Im Pulver-Paradies
Sonntag, 10.Februar, Piz Pazzola
In der Zeitung mit den grossen Buchstaben wird dieser Sonntag später als einer der bisher schönsten und kältesten Wintertage dieser Saison behandelt. Wir beginnen ihn mit staunendem Blick auf die stetig abwärts fallende Temperatur-Anzeige in Holgers BMW. Bei knapp 20 Grad unter Null bleibt die Anzeige stehen. Derweil sind wir ein Stück die Lukmanier-Passstrasse bis Curaglia hochgefahren und machen uns dort reisefertig. Peter ist mit der Übungsanlage nicht wirklich einverstanden. ‘What comes down, must go up’ findet er das verkehrte Motto für unsere Unternehmungen. Er schickt sich aber ins Elend und stapft wie wir alle durch eine tief verschneite Waldlandschaft auf die ersten Alpweiden in Richtung Piz Pazzola, dem heutigen Ausflugsziel hinauf.
Blick auf Disentis und die Nordseite der Surselva (Foto: Beat Straub)
Haftfelle ohne Haftung.
Meine etwas angejahrten Haftfelle finden die tiefen Temperaturen nicht so cool und verweigern nach dem Passieren einer Schneemulde ihren Dienst. Mit etwas Klebespray und Beats Unterstützung bin ich aber wenige Minuten später wieder marschbereit. Frigg macht etwas weiter oben einen Tee-Halt (da müssen die Bündner Hotels trotz der Steigerung vom gestrigen reinen Heiss-Wasser zu einer Art warmem Hagebutten-Flauder-Wasser von heute noch etwas dran arbeiten) und wir können problemlos wieder aufschliessen, ohne wirklich ausser Atem zu geraten.
Langer Aufstieg.
Heute geht es noch etwas mehr zur Sache als gestern schon. 1’200 Höhenmeter stehen auf dem Programm. Die müssen erst mal erstiegen werden. Irgendwann wird es dabei auch in den besten Kleidern warm genug. Der Gipfelhang fordert dann meine letzten Reserven und so komme ich etwas verschwitzt auf den Piz Pazzola. Dummerweise dreht da gerade der Südwind auf. Der ist anders als man erwarten könnte, sehr kühl. Beim Kleiderwechseln in warme, trockene Ersatz-Skipullover und beim nächträglichen Demontieren der Haftfelle frieren mir fast die Fingerchen ab. So kalte Hände hatte ich schon lange nicht mehr. Auch hier helfen trockene Ersatz-Handschuhe (Füschtlig) und eine Viertelstunde später spüre ich meine Hände denn auch wieder.
=>> Bilder-Galerie.
Tolle Kulisse.
Der auffrischende Südwind treibt den Pulverschnee über die Bergkreten und sorgt für stimmungsvolle Bilder während unserer Abfahrt. Auch heute wieder schwingen wir im stiebenden Champaign-Powder über endlose Alpweiden hinunter. So ideale Bedingungen hatte ich noch selten auf einer Skitour. Normalerweise ist oben Bruchharsch, ein paar Meter oder Mulden weit Pulverschnee und je näher man ins Tal kommt, umso mehr werden Skitouren durch tiefen Pflotsch beendet. Aber diesmal nicht.
nur zwei, drei Stockstösse bis zur Hängebrücke.
Wir schwingen durch federleichten Pulver in der genau richtigen Dosis über breite Hänge talwärts. Obwohl wir heute nicht ganz alleine unterwegs sind, brauchen wir nicht über ausgefahrene Hänge zu fahren. Es hat für alle genügend Pulver da. Den krönenden Abschluss des heutigen Bergerlebnisses macht das Queren einer Schlucht vor dem Dorf mit unseren Autos über eine fast nepalesische Hängebrücke. Nach ‘zwei, drei Stockstössen’ (500 Meter Waldlauf) und einem kleinen Einstecker von Frigg, der nicht mehr rechtzeitig bremsen kann und über eine Waldstrassen-Mauer hüpft, bzw. fällt, erreichen wir die letzten Pulverhänge vor einer Hängebrücke. Wer mag, lässt sich darauf ins Dorf schaukeln, inkl. Tiefblick in die Schlucht. Wer ganz ins Tal fahren will, den holt Frigg mit dem Alpinschule-Bus dort wieder ab, damit wir alle gemeinsam bei einem Plättli und einem Notbier (Calanda Edelbräu) den wunderschönen Tourentag stimmungsvoll ausklingen lassen können.
Diese beiden Skitouren gehören zu meinen schönsten überhaupt. Da hat einfach alles gestimmt. Vielen Dank an Frigg für die professionelle Führung und die sichere Pulverschnee-Nase. Das machemer gerä wieder emal.
Technisches:
Tourenkarten vom Sonntag. Piz Pazzola.
TeilnehmerInnen:
Monika & Bruno Stocker, Bruno & Peter Schmid, Beat Straub, Holger Wentscher, Beat Häni, Frigg Hauser (Guide), Martin Haller, Max Weber, Ernst Willi.