US-Militärflugzeug auf dem Gauligletscher

Im November 1946 stürzte die «Dakota» auf dem Gletscher des Gemeindegebiets Innertkirchen ab. Ein Forschungsteam hat nun berechnet, dass die grössten Teile des Wracks bereits in den kommenden Jahren auftauchen werden. Vor 74 Jahren, am 19. November 1946, stürzte bei dichtem Nebel eine amerikanische Militärmaschine des Typs Dakota C-53 auf den Gauligletscher des Gemeindegebiets Innertkirchen ab. Das Flugzeug befand sich auf dem Flug von Tulln bei Wien via Marseille nach Pisa. Bei dem Unfall gab es Verletzte. Die Rettungsaktion, welche gleichzeitig auch die Geburtsstunde der fliegerischen Gebirgsrettung war, fand weltweit sehr grosse Beachtung und Anerkennung. Das Flugzeugwrack wurde danach eingeschneit und versank im Eis – und verscholl. Im August 2012 entdeckten drei Bergsteiger einen Propeller der Dakota, welcher durch die Luftwaffe geborgen wurde. Seither tauchten stückchenweise Teile wieder auf. Dass der Gletscher bald noch mehr Teile des Wracks freigeben wird, fand ein Team von Forschenden der ETH und Universität Zürich gemeinsam mit dem Labor Spiez und der Schweizer Armee anhand von radioaktivem Material in Eisproben heraus.

Halbe Tonne Eis entnommen
Die Atomwaffentests der USA und Russland der 1950er- und 1960er-Jahre hinterliessen radioaktive Spuren im Gletschereis. Diese Rückstände erlauben Wissenschaftlern, das Eis zu datieren und die Fliessbewegung des Gletschers zu rekonstruieren. Mit einem Computermodell berechneten die ETH-Forschenden, wo die Soldaten in den Gletscher bohren mussten, um Eis aus der Zeit des Kalten Krieges zu gewinnen. Während die Forschenden für die erste Bohrkampagne mit ihren Vorhersagen die richtigen Stellen nicht tupften, gelang dies bei der zweiten Kampagne im Sommer 2019, wie die ETH Zürich mitteilte. So entnahmen die Soldaten dem Gletscher fast eine halbe Tonne Eis an insgesamt 200 Punkten, das anschliessend auf radioaktive Elemente untersucht wurde. «In den Bohrkernen der zweiten Kampagne sind die zwei Hauptpeaks der Verschmutzung mit radioaktiven Stoffen aus den Jahren 1957 und 1962 gut zu erkennen, bevor die Kontamination dann nach 1963 abrupt abbricht», sagte Guillaume Jouve von der ETH und der Uni Zürich.

Schneller als gedacht
Die Daten erlaubten es den Forschenden, ihr Fliessmodell für den Gauligletscher zu verfeinern. Demnach bewegen sich die Eismassen schneller talwärts, als man bisher dachte, wie sie im Fachmagazin «The Cryosphere» berichten. Und: Die Daten lassen die Herzen mancher Gletscherarchäologen höherschlagen. Denn das Team kam zum Schluss, dass die grössten Teile des Dakota-Wracks nahe der bisherigen Funde wohl eher als vermutet wieder zum Vorschein kommen werden. Quelle: ‚Jungfrau Zeitung‚.

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