Dank innovativer Form umweltfreundlicher Fliegen?

Angesichts der weltweit steigenden Nachfrage nach Flugreisen sind die Emissionen des Luftverkehrs in den letzten Jahrzehnten schneller gewachsen als jene des Schienen-, Straßen- oder Schiffsverkehrs. Lösungen zur Reduzierung dieses Trends setzen nur langsam ein: Nachhaltiger Flugkraftstoff (Sustainable Aviation Fuel, SAF), der bei richtiger Herstellung und Verwendung die Emissionen eines Fluges um bis zu 80% senken kann, könnte für zwei Drittel der erforderlichen Emissionsreduzierung sorgen, um die Netto-Null-Ziele der Luftfahrt bis 2050 zu erreichen. Doch „SAF“ ist ein knappes Gut, und selbst im optimistischsten Szenario wird es im Jahr 2024 nur 0,53 % des gesamten Kerosinverbrauchs ausmachen – weit entfernt von Werten, die nötig wären, um spürbare Auswirkungen zu erzielen.

Während Fluggesellschaften und Aufsichtsbehörden nach Lösungen zur Dekarbonisierung der Branche suchen, schlagen einige Ingenieure vor, dass eine völlig neue Flugzeugform notwendig ist, um den Treibstoffverbrauch und damit die Emissionen signifikant zu senken. Hierbei würde die traditionelle „Röhren-und-Flügel“-Bauweise, die seit 100 Jahren die kommerzielle Luftfahrt prägt, zugunsten eines sogenannten „Blended Wing Body“ aufgegeben. Bei diesem Design nimmt der Flügelbereich einen großen Teil des Rumpfes ein und bildet eine unverwechselbare Flugzeugform.

Im Jahr 2020 baute Airbus einen ferngesteuerten Demonstrator im Blended-Wing-Design im Kleinformat, um ein Konzept zu testen, das nach Angaben des Unternehmens bis zu 20% Treibstoff einsparen kann. Im Jahr 2023 kündigte das kalifornische Unternehmen JetZero Pläne für ein Flugzeug mit ähnlichem Design an, das Platz für über 200 Passagiere bieten und bis 2030 einsatzbereit sein soll. Nun ist auch das in San Diego ansässige Unternehmen Natilus mit seinem Modell „Horizon“ in den Wettbewerb eingetreten. Dieses Flugzeug mit „Blended-Wing“-Design soll ebenfalls rund 200 Passagiere befördern, dabei jedoch nur halb so viele Emissionen erzeugen und 30% weniger Treibstoff verbrauchen als die derzeit gängigen Boeing 737 und Airbus A320, mit denen es in Konkurrenz treten soll.

Neues Passagiererlebnis
Das 2016 gegründete Unternehmen Natilus hatte zuvor ein unbemanntes Frachtflugzeug namens „Kona“ angekündigt, das die gleiche Form nutzt. CEO Aleksey Matyushev erklärt, dass das Blended-Wing-Konzept bereits in den 1990er-Jahren von McDonnell Douglas, einem großen amerikanischen Luft- und Raumfahrtunternehmen, entwickelt wurde, das 1997 mit Boeing fusionierte. Obwohl Boeing nie ein Mischflügel-Flugzeug auf den Markt brachte, untersuchte das Unternehmen das Konzept und baute mit der X-48 einen unbemannten Prototypen. In den nächsten zwei Jahren soll ein Modell in Originalgröße gebaut und geflogen werden. Ein Großteil der Technik wird auf die Horizon übertragen, die über ein reguläres Cockpit und Besatzung verfügen wird und bis 2030 in Dienst gestellt werden soll – ein ehrgeiziges Ziel, denn es wäre ein Novum, dass es ein brandneues Flugzeug in nur sechs Jahren vom Entwurf bis zur vollständigen Zulassung schafft.

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