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Kein Sport für Eliten sondern für Teamplayer

Ein teurer Sport für Snobs? Das Vorurteil kennen sie beim LSV Unna-Schwerte durchaus. Ein Schnupperwochenende beweist das Gegenteil: Segelfliegen im Verein ist bezahlbar und echte Teamarbeit. Schleppseil am Segelflugzeug einhaken, in die Luft ziehen lassen und den Flug genießen? So einfach ist das nicht. Selbst wer letztlich solo über Stunden durch die Luft gleitet, ist davor und danach auf eine Mannschaftsleistung angewiesen. Mit einem Verein im Rücken muss dabei niemand Spitzenverdiener sein oder gar selbst einen Flieger besitzen, um abheben zu können.

Rund 100 Mitglieder zählt der LSV, rund die Hälfte davon ist laut Yves van Hauwermeiren regelmäßig aktiv. Der Pressewart des Vereins ist erst vor drei Jahren zum Segelfliegen gekommen, hat sich damit einen Kindheitstraum erfüllt. „Aber in meinem Alter setze ich mich lieber in die wilde Hilde“, sagt der 77-Jährige und meint damit das motorisierte Leichtflugzeug des Vereins. Über den LSV kann man nämlich sowohl eine Segelfluglizenz als auch eine Ultraleichtfluglizenz erwerben. Die frühesten Starts im Segelflieger sind dabei mit 14 Jahren möglich. Und wer an einem Wochenende bei den Segelfliegern vorbeischaut, sieht Aktive von jung bis alt und aus der ganzen Region am Platz.

Alle Aktiven müssen zusammenarbeiten
Da zieht und schiebt der 67-jährige Bochumer Christian Krafczyk, der seit 1998 im Verein ist, genauso die Fluggeräte aus dem Hangar wie der 14-jährige Caspar Schaefermeyer, der zu Saisonbeginn im Frühjahr zum Verein gestoßen ist. Mehr als ein Dutzend Starts hat der junge Dortmunder mittlerweile gesammelt. An die 60 davon braucht es in der Regel, bis ein Pilot alleine im Cockpit sitzen darf und der Fluglehrer vom Boden aus über Funk die Anweisungen gibt. Frühestens mit 16 Jahren darf man dann die Lizenz anstreben. Jugendliche wie Caspar freuen sich nicht nur auf die Zeit in der Luft: Ist ein Gleiter gelandet, muss er mit einem Auto wieder zum Start gezogen werden. Und weil nur auf dem Vereinsgelände unterwegs, lernen die Jungen mit einem Erwachsenen auf dem Beifahrersitz auch noch die Grundlagen des Autofahrens.

Das Fliegen ist nur ein Teil des umfangreichen Vereinslebens: Zur Praxis gehört natürlich Theorie. Deshalb pauken Flugschüler vornehmlich im Winter, wenn der Flugbetrieb ruht, in Fächern wie Meteorologie, Aerodynamik, Luftrecht oder Navigation. Denn auch wenn Apps mittlerweile auf dem Smartphone beim Navigieren helfen: Wer sich im Luftraum bewegt, muss eine zweidimensionale Karte im Kopf dreidimensional lesen können. „Eine aktuelle Flugnavigationskarte muss immer im Cockpit sein“, sagt Yves van Hauwermeiren.

Das Fliegen ist nur ein Teil des Vereinslebens
Auf der sind dann nicht nur Windräder oder Sendemasten samt Höhen eingetragen. Es sind auch verschiedene Luftkorridore eingezeichnet, die sich auch farblich unterscheiden und dadurch verschiedene Höhenlagen beschreiben. Wenn ein Pilot seine Route plant, muss er nicht nur bedenken wo er fliegen, sondern auch in welchen Höhen er dabei unterwegs sein darf.

„Man muss aber kein Genie sein, um Pilot zu werden. Vor allem braucht es Durchhaltevermögen“, sagt Yves van Hauwermeiren. Viele Mitglieder im Verein seien auch Verkehrspiloten. Für manchen war das Segelfliegen im Jugendalter der Ausgangspunkt für die Berufskarriere und kam erst der Flug- und dann der Führerschein. „Wir haben Mitglieder, die sind jetzt noch keine 30 und fliegen schon Cessna“, weiß der LSV-Pressewart. Wer das erreichen will, muss in der Vereinsarbeit aufgehen: Und die verlangt von allen Mitgliedern quasi alles. Ein halbes Dutzend Maschinen müssen regelmäßig gewartet und gegebenenfalls auf den neuesten technischen Stand gebracht werden. Bevor ein Flieger in die Luft geht, wird der Sitz jeder Schraube kontrolliert. „Niemals will man in der Luft etwa ein Höhenruder verlieren“, sagt etwa Christian Kraftczyk.

Auch die Seilwinde braucht geschultes Personal, das auf einem umgebauten Lkw sitzt und die Maschinen auf Flughöhe bringt. Am Startwagen will wiederum ein Telefon besetzt sein, um mit Flugleitung am Vereinsheim und Windenführern in Kontakt zu bleiben. Viele einzelne Aufgaben müssen ineinandergreifen, damit Piloten im Ein- oder Doppelsitzer ihre Zeit in der Luft genießen können.

Fast 28.000 Landungen und noch immer in Schuss
Durch diese Arbeiten erwirbt man mit der Zeit auch ein ausgesprochenes Verständnis für die Technik. Und das doppelsitzige Schulungsflugzeug ASK 13 zeigt, was möglich ist, wenn die Flieger regelmäßig überholt werden: Die lückenlos geführten Flugbücher zeigen, dass das Anfang der 1970er-Jahre erstmals abgehobene Schulungsflugzeug seitdem knapp 28.000 Mal seine Insassen sicher zu Boden gebracht hat. Wer im Verein fliegen will, zahlt beim LSV neben einer einmaligen Aufnahmegebühr in Höhe von 100 Euro einen monatlichen Mitgliedsbeitrag sowie zweimal im Jahr einen Solidarbeitrag, um Selbstkosten bei etwaigen Schäden über den Verein zu mildern. Dazu kommen Startgebühren und ein Centbetrag pro Minute in der Luft. Im Schnitt kommen laut Vereinsangaben so 50 bis 70 Euro an monatlichen Kosten zusammen.

Höher als die finanziellen Hürden sind beim Luftsport tatsächlich die zeitlichen: Viele aktive Mitglieder verbringen ihre Wochenenden am Flugplatz. Dann gehören zu einem Flugtag aber nicht nur die Aufgaben rund um den Flugbetrieb: Der gemeinsame Kaffee und regelmäßige Grillabende sind ebenso fester Bestandteil des Vereinslebens wie die traditionelle Vereinsfahrt, die die Mitglieder diesen Sommer im August zum Fliegen nach Melle in Niedersachsen führt. Quelle: ‚Hellweger Anzeiger‚.

Segelflieger trotz Corona im Aufwind

Viele Vereine zwang die Corona-Pandemie komplett zum Stillstand. Beim Segelflugclub Betzdorf-Kirchen war dies offenbar nicht der Fall, wie nun auf der Jahreshauptversammlung des Vereins hervorgehoben wurde. Kummer bereitet dem Verein allerdings ein Problem, das nichts mit Corona zu tun hat. Auf seiner Jahreshauptversammlung in der Betzdorfer Stadthalle zog der Segelflugclub (SFC) Betzdorf-Kirchen ein positives Fazit des letzten und angefangenen Jahres. Der Vorsitzende, Armin Brast, berichtete laut einer Pressemitteilung des Vereins, dass im Jahr 2020 trotz Corona und damit verbundenem eingeschränktem Flugbetrieb ein Rückgang der rein fliegerischen Aktivitäten nicht zu beklagen war. Nach dem Lockdown im Frühjahr 2020 konnte zwar erst ab Ende April und unter Beachtung des vorgegebenen Hygienekonzepts wieder eingeschränkt geflogen werden und auch die Flugausbildung durfte erst Mitte Mai wieder starten. Der halbwegs „normale“ Sommer, das gute Wetter und ein zweiwöchiges Fliegerlager in Blaubeuren ließen die Pandemie dann aber zumindest zeitweise in den Hintergrund treten.

Positiv konnte auch Cheffluglehrer und zweite Vorsitzender Wolfgang Ermert für die Saison 2020 von ersten Soloflügen und einigen erfolgreichen Prüfungen zur Pilotenlizenz berichten. Das für alle Mitglieder Wichtigste aber war: Der Flugbetrieb lief auch im Jahr 2020 ohne jegliche Zwischenfälle oder gar Unfälle ab. Und das soll dank des gelebten Sicherheitskonzepts des SFC auch so bleiben. Sobald wieder uneingeschränkter Flugbetrieb und auch Gastflüge möglich sein werden, wird der Verein dies zeitnah auf seiner Webseite mitteilen.

Mittelfristiger Flugplatzausbau bewirkt Lärmreduzierung für Katzwinkler
Auch die Entwicklung der Mitgliederzahl stellte sich trotz reduzierten Möglichkeiten zur Öffentlichkeitsarbeit positiv dar. Im Langzeitvergleich wuchs die Mitgliederzahl von 150 (2006) auf nunmehr 165 (2020). Davon sind 92 aktive Flieger. Neben einigen Abgängen konnte der Verein 13 Neuzugänge in 2020 verzeichnen. Der in vielen Vereinen beklagte Mitgliederschwund konnte damit offenbar langfristig verhindert werden. Allerdings konnten nur ganz wenige kleine Veranstaltungen realisiert werden. Und das große Flugplatzfest musste wiederum verschoben werden und kann frühestens 2022 wieder stattfinden.

Auch der Fortschritt des Flugplatzausbaus mit dem Ziel der Startbahnbegradigung und Verlängerung machte laut SFC gute Fortschritte. Damit wird der Verein mittelfristig weniger Motorschleppflüge benötigen und zumindest für einen Großteil der Schulung auf die kostengünstigere und leisere Windenschleppart umsteigen. Ein paar Jahre wird diese „Sisyphusarbeit“ aber noch dauern. Danach können sich auch die Katzwinkler Bürger über eine beträchtliche Lärmreduzierung freuen, da die Motorflugzeuge dann beim Start im Schnitt schon gut 50 Meter höher über den Ort rausstarten als heute, was den Lärm der ohnehin schon lärmreduzierten Flugmotoren und Propeller nochmal um gut 35 Prozent verringern wird.

Höhepunkt der Saison, wenn auch erst zum Ende hin, war die Ankunft der beiden neuen leistungsfähigeren Segelflugzeuge des Vereins, dem fabrikneuen Doppelsitzer Arcus-T sowie dem gebraucht erworbenen Einsitzer Ventus-2bx. Mit beiden Flugzeugen verfügt der Segelflugclub nun auch wieder über Maschinen, mit denen der Verein erfolgreich bei Wettbewerben mitmischen kann. Sie ersetzten jeweils ältere Modelle, die veräußert wurden.

Segelflugclub kritisiert Steuerpolitik des Bundes
Problematischer als Corona stellte sich für den Verein die verschärfte und restriktivere Steuerpolitik des Bundes dar – eine Entwicklung unter der auch viele andere gemeinnützige Vereine zunehmend zu leiden haben, zumal die angewandten Regelungen rechtlich noch nicht abgesichert sind und jahrelange Diskussionen die Vereine stark verunsichern. „Hier wird das ehrenamtliche Engagement vieler Vereine mit den Füßen getreten und die sichere Zukunftsplanung extrem erschwert. Zu oft müssen die Vereine heute den Rechtsweg gegenüber den Finanzbehörden beschreiten, um zu ihrem Recht zu kommen“, kritisiert der Segelflugclub. Quelle: ‚AK-Kurier‚.

„Wie ein Vogel durch die Lüfte zu gleiten, ist atemberaubend“

Ein Leben für die Fliegerei: Klaus Hildebrand ist ein echtes Urgestein der Luftsportgruppe Rhönflug Hünfeld. Er war dabei, als der Verein 1961 in seiner heutigen Form gegründet wurde und er erlebte hautnah, wie das Segelfluggelände auf dem Plätzer bei Burghaun entstand. Dieses Jahr feiert Hildebrand sein 60-jähriges Vereinsjubiläum – und so ganz kann er das Fliegen immer noch nicht sein lassen. Denn mit inzwischen 74 Jahren hat Hildebrand immer noch nicht genug, auch wenn es mit dem Fliegen natürlich weniger geworden ist in den letzten Jahren. „In meinem Alter hat man auch ganz gerne mal seine Ruhe“, sagt er lachend, schiebt jedoch gleich hinterher, „aber solange ich noch fit bin, möchte ich noch etwas fliegen.“

Mit 14 das erste Mal alleine
Schließlich ist das seine große Leidenschaft. Wie andere Jungen zum Fußball kommen, kam Hildebrand zum Flugsport. „1950 nahm mich mein Vater das erste Mal mit auf den Flugplatz. Damit war es um mich geschehen. Seitdem ist Fliegen eigentlich mein Leben“, erzählt der 74-Jährige. In den Jahren danach hat er viel erlebt. Mit 14 Jahren saß er das erste Mal alleine in einem Segelflugzeug, es folgten über 4.000 Starts und Landungen und insgesamt rund 1.400 Flugstunden, nebenher bildete er auch noch über 180 Flugschüler aus.

Besonders angetan hatte es ihm das Segelfliegen. „Dieses Gefühl, wie ein Vogel durch die Lüfte zu gleiten, ist atemberaubend“, sagt er. Es sei zwar hoch anstrengend, da man den Luftraum beobachten und die thermischen Aufwinde erkennen müsse, doch genau dies mache auch die Faszination aus. „Das Highlight war ein Flug rund um den Mont Blanc in 5.000 Meter Höhe. Dieses Glück haben nicht viele, da dafür die Witterung optimal sein muss. Bei mir hat alles gepasst“, erzählt er noch heute freudestrahlend. In den letzten 20 Jahren ist Hildebrand aber auch vermehrt Ultraleichtflugzeuge und Motorsegler geflogen. „Das ist einfach bequemer“, sagt er.

Aber auch abseits seines privaten Flugvergnügens hat Hildebrand viel für den Flugsport in Osthessen getan. Er war gerade ein Jahr Mitglied bei der Luftsportgruppe Hünfeld, als der Flugplatz Plätzer in Burghaun 1962 eröffnet wurde. Hildebrand, der lange Jahre auch 1. Vorsitzender des Vereins war, sorgte gemeinsam mit anderen Mitgliedern dafür, dass sich der Flugplatz über die Jahre zu dem entwickelte, was er heute ist. „Wir haben unter anderem zwei Hallen, einen Briefingroom und eine Werkstatt gebaut. Alles in Eigenleistung. Damals hat jeder mit angepackt, die Kameradschaft war schon toll und wir hatten Unterstützung durch die Kommunen, insbesondere der ehemalige Hünfelder Bürgermeister Dr. Eberhard Fennel hat uns immer sehr unterstützt“, erzählt der bald 75-Jährige.

Von alldem profitiert der Verein noch heute. Anfangs noch 15 Mitglieder stark, sind es inzwischen über 50. Und während andere Flugvereine mit Mitgliederschwund zu kämpfen haben, ist die Tendenz in Hünfeld sogar leicht steigend. Mit seinem fliegerischen Lebenswerk dürfte Klaus Hildebrand also mehr als zufrieden sein. Quelle: ‚Osthessen-News‚.