Löschflugzeuge müssen unter den extremsten Bedingungen funktionieren. Seit über 50 Jahren ist das gleiche Modell nahezu konkurrenzlos. Löschflugzeuge verfügen über ausgeklügelte Technik, müssen sie doch unter extremsten Bedingungen zuverlässig funktionieren. Weltweit hat sich ein Modell als überlegen herausgestellt. Dabei ist die „Super Scooper“ oder „Water Bomber“ im Kern schon über 50 Jahre alt, doch leistet die CL-215 oder ihre neuere Schwester, die CL-415, bis heute unschätzbar wertvolle Dienste unter den schlimmstmöglichen Bedingungen.
Extreme Anforderungen
Die Anforderungen an ein Löschflugzeug sind immens: Es muss in der Lage sein, innerhalb von wenigen Sekunden Wasser aufzunehmen, diese Nutzlast sicher an den Einsatzort zu transportieren und zielgenau abzuwerfen. Dabei entstehen einerseits starke hydrodynamische Belastungen, andererseits müssen Mensch und Maschine mit starken Winden zurechtkommen, denn der nahe Luftraum über Brandgebieten, wie aktuell etwa in Griechenland, ist unberechenbar. Der tragische Unfall am Dienstag dieser Woche über Euböa zeigt, wie gefährlich die Einsätze von Löschflugzeugen tatsächlich sind. Das Flugzeug kippte nach dem Abwerfen der Wasserladung nach rechts, dürfte den Boden oder Baumspitzen berührt haben und stürzte daraufhin ab. Beide Piloten kamen bei dem Unfall ums Leben.
Riskante Manöver
Löschflugzeuge sind das Mittel der Wahl, wenn es um die Bekämpfung von Bränden in unwegsamem Gelände geht. Die modernisierte Variante, wie sie aktuell in Griechenland zum Einsatz kommt, die CL-215GR, kann in nur zwölf Sekunden 5.455 Liqter Wasser aufnehmen. Dafür ist ein riskantes Manöver an der Wasseroberfläche erforderlich. Bei dem als „touch and go“ bezeichneten Vorgang taucht der Rumpf des Amphibien-Flugzeugs geringfügig in das Wasser ein. Mit sogenannten Scoops am Rumpf wird das Wasser aufgenommen. Dabei handelt es sich um ausklappbare Hutzen, durch die Wasser durch den Staudruck in den Tank gedrückt wird. Dabei hat das Flugzeug immer noch eine Geschwindigkeit von 90 Knoten, also etwa 167 km/h. Währenddessen müssen der Pilot oder die Pilotin Geschwindigkeit und Richtung genau einhalten.
Ist der Tank voll, werden die Scoops eingeklappt, die Crew beschleunigt das Flugzeug, und es hebt wieder vom Wasser ab. Damit der Tank nicht überfüllt wird, gibt es spezielle Notüberläufe, die überschüssiges Wasser ablassen. Dieser ganze Vorgang vom Anflug auf die Wasserfläche bis zum erneuten Abheben dauert insgesamt nur drei Minuten. Sollte es beim Aufnehmen des Wassers zu einem Problem kommen, sind die Scoops so gestaltet, dass sie abbrechen. Damit soll das Flugzeug auch im Notfall noch stabil bleiben. Wegen der charakteristischen Scoops werden die Löschflugzeuge auch gerne als „Super Scooper“ bezeichnet.
Dauereinsatz für Mensch und Maschine
Damit ist es der Crew möglich, bis zu 115 Löscheinsätze am Tag zu fliegen und rund 690.000 Liter Wasser über dem Zielgebiet abzuwerfen, erklärt Hersteller Viking Air. Zwei italienischen Crews ist es im Juli 2018 sogar gelungen, 207 Abwürfe an einem Tag vorzunehmen. Zum Vergleich: Löschhubschrauber können etwa 185.000 Liter Wasser über Waldbränden abwerfen, eine zum Löschflugzeug umgebaute DC-10 schafft 312.000 Liter. Eine CL-215 kann rund sechs Stunden lang in der Luft bleiben, bis die Maschine aufgetankt werden muss.
Dabei ist die Flügelspannweite moderner Löschflugzeuge nur geringfügig kleiner als jene einer Boeing 737. „Wir nehmen ein Flugzeug von beinahe der Größe einer C-130, fliegen damit in geringer Höhe in extrem schmalen Canyons schnelle Kurven“, wird ein Pilot von Viking Air bei „Business Insider“ zitiert. Das Unternehmen aus Sidney in British Columbia in Kanada ist unter anderem auf die Modernisierung der betagten CL-215 spezialisiert.
Vier Sekunden bis zum Abwurf
Über dem Zielgebiet dauert der Abwurf des Wassers nur etwa vier Sekunden. Ältere Modelle der CL-215 verfügen noch über zwei Abwurfklappen, neuere Varianten über vier. Welche Zahl an Abwurfklappen die beste ist, darüber wird in der Fachwelt gestritten, wie auch der Hersteller erklärt.
Egal wie viele Öffnungen vorhanden sind, diese können von der Crew gleichzeitig, nacheinander oder einzeln geöffnet werden, je nach Einsatzlage. Im Notfall kann die Besatzung das Wasser auch per Hand über ein mechanisches System ablassen. Ein Vorteil des Amphibienflugzeugs ist, dass es mit nur etwa 100 Fuß, also rund 30 Metern, extrem tief fliegen kann. Das ist auch nötig, denn um die Brandfläche auch wirklich zu „treffen“, muss sich der Pilot oder die Pilotin auf Erfahrung und Gefühl verlassen – einen Zielcomputer gibt es nicht. Quelle: ‚Der Standard‚.