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Lilium: Wundersame Rettung in letzter Minute

Es sah so aus, als wäre sein Ende besiegelt, nun scheint das Münchener Flugtaxi-Startup eine Überlebenschance zu erhalten. Ein internationales Investoren-Konsortium unter der Führung der Mobile Uplift Corporation will die operativen Tochtergesellschaften von Lilium übernehmen. Damit könnte im Rahmen des laufenden Insolvenzprozesses eine Zukunftsperspektive geschaffen werden.

Die Mobile Uplift Corporation hat einen Kaufvertrag für die Tochtergesellschaften Lilium GmbH und Lilium eAircraft GmbH unterzeichnet. „Der Abschluss der Transaktion Anfang Januar wird es uns ermöglichen, unser Geschäft wieder aufzunehmen“, lässt sich Vorstandschef Klaus Roewe zitieren. Die Belegschaft soll demnach größtenteils zurückgeholt werden. 775 Arbeitsplätze sollen durch den Deal zunächst gerettet werden, schreibt der eingesetzte Sachwalter auf Linkedin. Auch eine Gründerszene-Quelle bestätigt diese Zahl.

Vergangene Woche hatte Lilium zunächst rund 200 Mitarbeitende wegen Sparmaßnahmen entlassen. Die verbleibenden rund 800 Mitarbeitenden konnten zu diesem Zeitpunkt noch auf eine Rettung des Unternehmens hoffen. Doch weil bis zum Stichtag am vergangenen Freitagnachmittag kein Investor gefunden werden konnte und in einem Monat das Insolvenzgeld ausläuft, kündigte Lilium auch den verbliebenen Mitarbeitenden, wie Gründerszene exklusiv berichtete. In den Tagen zuvor hatte Lilium seinen Mitarbeitenden noch von vielversprechenden Gesprächen mit potenziellen Investoren berichtet. Entsprechend überrascht – und schockiert – waren viele von der Massenentlassung.

Eine Vision auf der Kippe
Lilium, gegründet vor über zehn Jahren, hatte sich mit der Entwicklung eines innovativen Elektroflugzeugs, das senkrecht starten und landen kann, weltweit einen Namen gemacht. Geplante erste bemannte Flüge im Jahr 2025 und eine Markteinführung 2026 hatten Investoren begeistert. Bis zu 700 Vorbestellungen aus den USA, Europa und dem Nahen Osten soll es geben. Doch die hohen Kosten und der Finanzierungsbedarf von mehreren hundert Millionen Euro für Zertifizierung und Produktionsaufbau brachten das Unternehmen Ende Oktober in die Insolvenz.

Unterstützt durch die Unternehmensberatung KPMG gelang es dem Management, in letzter Minute eine Einigung mit dem Investorenkonsortium zu erzielen. Der Gläubigerausschuss der Lilium-Dachgesellschaft hat dem Deal bereits zugestimmt. Der Abschluss der Übernahme, der an „bestimmte übliche Bedingungen“ geknüpft ist, wird Anfang Januar erwartet.

Für die Tochtergesellschaften bedeutet der Deal einen Neustart: Mit den von Mobile Uplift bereitgestellten Mitteln soll der Betrieb wieder aufgenommen werden. Gleichzeitig strebt das Unternehmen die Beendigung des Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung an. Die Dachgesellschaft Lilium SE hingegen soll nicht von den Erlösen profitieren.

Große Herausforderungen bleiben
Trotz der Rettung stehen Lilium noch erhebliche Hürden bevor. Allein im ersten Halbjahr 2024 verschlang das Unternehmen fast 200 Millionen Euro. Eine beantragte Kreditbürgschaft des Bundes über 50 Millionen Euro war zuvor abgelehnt worden. Der Weg zur Marktreife und Produktion wird nicht nur technisches Geschick, sondern auch weiteres Kapital erfordern.

Doch die Rettung durch Mobile Uplift lässt viele hoffen, dass das ambitionierte Projekt von Lilium wieder abheben kann. Für die Luftfahrtbranche könnte das innovative Flugzeug, das elektrische Mobilität in die Lüfte bringt, ein wegweisender Meilenstein bleiben – wenn es die finanzielle Turbulenz übersteht. Quelle: ‚Yahoo Finanzen / dpa‘.

Noch am 24.12.2024 hatte unsere Redaktion den unten stehenden Lilium-Mitarbeiter-Bericht zur Publikation vorgesehen.

Lilium am Ende
Einem Abschieds-Statement von Ignacio Torijano Garcia auf LinkedIn ist zu entnehmen, dass der VTOL-Hersteller Lilium am Ende ist:

Liebe Kollegen, Partner, Freunde und Unterstützer, schweren Herzens schreibe ich diesen Brief, um mich von unserer Reise als LILIUM-Mitarbeiter zu verabschieden. Unsere Vision war klar: Wir wollten die Luft- und Raumfahrtindustrie mit einem bahnbrechenden Projekt revolutionieren, das das Potenzial hatte, zu außergewöhnlichen Höhen aufzusteigen. Die Leidenschaft, der Einsatz und die Hingabe unseres Teams und unserer Unterstützer waren schlichtweg inspirierend. Gemeinsam haben wir uns den Herausforderungen gestellt und Grenzen überschritten, angetrieben von der Überzeugung, dass Innovation und Beharrlichkeit uns weit bringen würden. Doch trotz unserer gemeinsamen harten Arbeit haben uns Umstände, auf die wir keinen Einfluss hatten, in diese Lage gebracht. Schlechte Entscheidungen, mangelnde Voraussicht und unwirksame Strategien haben die Chancen, die wir hatten, vertan und das Potenzial dessen, was wir hätten erreichen können, geschmälert. Unsere Angestellten und Mitarbeiter haben etwas Besseres verdient. Ihre Brillanz und Ihr Engagement waren nie das Problem; sie waren die Grundlage für alles, was wir aufbauen wollten. Unseren Unterstützern danken wir dafür, dass sie an uns geglaubt haben und durch dick und dünn an unserer Seite standen.

Auch wenn dieses Kapitel zu Ende ist, werden die Lektionen, die wir gelernt haben, nicht in Vergessenheit geraten. Unsere Vision für eine bessere Zukunft in der Luft- und Raumfahrt mag hier ins Stocken geraten sein, aber Innovation ist unverwüstlich. Mögen diese Ideen neues Leben finden, und mögen die hier gemachten Fehler als Warnung für andere dienen, mit Integrität, Kompetenz und Respekt für die ihnen anvertrauten Talente zu führen. Ich danke Ihnen allen, dass Sie an dieser Reise teilgenommen haben. Verabschieden wir uns in der Hoffnung, dass dies nicht das Ende großartiger Ideen ist, sondern ein Sprungbrett für größere Erfolge in der Zukunft.

Quelle/übersetzt aus: ‚LinkedIn / Ignacio Torijano Garcia‚. Früherer Berichte ‚Hoffnung auf Neustart‚, ‚Drohende Insolvenz‚, ‚Lilium atmet auf‚.