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Segelflieger löste mit Notsignalen Suchaktion aus

Vermeintliche Flugzeugabstürze und reihenweise „Notsituationen“ hielten am Donnerstagnachmittag, 14. Juli 2022, die Leitstelle Tirol, Austro Control und Einsatzkräfte auf Trab. Nachdem zunächst immer wieder Notsignale von einem nicht registrierten Flugobjekt abgegeben worden waren, wurden im Tiroler Unterland große Suchaktionen gestartet. Letztlich stellte sich – zum Glück – aber alles anders dar. Gegen 12 Uhr startete ein 60-jähriger Deutscher mit seinem Segelflugzeug am Flugplatz in Langkampfen (Bezirk Kufstein): Der Pilot führte im Vorfeld sämtliche Sicherheits-Checks durch und überprüfte dabei freilich auch das sogenannte ELT-System, den Funksender, mithilfe dessen in Not geratene Flugzeuge geortet werden können.

System wurde unbemerkt aktiviert
Und genau dieser sollte in den nächsten Stunden für gehörige Aufregung sorgen: „Dieses System wurde derzeitigen Erkenntnissen zufolge vermutlich durch Erschütterungen im Zuge des Startmanövers manuell auf dauerhaften Betrieb aktiviert, ohne dass der Pilot dies bemerkte“, berichtete die Polizei. Die Folge: Gegen 16.30 Uhr meldete die Leitstelle Tirol einen möglichen Absturz eines nicht registrierten deutschen Luftfahrzeuges im Bereich Hinteres Sonnwendjoch im Gemeindegebiet von Thiersee. Etwa gleichzeitig meldete die Landesleitzentrale einen weiteren angeblichen Absturz einer Maschine beim Feldalphorn in Hopfgarten.

Kontaktaufnahme nicht möglich
„Eine Kontaktaufnahme mit dem Piloten und eine genauere Bezeichnung des Flugobjektes war aufgrund der fehlenden Registrierung des ELT-Systems nicht möglich. Deshalb wurde eine Suchaktion mit drei Hubschraubern gestartet. Während der noch andauernden Suchaktion langten weitere Notsignale bei der Austro Control ein. Diese wurden ebenfalls abgeflogen, die Suche verlief jedoch negativ“, so die Ermittler weiter.

Pilot zur Landung aufgefordert
Kurz vor 18 Uhr dann die Entwarnung: Von Mitarbeitern des Flugplatzes in Langkampfen konnte das Notsignal einem Segelflieger zugeordnet werden, der sich genähert hatte. „Der Pilot wurde daraufhin sofort zur Landung aufgefordert. Dabei stellte sich heraus, dass das Notsignal lediglich aus technischen Gründen ausgelöst wurde.“ Die Sucheinsätze konnten somit abgebrochen werden. Quelle: ‚Krone.at‚.

Schweizer Alarmzentrale für Luftfahrzeuge in Not

Seit 2021 betreibt die Luftwaffe das Rescue Coordination Center (RCC) in Dübendorf. Hier prüfen erfahrene Angestellte die Alarme zu vermisst oder verunfallt gemeldeten Luftfahrzeugen schnell und zuverlässig. Und sie koordinieren im Not- oder Zweifelsfall deren Suche und Rettung. Damit leistet das Team des RCC einen wertvollen Dienst für die Schweizer Bevölkerung.

Unscheinbar ist der Arbeitsplatz, mit dem die Luftwaffe dazu beiträgt, Leben zu retten. In einer Ecke der Einsatzzentrale Lufttransport und Luftaufklärung (EZ LT/LA) stehen zwei Stehtische mit vier Bildschirmen, einem Laptop und einem Kartonschild mit der Aufschrift „RCC“. Die drei Buchstaben stehen für Rescue Coordination Center. Dies ist die Alarmzentrale für zivile- und militärische Luftfahrzeuge, die im Hoheitsgebiet der Schweiz und des Fürstentums Liechtenstein als vermisst oder verunfallt gelten. Sie ist rund um die Uhr besetzt – von 6 bis 22 Uhr von der EZ LT/LA, die restliche Zeit von Mitarbeitern der Einsatzzentrale Luftverteidigung. „Wir nehmen Alarme entgegen, prüfen die Sachlage und koordinieren allfällige Such- und Rettungseinsätze mit Helikoptern der Armee“, sagt Daniel Zolliker, der Leiter des RCC. Zu diesem Sicherheitsdienst verpflichtet sich die Schweiz mit einem 1944 in Chicago von 54 Mitgliedstaaten verabschiedeten Abkommen.

Jeder Alarm gilt primär als Notfall
Seit 2021 ist das RCC der Operationszentrale der Luftwaffe auf dem Militärflugplatz Dübendorf angegliedert. Davor leiteten den Dienst im Auftrag des Bundesamts für Zivilluftfahrt (BAZL) die Kantonspolizei Zürich, die Rega und das BAZL selbst. „Mit der Reorganisation haben wir zwischen Alarm und allfälliger Suche eine Schnittstelle eliminiert, was die Kommunikation und Entscheide verkürzt“, sagt Jörg Thurnheer, der stellvertretende Leiter der Flugsicherung des BAZL. Diesen Schritt nennt Daniel Zolliker „absolut sinnvoll“, weil die gewonnene Zeit über den Erfolg eines Einsatzes mitentscheiden kann. „Im Ernstfall zählt jede Minute“, sagt er.

Dieses Jahr sind beim RCC rund 200 Alarme eingegangen, rund zwei pro Tag – je nach Flugsaison und Wetter. Die meisten werden von ELT (Emergency Locator Transmitter) und Overdues ausgelöst. ELT sind Notrufsysteme in Luftfahrzeugen. Overdues sind Luftfahrzeuge, deren Flugpläne nicht geschlossen worden und deshalb am Zielort überfällig sind. Rund 95 Prozent stellen sich als Fehlalarme heraus. „Trotzdem behandeln wir jeden Alarm primär als Notfall“, sagt Daniel Zolliker.

„Im Zweifelsfall suchen wir“
Trifft im RCC ein Alarm ein, sucht der dienstleistende Verantwortliche nach dem Piloten des Luftfahrzeuges. Dazu nutzt und kontaktiert er jede hilfreiche Quelle: Flugpläne, ELT-Datenbanken, Fluggesellschaften, Internet, Behörden, Angehörige, militärische und zivile Organisationen – auch im Ausland. Diese Recherche dauert einige Minuten. Für den Entscheid, einen Suchflug auszulösen, werden harte Fakten und die Erfahrung einbezogen. Erhärten oder bestätigen sie den Notfall, löst der Verantwortliche die Suchaktion aus. Das tut er auch, wenn die Sachlage unklar bleibt. „Im Zweifelsfall suchen wir das Luftfahrzeug, weil es um Menschenleben geht“, sagt Daniel Zolliker. Er und sein Team sind sich mit Stolz bewusst, dass die Luftwaffe mit dem RCC einen wertvollen Dienst leistet – für die Armee und die Bevölkerung. Quelle: ‚Polizei.news‚.

Telefonnummer für vermisste oder verunfallte Luftfahrzeuge: +41 58 484 10 00.