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Gewissenhafte Flug-Vorbereitung

Autor: Ernst Willi

Man mag als Pilot das Thema Sicherheit eigentlich kaum mehr hören, zu oft ist es auf allen Informations-Kanälen, Veranstaltungen, online- und Print-Medien präsent. Ich vergleiche diesen (unerwünschten) geistigen Abwehr-Effekt mit ständigem Alarmismus, welcher dazu führt, überhaupt nichts mehr hören zu wollen. «Nicht-mehr-zuhören-wollen» hiesse aber in unserem Fall, von bereits gemachten, teilweise fatalen Fehlern anderer nichts mehr zu lernen und selbst von vergleichbaren Ereignissen getroffen zu werden, was sich eigentlich niemand leisten kann, egal, wie erfahren man als Pilot/-in ist.

Heute befassen wir uns mit dem auf den ersten Blick unspektakulären Thema «gewissenhafte Flug-Vorbereitung». In den über 40 Jahren, in denen ich inzwischen fliege, habe ich in meinem direkten Umfeld wegen unkonzentrierter Flug-Vorbereitung mehrere Todesfälle und schwere Material-Schäden erlebt. Sie wären mit wenig Aufwand vermeidbar gewesen.

01 Rumpf eingedrückt

Im ersten Fall fährt der Pilot in der vermeintlichen Hektik beim Flugzeug-Aufbau das Fahrwerk nicht vollständig aus, bzw. er «verkniet» den Fahrwerkshebel nicht korrekt in der Schiebe-Kulisse an der Seitenwand. Er lässt sich von seinen Kameraden, die «keinen Zeitdruck aufbauen, aber natürlich so schnell wie möglich ihre Flugzeuge auch montieren wollen», unbewusst drängen. Man will sich ja in der Startreihe die optimale Position sichern. An diesem Tag fällt dieser Plan allerdings für meinen Freund vollständig ins Wasser, bzw. zu Boden. Denn nach wenigen Metern Flugzeug-Schiebens und beim Überrollen des ersten kleinen Hindernisses auf dem unruhigen Rollweg knallt seine wunderschöne Maschine mit voller Wucht auf den Boden, weil plötzlich das Fahrwerk einklappt. Auf Französisch heisst das treffend: «se casser la figure…».

Schaden: Zu sehen sind verschiedene Kratzer und aufgesprungener Lack, aber auch eine eingeschlagene Rumpfwanne und abgebrochene Fahrwerksklappen, was eine kostspielige Reparatur und mehrere Wochen fliegerischer Abstinenz auslöst. Die Kameraden, die zuvor zur Eile drängten, werden in ihrem Tatendrang ebenfalls gebremst, schliesslich muss der schwere Flieger mit vereinten Kräften wieder auf sein Hauptrad gehievt und auch wieder abgebaut werden.

Ursache: Zeitdruck, selber gemachter Stress.

Lösung: Konzentriert, ruhig und gewissenhaft arbeiten, nicht ablenken lassen. Checkliste benutzen oder selber erstellen, wenn nötig mit Illustrationen statt nur Prosa-Text.

Fazit: eine völlig sinnlose und unnötige Aktion, die mit einer Sekunde konzentrierter Aufmerksamkeit hätte vermieden werden können. Immerhin war hier nur Materialschaden zu beklagen.


02 Wenn ein Vogel seine Flügel verliert

Ähnlich, wenn auch mit schlimmeren Folgen, verläuft der nächste Vorfall. Während des Flugzeug-Aufbaus vergisst der Pilot, den Hauptbolzen einzuführen. Möglich ist das nur, weil bei diesen Flugzeugtyp bei korrekter Montage der Flügel ein Metall-Stift in den gegenüberliegenden Flugzeug-Holm «eindringt» (Zunge-Gabel-Prinzip). Damit halten die beiden Flügel erstmal zusammen, bis sie in einem nächsten Arbeitsschritt durch den zentralen Hauptbolzen endgültig fixiert werden, welcher dann Rumpf und Flügel gleichermassen zusammenhält.

Bemerkt hat den fehlenden Hauptbolzen niemand. Beim Wegziehen des Flugzeuges mit einem Auto verliert das Flugzeug allerdings bei den ersten Unebenheiten beide Flügel. Sie fallen zu Boden, das Fahrzeug schleppt sie ein paar Meter mit, bis der Pilot das Malheur mit Schrecken entdeckt.
Dieser Hauptbolzen, der in die oben abgebildete Holm-Öffnung in der Bildmitte eingeführt werden muss, verhindert, dass sich die Holme des Segelflugzeuges lösen. Die Last der Flügel tragen dabei die in die jeweils gegenüberliegende Flügelwurzel greifenden Holm-Stifte.

Schaden: Beim Sturz auf den Boden und durch den Schleppvorgang richten die beiden Flugzeugholme im Rumpf-Innern allerdings erheblichen Schaden an. Die obere Rumpf-Abdeckung reisst unter der Hebelkraft der zu Boden fallenden Flügelholme, die Holmauflage am Rumpf nimmt Schaden, die Steuergestänge der gemischten Wölbklappen-/ Querruder-Steuerungen sind nach dem Unfall verschoben und müssen aufwändig repariert werden. Dass damit der Fliegerurlaub ein verfrühtes Ende findet, ist klar.

Ursache: Ein mit Fallschirm, Montagewerkzeug, Batterien, Karten und Trinkschlauch gut gefüllter Cockpit-Innenraum, der die Übersicht erschwert, kombiniert mit einer kurzen Ablenkung beim Flugzeugaufbau.

Lösung: Konzentriert arbeiten, nicht ablenken lassen. beim Arbeiten Ordnung halten. Montagewerkzeug in einer übersichtlichen Tasche aufbewahren, damit man auf einen Blick erkennt, was übrig ist.

Fazit: Kleine Ursache, grosser Schaden. Man will sich nicht vorstellen, wenn der fehlende Hauptbolzen auch im weiteren Check-Prozedere nicht aufgefallen wäre, wenn das Flugzeug bis zum Abheben «an einem Stück» geblieben wäre, bis zur ersten Windböe nur gehalten von den beiden Holmen-Spitzen und etwas Klebeband. So gesehen, hatte der Pilot «Glück im Unglück».


03 Höhenruder löst sich

In dieselbe Kategorie «eigentlich unmöglicher Fehler» gehört eine nicht eingeführte und fixierte Höhenruder-Schraube an einem Schleicher-Flugzeug, was fatal endet. Bei diesem Flugzeug muss das Höhensteuer vorne auf dem T-Leitwerk mit einer Schraube fixiert werden, die ihrerseits mit einem gespannten Metallstift gesichert ist, die in eine der eingelassenen Schraubenvertiefungen greift und verhindert, dass sie sich durch allfällige Vibrationen selber «ausdreht». Das Höhensteuer wird hinten über einen l’Hôtelier-Verschluss an die Steuerstange angeschlossen und mit Sicherheitsnadel oder Wedekind-Hülsen gesichert.

Ohne eine sichere Verbindung des Höhenruders und Höhensteuers zum Rumpf ist fliegen unmöglich. So vielfältig die Segelflugzeug-Typen der letzten Jahrzehnte sind, so unterschiedlich sind auch die Verbindungs-Systeme. Von manuell zu schliessenden und zu sichernden Anschlüssen bis zu halbautomatischen Verbindungen ist alles möglich.

Dieser Fall ist schon mehrere Jahre her, unvergessen bleibt allerdings der kurz nach dem Start im Flugzeugschlepp aus etwa 150 m Höhe abgestürzte Pilot, der leider keine Chance hat, diesen selber verursachten Unfall zu überleben.

Schaden: Pilot verstorben, Flugzeug zerstört.

Ursache: Unkonzentriertheit, Vergesslichkeit, Ablenkung, keine Checkliste verwendet, bzw. Ruderwirkung und -Befestigung vor dem Start nicht kontrolliert.

Lösung: Flugzeug gewissenhaft und konzentriert aufbauen, nicht ablenken lassen. Ordnung beim Arbeiten halten. Montagewerkzeug in einer übersichtlichen Tasche aufbewahren, damit man auf einen Blick erkennt, was übrig ist. Leicht erfassbare, Checkliste mit nummerierten Einzelschritten verwenden. Beispiele finden Sie hier.

Fazit: Der Checklisten-Punkt «Steuer-Kontrolle» wird nicht durchgeführt. Einfach vermeidbarer, leider tödlicher Unfall.

Die Liste wäre verlängerbar, für die Hauptbotschaft reichen die beschriebenen Unfälle jedoch aus. Tragisch ist für mich auch mit jahrelangem Abstand zu den Unfällen, dass sie mit dem geringstmöglichen Aufwand zu verhindern gewesen wären: eine Spur mehr Aufmerksamkeit und konzentriertes Arbeiten während des Flugzeug-Aufbaus.


Haben Sie selber eine heikle Situation im Segel- oder Motorflugsport erlebt und überstanden und möchten andere Pilotinnen und Piloten vor ähnlichen Situationen bewahren? Dann schreiben Sie mir unter „cinque@flieger.news“. Wir veröffentlichen im Rahmen dieser Serie auch Ihr Erlebnis (anonymisiert).

An Uncomfortable Truth

Honest question: raise your hand if you’ve ever given the rudder wag for a takeoff then think to yourself “Did I put the spar pin in?” Now, the harder question: when that happened, did you release or continue the takeoff and hope for the best?

An Uncomfortable Truth
An old fighter pilot saying goes “It is better to die than to look bad, but it is possible to do both.”

While I don’t agree with it, there is a bit of truth to that quote. Many of us have a bias where we don’t want to look bad. It’s the reason we take pride in our landings. It’s why we don’t want someone to climb through us in a thermal. It’s why we don’t want to come in last. It’s why we continue a takeoff rather than abort on a contest day when you’re number 3 to launch and there are 30 gliders behind you. “I don’t want to look bad” says the voice in our head, and more often than not…we listen.

When We Talk About Discipline We Are Really Talking About Ego
My standard briefing that I give to every first officer I fly with at my airline ends with “For the love of God, if you see me doing something that doesn’t look right or that you think is stupid, SAY SOMETHING ABOUT IT AND DO NOT ASSUME I’M DOING IT ON PURPOSE. I will do the same for you.” We make mistakes in aviation. The more aviation you commit, the more mistakes you will commit. It’s simple math. I’m lucky in my two crewmember jet: there’s an extra set of eyes for quality control. When I’m in the glider, it’s just me. That little bit of paranoia in the back of my head becomes my other crew member. When I find myself thinking “Is this stupid?”, more often than not the answer is yes.

That may mean the sweet contest finish at 50’ now becomes a boring downwind to landing. It may mean that this half-knot thermal I’ve been working at 800’ for the last twenty minutes as a cirrus layer fills in probably isn’t going to get better. It may mean that I’m probably not going to make up 700’ in the last 5 miles of this final glide. It may mean I’m going to land out. I might even land out in a trainer that takes five people and an hour to de-rig. And I’m okay with that. You need to be too, or you should take up a different hobby. I have it on good authority that golf is far less likely to kill you, can cost just as much, and is equally successful in alienating you from your family. Seriously. My insurance premiums will thank you.

Being disciplined really just means that we are always putting the successful outcome of the flight above the goal of having a “fun” flight or looking good. It means acknowledging that our egos can do us more harm than good, and it means that sometimes we’re going to end up at the back of the grid or get back to the field with the glider in the trailer.

Disciplined Flying in the Real World
Flying in a disciplined manner means staying within the envelope of both our aircraft’s limitations that have been established by the manufacturer and our own, personal limitations for the type of flying we are doing. I can actually see your eyes rolling back in your head as you sigh and say “Yes, KAREN, I know how personal limitations work. How do I unsubscribe from this thing again…”

Fight that urge and keep reading.
When I was regularly flying air shows, one of the manoeuvres I performed was a reverse 1/2 Cuban with roll on the 45-degree up line. In order to have a successful outcome, my first gate was at the entry. I needed a minimum of 200 knots of airspeed to enter. If I had 199 knots, it was a fly-through. The second gate was at the top of the manoeuvre: I needed a minimum of 2000’ of altitude gain and a maximum indicated airspeed of 100 knots. If I was 1’ short of altitude or 1 knot fast on airspeed, I didn’t pull through. Those were personal limitations for that specific manoeuvre, and I had a very strong reason to adhere to them. Mostly, I didn’t want to hit the dirt and turn into a flaming ball of wreckage in front of 50,000 people. It’s a powerful motivation to do the right thing.

That seems like an extreme example, but the only difference between my personal limitations of airspeed and altitude at an air show vs. your personal limitations regarding the minimum altitude and airspeed you want to try and thermal at is the number of witnesses if something goes wrong.

As I fly, I have hard limits for almost every aspect of the flight as well as a contingency plan for what I’m going to do if I get to one of those limits. I include checklist usage as part of that. I won’t push out to the grid until I’ve done a complete assembly checklist. I won’t get into the glider until I’ve done a critical assembly check with someone that I trust to do it correctly. I won’t hook up the tow rope until I have completed a before-takeoff checklist. I definitely won’t land until I’ve completed a before-landing checklist and verified the landing gear is actually down and locked.

It works. I catch mistakes. Often, I find that I catch more mistakes the more regularly I’m flying because, like the relationship between energy and velocity, complacency is directly proportional to the square of proficiency. My wife has extended this method to include every aspect of a contest flight, down to when she turns on her inReach and backup loggers.

We Do This For Fun, But It’s A Serious Business
Many of us are not flying as much as we would want right now due to shelter-in-place orders and social distancing. When the glider clubs and airports open back up and tows become readily available again most of us will be extremely cautious for our first assembly and flight. “I haven’t done this in a while, better be careful.”

Hold on to that feeling of caution. Use this forced downtime as a hard reset on your own style of flying, and really assess the risks that you have taken in the past and are willing to take in the future.

I’ll leave you with a quote from my favourite air boss I ever worked on the air show circuit, Ralf Royce:

  • Perfection is expected
  • Excellence will be accepted
  • DO NOTHING DUMB

Source: ‚Hugh Grandstaff / Wings & Wheels‚.

Online-Vortragsreihe zur Flugsicherheit

Nächster Termin ist am Dienstag, 10. Oktober 2023.
Der Bundesausschuss Flugsicherheit im DAeC bietet eine Online-Vortragsreihe zu verschiedenen Themen aus der Flugsicherheit an. „Alles FluSi“ findet immer am zweiten Dienstag im Monat statt. Bereits die ersten Ausgaben waren sehr gut besucht, sodass die Reihe fortgesetzt wird. Der nächste Termin ist am Dienstag, 10. Oktober 2023, geplant. Um teilzunehmen, müssen sich Interessierte in einem Online-Anmeldeformular eintragen. So kann der Bundesausschuss gezielt auf alle Wünsche eingehen. Der Link zum Zoom-Meeting wird im Vorfeld per E-Mail verschickt. Das Anmeldeformular für den nächsten Termin am 10. Oktober ist hier zu finden. Quelle: ‚BWLV‚.