Super-Wetterlage
Beim nächsten Flug lud Axel mich ein, in seinem Arcus M mitzufliegen. Perfektes Timing: Benni verliess uns, und Elisabeth (meine Kopilotin für die nächsten zwei Wochen) traf erst abends ein.
Es war eine Super-Wetterlage – es bildete sich eine perfekte Konvergenz von NW nach SO aus, die ziemlich genau über Pokweni verlief. Also möglichst schnell, geradeaus und hoch fliegen – und es war uns beiden egal, dass gegen Ende der Sauerstoff ausging (ab dann halt immer schön unter 4’000m), und dass ich dabei fast erfror (selber schuld, wenn man nicht genug warmes Gewand mitnahm) – was tat man nicht alles, damit am Ende 1’200 km auf den Instrumenten standen.

Elisabeth die vielseitige Co-Pilotin
Elisabeth ist eine gute Strecken-Fliegerin, hatte MB Studium absolviert, reiste in der Weltgeschichte herum, um Getränke-Abfüll-Automaten zu optimieren, und strickte in den langen Wartezeiten vor dem Start noch ein paar Socken als Weihnachts-Geschenk. Sie brachte mir einen Tausch-Transponder mit (mein alter XPDR hatte wohl einen Defekt beim Container-Transport erlitten), den wir dann an einem Ruhetag einbauten.
Weil es in Namibia Wahlen gab, hatte das Militär an drei Tagen ein Flugverbot für Nicht-Namibia-Registrierte GA-Flugzeuge und Drohnen angeordnet. Wir hatten aber so etwas wie ‚Glück‘: An diesen drei Tagen lag eine Kaltfront über der Kalahari, wodurch wir zumindest keinen guten Tag versäumten.
Trotzdem flogen wir in diesen zwei Wochen insgesamt etwa 9’000 km – und mussten wieder vor einer nahenden Sandwalze umgehend landen; kaum war der 4DM angebunden und wir ins Auto geflüchtet, fegte die Böenwalze über die Pfanne. Beeindruckend – ebenso beeindruckend war, als wir zwischen zwei Schauern ohne Probleme durchflogen, beim dritten Schauer aber einen ‚Down Wash‘ extremerer Art erlebten: Vario am unteren Anschlag, in kürzester Zeit mehr als 1’500 Meter tiefer und ordentliche Turbulenzen – wir waren heilfroh, wenigstens einen 0.5m Bart nicht mehr allzu hoch über der Kalahari zu finden.
Co-Pilot Philip, der Siegertyp
Mein nächster Kopilot war Philip – zweimaliger Juniorensieger der sis-at – ein guter Streckenpilot und auch ein begabter und begeisterter Fotograf. Eines Abends fuhren wir daher in stockdunkler Nacht noch mal auf den Flugplatz, zogen den Nimbus 4DM in die Mitte der Pfanne, so dass Philip ein paar Standfotos (Nimbus mit dem Sternen-Himmel über der Kalahari als Hintergrund) machen konnte. Danach wurde das Stativ mit der Kamera aufgebaut, exakt ausgerichtet, auf Zeitraffer gestellt, und mit externer Power Bank betrieben, so dass die Kamera mehrere Stunden lang bis kurz vor Sonnenaufgang ein Bild nach dem anderen von der ‚aufgehenden‘ Milchstraße machen konnte – während wir kurz vor Mitternacht endlich ins Bett kamen. Ich holte die Ausrüstung am nächsten Morgen um 06:30 Uhr wieder ab und ‚Gottseidank‘ hatten in der Nacht keine Springböcke etc. am Setup herumgeschnüffelt oder das Stativ umgeworfen. Ergebnis: Ein fantastisches Video zeigte, wie sich das Zentrum der Milchstraße langsam über dem Nimbus empor drehte.

Wegen der mäßigen Wettervorhersage gönnten wir uns dann am nächsten Tag einen wohlverdienten Ruhetag. Zwei Tage später flogen wir wieder einmal an die ‚Kante‘. Wir jagten diese malerische Strecke ca. 200 km entlang Richtung Süden, bis uns der einsetzende Regen den Weg versperrte. Immerhin schafften wir etwa 950 km.
Am nächsten Tag kamen wir etwas früher und auch besser weg, flogen wieder an die Kante, und gaben Gas, um den schon wieder drohenden Regenschauern zuvor zu kommen. Trotzdem mussten wir dadurch ziemlich weit in die Namib-Wüste hinein ausweichen, teilweise auch zwischen zwei Schauern durchfliegen, aus denen es auch hin und wieder grell blitze – was Philip gar nicht mochte. Aber in 5’000m Höhe fühlten wir uns segelfliegerisch sicher genug. So hielten wir unseren Schnitt hoch genug, um am Ende des Tages nach 1’064km wieder in Pokweni zu landen.

Kurz vor Weihnachten: Wir verabschiedeten uns von Pokweni – es ging wieder zurück in die Kälte und in den Nebel, aber: Es war einfach wieder schön! Wir kommen wieder – versprochen! Quelle: ‚akaflieg.at‚. Georg Kirchner