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Eugen Hänle zum 100. Geburtstag

Es war eine Herzensangelegenheit des Glasflügelfördervereins und des heutigen Muster-Betreuers der Flugzeuge von Hänle der Firma Streifeneder in Grabenstetten, den vielen ehemaligen Mitarbeitern vieler Glasflügelfreunde sowie den Familienangehörigen von Eugen Hänle an diesem Tag innezuhalten und seinem Vermächtnis zu gedenken.

Begonnen hatte der Tag am Flugplatz Saulgau nahe der ehemaligen Liegenschaften von Eugen Hänles Firma Glasflügel der früheren Endmontagehalle, dem Zubringerrollweg und der maßgeblich von Glasflügel initiierten Betonpiste des Flugplatzes. Die Geschichte von Glasflügel gibt es in Saulgau zum Anfassen. Ein Gedenkstein an den tragischen tödlichen Unfall von Eugen Hänle am 21.09.1975, die dahinter aufgebaute Std. Libelle S4, dem damaligen Vorführflugzeug von Glasflügel hatte bei der folgenden Gedenkfeier sicher auch einige der anwesenden Glasflügel Freunde zu Tränen gerührt, als die Erinnerungen vorüberzogen.

Hans-Peter Mayer nahm die vielen Anwesenden, darunter ehemalige Mitarbeiter von Glasflügel und auch Familienangehörige von Eugen Hänle, mit auf eine Zeitreise durch sein Leben. Die Geschichte, wie aus einem Schlosserlehrling ein weitsichtiger, innovativer Unternehmer und Firmengründer wurde, nötigt auch heute noch den größten Respekt ab. Es wurden die epochalen Innovationen der Faserverbundbauweise mit GFK, die Eugen Hänle später industrialisierte, gewürdigt. Genannt wurde das von Hänle und Hütter entwickelte Strangziehen von Rovings, die Allfiberglasbauweise von filigranen GFK-Bauteilen sowie die lasteffiziente Rovingumschlaufungen an Holm-Stummelenden der Tragflügel, der kunstvolle, innenliegende Seitenruderantrieb, der böensichere Parallelogramm -Steuerknüppel oder die vollautomatischen Ruderanschlüsse, die ergonomischen Sicherheitscockpits. Die wesentlichen Glasflügel-Innovationen dieser Zeit finden sich oft nur wenig abgewandelt bis heute noch in nahezu allen Segelflugzeugen aller Hersteller. H.-P. Mayer schilderte, wie Eugen Hänle die Wünsche seiner Kundschaft mit innovativen Produkten traf und dann in einer Serienproduktion bzw. Manufaktur-Fertigung umgesetzt hat. Die Rennlibelle H 301 sowie die BS1 und auch die 10 gebauten Glasflügel 604 seien besonders genannt.

Der erstmalige Großserienbau von GFK Segelflugzeugen gelingt Glasflügel mit der Verlagerung von Fertigungstiefe zu Lieferanten u.a. nach Frankreich und einem späteren Fertigungsverbund zwischen dem Stammwerk in Schlattstall sowie dem Werk in Saulgau. Eugen Hänle war damals, nach heutigen Gesichtspunkten der Fertigungstechnik gemessen, ein Vorreiter einer schlanken und flexiblen Produktion. So war es Glasflügel gelungen die damals hohen Auftragsbestände mit erträglichen Auslieferzeiten für die Kunden abzuarbeiten.

Persönlich wurden die Ausführungen von H.-P. Mayer, als er die Tage kurz vor dem tragischen tödlichen Unfall von Eugen Hänle mit seinen eigenen Jugenderinnerungen verwob. So hätte die Auslieferung der ersten beiden Hornets aus der Serien-Produktion am 20.09.1975 für ausgelassene Stimmung bei Eugen Hänle sorgen können, was erkennbar nicht der Fall war. Hingegen erschien Eugen Hänle am Unglückstag, dem 21.09.1975, bestens gelaunt zum Frühstück bei Familie Mayer. Was zu diesem Sinneswandel geführt hat, wird wohl nie mehr ans Tageslicht gelangen. Es hätte ein schöner Tag werden können, ein paar F-Schlepps und ein Rundflug im Anschluß. Es kam leider ganz anders, er endete mit dem tragischen Tod von Eugen Hänle am 21.09.75 im Krankenhaus in Ravensburg. Leider verstarb auch einer der drei Passagiere.

Danach begann der Verfall des stolzen Unternehmens und endete 1982 nach mehreren Umfirmierungen mit der endgültigen Abwicklung von Glasflügel. Das alles ist detailliert im Buch Glasflügel Eugen Hänle – Pionier des GFK Flugzeugbaus von Wolfgang Binz, beschrieben, über das die Glasflügel-Gemeinde sehr dankbar ist. Was können wir tun, um das Vermächtnis von Eugen Hänle zur erhalten? Eine Antwort ist, die vielen noch vorhandenen Glasflügelflugzeuge zu hegen und pflegen und in ihrem Element zu bewegen. Sowie immer wieder zusammenzukommen – sei es bei den Glasflügel-Treffen oder bei der Jubiläumsveranstaltung „60 Jahre Erstflug Rennlibelle H 301“.

Das hätte auch Eugen Hänle sicherlich gefallen.

Nach Worten des Segelflugreferenten des Baden-Württembergischen Luftfahrt-Verbandes, Christof Geissler, über das Werk Hänles und den Sinn und Zweck des Glasflügel-Fördervereins wurde es Zeit, nach Grabenstetten ins Glasflügel Museum von Hanko und Christian Streifeneder weiterzuziehen. Nachdem der Mittag in Saulgau einem Rückblick auf Eugen Hänles Lebenswerk gewidmet war, sollte in Grabenstetten der Blick auf die Ereignisse nach dem endgültigen Zusammenbruch von Glasflügel bis heute gerichtet werden. Hans Peter Mayer beschrieb die schmerzliche Situation und unglückliche Konkursabwicklung von Glasflügel mit dem finalen Ende der Produktion trotz gut gefüllter Auftragsbücher für die Glasflügel 304 und die in Planung befindlichen 402. Die mehrfach von Hans-Jörg Streifenender und Martin Hansen vorgelegten Pläne die Marke Glasflügel fortzuführen, sind wie im Buch von Wolfgang Bins angeführt, von den Gläubigern leider nicht akzeptiert worden. Ein großes Glück für alle Besitzer eines Glasflügel Flugzeuges bleibt zumindest die Fortführung der Musterbetreuung durch Hans-Jörg Streifeneder. Und auch hier gab es anfänglich große Widerstände, der zum Umzug des LTB Streifeneder von Schlattstall nach Grabenstetten mit grossen Hürden führte.

Hans-Peter Mayer würdigte die Innovationen des Hauses Streifeneder, sei es im Prototypenbau für die Automobil- als auch für die Luftfahrtindustrie. Genannt sei der BMW Z1 oder weitere Sonderprojekte, unter anderem auch Aufträge für den Formenbau für Airbus und viele weitere Segelflugzeughersteller, viele Forschungs-Projekte, die Fertigungsbeteiligung an dem Projekt ETA und Nimeta, das Fallschirm-Rettungssystem und die weltweit eingesetzten Abdicht- und Turbulatoren-Bänder. All das wird neben dem Kerngeschäft im LTB entwickelt und produziert.

Die Glasflügel-Flugzeuge erfahren Modellpflege durch die Entwicklung und Fertigung von Rumpf-Flügelübergangen, Winglets, neuen Rückenlehnen für Libellen sowie diverser Ersatzteile in der bekannten Glasflügelqualität. All das muß Stück für Stück in langwierigen Abstimmungen vom LBA zertifiziert werden. Auf ein Projekt, nämlich den Albatros, geht Hans-Peter Mayer ganz besonders ein, wirkt der ausgestellte Rumpf doch schon beinahe flugbereit. Wir alle hoffen, dass dieses ultimative Flugzeuge der Standardklasse bald in die Luft kommt.

Mit der Übergabe der Urkunde zur Ehrenmitgliedschaft im Glasflügel-Förderverein dankte dessen erster Vorsitzender, Christian Deubig, Hansjörg Streifeneder, dessen Sohn und Nachfolger, bei Streifly, Christian Steifeneder, die Urkunde in Empfang genommen hat, weil Hanko selber nicht anwesend sein konnte, für deren jahrelange Schaffenskraft.

Abschließend erging ein eindringlicher Apell von Hans-Peter Mayer an alle Glasflügel-Flugzeugbesitzer, in den Anstrengungen zum Erhalt aller Glasflügel Flugzeuge nicht nachzulassen und dies zusammen mit der Hilfe des luftfahrttechnischen Betriebes und dem Musterbetreuer, den beiden Herren Streifeneder, sicherzustellen! Nur so können wir Eugen Hänles Erbe in die Zukunft tragen. Eine weiter Ehrenurkunde erhielt, wie beim der letzten Jahres-Hauptversammlung beschlossen, Sepp Prasser für sein Lebenswerk.

An eigens von Hans-Peter Mayer mitgebrachten Fondue-Töpfen mit der von Eugen Hänle geliebten Schweizer Spezialität schloss der offizielle Teil der Veranstaltung. Bei Käse, Bier und Wein konnten dann nochmals Erinnerungen, Gedanken und Pläne mit zum Teil weither gereisten Glasflügel-Fans ausgetauscht werden. Karl Pfister aus Kanada, der ehemalige Glasflügel-Konstrukteur Tapani Uoti aus Finnland oder der holländische Thei Bongerts seien hier als die am weitesten Angereisten genannt werden.

Danke dem LTB Streifeneder für die Gastfreundschaft, allen angereisten Gäste sowie dem Organisationsteam um Christian Deubig vom Glasflügel-Förderverein für die Organisation und den würdig gefeierten 100. Geburtstag von Eugen Hänle. Autor: Frank Beerhenke.

Der vergessene Windkraftpionier

Der Vater der modernen Windräder wäre heute 100 Jahre alt geworden. In der Windenergie ist sein Name fast vergessen. Doch Segelflieger kennen ihn noch, weil er ihren Sport nachhaltig veränderte: Eugen Hänle.

Es ist 1955. Die Bundesrepublik tritt in die NATO ein, das Bruttosozialprodukt wächst zweistellig, Robert Lembke startet seine Rateshow „Was bin ich?“, und in einer kleinen Küche unweit von Stuttgart entsteht die Grundlage der modernen Windkraftanlage. Der junge Ingenieur Eugen Hänle brachte seiner technikbegeisterten Frau Ursula eine Dose Polyesterharz, ein paar Tuben mit verschiedenen Härtern und eine Rezeptanleitung mit nach Hause. „Das musst Du mal mischen, genau nach der Gebrauchsanweisung, Schreib auf, bei welcher Temperatur es wie lange dauert, bis es härtet. Und dann verbrennst Du auch mal eine Probe!“. Die letzte Anweisung sollte die frisch geweißte Küche ruinieren. Kokelndes GFK rußt extrem.

Der 31-jährige Hänle war auf der Suche nach einem neuen Werkstoff, mit dem sich Windkraftanlagen von zuvor ungekannter Größe und Leistung verwirklichen ließen. Rotorflügel mit einer Länge von 17 Metern sollten einen Generator mit einer Nennleistung von 100 Kilowatt antreiben. Windkraftanlagen dieser Zeit hatten Rotoren von zehn Metern Länge und 6 Kilowatt Leistung. Hänle war klar: mit dem bisher verwendeten Stahl war das nicht zu schaffen. Der war nicht nur zu schwer, fraglich war, ob die Schweißnähte der Belastung überhaupt standhielten. Eine Alternative musste her.

Kunststoff statt Stahl

Mit Glasfasern verstärkter Kunststoff war zwar nicht neu, jedoch kaum verbreitet. In den USA wurde „Fiberglas“ bereits Mitte der 30er- Jahre in der Hausdämmung verwendet, 20 Jahre später im Automobilbau. In Deutschland befassten sich Wissenschaftliche Lehrbücher mit den Möglichkeiten des GFK im Flugzeugbau. Doch wie haltbar der Kunststoff auf Zeit und bei hohen Belastungen überhaupt sein würde, wusste niemand. Glasfaser war Neuland und vieles Theorie.

Die 1949 gegründete „Studiengemeinschaft Windkraft e.V.“ sollte die Theorie in der Praxis erproben. Zu den Gründungsmitgliedern zählen Energieversorger, die AEG und die Allgaier Werke, der Arbeitgeber Eugen Hänles. Unter der Leitung von Ulrich Hütter entwarf und baute Hänle die Rotorblätter. Sein Team atmete einen ähnlichen Pioniergeist wie Jahrzehnte später die zahlreichen Garagen-Start-ups im Silicon-Valley. Da Rotorblätter im Grunde Flügel sind, holte Hänle sich für die Herstellung der Negativformen Hilfe beim örtlichen Segelfliegerclub und befreundeten Piloten. Tagsüber waren die meisten von ihnen berufstätig, gearbeitet wurde daher überwiegend nachts.

Die größte Herausforderung war das Befestigen der gewaltigen Blätter an die Nabe des Generators. Hier traten durch die Rotation erhebliche Kräfte auf, Fachleute sprechen von der Krafteinleitung in das Material. Alles Mögliche wurde probiert, immer wieder brach der Rotor ab. Dann kam Eugen Hänle auf jene Idee, die bis heute das Standardverfahren in der Herstellung von Rotorblättern bei Windkraftanlagen ist: das nach Hänle und Ulrich Hütter benannte HH-Verfahren.

Wie der Name Glasfaser schon sagt, erhält der Kunststoff seine Festigkeit durch die in ihn eingelegten Bündel dünner Endlos-Glasfasern, den sogenannten Rovings. Hänles Einfall war einfach, aber genial: Er schlang die noch weichen Glasfasern wie Haarbündel um viele Befestigungspunkte, die ringförmig am Ende des Rotorblattes angeordnet waren. Voraussetzung war jedoch das gleichmäßige Tränken der Rovings mit Kunstharz und das gleichmäßige Ausziehen der Stränge. Dafür gab es weder Verfahren noch Maschinen. Hänle erfand beides.

„Noch heute ist diese Rovingziehvorrichtung die Voraussetzung für nahezu jeden Betrieb, der GFK oder CFK verarbeitet“, sagt Wolfgang Binz. Der Jurist und passionierte Segelflieger hat 2021 ein Buch über Eugen Hänle geschrieben. Dass heute vor allem Ulrich Hütter das Verdienst zugeschrieben wird, ärgert ihn ein wenig. “Hütter war zwar der Leiter, doch ohne den Einfallsreichtum Hänles, hätte der das niemals hingekriegt“, so Binz.

Am 4. September 1957 war es so weit, das Windrad wurde auf der Schwäbischen Alb zwischen Stötten und Schnittlingen in Betrieb genommen. Das Kraftwerk lief rund um die Uhr und erzeugte bei 8,5 Km/h Windgeschwindigkeit die damals unglaublichen 100 Kilowatt Strom. „Der wirtschaftliche Erfolg stellte sich jedoch nicht ein. Diesel-Aggregate waren einfach viel günstiger in Anschaffung und Unterhalt. Dazu kam noch der beginnende Aufstieg der Atomenergie“, bilanziert Binz. Elf Jahre später wurde die Anlage abgerissen und „Studiengemeinschaft Windkraft“ aufgelöst.

Diesel und Atomstrom würgten Windenergie ab

Doch da war Eugen Hänle schon nicht mehr dabei. Er hatte die vielfältigen Möglichkeiten des GFK erkannt und mit seinem umfangreichen Wissen in der Verarbeitung 1957 sein eigenes Start-up gegründet: Glasflügel. Hänle stellte Rotorblätter für Bölkow her, Propeller, Lampenschirme, Lüfterflügel für Kühltürme und Gebläseräder für Porsche und BMW. „Porsche verbaute ein Gebläserad von Glasflügel in einen Achtzylinder-Formel-1 Motor. Aus der Zusammenarbeit entwickelte sich eine Freundschaft zwischen Hänle und Ferdinand Porsche“, schwärmt Binz.

Das Geschäft lief gut, urteilt Binz, der sich für sein Buch durch die alten Bilanzen gearbeitet hat. Die Hänles starteten ohne Eigenkapital und erwirtschafteten bereits drei Jahre später eine Umsatzrendite von 19 Prozent bei einem Umsatz von rund 137.000 D-Mark, was heute 321.000 Euro entspricht. Die Mitarbeiterzahl stieg zwischen 1959 und 1961 von zwei auf 17. „Hänle war ein guter Unternehmer“, resümiert Binz. Er habe seinen Mitarbeitern sehr viel Entscheidungsfreiraum gelassen und ihre Ideen dann mit dem wirtschaftlich Machbaren abgeglichen.

GfK veränderte im Segelflugzeugbau alles

Sowohl Eugen Hänle als auch seine Frau Ursula waren begeisterte Segelflieger. Bis 1950 war jede Form von Flugsport in Deutschland verboten. Ursula Hänle hatte sich schon kurz nach dem Krieg für die Wiederzulassung des Segelflugs in Deutschland mit Unterschriftenaktionen stark gemacht. Ein Segelflugzeug aus Glasfaser wäre ein Quantensprung in der Flugleistung. Bisher bestanden die leichten Flieger aus mit Stoff bespannten Stahl- und Holz-Gerippen. Wie so etwas funktionieren kann, hatte Hänle bereits in seiner Windkraftzeit gesehen, rein zufällig. In einem Schuppen gleich neben der Studiengemeinschaft für Windkraft tüftelte ein Flugzeugkonstrukteur am weltweit ersten GFK-Segelflugzeug, der fs24 Phönix. „Und wie das bei Garagen-Startups so ist, tauschten die beiden benachbarten Glasfaser-Poniere ihre Erkenntnisse aus“, sagt Binz.

Geburt einer Legende: Die Glasflügel Libelle

Jahre später flossen seine Erfahrungen in der Verarbeitung von Glaserfaser und im Flugzeugbau in einem legendären Segelflugzeug zusammen: Der „Libelle“, dem ersten in Serie gebauten GFK-Segelflugzeug. „Hänle hatte einen Markt geschaffen, den es vorher nicht gab“, so Wolfgang Binz. Zwischen 1964 und 1969 produzierte Glasflügel mehr als 100 Libellen, die erste Massenproduktion eines Glasfaserflugzeugs weltweit. Rund 800 weitere sollten folgen. In den USA gehörten die Libellen zeitweise zu den beliebtesten Wettbewerbsflugzeugen. Einer der Besitzer war Neil Armstrong, der erste Mensch auf dem Mond. Die Libelle mit ihrer unverkennbaren Form war ihrer Zeit weit voraus und führte technische Merkmale ein, die sich Jahrzehnte später erst zum Standard im Segelflug etablieren sollten. Heute fliegen noch rund 400 Exemplare und stehen deutlichen jüngeren Segelflugzeugen kaum nach.

Am 21. September 1975 kam Eugen Hänle beim Absturz eines Schleppflugzeuges ums Leben. Seine Firma wurde von Klaus Holighaus von Schempp-Hirth übernommen, einem der heute größten Hersteller von Segelflugzeugen. Sieben Jahre später wurde Hänles Firma vollständig abgewickelt. Doch Glasflügel lebt weiter. Hanko Streifeneder, einer der engsten Mitarbeiter Hänles, versorgt zusammen mit seinem Sohn Christian in seinemGfK-Betrieb Streifly die Glasflügel-Flugzeuge weltweit mit Ersatzteilen und Verbesserungen. Im Glasflügelmuseum auf dem Firmengelände halten Vater und Sohn die Erinnerungen an die Hänles wach. Dort fand auch am 5. Oktober die Gedenkveranstaltungen von Glasflügelpiloten aus aller Welt statt.

Und Ursula Hänle? Sie gründete ihr eigenes Unternehmen und stellte ein eigenes Segelflugzeug her, den Salto. Sie ist bis heute die einzige Frau, die ein Segelflugzeug konstruierte und in Serie produzierte. Ursula und Eugen Hänle waren, wie man heute sagen würde, ein echtes Power-Couple. Quelle: ‚stern.de‚ / Henry Lübberstedt.

Treffen des Glasflügel-Fördervereines

Vom 15.-18.6.23 fand auf dem Flugplatz Tannheim das 3. vom Glasflügelförderverein organisierte Glasflügel-Treffen statt. Auf dem von der Familie Dolderer betriebenen Verkehrslandeplatz Tannheim am Rande des Allgäus trafen sich über 80 Teilnehmer und ungezählte Besucher mit insgesamt 30 Flugzeugen aus dem Hause Glasflügel. Der Flugplatz Tannheim bot die ideale Kulisse für dieses außergewöhnliche Ereignis.

Von der H301 über die BS1, Salto 101, die Ur-Hornet 206, zahlreichen Standard Libellen 201, Club Libellen 205 bis hin zur Kestrel, das mit 22m damals grösste Segelflugzeug die Glasflügel 604 und später gebauten Flugzeugen wie Falcon, Glasflügel 304 waren fast sämtliche Typen der Glasflügel Flugzeuge vertreten.

Als zentraler Treffpunkt für den regen Austausch und gemeinsame Mahlzeiten diente ein leergeräumter Hangar der Segelfliegergruppe Tannheim, die die Organisation vor Ort auf sich genommen hat. Bewirtung und Flugbetrieb wurden in einer Ruhe und Perfektion geführt die eine super Stimmung unter den Teilnehmern wie auch Besuchern entstehen liess. Das gute Wetter von Freitag bis Samstag trug zu Streckenflügen entlang der schwäbischen Alb bis in die Schweizer Alpen ein. Markus Schweikert z.B. flog mit seiner 304 am Samstag bis in die Dolomiten, landete in Füssen (weil die Tage darauf dort ein Spatzen-Treffen stattfand an dem er mit seinem 2. Flugzeug teilnahm) und war abends wieder in Tannheim.

Die meisten dieser Flugzeuge fielen durch ihren bemerkenswert gut erhaltenen Originalzustand auf. Der erste Lack und das wegweisende Design zeugen von der Qualität und der Vorreiterrolle die Glasflügel Flugzeuge seit den 1960er verkörpern. Auf die Frage nach dem Warum auffallend viele „U-40“ Piloten und Besitzer sich ausgerechnet für einen «Glasflügel-Flieger» entschieden haben ergab unterschiedliche Antworten. Einige schätzen die Zuverlässigkeit und das Flugverhalten, während andere die Ästhetik und das Gefühl der Verbindung zur Geschichte, sowie die Rekorde betonten. Einfach ausgedrückt: pure Emotion!

Dass auch viele Besucher ohne Flugzeug erschienen sind und die Atmosphäre genossen zeigt, dass die Geschichte um die Flugzeuge aus dem Hause Hänle und Glasflügel einfach ihren Reiz nicht verloren haben. Als Rahmenprogramm fand die Jahreshauptversammlung des Glasflügel-Fördervereines statt.

Höhepunkt war nach einhelliger Meinung der moderierte Vortrag von Wolfgang Binz über die Glasflügel-Historie und die Interviews mit den ehemaligen Mitarbeitern der Firma Glasflügel. Auch für absolute Insider der Geschichte von Glasflügel und dem Leben von Eugen und Ursula Hänle kommen bei solchen Runden immer wieder neue Erkenntnisse zu Tage die so noch nicht bekannt waren.

Erfreulich ist, dass Nachkommen von Eugen Hänle auch dieses Mal wieder den Weg zu dem Treffen auf sich genommen haben und von ihren Erinnerungen um Onkel Eugen und Tante Ursula erzählt haben. Die Veranstaltung am Flugplatz Tannheim war zweifellos ein großer Erfolg. Dies Dank der Gastfreundschaft der Dolderers und dem Engagement der Segelfliegergruppe Tannheim sowie dem Gemeinschaftssinns in der Glasflügel-Community. Für die Oranisation eines zukünftigen Treffens haben sich ein paar junge Glasflügel-Fans gemeldet – bleibt zu hoffen, dass die Tradition eines solchen Events fortgesetzt werden kann. Christian (Lucky) Horn, Mitglied des Glasflügel-Fördervereines und Profi-Fotograf hat einen Ordner auf seinem Server angelegt auf dem Bilder von ihm und anderen Teilnehmern vom Treffen in Tannheim abgelegt sind. Quelle: ‚Glasflügel.net‚.

Von Erfolg zu Erfolg

Eric Schneider von der Flugsportgruppe Hammelburg kann in dieser Saison bereits auf etliche erfolgreiche Flüge mit seiner Standard Libelle des Herstellers Glasflügel zurückschauen. Zu Ehren des Konstrukteurs und Pioniers der Segelfliegerei, Eugen Hänle, fand der 1. Glasflügel Cup auf dem Flugplatz Bad Saulgau statt. Zu diesem Freundschaftswettbewerb reisten Piloten nicht nur aus ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz an, die weiteste Anreise hatte Justin Wills, der eigens aus Neuseeland kam. Allabendlich gab es Fachvorträge rund ums das Thema Streckenfliegen und die Geschichte der Firma Glasflügel, auf deren ehemaligem Produktionsstandort der Wettbewerb stattfand. Produziert wurden die Flugzeuge in faserverstärkter Kunststoff-Bauweise von 1963 bis 1979, in der Zeit wurden 13 verschiedene Modelle hergestellt. Besonders beliebt ist bis heute die Standard Libelle H 201B, wie sie Eric Schneider sein eigen nennen kann. Trotz des hohen Alters seines Flugzeuges, Baujahr 1973, schafft er es immer wieder ganz vorne mit dabei zu sein. Mit drei Flügen und einer Flugdauer von 7.30, 1.07 und 5.12 Stunden belegte er an zwei Wertungstagen den ersten und einmal den zweiten Platz. In der Gesamtwertung siegte er vor dem Neuseeländer Wills und dem Vize-Weltmeister Uli Schwenk aus Münsingen. Quelle: ‚inFranken.de‚.