Über den Wolken schrumpfen Häuser und Sorgen

Alena Riedel ist schwer krank und wollte so gern fliegen. Als der Verein Lukas Stern in Chemnitz davon erfuhr, war die Starterlaubnis Formsache, und Familie Riedel erlebte ein besonderes Abenteuer. Das Glück der Erde liegt manchmal in der Luft. Für Alena Riedel aus Flöha ist das so, und deshalb ist für das Mädchen kürzlich ein Traum wahr geworden, als „Tante Anna“ mit ihr abgehoben ist. Der Verein Lukas Stern aus Chemnitz hat einen etwa 30-minütigen Rundflug mit dem Oldtimerflugzeug für Alena und ihre Familie organisiert. Der Verein, der vergangenen Freitag für seine engagierte Arbeit mit der Goldenen Henne geehrt worden ist, kümmert sich seit fünf Jahren um die Herzenswünsche schwerkranker Menschen. Alena Riedels Rundflug war einer von 45 Wünschen, die der Verein in diesem Jahr trotz Corona-Beschränkungen erfüllt hat, sagt die Vorstandsvorsitzende Daniela Lieberwirth.

Alena Riedel leidet an einem Knochenmarksversagen. Ihr Knochenmark hat kaum mehr rote und weiße Blutkörperchen sowie Blutplättchen gebildet. Im Frühjahr erfuhr die Familie die Diagnose, und seit Ende Mai versuchen die Ärzte, mit einer Medikamenten-Therapie das Immunsystem des fünfjährigen Mädchens herunterzufahren und neu zu starten – ähnlich wie bei einem Computer, der plötzlich nicht mehr tut, was er soll. Mit dem Neustart, so die Hoffnung der Mediziner, sollen die Stammzellen im Knochenmark wieder Blutzellen bilden. Zurzeit geht es Alena gut. Die Medikamente wirken. Die Anzahl der Blutzellen steigt und ist inzwischen weit entfernt von den kritischen Werten des Frühjahrs. Seit Juni hat das Mädchen keine Bluttransfusion mehr benötigt. Trotzdem muss sie weiterhin zweimal pro Woche zur Kontrolle in die Uniklinik nach Dresden oder ins Klinikum nach Chemnitz. Sie muss sich weiterhin vor Infektionen schützen – das heißt: kaum Kontakt zu anderen Kindern. Sandkästen oder das Buddeln in der Erde bleiben tabu.

Entscheidend wird sein, wie Alenas Immunsystem reagiert, wenn zum Jahresende hin die Medikamente abgesetzt werden. Gelingt der Neustart und produziert Alenas Knochenmark wieder Blutzellen? Falls nicht, kann nur eine rasche Stammzellentherapie helfen. Alena sucht deshalb weiterhin nach einem Stammzellenspender. Mehr als 400 Menschen haben sich nach einem Onlineaufruf der Familie gemeinsam mit dem Sportverein TSV Flöha typisieren lassen. „Der ideale Spender ist noch nicht gefunden“, sagt Alenas Vater André Riedel. Die Familie scheidet aus, weil die Übereinstimmungen nicht ausreichen. Den Kontakt zum Verein Lukas Stern hat Daniel Ivandic von der Eismanufaktur Kolibri in Flöha geknüpft. Er arbeitet mit dem Verein zusammen, und so wurde dort bekannt, dass es in Flöha ein fünfjähriges Mädchen gibt, das gegen eine heimtückische Erkrankung kämpft und das einen großen Wunsch hat.

Der Flugtag vor drei Wochen begann am Morgen mit dem Besuch eines MDR-Fernsehteams bei Familie Riedel in Flöha. Denn die Vorstandsvorsitzende des Vereins Lukas Stern, Daniela Lieberwirth, sollte an diesem Tag am Flugplatz in Jahnsdorf bei Chemnitz vor laufender Kamera die überraschende Botschaft vom Gewinn der Goldenen Henne und der 25.000 Euro Preisgeld erhalten. Der knapp sechsminütige Film mit der Überraschungsbotschaft und mit Alenas Geschichte war zur Henne-Gala am Freitag in Leipzig dann die Einleitung der Preisübergabe. Der Rundflug von Jahnsdorf aus über Chemnitz, Flöha und Augustusburg war ein großartiges Erlebnis für Alena, sagt ihr Vater. Alena habe sich sozusagen die Nase am Fenster platt gedrückt. „Wir sind ganz nah am bunten Schornstein in Chemnitz vorbei geflogen und haben aus der Luft unser Haus gesehen.“ Während des Fluges sei dann sogar noch die Sonne zwischen den Wolken hervorgekommen. Der Rundflug mit dem Antonow-Oldtimerflugzeug „Tante Anna“ ist immer noch Thema bei Familie Riedel. Und weil es so schön war, darf die Familie im nächsten Frühjahr noch einmal abheben. Der Verein Lukas Stern spendiert zusätzlich zum Rundflug noch eine Fahrt im Heißluftballon sowie finanzielle Unterstützung für den Bau einer Spielecke im heimischen Garten. Quelle: ‚Freie Presse‚.

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