Widerstand gegen Schließung des Offenburger Flugplatzes

Die Zukunft des Offenburger Flugplatzes steht auf der Kippe. Er soll einem großen Gewerbegebiet weichen. Vor der richtungsweisenden Entscheidung im Gemeinderat rührt sich Protest. Kann ein Flugplatz attraktiv für Firmenansiedlungen in einem Gewerbegebiet sein? Diese Frage hat Markus Riesterer, Verbandsdirektor des Zweckverbandes Gewerbepark Breisgau und Geschäftsführer des Gewerbeparks Breisgau GmbH mit dem Sonderlandeplatz Bremgarten, in Offenburg klar mit einem Ja beantwortet. Er informierte am 5. Januar bei einer vom Arbeitskreis Autobahnzubringer Süd organisierten und sehr gut besuchten Veranstaltung im Jergerheim auch Mitglieder des Gemeinderats. Laut einem von Katrin Schlimmer vom Arbeitskreis (AK) verfassten Protokoll, das der BZ vorliegt, berichtete Riesterer speziell über die positiven Auswirkungen des Sonderlandeplatzes auf die Wirtschaftsentwicklung des Gewerbeparks.

Das interkommunale Gewerbegebiet Breisgau sei als Konversionsprojekt nach der militärischen Nutzung entstanden. Allein zehn Betriebe aus der Flugbranche hätten sich dort angesiedelt. Der Flugplatz werde mit 18.000 bis 40.000 Flugbewegungen im Jahr weitgehend gewerblich und zum Teil auch privat genutzt. Geschäftsleute aus dem Mittelstand schätzten besonders die Möglichkeit, Transporte, geschäftliche Treffen und Besuche bei Niederlassungen schnell und unkompliziert mit der eigenen Maschine oder mit einem Charterflug zu erledigen. Es gebe auch Anfragen im Bereich Flugtaxis und Elektromotorik, auch die Drohnenthematik werde immer stärker.

Beeindruckt vom Konzept des Gewerbeparks Breisgau
Das Gewerbegebiet nenne sich „Gewerbepark“, wobei der zweite Teil des Namens ganz ernst gemeint sei. Fast die Hälfte des Geländes von insgesamt 564 Hektar sei der Natur vorbehalten, und der Rest werde immer weiter entsiegelt. Nur die Hälfte sei bebaut, so dass die Fläche sogar als ökologische Ausgleichsfläche für das SC-Stadion habe genutzt werden können. Das Gelände sei nachgewiesenermaßen extrem artenreich. Aus Sicht von Riesterer, der von seinem Bürofenster aus oft Rehe grasen sehe, ist der Flugplatz die größte Lebensversicherung für das Naturschutzgebiet.

Die Offenburger Gemeinderäte zeigten sich laut einer Pressemitteilung des Arbeitskreises beeindruckt und interessiert, das Konzept mit einem Besuch vor Ort kennenzulernen. Der Vergleich mit dem Offenburger Sonderlandeplatz mit seinen artenreichen Magerwiesen liege nahe. Mehrere Teilnehmer verstehen laut AK die Pläne der Stadtspitze nicht, den Sonderlandeplatz als bestehende Infrastruktur aufzugeben, da dies auch wirtschaftliche Entwicklungsmöglichkeiten einschränke. Die anwesenden Gemeinderäte zeigten sich laut Presseerklärung des AK einhellig der Meinung, dass menschliche, wirtschaftliche und ökologische Belange zusammen zu sehen seien, wie das Beispiel Bremgarten zeige.

Klare Ablehnung der „Königswaldvarianten“
Was den geplanten Verlauf eines neu zu bauenden Südzubringers angeht, stellte Karl Bäuerle die Argumente des Arbeitskreises Südzubringer vor. Sowohl die Belange von Bewohnern, Erholungssuchenden, vielen Vereinen, Flora und Fauna werden durch bekannten „Königswaldvarianten“ missachtet. Hingegen wäre die Variante V3 als Trassenführung etwa in der Mitte zwischen Hohberg und Hildboltsweier bezüglich der Belastung wohl für beide Wohnbevölkerungen zu verkraften. Bäuerle forderte im Namen der Ortsteile Uffhofen, Hildboltsweier und Albersbösch: der Gemeinderat möge einhellig über die Fraktionsgrenzen hinweg beschließen, politisch all jene Straßenplanungsvarianten (V4, V4b und V7) abzulehnen, die sowohl den Königswald als auch den Flugplatz durchschneiden.

Stattdessen solle eine südlichere Variante oder eine Lösung durch den Ausbau der bestehenden Straßen B3/33 bis zum Offenburger Ei angestrebt werden, was allgemeine Zustimmung finde. Damit stünden die Anwesenden laut Presseerklärung im Einklang mit den kürzlich in den regionalen Medien zitierten Äußerungen von Offenburgs Oberbürgermeister Marco Steffens, welch große Bedeutung der Wald für das Erholungsbedürfnis und Wohlbefinden der ansässigen Bevölkerung habe.

Das plant die Offenburger Stadtverwaltung
Drei Varianten hat die Stadt Offenburg zur möglichen Nutzung des Flugplatzareals erarbeitet. Bei zweien davon wäre ein Flugbetrieb weiter möglich, allerdings nur ein Flächenpotenzial von 10,7 (ohne Umbau des Flugplatzes) beziehungsweise 16,7 Hektar (mit Umbau/Verkürzung der Landebahn) verfügbar. In beiden Fällen könnte es wegen des Flugbetriebes Höhenbeschränkungen für eine Bebauung und damit Einschränkungen geben. Die Stadtverwaltung favorisiert daher Variante drei, bei der 36,1 Hektar Fläche im eigenen Besitz ohne Einschränkungen für ein künftiges Gewerbegebiet genutzt werden können. Auf der Strecke bleibt allerdings der Flugbetrieb. Beim Regierungspräsidium Stuttgart als Zuständiger Luftfahrtbehörde soll ein entsprechender Antrag gestellt werden.

Bisher wird der Flugplatz von der Fliegergruppe Offenburg (312 Mitglieder, davon 192 Aktive, elf vereinseigene Flugzeuge, weitere 28 im Eigentum der Mitglieder) genutzt. Jährlich werden im Schnitt der vergangenen vier Jahr 3144 Starts gezählt. Ideal ist der Offenburger Flugplatz auch für die beiden hier stationierten Flieger der Hagelabwehr Ortenau (2020: 31 Starts), weil sie jederzeit kurzfristig ohne Wartezeiten aufsteigen können. Dies sei etwa am Flugplatz Lahr wegen eingeschränkter Öffnungszeiten so nicht möglich. Nicht zuletzt landet auch gelegentlich die Bundespolizei in Offenburg und tankt an der Flugplatztankstelle ihre Hubschrauber auf. Quelle: ‚Badische Zeitung‚.

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