Die Flugausbildung ist geprägt von Wiederholungen: Platzrunden, Landungen, Starts – und immer wieder von vorn. Doch es gibt Momente, in denen sich eine seltene Gelegenheit bietet, über bekannte Muster hinauszuwachsen. Ein solcher Moment war der Ausflug von Thomas Peinhaupt und seinem Piloten-Kollegen Martin nach Varaždin in Kroatien.
Ein Plan mit Potenzial
Martin, selbst kein Fluglehrer, aber routinierter Pilot, hatte Thomas eingeladen, ihn als Co-Pilot auf einen grenzüberschreitenden Flug zu begleiten. Auch wenn der Flug offiziell nicht als Ausbildungszeit zählte, sagte Thomas sofort zu – zu groß war die Aussicht auf ein echtes Abenteuer jenseits des Schulalltags.
Am 29. April trafen sich die beiden am Flugplatz Graz. Nach sorgfältiger Vorbereitung – inklusive Checkliste, Betankung, Wettercheck und Routenplanung – hoben sie mit ihrer Dimona gegen halb elf ab. Die geplante Route führte über die Reporting Points MUREG (Grenze zu Slowenien) und OBUTI (Einflug Kroatien) nach Varaždin. Eine direkte Linie, rund 100 Kilometer lang, in etwa 45 Minuten zu bewältigen.
Funkkontakt mit neuen Erfahrungen
Kurz hinter der slowenischen Grenze übernahm Maribor Approach die Kommunikation. Der Controller wies das Duo ohne weitere Anweisungen direkt nach OBUTI – ein entspannter Einstieg in den grenzüberschreitenden Funk. Zagreb Information übernahm kurz darauf und erlaubte wieder den Steigflug auf 3500 Fuß. Dank guter Vorbereitung und korrekter Frequenzwahl lief die Kommunikation reibungslos.
Ankommen ohne Empfangskomitee
Die Piste von Varaždin tauchte schon wenige Minuten nach OBUTI am Horizont auf. Der Flugplatz war geöffnet, der Funk jedoch unbesetzt – in Kroatien kein Einzelfall. Statt Anweisungen gab es Blindmeldungen über Funk. Nach der Landung herrschte Ruhe – keine Personen am Platz, alle Türen verschlossen. Schließlich vermittelte ein Kellner telefonisch Kontakt zur freundlichen Platzverantwortlichen Lara. Die Landegebühr? „Today it’s free“, meinte sie charmant – verbunden mit der Einladung, beim nächsten Besuch einfach auf einen Kaffee vorbeizuschauen.
Rückflug mit neuer Perspektive
Für den Heimflug wählten die beiden eine alternative Route über die Punkte BEDOX und GOLVA – vorbei an bekannten Grenzübergängen, diesmal aus der Vogelperspektive. Besonders das Tal bei Ivanec zeigte sich von seiner reizvollen Seite. Trotz kurzzeitig eingeschränkter Funkverbindung nach dem Start klappte die Kommunikation mit Zagreb und später mit Maribor Approach problemlos. Nach etwa 50 Minuten landeten sie wieder sicher in Graz.
Mehr als nur ein Ausflug
Auch wenn dieser Flug nicht als offizieller Ausbildungsflug galt, war er lehrreicher als manch klassischer Schulungsblock. Grenzübergreifende Flugplanung, internationale Funkverfahren und visuelle Navigation abseits bekannter Platzrunden sorgten für neue Eindrücke. Vor allem die Erfahrung, sich nicht allein auf das GPS zu verlassen, sondern den Horizont zu lesen, prägte Thomas nachhaltig – Martin erinnerte ihn immer wieder daran, die Umgebung aufmerksam zu beobachten.
Ein Plädoyer fürs Abenteuer
Solche Flüge zeigen, wie wertvoll „inoffizielles“ Lernen sein kann. Sie fördern Selbstvertrauen, Flexibilität und ein tiefes Verständnis für die Praxis des Fliegens – ganz unabhängig vom Flugbuch. Wer die Chance bekommt, außerhalb des gewohnten Rahmens zu fliegen, sollte sie nutzen. Denn echtes Lernen kennt keine Grenzen – weder geographisch noch geistig.