Zugvögel und Segelflieger

Die Kraniche waren dieses Jahr spät dran: Noch vor wenigen Tagen waren die Zugvögel am Himmel zu sehen – und vor allen Dingen zu hören. Ein Lindener Leser beobachtet seit Jahren mit großem Interesse den Vogelzug. In einer E-Mail schildert er uns, dass er vermehrt gesehen hat, wie „Freizeitpiloten mit Kleinflugzeugen, Drachenfliegern, Ultraleichtflugzeugen sowie Drohnen“ die Scharen der Zugvögel angesteuert und gestört haben sollen. Bei der Segelfliegergruppe Steinkopf aus Pohlheim zeigt man sich über solche Beobachtungen verwundert und besorgt. Schriftführer Oliver Boulduan schildert, dass ein verantwortungsvoller Pilot so etwas nicht tun würde. „Kontakte jeglicher Art – mit Flugzeugen oder Tieren – können das Leben eines Piloten in der Luft schnell in Gefahr bringen“, schreibt er. Denn ein Zusammenprall mit einem Vogel kann dramatische Folgen haben. „Der Verlust von Ruderkontrolle, Strukturschäden oder sonstigen Beschädigungen an Luftsportgeräten durch Vogelschlag können in keinem natürlichen Interesse eines Piloten liegen.“ Da in der Fliegerei ein hohes Sicherheitsbedürfnis herrsche – „egal ob Gleitschirm, Segelflug oder Motorflug“, werde allen Piloten schon von Beginn an eingebläut, in Bezug auf Vögel besonders vorsichtig zu sein. Bei Segelfliegern sei es eine gängige Praxis, auf das Gespür der Vögel zu vertrauen: „Die tierischen Kollegen haben von Natur aus ein besseres Gespür für aufsteigende Luft als das mit Ins-trumenten jemals möglich wäre“, schreibt Bouldan. Die Segelflugzeuge versuchen sich dann, diese Thermik zunutzezumachen und steuern solche Luftströme an. Die Vögel seien dann jedoch meist weit weg, da sie schneller und agiler als ein Segelflugzeug sind. Vom Boden aus kann dies aufgrund der Perspektivverzerrung dennoch so aussehen, als ob sich ein Flugzeug den Tieren nähert – obwohl eine deutliche Distanz zwischen Flugzeug und Vogel besteht.

Anders als bei den Segelfliegern schaut es bei den privaten Drohnenpiloten aus. Während die einen mit ihrem kleinen Fluggerät sehr verantwortungsvoll umgehen und sich an Flugverbote halten, scheinen andere sich um keinerlei Regeln zu kümmern. Für ihren Spaß nehmen diese dann auch in Kauf, Tiere zu stören – und gleichzeitig dem Ruf aller Drohnenpiloten zu schaden. Quelle: ‚Giessener Allgemeine„. Foto: Schweizerische Vogelwarte Sempach.

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