Reiten auf der perfekten Welle

Flüge weit über die Wolken, technische Herausforderungen und atemberaubende Ausblicke: Drei Piloten des Segelflug-Sportvereins Cham wagten zu Jahresbeginn ein Abenteuer.

Leewellen üben auf Segelflieger eine besondere Faszination aus. Trifft starker Wind quer auf Berghänge, entstehen auf der windabgewandten Leeseite beeindruckende Luftwellen – ähnlich wie Wasserwellen hinter einem Hindernis in einem Fluss.

Diese Naturphänomene können mehrere tausend Meter in die Höhe reichen. Sichtbar werden sie durch Wolken, die stationär über den Wellen stehen und optimale Bedingungen signalisieren. Solche Flüge sind jedoch anspruchsvoll: Gute Wetterbedingungen, geeignete Ausrüstung und präzise Planung sind unerlässlich.

Schwer erreichbare Wellen

Vom Flugplatz Cham aus sind diese Wellen oft schwer erreichbar, da sie in größerer Entfernung entstehen. Außerdem ist das Wellenfliegen eine eher selten genutzte Methode, da sie vor allem im Herbst und Winter möglich ist – einer Zeit, in der viele Segelflugzeuge eingewintert sind. Trotzdem gibt es beim Segelflug-Sportverein Cham eine kleine Gruppe engagierter Piloten, die sich auch in der kalten Jahreszeit dieser Herausforderung stellen. Warme Kleidung, beheizte Fußsohlen und Sauerstoff ab einer Höhe von 3000 Metern gehören dabei zur Grundausstattung.

Hinter den Dunstschwaden von Niederbayern sieht man in Richtung Süden die Alpen.

Am Neujahrstag wagten Jonas Blahnik und Simon Wachter im Doppelsitzer DG500/22 sowie Gerhard Sindermann im Einsitzer Ventus 2cx/18m das Wellenflug-Abenteuer. Schlepppilot Manuel Meixensperger brachte beide Maschinen in den Bereich der vorhergesagten Welle bei Viechtach. Zunächst war das Steigen schwach, mit maximal 0,6 Metern pro Sekunde. Doch nach unzähligen Kreisen erreichten die Piloten zwischen Gotteszell und Konzell 4300 Meter über dem Meeresspiegel. Das ist eine Besonderheit, weil der Luftraum über 3000 Metern eigentlich Airlinern vorbehalten ist. Die Flug-Sicherung erteilte für den Steigflug der Segelflugzeuge eine Sonderfreigabe.

Hier sind die Alpen über den Dunstschwaden Niederbayerns zu sehen

Alpenkette bot besonderes Panorama

Auch das Panorama während des Fluges war besonders: Die gesamte Alpenkette war sichtbar – vom Dachstein im Osten über den Watzmann, den Wilden Kaiser und die Zugspitze bis hin zu den Bergen am Bodensee im Westen. Der Chiemsee glitzerte in der Sonne, während sich in den Tälern von Inn, Rott, Vils und Isar noch Nebelschwaden hielten. Die Donau lag bereits im klaren Licht, und die Landschaft war von Raureif überzogen. Besonders beeindruckend war der Anblick des stillgelegten Kühlturms des Kernkraftwerks bei Landshut, der aus dem milchigen Weiß des Nebels herausragte. Alles war in ein goldenes, winterliches Licht getaucht, das die Schönheit der Landschaft unterstrich.

Blick über Viechtach und Zellertal in Richtung Hoher Bogen

Am Nachmittag beschlossen die Piloten, den Flug zu beenden, um die Flugzeuge bei Tageslicht abbauen zu können. Mit der gewonnenen Höhe kehrten sie über den Lamer Winkel nach Cham zurück. Der erste Flug des Jahres war für alle Beteiligten ein unvergleichliches Erlebnis. Quelle: ‚mittelbayerische.de‚. Bilder: Jonas Blahnik

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