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Fliegendes Denkmal für Vereine

Durch Vermittlung des Bundesausschuss Historie und Technik erhält der DAeC den Kranich III, das „fliegende Denkmal“, als Schenkung. Ab Mai können Mitgliedsvereine das Segelflugzeug zu Schulungszwecken ausleihen. Die Jugendbildungsstätte JuBi Ratzeburg war seit 2008 eine gute Adresse für ältere Segelflugzeuge. Unter Anleitung erfahrener Werkstattleiter reparierten und überholten junge Menschen Flugzeuge in Holz- und Gemischtbauweise. Über 25 Flugzeuge – vom SG 38 über Goevier, Grunau Baby, Elfe und zahlreiche Klassiker wie Ka2, Ka6, K7, K8 sowie ASK 13 und sogar einige Motorsegler – wurden dort fertiggestellt. Gleichzeitig stand den jungen Restauratoren immer auch einer der überholten Segelflug-Oldtimer für Schulungszwecke zur Verfügung. In den letzten Jahren war dies der Kranich III, der 2016 als technisch bewegliches Denkmal die Denkmalplakette des Landes Schleswig-Holstein erhielt.

Die Jugendbildungsstätte ist nach einigen personellen Wechseln zumindest für den Flugzeugbau Geschichte. Doch der Kranich III soll auch zukünftig für die Förderung junger Menschen eingesetzt werden. Möglich wird das durch eine Schenkung an den DAeC, die der Bundesausschuss Historie und Technik vermittelt hat. Da der Rumpf des Kranich III erst im Sommer 2022 gründlich überholt wurde, steht den DAeC-Mitgliedsvereinen nun ein perfekt gewartetes Segelflugzeug zur Verfügung. Interessierte können sich an den Bundesausschuss Technik wenden. Verliehen werden soll das Flugzeug nur für längere Zeiträume, d. h. für mehrere Wochen oder Monate. Die Entleiher müssen für die laufenden Kosten aufkommen sowie einen Beitrag leisten, damit die Jahresnachprüfung und die Winterwartung finanziert werden können.

Der Kranich III als Schulflugzeug
Auch wenn der Kranich III bereits 70 Jahre alt ist, so ist er keineswegs ein schwer fliegbares oder gar leistungsschwaches Fluggerät. Mit seinen gewaltigen Ausmaßen (18 Meter Spannweite) ist das Segelflugzeug in Holz- und Gemischtbauweise besonders eigenstabil und gutmütig in der Luft. Der Kranich III besitzt nicht nur gute und einfach zu handhabende Flugeigenschaften, sondern verfügt auch über recht geringe Ruderkräfte. Mit seinen nach oben und unten ausfahrenden Luftbremsen lässt sich der Anflug leicht steuern. Der Kranich III verfügt über ein Haupt-, Bug- und ein kleines Spornrad, wodurch es bequem im Flugzeugschlepp auf Grasplätzen starten kann. Ein Windenstart ist mit den Seitenwandkupplungen möglich.

Geschichte des Oldtimers
Diese letzte Entwicklung von Hans Jacobs aus dem Jahr 1952 entstand bei den Focke-Wulf-Flugzeugwerken in Bremen. Zu seiner Zeit war der Doppelsitzer ein „High-End“-Produkt. Leider war er für die damalige Nachkriegszeit zu teuer, so dass letztlich nur 40 Stück gebaut wurden. Diese jedoch schreiben ein Stück Segelflugsport-Geschichte! Wenige Wochen nach dem Erstflug nahmen Ernst Frowein und Hanna Reitsch jeweils mit einem Doppelsitzer an den Segelflugweltmeisterschaften in Spanien teil. Auch wenn der Segelflug damals erst seit kurzem in Deutschland wieder erlaubt war, belegten sie dennoch den zweiten und dritten Platz. Der spätere Segelflugweltmeister Heinz Huth errang 1955 mit dem Flugzeug die Deutsche Meisterschaft. Einige akademische Fliegergruppen (Akaflieg) kratzen alles Geld zusammen, nur um einen Kranich III kaufen zu können. Wegen seiner gewaltigen Ausmaße und der besonderen Flugeigenschaften konnte die DLR mit einem Vorbau auf der Rumpfnase die Profile neuer Flugzeuge im Freiflug erproben. Als Helmut Reichmann mit der SB 11 Segelflugweltmeister wurde, untersuchte man das Tragflächenprofil zuvor mit einem Kranich III. Quelle: ‚DAeC‚.

Zugvögel und Segelflieger

Die Kraniche waren dieses Jahr spät dran: Noch vor wenigen Tagen waren die Zugvögel am Himmel zu sehen – und vor allen Dingen zu hören. Ein Lindener Leser beobachtet seit Jahren mit großem Interesse den Vogelzug. In einer E-Mail schildert er uns, dass er vermehrt gesehen hat, wie „Freizeitpiloten mit Kleinflugzeugen, Drachenfliegern, Ultraleichtflugzeugen sowie Drohnen“ die Scharen der Zugvögel angesteuert und gestört haben sollen. Bei der Segelfliegergruppe Steinkopf aus Pohlheim zeigt man sich über solche Beobachtungen verwundert und besorgt. Schriftführer Oliver Boulduan schildert, dass ein verantwortungsvoller Pilot so etwas nicht tun würde. „Kontakte jeglicher Art – mit Flugzeugen oder Tieren – können das Leben eines Piloten in der Luft schnell in Gefahr bringen“, schreibt er. Denn ein Zusammenprall mit einem Vogel kann dramatische Folgen haben. „Der Verlust von Ruderkontrolle, Strukturschäden oder sonstigen Beschädigungen an Luftsportgeräten durch Vogelschlag können in keinem natürlichen Interesse eines Piloten liegen.“ Da in der Fliegerei ein hohes Sicherheitsbedürfnis herrsche – „egal ob Gleitschirm, Segelflug oder Motorflug“, werde allen Piloten schon von Beginn an eingebläut, in Bezug auf Vögel besonders vorsichtig zu sein. Bei Segelfliegern sei es eine gängige Praxis, auf das Gespür der Vögel zu vertrauen: „Die tierischen Kollegen haben von Natur aus ein besseres Gespür für aufsteigende Luft als das mit Ins-trumenten jemals möglich wäre“, schreibt Bouldan. Die Segelflugzeuge versuchen sich dann, diese Thermik zunutzezumachen und steuern solche Luftströme an. Die Vögel seien dann jedoch meist weit weg, da sie schneller und agiler als ein Segelflugzeug sind. Vom Boden aus kann dies aufgrund der Perspektivverzerrung dennoch so aussehen, als ob sich ein Flugzeug den Tieren nähert – obwohl eine deutliche Distanz zwischen Flugzeug und Vogel besteht.

Anders als bei den Segelfliegern schaut es bei den privaten Drohnenpiloten aus. Während die einen mit ihrem kleinen Fluggerät sehr verantwortungsvoll umgehen und sich an Flugverbote halten, scheinen andere sich um keinerlei Regeln zu kümmern. Für ihren Spaß nehmen diese dann auch in Kauf, Tiere zu stören – und gleichzeitig dem Ruf aller Drohnenpiloten zu schaden. Quelle: ‚Giessener Allgemeine„. Foto: Schweizerische Vogelwarte Sempach.