Trotz 12 hPa Druckdifferenz nur „seichter Föhn“

Am Dienstag/Mittwoch, 20./21. Oktober herrschte über den Alpen eine „typische Föhnlage“. Allerdings enthielt sie einige Merkmale, die eine für den Segelflug nutzbare Windströmung und Wellenbildung nicht begünstigten. Der nachträgliche Kommentar von MeteoSchweiz bleuchtete die Gründe, der ausführliche Blog erklärt die Föhnlage im Detail:

Kommentar von MeteoSchweiz:
„Die Voraussetzung für die Bildung von Leewellen ist eine senkrecht zum Gebirge gerichtete Strömung. Zudem muss die Luft in der Höhe, das heisst oberhalb und in Kammhöhe des Gebirges, eher stabil geschichtet sein und eine Windzunahme mit der Höhe vorhanden sein. Im gestrigen Fall war die Anströmung in der Höhe aus südwestlicher Richtung, entsprechend war die Bedingung einer senkrechten Anströmung nicht gegeben. Prognosemittel zur Bestimmung von Leewellen wären beispielsweise Vorhersagekarten der Höhenströmung und dessen Richtung und Stärke zwischen etwa 3 bis 8 km Höhe.

Die dazugehörende Frage von Yves Gerster lautete:
„Vielen Dank für den interessanten Artikel. Ich habe versucht den ‚Föhsturm‘ mit dem Segelflugzeug zu nutzen. Jedoch gab es zwischen dem Klausenpass und Chamonix nicht wie gewohnt Lee-Wellen, sondern eher ein Windgemisch aus unterschiedlichen Richtungen. Ich nehme an, dass dies mehrheitlich diesem „Seichten Föhn“ zu verdanken ist. Welche Prognosen-Mittel gibt es um dieses Phänomen zu erkennen abgesehen von der Bodendruckdifferenz? Wäre das aus dem Temperaturgradient südlich und nördlich der Alpen vorhersehbar“?

Original-Föhn-Blog:
Im Flachland merkte man von der Föhnlage nur wenig. Vielleicht konnte der eine oder die andere heute Morgen auch ein schönes Föhnfenster bestaunen wie im heutigen Titelbild aus Zürich. Aber in den Alpen brauste der Föhn mit Windspitzen von teils über 100 km/h durch die Täler. Und so steht der Föhn im Zentrum des heutigen Blogs.

Föhnlage
Die Anordnung der Druckzentren entsprach heute einer typischen Föhnlage. Auf der einen Seite lag ein umfangreiches Tiefdrucksystem über den Britischen Inseln und auf der anderen Seite ein Hochdruckgebiet über Südosteuropa. Dazwischen herrschte eine starke südwestliche Höhenströmung, die im Alpenraum eine Föhnsituation generierte. Quer über die Alpen zwischen Lugano und Zürich baute sich eine Luftdruckdifferenz von 12 hPa auf. Mit dem Randtief, das von der Biskaya zur Nordsee zog, verstärkte sich vorübergehend auch die Höhenströmung. Damit erreichte heute die Föhnströmung ihre stärkste Phase.

Föhnspitzen
Gestern Nachmittag ist der Föhn in den Alpentälern aufgekommen, zunächst noch als eher «kalter» fast boraähnlicher Südwind. Dieser hatte seinen Ursprung in der auf der Alpensüdseite anstehenden kühlen Luftmasse, welche bis rund 2400 Meter hoch reichte und über die Passeinschnitte, wie beispielsweise den Gotthard, nordwärts hinüberströmte. In Andermatt wurden dabei Windspitzen um 80 km/h gemessen. Heute Mittwoch erreichte die Föhnlage mit der eingangs erwähnten Entwicklung ihre stärkste Phase. Aus dem unteren Rhonetal stiess der Föhn, resp. La Vaudaire (lokaler Name), zeitweise bis auf den oberen Genfersee vor. Daneben war der Föhn auch in den bekannten Föhntälern wie das Haslital im Berner Oberland, das Urner Reusstal oder im Churer und St. Galler Rheintal zu beobachten. Die höchsten Böenspitzen brachte der Föhn heute in Altdorf mit 101.9 km/h, dicht gefolgt von Evionnaz mit 101.2 km/h. Ansonsten bewegten sich die Föhnspitzen zwischen 60 und 100 km/h.

Föhn am Walensee und Obersee
Der Föhn trat heute in den meisten Alpentälern mehr oder weniger stark in Erscheinung. Interessant waren die Verhältnisse in der Region Walensee und Obersee. Wie die untenstehende Grafik schön illustriert, erreichte der Föhn am späteren Dienstagnachmittag Bad Ragaz, knapp vier Stunden später setzte er auch in Quinten am Walensee ein. Doch der Föhn stiess noch weiter westwärts vor und erfasste um ca. 23 Uhr die Station Schmerikon am Obersee, wo er bis heute Morgen blies. Quelle: ‚MeteoSchweiz‚.

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