Was Segelfliegen mit Wirtschaft zu tun hat

„Absolut geiles Video und super geschnitten! Mega gut! Süper!“ – so lauten die Youtube-Kommentare zu einem der Segelflug-Videos, die Alexander Petkov drehte. Eine Sequenz zeigt ihn auch selbst, wie er im Cockpit eines Segelfliegers über die Felder schwebt und in die Kamera lacht. Das Video stammt aus einer Zeit, als Petkov noch im Segelfliegerclub Walldorf bei Heidelberg war. Seit einem Jahr aber studiert er an der TU Berlin. Aufgeben musste er sein Hobby deshalb nicht. Denn an der TU Berlin gibt es den studentischen Verein Akaflieg Berlin, wo nicht nur das Segelfliegen praktiziert, sondern auch an der Entwicklung innovativer Prototypen geforscht wird. Dass er an der TU Berlin Studium und Hobby verknüpfen kann, ist für den 20-Jährigen ein großes Glück. Er verbringt viel Zeit mit dem Segelfliegen. Beim Gleiten über Wälder und Felder findet er Ruhe.

Bei seiner Faszination für das Fliegen überrascht es, dass er nicht Meteorologie oder Luft- und Raumfahrt studiert, sondern Wirtschaftsingenieurwesen. Warum das? „Ich will durch dieses Studium verstehen, warum der Kapitalismus so funktioniert, wie er funktioniert, warum die Welt ungerecht ist. Warum die Kluft zwischen Arm und Reich ungebremst weiterwächst, um dann vielleicht Ansätze zu finden, die Welt etwas gerechter zu machen. Klingt kitschig – ich weiß, aber das ist der Grund.“ Zudem kann er in diesem Studium seinem technischen Interesse nachgehen und unter anderem aus den Studienrichtungen Elektrotechnik sowie Informations- und Kommunikationssysteme wählen.

Ob seine soziale Ader der Grund ist, dass ihm das Segelfliegen so viel Spaß macht, weil es einer ausgeklügelten Teamarbeit bedarf? Oder ob es sein soziales Gewissen formte? Schwer auszumachen. Klar ist aber, mit einem ausgeprägten Ego ist kein Hochkommen. „Teamgeist ist die Seele des Segelfliegens. Ohne den geht nichts auf dem Flugplatz. Und dieses Ineinandergreifen von vielen ist das Tolle am Segelfliegen“, sagt Petkov. Am Abend sitze man dann auf dem Flugplatzgelände bei Pritzwalk zusammen, grille und quatsche. Ein Ankerpunkt in einer Universität wie der TU Berlin mit mehr als 30.000 Studierenden, in der man sich auch ganz schön verloren fühlen kann. Dass sich Petkov für ein Studium an der TU Berlin entschied, hat viel mit Corona zu tun. Als er 2020 sein Abitur beendet hatte, steckte Deutschland tief in der Pandemie. Nach zwei Jahren wurde es ihm in seiner Heimatstadt Heidelberg zu eng. Petkov wollte weg. Karlsruhe war zu nah an zu Hause, München zu teuer. Also wurde es die Hauptstadt und dort die TU Berlin. Auf die Frage, ob er seine Entscheidung bereue, antwortet er nicht. Er strahlt. Quelle: ‚Tagesspiegel‚.

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