendes. Doch viele Anwohner sind einfach nur noch genervt, berichten sogar von Schlafstörungen aufgrund der Lichtverschmutzung. Und diese hat stark zugenommen.

Die Windenergieanlagen sind in den beiden zurückliegenden Jahrzehnten immer leistungsstärker und die Türme immer höher geworden. Da ab einer Höhe von hundert Metern „Gefahrfeuer“ für so gut wie alle Bauwerke Pflicht sind, mussten auch die Betreiber von Windenergieanlagen diese Warnung vor Hindernissen auf ihren Gondeln montieren. Die Lampen blinken während der Nachtstunden ständig. Mitunter haben Kommunen und Kreise deshalb geplante neue Windparks nicht genehmigt – mit dem Hinweis auf die zu erwartenden Lichteffekte während der Nachtstunden und der damit verbundenen Anwohnerklagen. Die Windbranche musste reagieren.

Licht nur bei Flugzeug in der Nähe
2019 beschloss der Bundestag das Energiesammelgesetz; es enthält auch die Entscheidung, in den Windparks die Lichter abzuschalten. Sie sollten nachts nur noch blinken, wenn sich ein Flugzeug in der Nähe befindet. „Bedarfsgerechte Nachtkennzeichnung“ heißt das in der Fachsprache. Die Technologie ist komplex und Ergebnis jahrelanger Entwicklung, vor allem aufgrund der hohen Anforderungen an die Flugsicherheit. Sie erkennt Flugverkehr anhand verschiedener Signale, die Flugzeuge regelmäßig aussenden. Das funktioniert ähnlich wie ein Bewegungsmelder. Wenn sich kein Flugverkehr im Umkreis der Windenergieanlage befindet und es somit sicher ist, wird die Beleuchtung ausgeschaltet. Sobald ein Luftfahrzeug erkannt wird, geht das Licht wieder an.

98 Prozent der Nachtzeit bleiben die Lichter aus
Dort, wo die Systeme schon arbeiten, bleiben Lichter nun in etwa 98 Prozent der Nachtzeit aus. In einem Windpark-Verbund am Niederrhein wurde vorige Woche das nächtliche Dauerblinken roter Warnlampen auf acht Windrädern ausgeschaltet. „Wir erhoffen uns, dass solche Umrüstungen zu mehr Zustimmung in der Bevölkerung für die Windenergie führt“, sagte der Vorsitzende des Windkraft-Branchenverbands, Reiner Priggen. In Issum (Kreis Kleve) wurden die Systeme im Beisein von Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst umgestellt. Der Betreiber des SL Windparks Oermten begrüßt die Neuerung. „Windenergie wird künftig zu jedem Ort gehören. Eine nachhaltige Versorgungssicherheit ist sonst nicht denkbar, gerade im Energieland NRW. Umso wichtiger ist es, die Anliegen der Bürgerinnen und Bürger zu berücksichtigen. Dazu zählt unter anderem definitiv ein ruhiger, dunkler Nachthimmel“, so Geschäftsführer Klaus Schulze Langenhorst.

Windräder über 100 Meter müssen umgerüstet werden
Nach Angaben des Landesverbands war es der erste Windpark-Verbund in NRW, der mit der „bedarfsgesteuerten Nachtkennzeichnung“ (BNK) ausgestattet wurde. Bisherige Planungen des Branchenverbandes sehen vor, dass in den kommenden Monaten landesweit 46 Verbünde mit mehr als 300 Anlagen umgerüstet werden. Der Bürgerwindpark Hollich, der 35 Windenergieanlagen in Steinfurt betreibt, wird auch 2022 umstellen. „Die Ausrüstung der Windenergieanlagen mit BNK ist durchaus aufwändig, aber die heutzutage zu Verfügung stehende Technik macht diese Nachtabschaltung mit vertretbarem Aufwand und damit Kosten möglich“, sagt Geschäftsführer Gerhard Göckenjan. Die Bürgerwindparks im Kreis Steinfurt haben sich zusammengeschlossen, um mit gemeinsam angeschaffter Technik die Kosten je Anlage günstig zu halten. „Somit kostet diese Nachrüstung je Anlage nach Parksituation die Betreiber im Kreis Steinfurt etwa zwischen 10.000 und 20.000 Euro je Anlage, sowie laufende Betriebskosten von bis zu 1000 Euro je Anlage“, so Göckenjan.

Die Ausstattung mit BNK-Anlagen ist für Windräder ab einer Höhe von 100 Metern, die seit 2006 in Betrieb gingen, gesetzlich vorgeschrieben. Von den gut 3500 Windrädern in NRW fallen laut Fachagentur Windenergie an Land rund 1500 unter die Vorschrift. Im Herbst vergangenen Jahres war laut einer Umfrage der Agentur in NRW allerdings erst eine einstellige Anzahl mit der neuen Technik ausgerüstet. Bundesweit hatten damals 17 Prozent aller umzurüstenden Windenergieanlagen bereits eine BNK oder die Genehmigung dafür. Bis Ende 2022 muss die Umstellung abgeschlossen sein. Quelle: ‚Tagesschau.de‘.