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Piloten starten Lokführer-Ausbildung

Sie träumten vom Fliegen, doch wegen Covid stehen ihre Arbeitgeber am Boden. Erste Piloten und auch andere Personen der Aviatik-Branche werden bald zu SBB-Lokführern umgeschult. Das hilft auch, den Mangel an Lokführern zu beheben. Durch die Corona-Krise ist der Flugmarkt eingebrochen. Airlines müssen ganze Flotten am Boden lassen. Viele Piloten werden im Moment nicht gebraucht. Ganz anders sieht die Lage bei den SBB aus. Es gibt zu wenig Lokführer. Das soll sich jetzt ändern, indem Piloten vom Flugzeug- ins Lokcockpit wechseln.

Seit dem Ausbruch der Viruskrise kursiert die Idee, gegroundete Piloten auf Bähnler umzuschulen. «Vom Cockpit in den Lokführerstand», lautete im Oktober ein Vorstoss von Aeropers, dem Personalverband der Swiss- und Edelweiss-Piloten, und dem Verband Schweizer Lokführer und Anwärter (VSLF). Jetzt machen die Verbände ernst. Statt dass viele Piloten ohne Arbeit bleiben, sollen sie auf der Schiene eingesetzt werden. «Das Interesse an der Ausbildung ist gross, in den Kursen, die 2020 oder 2021 begonnen haben beziehungsweise beginnen werden, sind auch Leute aus der Aviatik-Branche vertreten», sagt ein SBB-Sprecher zu BLICK.

«Stolz herunterschlucken und nach vorne blicken»
Der welsche Ex-Swissair-Pilot Carlos Spruengli ist einer der ersten Piloten, der bald die Ausbildung beginnt steigt. «Euro News» erklärte Spruengli, er werde demnächst den Vertrag zur Ausbildung mit den SBB unterzeichnen. Diese dauert 14 bis 16 Monate. Wehmütig erinnere er sich an seinen letzten Flug in einem A330. Das Leben gehe weiter, sagt er: «Das ist wie in einer Beziehung. Wenn der andere nichts mehr von dir will, muss man seinen Stolz herunterschlucken und nach vorne blicken.»

Die Pilotengewerkschaft Aeropers unterstützt Mitglieder, die sich umorientieren wollen. «Für uns ist es selbstverständlich, mit Unternehmen bei dieser Art von Projekt zusammenzuarbeiten», sagt Aeropers-Sprecher und Swiss-Captain Thomas Steffen. Die Berufe des Piloten und Lokführers würden sich ähneln.

Beispiel soll Schule machen
«Wir hoffen, dass dies andere Länder in Europa inspirieren kann.» Fluggesellschaften kämpfen weltweit ums Überleben. Piloten rund um den Erdball haben ihre Optionen zu überdenken. Sie träumten vom Fliegen. Die neue Realität, wohl auch für erste Swiss- und Edelweiss-Piloten, hat weit mehr Bodenhaftung.

Die Alternative? Gar kein Job. Ein französischer Pilot wird zitiert, er fliege derzeit als selbstständiger Pilot für eine osteuropäische Billigfluglinie – für 300 Euro im Monat. Er «habe keine Wahl». Brancheninsidern zufolge dürften Passagierzahlen in der Luftfahrt frühestens 2024 wieder das Vor-Corona-Niveau erreichen. Darauf haben sich zahlreiche Fluggesellschaften und Berufsverbände von Piloten auf Lohneinbussen geeinigt. Doch es droht die Gefahr, dass sich die Situation des Flugverkehrs und die Arbeitsbedingungen langfristig verschlechtern. Quelle: ‚Blick‚.

Offen für Wechsel vom Flugzeug in die Lok

Nach ersten Überlegungen zu einer Kooperation von Swiss und Schweizer Bahn rund um einen Wechsel von Piloten auf die Schiene zeigen sich die Schweizer Gewerkschaften erfreut von der Idee. Für attraktive Modelle müssten jedoch neue Wege eingeschlagen werden. Die Schweizer Pilotengewerkschaft Aeropers und der Verband Schweizer Lokführer (VSLF) wollen eine Kooperation zum Wechsel von Swiss- und Edelweisspiloten als Lokführer zu den Schweizer Bundesbahnen (SBB) in Angriff nehmen.

Beide Berufsverbände stünden einem möglichen Einsatz von Pilotinnen und Piloten im Eisenbahn-Führerstand sehr positiv gegenüber, sagte Hubert Giger, Präsident des VSLF: „Wir sehen viele Chancen.“ Beide Verbände hätten bei den Arbeitgebern ihre Zustimmung zu entsprechenden gemeinsamen Bestrebungen bekundet und ihre Unterstützung zugesichert.

Ende September hatte bereits die SBB ihr Interesse an aufgrund der Corona-Krise überzähligen Piloten der Schweizer Airlines bekundet. Wie auch die deutsche Bahn leidet das Unternehmen unter Personalmangel bei den Lokführern.

„Arbeitsumfeld ähnelt sich“
Das sehen auch die Gewerkschaften so. Die Fluggesellschaften seien in der Schweiz mit einem Personalüberhang konfrontiert, der über Jahre anhalten könnte, hieß es. Ganz anders präsentiere sich die derzeitige Situation bei vielen Schweizer Bahnen. Bei der SBB fehlten 200 Lokführer. Die Belegschaft würde mit einem über Jahre aufgebauten Überstundensaldo kämpfen. Besserung sei schwierig, zumal in den kommenden Jahren viele Lokführer in den Ruhestand gehen würden.

Die gegensätzliche Ausgangslage habe Aeropers dazu bewogen, mit dem VSLF in Kontakt zu treten. „Der Beruf des Lokführers und des Piloten spielen sich beide in einem hoch komplexen Arbeitsumfeld ab. Methodisches und genaues Arbeiten sind in beiden Berufen ebenso gefragt wie eine schnelle Auffassungsgabe und mentale Beweglichkeit und Belastbarkeit“, so Aeropers-Sprecher Roman Kälin. Die Interaktion zwischen Mensch und Maschine und die über allem stehende Sicherheit des Transportes der Kunden von A nach B seien Beispiele für die Gemeinsamkeiten dieser beiden anspruchsvollen Berufe.“

Jedoch seien die Arbeitgeber beider Seiten gefordert, attraktive Modelle für einen Wechsel zu erarbeiten, sind sich die Gewerkschaften einig. Denn unter den derzeitigen Bedingungen, seien nicht viele freiwillige Wechsel zu erwarten, hieß schon zuvor in Schweizer Medien. Wer die Swiss als Pilot komplett verlässt und zur SBB geht, müsste für sehr viel weniger Lohn arbeiten. Und auch (vorübergehende) Teilzeitmodelle seien schwierig. Zwar sei rund ein Drittel der Swiss-Piloten in Teilzeit beschäftigt. Doch die von Swiss geforderte Flexibilität bei den Arbeitszeiten schließe weitere geregelte Arbeit oftmals aus.

Swiss, Bahnen und Politik müssten nun bürokratisch und effizient neue Wege gehen, halten die Gewerkschaften dagegen. Neben einer dauerhaften Teilzeitbeschäftigung in beiden Unternehmen wäre auch ein temporärer Wechsel für mehrere Jahre denkbar. Quelle: ‚Airliners.de‚.