Per Heli zum Meringue*-Essen: Wie viel verträgt es?

Das kleine luzernische Pfaffnau hat einen Heliport, der bald massiv mehr Flüge anbieten könnte. Das sorgt für Kritik. Ein Alpenflug mit Mittagessen auf dem Jungfraujoch, ein Jura-Rundflug oder ein Ausflug ins Napfgebiet mit Meringue-Zvieri: Das bietet die Firma Swiss Helicopter für je 200 bis 2000 Franken an. Gestartet wird dafür im luzernischen Pfaffnau, einem kleinen Dorf mit Helikopter-Landeplatz. Rund ein Drittel aller Flüge, die von da aus starten, haben touristische Zwecke.

Viermal so viele Flüge
Aktuell sind rund 800 Flüge pro Jahr erlaubt. Das könnte sich ändern. Das Bundesamt für Zivilluftfahrt Bazl will neue Regeln für alle Flughäfen und Heliports im Land aufstellen. Die Anzahl erlaubter Flüge wäre nicht mehr fix festgeschrieben, sondern das Kontingent würde sich nach Art der Helikopter und deren Lärm richten.

Da in Pfaffnau gemäss einem externen Lärmgutachten besonders leise Helikopter starten, dürfte mehr geflogen werden. Konkret wären es jährlich 3000 Flüge, was fast viermal so viele sind wie aktuell. Die Pläne dazu sind bis vor wenigen Tagen bei der Gemeinde, beim Kanton und beim Bund aufgelegen.

Kritik des VCS
Nicht einverstanden damit ist der Verkehrsclub Schweiz VCS, der sich beim Bazl gegen die neuen Regeln wehrt. Es seien vor allem die touristischen Flüge, die ihn stören, sagt der Luzerner Grünen-Nationalrat Michael Töngi, Präsident des VCS Luzern. «Solche Freizeitflüge ins Eigenthal braucht es heute wirklich nicht mehr», so Töngi. «Das liegt klimapolitisch aus unserer Sicht nicht mehr drin.»

Bei Swiss Helicopter relativiert man: Nur weil mehr Flüge erlaubt wären, bedeute dies nicht, dass auch mehr geflogen würde, sagt CEO Rolf Heuberger. «Grundsätzlich haben wir keine Absichten, am Betrieb in Pfaffnau etwas zu ändern. Wir rechnen damit, dass die Anzahl Flugbewegungen im Schnitt der letzten fünf Jahre bleibt.»

«Geschäftsmodelle anpassen»
Zudem würden sie bei den touristischen Flügen die Emissionen kompensieren. «Die Klimadiskussion wird berechtigterweise geführt. Deshalb sind seit Anfang Jahr alle unsere Passagierflüge zu 100 Prozent CO₂-neutral.» Unter anderem wird zur Kompensation ein Projekt in Deutschland unterstützt, das mithilfe von Pflanzenkohle CO₂ aus der Luft holt. Obwohl Michael Töngi gewisse Sympathien für dieses Vorgehen aufbringen kann, bleibt er skeptisch. Der VCS will, dass solche touristischen Flüge ganz aufhören. «Auf Flüge innerhalb der Schweiz kann nun wirklich verzichtet werden.» Auf den Einwand von Swiss Helicopter, sie seien auf diese Einnahmen angewiesen, um die Infrastruktur aufrechtzuerhalten und wichtige Transportflüge anbieten zu können, meint Töngi: «Dann muss halt das Geschäftsmodell angepasst werden.»

Ball liegt beim Bund
Der Nationalrat fügt aber auch an, die Kritik des VCS richte sich in erster Linie gar nicht an die Helikopter-Firma, sondern an die Bundesbehörden. «Die Politik hat gesagt, man wolle fossilfrei werden und die Mobilität reduzieren.» Dafür brauche es auch entsprechende Rahmenbedingungen. Zusätzliche Helikopterflüge würden dem widersprechen. Die Kritik ist deponiert, jetzt liegt der Ball beim Bund. Beim Bazl werden die Reaktionen auf die neuen Regeln ausgewertet. Erst dann wird klar, ob in Pfaffnau künftig überhaupt mehr geflogen werden darf. Quelle: ‚SRF‚.

*) Gezuckertes Schaumgebäck aus Ei-Schnee.

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