Vom Jura in die Ostalpen

Autor: Thomas Sütterlin

Die Wetterprognose für Samstag, 31. Mai 2025 war gut: ordentliches Wetter im Jura und sehr gutes Flugwetter in den Alpen. Es waren schwache Winde aus Südwest vorhergesagt, mit Kumulierung und hohen Basen in den Alpen bis zu 4000 m. Unser Plan war ein Flug in die Ostalpen. Entsprechend haben wir die O2-Anlage vor dem Flug eingerichtet. Skysight prognostizierte die ersten Quellwolken im Napf für 12 Uhr mit einer Basis von 2000 m.

Der Start erfolgte kurz nach 11:30 Uhr. Bald bemerkte Jörg, dass der Bildschirm des LX9000 auf dem hinteren Sitz unverändert den Dittinger Ausschnitt zeigte. Wir konnten das Problem trotz Ein- und Ausschalten nicht mehr beheben. Zwischen der Aare und Langenthal klappten wir auf einer Höhe von 2’000 m den Motor ein und begannen den Gleitflug Richtung Napf. Dort angekommen, konnten wir tatsächlich unter einer kleinen Wolke auf über 2’000 m steigen.

Der Startort: der Flugplatz Dittingen im Jura.

Das ATIS von Emmen meldete keine aktivierten Lufträume für Emmen und Buochs. Für den Weiterflug entschieden wir uns für die Wolken nördlich von Sarnen. Allerdings brauchten wir etwas Zeit, bis die Thermik richtig zentriert war. Der Himmel in der Innerschweiz sah sehr blau aus. Die Quellwolken auf dem Hauptkamm waren unerreichbar. Es bildeten sich aber immer wieder kleine Wolken-Fetzen, die wir Etappe für Etappe anflogen. Zudem tummelten sich viele Gleitschirme in der Luft, die ebenfalls wichtige Thermikindikatoren waren. Die weiteren Stationen: Engelbergertal, Altdorf, Klausenpass, Glarnerland.

In der Nähe vom Pizol stiegen wir erstmals über 3’500 m. Der Blick Richtung Osten war atemberaubend. Der Himmel war voller «knackiger» Quellwolken, soweit das Auge reichte. Danach ging es über die Calanda, Chur, und weiter über Davos. Beim Flüelapass erreichten wir erstmals die 4.000-Meter-Marke. Nun montierten wir Sauerstoff für die nächsten Stunden. Zwischen Zuoz und Zernez querten wir das Engadin. In der Region Müstair flogen wir ins Südtirol ein und überflogen das Tal, das nach Meran führt. Die Hochalpen sind an dieser Stelle gefühlte 100 km breit, alles ist weiß und die Orientierung ist schwierig.

Nun flogen wir Richtung Innsbruck. Die Wetterbedingungen waren hervorragend. Allerdings bereitete uns der Luftraum um Innsbruck Kopfzerbrechen. Zudem erreichten wir langsam vier Uhr, unser Zeitziel zum Umkehren. Der Rückflug führte wie bisher auf komfortabler Höhe Richtung Ischgl, weiter über Klosters und Arosa. Unser Ziel war es, durch das Vorderrheintal nach Andermatt zu fliegen und dort die Endanflughöhe zu erreichen. Über das Parpaner Rothorn gelang der Einflug auf die Südseite des Vorderrheintals dann auch perfekt.

Trotz der wunderbar gezeichneten Wolkenstraße fehlte im Raum Sedrun die passende Thermik. Wir verloren etwas an Höhe in einer Region, in der wir eigentlich unsere Maximalhöhe erreichen wollten. Durch den Talwechsel bei Sedrun besserte sich das Vario wieder. Die Endanflughöhe von 3.700 m erreichten wir oberhalb Göschenen. Der Weiterflug erfolgte auf der Nordtalseite des Susten, dann vorbei am Titlis über das Melchtal und den Sarnensee. Danach ging es wieder über den Napf und das Mittelland nach Hause. Anfänglich waren wir skeptisch, ob die Höhe reichen würde, aber am Ende mussten wir von Göschenen bis Dittingen keinen Kreis mehr fliegen. Fazit: Ein toller Flug ohne nennenswerte Tiefpunkte in einer atemberaubenden und wechselhaften Gebirgs- und Wolkenwelt.

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