2024 in Paris wird Breakdance als neue Sportart vorgestellt. Segelfliegen stand mal kurz davor, 1936 war es Demonstrationssport bei den Hitler-Spielen – bis der Krieg kam. Schade, denn man könnte die Herren der Lüfte wunderbar fernsehtauglich machen. Hach, man kann die Segelflieger des SFZ Königsdorf um ihren Piloten Mathias Schunk schon manchmal beneiden. Jede Woche schickt Schunk neue Bulletins zur Segelflug-Bundesliga – ja, die gibt es wirklich – herum. Und siehe da: Königsdorf ist als Dritter weiterhin im Titelrennen. Vielmehr als die Jagd nach Gold fasziniert aber seine Fliegerprosa. Am Montag erst berichtete der stets braungebrannte Schunk, der hierzulande den Status einer Segelflug-Legende hat, unter der Überschrift „Nur zwei schafften es in den Föhn“ von Hangwinden, der herannahenden Schlechtwetterfront, von Wellenaufwinden und der Umkehr am Steinernen Meer.
Was muss das für ein Gefühl sein, da oben, ganz ohne Maske, fernab der Pandemie, vorbei an der Benediktenwand, rüber zur Zugspitze, manchmal 4000 Meter hoch. Anfang Juni flog Schunk gar aufgrund der Wetterlage Richtung Atlantikküste, die er mit zwei Kumpels zwischen Calais und Le Havre um halb fünf nachmittags erreichte. „Das war ein unfassbarer Blick, morgens noch die Alpen gesehen und dann auf einmal über dem offenen Meer zu segeln“, schwärmte der 55-Jährige.
Segelfliegen, jüngere Sportinteressierte vergessen das leicht, war mal olympisch, jedenfalls fast. 1936 bei den Spielen in Berlin war es Demonstrationssport, vier Jahre später in Helsinki sollte es offiziell so richtig losgehen in die Lüfte. Nur kam es leider nicht dazu, Olympia fiel aus, weil da schon andere Flieger mit viel schlimmeren Zielen die Segler vom Himmel verdrängt hatten. Und 1948, bei den ersten Spielen nach dem Zweiten Weltkrieg in London, waren die lautlosen Gleiter schon wieder vergessen.
Was wäre das für eine Renaissance 2024 in Paris: Segelfliegen über dem Eiffelturm und Montmartre, ein kurzer Abstecher an den Atlantik, immer im Aufwind. Schunk wäre sicher dabei. Ganz im Sinne des französischen Luftfahrtpioniers Louis Charles Joseph Blériot, der als erster Mensch den Ärmelkanal überflog.
Schon klar: Zuschauerfreundlich ist er nur bedingt, dieser Sport, das zeigt schon die Bundesliga. Aber in Tokio gab es ja auch nur Fernsehpublikum. Und es wäre doch gelacht, Segelfliegen in der heutigen Zeit nicht TV-tauglich machen zu können. Helm-, Front- und Heckkameras zeigen den Blick in die Ferne und lassen die Fans so nah ran wie nie zuvor, samt Echtzeitmessung der Leistungsdaten von Flugzeug und Pilot.
Und wenn Segeln schon olympisch ist, warum nicht auch das Segelfliegen? Stattdessen wird in Wahrheit Breakdance in Paris ins Programm aufgenommen, dessen Protagonisten wie die Segelflieger auch für ein gewisses Freiheitsgefühl stehen – alleine vom Zuschauen bekommt man dort aber eher Kopfweh. Das macht natürlich auch der Föhn, im oberbayerischen Königsdorf weiß man das. Aber wer wetterfühlig ist, der ist ohnehin nicht dafür geboren, seine Segel Richtung Alpen oder über den Ärmelkanal hinweg zu setzen. Quelle: ‚Süddeutsche Zeitung‚.
Segelfliegen ist olympische Disziplin, seit rund 25 Jahren, zusammen mit Hängegleiten und Fallschirmspringen. Olympische Disziplin heisst nicht, dass der Sport auch an den Olympischen Spielen ausgetragen wird. Das wird jeweils durch den Veranstalter zusammen mit dem IOC entschieden, die traditionellen Sportarten sind gesetzt. Rund 80 Sportarten sind olympisch, werden aber an den Spielen nicht ausgetragen. Da die Chancen für eine Austragung von Luftsportarten an den Spielen klein ist, hat die FAI, der Weltluffahrtverband, seinerzeit die so genannten World Air Games ins Leben gerufen. An dieser Weltluftspielen werden möglichst viele asiatische Sportarten gleichzeitig ausgetragen.