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Mauersegler: nicht nur schnell, auch clever

Die Mauersegler schaffen es im Frühjahr jedes Jahr rekordverdächtig rasch aus dem Süden zu den Brutplätzen, ohne dafür selbst ultraschnell fliegen zu müssen. Ein cleverer Flugplan hilft. Mauersegler haben eine Reihe von Tricks, um beim jährlichen Vogelzug sehr schnell aus dem Winterquartier tausende Kilometer weit zum Brüten in den Norden zu ziehen. Dabei sind sie selbst gar nicht einmal die allerschnellsten Flieger und verlangsamen die Reise sogar regelmäßig für einen Snack – trotzdem aber legen sie im Durchschnitt 570 Kilometer pro Tag zurück, wie die Auswertung von mit Messgeräten ausgestatteten Tieren nach einem Jahr Wanderschaft zeigt. Es geht dabei notfalls noch deutlich schneller: Ein Rekordhalter legte bei einer Reise von neun Tagen täglich mehr als 830 Kilometer zurück, schreibt ein Team von schwedischen Ornithologen um Susanne Åkesson von der Universität Lund in der in »iScience« publizierten Auswertung.

Das Team hatte Messgeräte an Mauerseglern (Apus apus) angebracht, die im Frühsommer in einem der nördlichsten Brutgebiete der Art überhaupt leben. Im Herbst fliegen die Tiere eher gemächlich und mit Zwischenstopps aus dem skandinavischen Norden nach Südosteuropa und von dort am Mittelmeer entlang nach und nach gen Südspanien und Marokko. Anschließend verbringen sie den Winter weiter südlich in Afrika. Im Frühjahr fliegen sie aber dann viel zielstrebiger und schneller auf direktem Weg nach Norden zu ihren angestammten Brutplätzen. Dort konnten die Forscher viele der angebrachten Sensoren nach einem Jahr orten und auswerten.

Die Forscher zeigen, wie die Tiere den durchschnittlich 8000 Kilometer weiter Rückweg im Frühjahr angehen. Sie verfolgen dabei eine für kleine und leichte Vogelarten typische Mischstrategie: Schnelle Strecken wechseln mit Pausen ab, in denen die Tiere sich in der Luft mit Insekten versorgen. Als Insektenfresser müssen die Mauersegler sich nicht vor der Wanderung Fettreserven anfressen, die sie dann beim Flug mit sich herumtragen, so können sie dann schneller fliegen, erklärt Åkesson.

Zudem scheinen die Mauersegler aber auch das zu erwartenden Flugwetter abzufragen, um einen möglichst günstigen Zeitpunkt für den Start nach Norden zu erwischen. Die Daten deuten darauf hin, dass die Tiere dafür nicht etwa den gerade am Ausgangsort herrschenden Wind auswerten, sondern auf noch unbekannte Art vorhersehen, wie die Windmuster in den nächsten paar Tagen auf der Strecke sein werden. Womöglich assoziieren die Tiere dabei Luftdruckveränderungen mit großflächig durchschlagenden Wetterlagen, die den Nordflug dann typischerweise vereinfachen. Mit einem günstigen Abflugzeitpunkt sparen die Segler im Frühjahr mit Rückenwind wohl rund 20 Prozent Energie beim Überqueren von Sahara und Mittelmeer gegenüber dem herbstlichen Flug nach Süden.

Arten wie der Mauersegler, aber auch andere Insektenfresser wie Schwalben oder manche kleinen Singvögel, die beim Vogelzug ihrer Energiereserven durch kurze Phasen der Jagd auf Insekten auffüllen, sind durch Umweltveränderungen besonders gefährdet. Es kann zu Massensterben kommen, wenn die Tiere über längere Schlechtwetterphasen an einem Ort festhängen. Im letzten Herbst ereignete sich ein mysteriöses Massensterben in Nordamerika, das Forscher auf schädliche Klima- und Umwelteinflüsse zurückführen, die wandernde Arten in der fragilen Phase des Vogelzugs fatal stören. Quelle: ‚Spektrum.de‚.

Mauersegler wohlbehalten zurück

Sie haben vermutlich eine turbulente Reise hinter sich gebracht, die ersten Mauersegler, die wieder oberpfälzischen Boden erreicht haben. Mauersegler gelten als „der“ Sommervogel schlechthin. In der Gegend von München wurden einige Exemplare bereits am vergangen Wochenende gesichtet. „Wir freuen uns über die ersten, jedoch noch recht wenigen Mauersegler, die den Rückflug aus den Überwinterungsgebieten geschafft haben“, sagt Sylvia Weber, LBVMauerseglerexpertin, die die Tiere mit ihrem typischen sichelförmigen Erscheinungsbild auf der Jagd nach Insekten in Isarnähe fliegen gesehen hat. Die Flugkünstler sind aus Afrika zurückgekommen. Wichtig ist es, dass die ortstreuen Mauersegler bei ihrer Rückkehr ihre angestammten Nistplätze wieder beziehen können. Auf diese Weise sparen sie wertvolle Zeit und Energie für die Brut und Aufzucht der Jungvögel in ihrem nur etwa drei- monatigen Aufenthalt in Bayern. Die Himmelsakrobaten, die fast ihr gesamtes Leben im Flug verbringen, kämpfen in Bayern mit zwei Problemen: „Mauersegler ernähren sich ausschließlich von Luftplankton, also Insekten in der Luft. Aufgeräumte Gärten, exotische Zierpflanzen und Spritzmittel verschärfen den zunehmenden Insektenmangel und erschweren die Nahrungssuche“, sagt die LBV-Artenschützerin. Seit 2016 sind die Mauersegler deshalb in der Roten Liste bayerischer Brutvögel in der Kategorie „gefährdet“ eingestuft. Dabei lasse sich die Artenvielfalt auf städtischen Grünflächen leicht erhöhen, indem zum Beispiel viel geschnittene Rasen in Blumenwiesen mit heimischem Saatgut umgewandelt werden. Das ist pflegeleicht und sieht noch dazu schön aus“, so Sylvia Weber. Auch in Privatgärten und auf Balkonen lässt sich viel für die Insekten- und damit auch die Vogelwelt tun. Vor allem heimische Stauden, deren Fruchtstände über den Winter stehen bleiben, eignen sich gut. Sie bieten Insekten einen Überwinterungsplatz. Mauersegler beziehen nach der Rückkehr aus ihren afrikanischen Überwinterungsgebieten jedes Jahr Anfang Mai wieder ihre alten Brutstätten. Mehr und mehr dieser Lebensstätten gehen jedoch bei Sanierungen verloren. „Die wendigen Flieger brüten in kleinen Nischen hoch oben an Gebäuden. Werden diese Hohlräume verschlossen, verlieren die ortstreuen Vögel ihren Brutplatz oder sogar die Brut“, erklärt die Mauerseglerexpertin. Mit dem Projekt „Der Spatz als Botschafter der Stadtnatur“, das vom bayerischen Naturschutzfond gefördert wird, setzt sich der LBV für Flugakrobaten aller Arten ein. Quelle: ‚Nordbayern.de‚.