Autor: Florian Anklin
Nach einer langen Periode mit sehr schlechtem Wetter kündigte sich nach Auffahrt endlich die Ankuft eines stabilen Hochdruckgebietes an. Die Prognosen für die Tage nach Pfingsten waren vielversprechend – ein mögliches Wetterfenster mit gutem, fliegbarem Wetter über mehrere Tage, ohne Gewittertendenz. Genau in diese Zeit fiel auch das Serres-Lager, was mich dazu bewog, die Planung für einen Besuch mit dem Motorsegler in Angriff zu nehmen. Ziel war es, von Dittingen aus an einem Tag nach Serres in Südfrankreich zu fliegen – und an einem anderen Tag wieder zurück. Markus Pfister hatte in dieser Woche ebenfalls Zeit, und so beschlossen wir, das Projekt gemeinsam anzugehen.

Vorbereitung
Zur Vorbereitung gehörte auch das Packen von Zelt, Schlafsack und Kleidung – das Gepäck konnten wir glücklicherweise der auf dem Landweg anreisenden Gruppe mitgeben. Nach dem Flugbetrieb am Pfingstmontag entschieden wir, das Vorhaben definitiv in Angriff zu nehmen – trotz der eher durchzogenen Wetterlage. Besonders schwierig: Der anhaltende Rauch von den Waldbränden in Kanada, der sich bis Europa ausbreitete und die Sonneneinstrahlung deutlich dämpfte.
Der Hinflug – Dienstag nach Pfingsten
Am Dienstagmorgen trafen sich Markus und ich um 09:00 Uhr in Dittingen. Wir montierten den Arcus, betankten ihn voll bis zum Überlaufen und füllten das Gepäckfach bis an die Grenzen seiner Kapazität. Am Startplatz war das Flugzeug bereit – unser Plan: die Alpenroute, nicht via Jura (rund um Genf), obwohl beide Optionen vorgängig geprüft worden waren. Die Flugbedingungen im Jura hatten sich bereits am Vortag als ungeeignet erwiesen.
Um Punkt 13:00 Uhr starteten wir und stiegen mit Motorleistung durch die trübe Rauchsuppe bis auf 2700 m bei Langenthal. Dort sahen wir erstmals über der Rauchschicht die Spitzen der Alpen. Bild 1Wir glitten weiter bis an die Voralpen, waren jedoch in Thun rund 300 m zu tief, um im Gantrischgebiet Anschluss zu finden. Also nochmals 10 Minuten Motorlauf um ins Simmental gleiten zu können. Östlich von Zweisimmen fanden wir erstmals nutzbare Thermik und stiegen auf 2700 m – ein erster Lichtblick.

Weiter ging es via Albristhorn Richtung Wildstrubel. Wir kommenauf 3000 m und querten den Rawilpass ins Wallis, meldeten uns bei Sion und durchflogen die CTR. Unser Weg führte dem Gelände entlang Richtung Petit Col de Ferret, den wir eher knapp überflogen. Gleich danach fanden wir erneut gute Steigwerte, rechts über uns der imposante Mont Blanc. Über eine tragende Linie erreichten wir nach einem kurzen Abstecher durch Italien die französische Grenze.

Wir umflogen das Naturschutzgebiet Vanoise westlich und wählten die Route über den Col de la Madeleine. Anschliessend querten wir das Modane-Tal bei Saint Rémy de Maurienne in Richtung Col du Glandon – leider fast ohne Thermik in dieser Region. Über den Pass kamen wir mit nur etwa 350 m AGL. Daraufhin entschieden wir uns, südwestlich ins Grenobler Tal auszuweichen, wo das Gelände tiefer liegt. Dort war die Luft thermisch noch inaktiver, und so mussten wir kurz vor dem Krützlipass erneut den Motor starten. Um 18:30 Uhr, nach einem rund 5.5-stündigen Flug, landeten wir in Serres – und wurden direkt mit einem kühlen Bier herzlich empfangen. Der Abend klang nach dem gemütlichen Apéro vor dem Bungalow, mit köstlichem Essen im „Le Cabanon“ bei Lison aus.
Impressionen aus dem Lager
Auch für die bereits am Freitag per Auto angereiste SGD-Fraktion waren die Flug-Bedingungen in den Tagen zuvor aufgrund des Kanadarauchs nur mittelmässig. Dennoch konnte täglich geflogen werden – teils mit Aussenlandungen, teils aber auch mit beeindruckenden Flughöhen in der Welle.
Die Nacht im Schlafsack war etwa so komfortabel wie das Wetter – eher bescheiden.
Am Mittwoch nahmen wir am legendären Briefing von Klaus Ohlmann teil und entschieden uns, den Rückflug auf Donnerstag zu verschieben. Stattdessen unternahmen wir einen lokalen Flug bis nach Briançon. Der Beginn war mühsam, wurde aber später mit Basishöhen bis auf 4600 m in Blauthermik belohnt.

Das Abendessen genossen wir erneut bei Lison.
Die zweite Nacht im Schlafsack war deutlich angenehmer. Nach dem Frühstück ging es wieder zum Briefing – die Prognosen von Klaus klangen sehr vielversprechend (wie sich später zeigen sollte: vielleicht ein wenig zu optimistisch) für unseren Rückflug via Wallis nach Dittingen.
Der Rückflug – Donnerstag
Der Arcus wurde wegen der Hitze bereits vor dem Frühstück bereitgemacht. Vom zunehmenden Rückenwind wurden wir gedrängt, bereits um 13:00 Uhr zu starten. Die Bedingungen waren zunächst sehr ruhig: Wir konnten kaum Höhe halten und glitten vom Pic de Bure Richtung Osten. Beim Lac de Serre-Ponçon mussten wir erneut den Motor einsetzen. Dieser kurze Boost brachte uns entspannt bis nach Saint Crépin, wo wir uns wieder etwas Höhe erarbeiten konnten – letztlich auf über 3000 m.
Im Gegensatz zum Vortag zeichnete sich die Thermik nun vermehrt durch Cumulus-Wolken ab, wenn auch mit tieferer Basis. Entlang der Wolken ging es Richtung Norden über das Modane-Tal, dahinter standen sich die Wolken natürlich im Naturschutzgebiet Vanoise. Wir umflogen es westlich knapp an der Grenze entlang und konnten dort erneut etwas Thermik nutzen. Eindrücklich sahen wir die steilen Pisten von Méribel und Courchevel, die ein wenig an Dittingen erinnern. Über der italienischen Grenze stiegen wir nochmals auf 3800 m, was uns die Querung des Aostatals ins Wallis ermöglichte.

Im südlichen Wallis fanden wir kaum nutzbare Thermik, so glitten wir via Gemmipass Richtung Interlaken – mit Blick von oben auf das Greenfield-Festival. Inzwischen war es bereits 17:30 Uhr, und wir schätzten die Chancen für eine motorlose Rückkehr nach Dittingen als eher gering ein. Unser neuer Plan: bis Langenthal fliegen und dort den Motor starten.
Doch es kam anders. Am Brienzergrat fanden wir völlig unverhofft nochmals Thermik bis auf 2700. Mit rund 400 m plus auf Dittingen nahmen wir die letzte Etappe in Angriff – mit der berechtigten Sorge, dass es über dem Jura knapp werden könnte. Der Endanflug zog sich gefühlt ewig, die Zahlen auf dem LX9000 nahmen zu und ab. Letztlich schafften wir es über die erste Jurakette bis nach Matzendorf – dort mussten wir jedoch den Motor starten. Nach etwa 5.5 Stunden Flugzeit landeten wir schliesslich wieder in Dittingen.
In Serres wurden an diesem Tag ebenfalls schöne Flüge gemacht – allerdings entwickelte sich die Thermik erst ab etwa 14:00 Uhr. Ein Teil der Gruppe trat dann bereits am Freitag die Heimreise an, der Rest folgte am Samstag.

Fazit der Woche: kein einziger Regentropfen, aber dennoch nur mittelmässige Flugbedingungen, bedingt durch die kanadischen Rauchpartikel, die sich über Europa legten. Nichtsdestotrotz konnten 40 schöne Flüge ab Serres gemacht werden, mit gesamt über 8’000km und 168 Flugstunden.
