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Widerstand gegen Swiss Rotor Hubs-Bauprojekt

Gegen das Projekt des Unternehmers Daniel Borer, Verwaltungsratspräsident der Centaurium Aviation Ltd, die als Bauherrin ein Kompetenz- und Verkaufszentrum für Helikopter bauen will, sind beim Bazl zwei Einsprachen eingereicht worden. Sie sollen aber offenbar wieder zurückgezogen werden. Mitte November letzten Jahres hat die Centaurium Aviation Ltd zusammen mit der Regionalflugplatz Grenchen Jura AG beim Bundesamt für Zivilluftfahrt ein Baugesuch für einen Neubau eingereicht. Anstelle des baufälligen grünen «Farner»-Hangar soll ein Gebäude entstehen mit Schulungsräumen, Werkstätten, modernsten Flugsimulatoren, einem Bell Helicopter Showroom, einem Verkaufsraum für neue und gebrauchte Helikopter sowie ein Bed&Breakfast für Kursteilnehmer. Daniel Borer, Verwaltungsratspräsident der Centaurium Aviation Ltd, ist es vor rund fünf Jahren gelungen, die Schweizer Vertretung von Bell Textron zu übernehmen, einem der weltweit führenden Helikopter-Anbieter. Der Airport Grenchen stellt der Centaurium Aviation Ltd das Land im Baurecht zur Verfügung. Wie Ernest Oggier, Direktor des Flughafens letztes Jahr anlässlich der Bekanntgabe des Bauprojekts sagte, passe das Projekt exakt in die Strategie. Bereits heute fänden zwei Drittel der Starts und Landungen in Grenchen im Rahmen von Ausbildungsflügen statt. Die Gewichtsverschiebung vom Freizeit- zum Ausbildungsflugplatz setze sich mit der Inbetriebnahme des Swiss Rotor Hub fort.

Das Bazl gibt Auskunft – wenn auch nur beschränkt
Eine gute Sache also, die von allen Seiten begrüsst und mitgetragen wird, sollte man meinen. Doch weit gefehlt: Aus gut unterrichteter Quelle war zu vernehmen, dass innerhalb der Einsprachefrist zwei Einsprachen beim Bazl eingereicht wurden. Baubewilligungsbehörde ist bei solchen Projekten nicht etwa die Stadt Grenchen, wie Stadtbaumeister Aquil Briggen auf Anfrage mitteilt. Allfällige Einsprachen würden zwar an die Baudirektion adressiert, von da aber ans Bazl weitergeleitet. Er könne folglich zu den Einsprechern keine Auskunft geben.

Mehr zu erfahren ist hingegen von der Medienstelle des Bazl: Wie Christian Schubert von der Medienstelle des Bazl mitteilt, wurde die Kollektiveinsprache von der erst im letzten Herbst gegründeten Interessengemeinschaft LSZG mit 21 Parteien eingereicht. LSZG ist die weltweite Abkürzung für den Regionalflughafen Grenchen. In dieser IG seien praktisch alle am Flughafen tätige Unternehmen vertreten, vom Aero-Club über die Flugschule bis zur Virus-Fluggruppe. Die andere Einsprache stamme von der Tennishalle AG und beinhalte teilweise dasselbe Argumentarium. Inhaltlich gehe aus beiden Einsprachen hervor, dass man das Bauvorhaben nicht behindern wolle, aber grundsätzliche Bedenken äussern und Wünsche anbringen wolle. Es gehe um Punkte wie die Erreichbarkeit, um die Zu- und Wegfahrt und um Parkplätze.

Parkplatzfrage war für beide Einsprecher Thema
Ein Punkt, der offenbar genannt wurde, war die Lage des neuen Gebäudes, das nach Meinung der Einsprecher am falschen Ort zu stehen komme. Da die Helikopter hinter dem Airporthotel weder starten noch landen können, müssen sie auf Rollwagen zur Piste gebracht werden, durch eine Zone, auf der oft parkierte Flugzeuge stehen. Aus diesem Grund war man offenbar der Meinung, statt des «Farner»-Hangars hätte man einen Platz in der Nähe der Piste finden sollen. Dort, wo schon jetzt die Helikopter der Mountain Flyers starten, die ja ebenfalls in den Neubau einziehen werden. Ein weiteres Argument in der über 25-seitigen Einsprache war die Parkplatzfrage: Durch den Neubau gehen auf dem Flughafengelände einige Parkplätze verloren. Die Vertreter der Tennishalle AG wollten auch diesen Punkt abgeklärt haben. Denn die Befürchtung bestand, dass die Parkplätze bei der Tennishalle, die nicht bewirtschaftet sind, von Fremdparkierern besetzt werden. Mia-Initiator Christian Riesen, der die Interessen der Tennishalle AG vertritt, hatte erst wenige Tage vor Ablauf der Einsprachefrist überhaupt davon erfahren und eine in diesem Punkt wortgleiche Einsprache eingereicht. Auf Anfrage sagt er, die Einsprache sei eingereicht worden, weil ein Kommunikationsmangel bestanden habe. Sie wollten die Fragen rund um den Anschluss an der öV, die gesamte Verkehrssituation und die Parkplatzsituation noch etwas genauer beleuchtet haben. Aber die Einsprache habe rein formellen Charakter, denn gegen das Projekt habe die Tennishalle grundsätzlich nichts einzuwenden.

Die Recherchen des Grenchner Tagblattes zeigten offenbar Wirkung oder dann war es reiner Zufall, dass die beteiligten Parteien noch am gleichen Abend in einer dringlichen Sitzung miteinander sprachen. Jedenfalls wollte weder Ciryll Kobler, der Präsident der IG LSZG noch Conrad Stampfli, Vizepräsident des Verwaltungsrats der Regionalflughafen Grenchen Jura AG, in der Sache weiter Auskunft geben. Das Thema habe sich inzwischen erledigt und es gebe weiter nichts mehr dazu zu sagen, hiess es lediglich. Daniel Borer, Initiant des Neubaus, sieht das Ganze gelassen und nimmt den Gegenwind sportlich. Es habe lediglich ein paar Telefonate bedurft, um die Fragen zu klären. Insofern habe sich das mit den beiden Einsprachen jetzt erledigt. Seine Erklärung, dass man einen Neubau, in dem Schulungen auf Flugsimulatoren stattfinden, der ein Aeromedical Center für medizinische Untersuchungen von Piloten, Büros und Showrooms für Helikopter beinhaltet, nicht irgendwo auf dem Flughafenareal unterbringen und dann Besucher und Benutzer quer übers Gelände laufen lassen könne, habe eingeleuchtet. Auch die Parkplatzsituation sei insofern geklärt, weil man Ersatz gefunden habe und auch keine zusätzlichen Parkplätze geschaffen würden.

Die Vermutung liegt nahe, dass die Motivation zu der Kollektiveinsprache auch daher rühren könnte, dass der Airport die Mieten für Hangarplätze erhöhen will und man ihm einen Schuss vor den Bug geben wollte. Nur hat man einmal mehr den Esel gemeint und stattdessen den Sack gehauen. Sei’s drum – Ende gut alles gut. Laut Borer ist man bereit und sobald der Kanton seine Stellungnahme abgegeben hat, wird das Bazl das Prüfungsverfahren einleiten und in etwa sechs bis neun Monaten abschliessen. Quelle: ‚Grenchner Tagblatt‚.