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Vogtareuth: 1. Alleinflug von Felix Ziemann

Am unweit von Alpen und Chiemsee gelegenen Flugplatz Vogtareuth Zeuge gab es ein besonderes Ereignis: Der Segelflugschüler Felix Ziemann von der Flugsportgruppe Bölkow e.V. startete am Freitag, den 16. Mai 2025, zu seinem ersten Alleinflug. Felix, 26 Jahre, zu Hause in Rott am Inn, ist von Beruf Glaser und hat 2024 mit dem Segelfliegen begonnen.

Trotz bewölktem Himmel und immer wieder aufkommendem Regenschauern hob Felix im Doppelsitzer Janus D-7246 erstmals ohne Fluglehrer vom Flugplatz Vogtareuth ab. Die Schleppmaschine, Typ Remoqueur zog Felix auf rund 600m Höhe über Vogtareuth, bis Felix das Schleppseil vom Segelflugzeug ausklinkte und den lautlosen Flug begann. Insgesamt drei Platzrunden mit 30 min Flugzeit legte er unterbrochen von Regenschauern souverän zurück – ganz allein im Cockpit. Ein Moment, den kein Pilot je vergisst.

Das ist schon seltsam, wenn das erste Mal keiner mehr hinten sitzt. Da geht einem ordentlich die Muffe“, sagte Felix nach der Landung mit einem Lächeln. Die Anspannung war ihm noch anzumerken, doch der Stolz überwog sichtlich. Die beiden Fluglehrer und Vereinsmitglieder zeigten sich begeistert von seiner Leistung: Zitat Bayerlein.

Natürlich durfte auch die traditionelle „Alleinfliegertaufe“ nicht fehlen: Nach dem dritten Solo-Flug erhielt Felix nicht nur einen Blumenstrauß mit Brennnesseln – damit er künftig immer mit dem richtigen Gefühl mit dem Steuerknüppel hantiert, auch das Hosenbodengefühl wurde sensibilisiert. Nach einer kurzen Gesangseinlage durch die Vereinsmitglieder nahm Felix dann die Glückwünsche aller entgegen. Die Flugsport-Gruppe Bölkow e.V. ist stolz auf ihren Nachwuchspiloten und freut sich, Felix auf dem weiteren Weg zur Segelfluglizenz begleiten zu dürfen. Der nächste Meilenstein für Felix ist die Umschulung auf den Vereins-Discus. Die Flugsportgruppe Bölkow wünscht Felix alles Gute für die weitere Ausbildung bis zum Erwerb der Pilotenlizenz.

Die Flugsportgruppe Bölkow e.V. freut sich jederzeit über Piloten und Interessenten jeden Alters, die den Flugplatz Vogtareuth, wegen seiner perfekten Lage im Alpen-Vorland, nördlich Rosenheim, zwischen Chiemsee und München, als hervorragenden Ausgangspunkt für Strecken- und Lust-Flüge in die Alpen, aber auch im Alpenvorland nutzen möchten. Neben den Vereinsegelflugzeugen bietet die Flugsportgruppe Bölkow e.V. eine Schleppmaschine DR400, Reisemotorflugzeug TB-200 auch eine 600m Asphaltbahn, die ganzjährigen Flugbetrieb erlaubt. In der Halle der Flugsportgruppe Bölkow e.V. stehen Stellplätze für die Unterstellung privater Segelflugzeuge und Segelflugzeug Anhänger bereit.

Verspäteter Start zur Hagelsaison

In den vergangenen Wochen hat Georg Vogl, der Chef der Rosenheimer Hagelflieger viel Zeit auf dem Flugplatz in Vogtareuth verbracht. Denn bevor die Piloten in die anstehende Hagelsaison starten können, müssen die Flugzeuge und Generatoren einsatzbereit sein. Die alljährliche Wartung haben die beiden Flugzeuge bereits hinter sich. Wie jedes Jahr wurden die Maschinen im November und Dezember in Stuttgart auf Herz und Nieren geprüft. Nun werden im Hangar auf dem Flugplatz in Vogtareuth die vier Silberjodid-Generatoren gewartet. Für die Generatoren steht die fünfte Saison an. Sie werden jedes Jahr technisch aufgerüstet. Jeder Generator verfügt über einen eigenen eingebauten Computer. Der steuert eine saubere Verbrennung. Alles andere steuern die Piloten aus dem Cockpit. Sie können im Einsatz genau einstellen, wie viel Silberjodid verwendet werden soll und wie lange. Zwischen drei und acht Liter pro Stunde sind möglich. Die Menge hängt von vielen Faktoren ab, sagt Vogl.

Sind wir mit zwei Flugzeugen an einem Einsatzort, kann die Menge verringert werden. Auch wenn ich sehe, dass sich ein paar Kilometer entfernt eine weitere hagelträchtige Zelle aufbaut, verwenden die Piloten weniger Silberjodid, um noch genug Lösung für den direkt anschließenden Einsatz zu haben. Bei starkem Aufwind wird hingegen voll aufgedreht, um die größtmögliche Menge Silberjodid in die Wolken zu bekommen. Im Gegensatz zur „alten Generation“ der Generatoren können die Generatoren während eines Einsatzes mehrfach gezündet werden. Jeder Generator ist mit 20 Litern Silberjodid-Lösung gefüllt. Das reicht für zweieinhalb Stunden. Neu ist auch eine Funktion, mit der die Düse freigepustet werden kann. „Wenn Silberjodid verdampft, könne sich an der kleinen Düsenöffnung Kristalle festsetzen. Das kann dafür sorgen, dass der Generator beim Neustart nicht anspringt. Um die Düse freizumachen, kann der Pilot jetzt die Pumpe kurzzeitig auf Überdruck laufen lassen. Der Generator zündet dann nicht, pustet aber den Pfropfen weg, sodass der Generator wieder einsatzbereit ist.

Auch die Piloten selbst absolvieren über das Jahr verteilt und auch vor der Hagelsaison noch verschiedene Instrumentenflüge mit den Maschinen. Insgesamt sechs Hagelflieger gibt es derzeit. Sie stehen abwechselnd für Einsätze bereit. „Außerdem haben wir in der anstehenden Saison zwei neue Piloten, die sich beworben haben.“ Die Piloten werden im ersten Jahr nur in Begleitung eines erfahrenden Hagelfliegers unterwegs sein. „Als Pilot lernt man eigentlich, um Gewitter einen möglichst großen Boden zu machen. Als Hagelflieger fliegt man genau dort hinein.“ Die neuen Piloten können so von der Erfahrung der „alten Hasen“ profitieren. „Es sind erfahrene Piloten, die ihnen sagen, wie sie in einer brenzligen Situation richtig reagieren, wie sich Gewitter entwickeln und wie viel Silberjodid wann erforderlich ist. Es ist eine Weitergabe von Erfahrungen und Wissen.“

Offiziell beginnt die Hagelsaison am 1. Mai. „Wenn es so weitergeht, wird es aber ein verspäteter Start. Ich kann mich nicht erinnern, dass wir jemals so spät im April noch so viel Schnee hatten“, sagt Vogl. Egal, wann sich die erste hagelträchtige Wolke entwickelt, die Flugzeuge und Piloten sind einsatzbereit. Wer will, kann die Hagelflieger bei ihrem Einsatz beobachten. Über die Ro-Berta App wird die Flugbahn angezeigt. Außerdem gibt es am Flugzeug zwei Kameras. Eine zeigt, was sich unter dem Flugzeug abspielt, die andere filmt ins Cockpit. Über die App können auch Wetterdaten und Bilder der Wetterlage gemeldet werden. Insgesamt 443 Bürgerinnen und Bürger aus der Region haben das in der vergangenen Saison gemacht. Die App steht für alle Handys mit Android und iOS zur Verfügung. Insgesamt 26 Mal waren die Hagelflieger im vergangenen Jahr vom Start der Hagelsaison im Mai bis September im Einsatz, um gewitterträchtige Wolken mit Silberjodid zu impfen. Dies soll verhindern, dass sich Hagelkörner entwickeln, die später am Boden große Schäden anrichten können. Quelle: ‚Rosenheim24.de‚.