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OLC-Finale 2023

Nach dem Hattrick folgen der Quattrick und der Quintrick – so würde man es im Fussball formulieren. Bereits zum unglaublichen 5. Mal in Folge hat der LSV Rinteln die Segelflug-Bundesliga gewonnen und wurde deshalb am vergangenen Samstag während des OLC-Finales 2023 in Poppenhausen/Rhön zum Deutschen Meister gekürt.

Das große Finale: Die Sieger der Segelflug-Bundesliga. Zum 5. Mal in Folge Deutscher Meister ist der LSV Rinteln, gefolgt vom FSC Odenwald Walldürn und dem LSV Schwarzwald.

Die Saison für die in voller Mannschaftsstärke angereisten Niedersachen verlief allerdings nicht so geradlinig wie in den vergangenen Jahren. Hochmotiviert musste man wetterbedingt einige Runden warten, um endlich richtig durchstarten zu können. Es dauerte bis zum letzten Durchgang im August, bis die mit hochkarätigen Piloten ausgestattete Mannschaft den Sack gegenüber den Konkurrenten zumachen konnte. Bernd Fischer schwärmte in seinem Liga- und Wetterrückblick auf die Saison 2023 denn auch von einem regelrechten Showdown über dem Bayrischen Wald zwischen dem LSV Rinteln und dem FSC Odenwald Walldürn.

„Volles Haus“ in Poppenhausen
Reiner Rose als Leiter des OLC stellte für die Besucher im voll besetzten von-Steinrückhaus unterhalb der Wasserkuppe einen bunten Strauß an Vorträgen, Berichten und Siegerehrungen zur Verfügung und führte durch sein Programm.

Darf ein Jahr die OLC-LS8neo fliegen: Nico Ziegler (LSG Hersbruck) mit seinem Vorgänger Lorenz Schulze-Varnholt (rechts)

Begehrte Förderflugzeuge
Begonnen hatte der Nachmittag mit den Berichten der beiden Förderflugzeug-Piloten über ihre Leistungen und Erlebnisse mit der OLC-LS8neo und dem OLC-Discus2cT. Auch dieses Mal wieder staunten die Zuhörer nicht schlecht, was die beiden Youngsters mit den von Ralph Bürklin (LS8) und Wilfried Großkinsky (Discus2) großzügig zur Verfügung gestellten Rennmaschinen alles erreichen konnten. So gelangen z.B. Jan Schulz mit dem OLC-Discus allein 4 Flüge über tausend Kilometer von seinem Heimatflugplatz Isny aus (siehe auch). Über 340 Stunden steuerte Lorenz Schulze-Varnholt die OLC-LS8 überaus erfolgreich auch auf mehreren Wettbewerben durch das Jahr (siehe auch).

In der kommenden Saison darf nun Nico Ziegler (LSG Hersbruck) die LS8neo pilotieren. Er hatte für seinen Heimatverein fast jedes Wochenende in der Segelflug-Bundesliga gepunktet. Dieses Förderflugzeug soll laut Reiner Rose in Zukunft vor allem für das Liga-Fliegen zur Verfügung stehen. Er verband die Übergabe mit Ralph Bürklin mit einem Plädoyer für die U25-Liga. Als Preisträger für den OLC-Discus in der Saison 2024 wählten Gerd Peter Lauer und Wilfried Großkinsky Jannis Däuble vom FSV Ammerbuch aus. Der Focus bei diesem 18m-Flugzeug liegt vor allem auf den großen, tagesfüllenden Streckenflügen.

Das Antares-Prinzip als Höhepunkt
Sensationeller Höhepunkt des Nachmittags waren ohne Zweifel die Auftritte von Axel Lange (Lange Flugzeugbau) und Klaus Ohlmann. Zunächst erläuterte Lange anhand der Historie und der für die Zukunft geplanten technischen Innovationen das Antares-Prinzip. Dabei wurde den Zuschauern schnell deutlich, wie strukturiert und perfektionistisch an der Evolution der Antares-Flugzeugfamilie gearbeitet wird. Vor allem auch die neuesten Entwicklungen im Bereich der Antriebsbatterien und die damit erreichbaren Verbesserungen bei der maximalen Steighöhe ließen dabei ein Raunen durch die Reihen gehen.

Klaus Ohlmann (li.) begeisterte mit seinem Vortrag über seine ganz eigene Segelflugwelt. Für Patrick Benoist (rechtes Bild) geht ein weiterer Traum in Erfüllung. Aus der Hand von Rainer Hog erhält er den nagelneuen Pokal des Bitterwasser-Cups

Einmal mehr outete sich Klaus Ohlmann als glühender Fan der Antares. Der mit über 60 Weltrekorden erfolgreichste Segelflieger der Welt begeisterte die Zuhörer mit Einblicken in seine ganz besondere Segelflugwelt. So berichtete er über seine Art und Weise, bausteinartig neue Fluggebiete und deren Verbindungen und damit ganz neue Dimensionen für den Segelflug zu erschließen.

OLC Live-pro – Echtes Livescoring
Nach einer längeren Pause, die von den Gästen ausgiebig zum Netzwerken und Austauschen genutzt wurde, stellte Stefan Harries das Großprojekt OLC Live-pro vor. Wichtigste Aussage: „Der OLC live-pro ist nicht nur einfach eine Live-Darstellung von gerade fliegenden Segelflugzeugen, sondern ein echtes Live-Scoring, das Echtzeit-Flüge mit vorausberechneten Punkten und bereits gemeldete Flüge in einer gemeinsamen, hybriden Darstellung präsentiert.“

Es wurde deutlich, dass dieses Projekt für das kleine OLC-Team ein regelrechter Kraftakt ist. Der aktuelle Entwicklungsstand nach nicht einmal einem Jahr seit Projektstart ist dennoch beachtlich. Es wurden aber auch eine Reihe von geplanten weiteren Features vorgestellt, die in den nächsten Monaten veröffentlicht werden sollen.

Siegerehrungen als krönender Abschluss
Wie immer bildeten die Siegerehrungen vom OLC-Champion bis zur Segelflug-Bundesliga mit den entsprechenden Kurzpräsentationen und Interviews den krönenden Abschluss einer ereignisreichen Abschlussfeier des OLC-Jahres 2022. Quelle: ‚OLC, online-contest‚.

Saisonende für den OLC-Discus

Auch der OLC-Discus mit Jan Schulz im Cockpit befindet sich auf der Zielgeraden zum Saisonende. Jan berichtet übder die vergangenen Wochen:

Juli und August mit schönen Flugerlebnissen
Nachdem mir im Juni mit 1.063 km, 1.013 km und 1.010 km mit dem OLC Discus meine ersten Tausender in Europa gelungen sind, ging es auch für mich nach Stendal zur Qualifikationsmeisterschaft. Leider war das Wetter nicht so ideal, aber immerhin konnte ich mich für die nächste Deutsche Meisterschaft qualifizieren. Entspannt ging es zurück nach Isny. Natürlich hoffte ich, die 1.000er Serie fortsetzen zu können. Am 20.07.2023 gelang mir dies auch – allerdings eher unerwartet.

Bedeckter Himmel am Morgen
Morgens war es mir aufgrund 8/8 Bewölkung extrem schwergefallen, eine Entscheidung zu treffen, ob ich arbeiten oder fliegen gehe. Als um 10 Uhr immer noch hohe Wolken über Isny standen, war ich mir schon ziemlich sicher, dass es nichts größeres werden kann. Aufgrund eines Schadens an unserer Schleppmaschine startete ich an der Winde und rattelte die ersten Kilometer bis nach Leutkirch.

Um ca. 10.30 Uhr schaltete ich den Motor aus und wartete auf Thermik. Als ich dann endlich mit einem hart erkämpften 68 km/h Schnitt bis Aalen kam, kurbelte ich den „Starter Bart“ mit knapp 3 m/s. Ab da lief es wie verrückt, so wenig musste ich noch nie kurbeln.

Mit Rückenwind ein 160er-Schnitt
Auf dem Sat-Bild war eine Wolkenstraße auf dem Bayerwald zu sehen, also schnell dahin. Bis zur Wende in Tschechien flog ich einen 160 km/h Stundenschnitt. Zurück lief es trotz Gegenwind sehr gut bis zum Nördlinger Ries. Ab dort war das Wetter wie ausgewechselt, schlechtes Steigen und große Wolkenabstände.

Unverhofft 1.030 Kilometer
Um dann am Abend um 19.30 Uhr noch heim zu kommen, musste ich einen sehr schwachen Bart mitnehmen. So kam ich dann doch angenehm hoch in Isny an :). Und das alles ohne Wasserballast. 1.030 km standen in der Wertung. Die Entscheidung, am Vormittag nach Osten zu fliegen, hatte sich als richtig herausgestellt. Leider sollte das mein letzter 1.000er bleiben. Am Anfang des Jahres hätte ich nie mit einem solchen Gesamtergebnis gerechnet.

Ein Sommer mit der OLC-KEGY ohne Südfrankreich geht gar nicht.
Aufgrund meiner Teilnahme an den Meisterschaften und der vielen Flüge beim guten Wetter im Juni war mein Urlaubskonto mittlerweile sehr dezimiert. So konnte ich nicht mehr für mehrere Tage nach Südfrankreich. Aber ein Sommer mit der OLC-KEGY ohne Südfrankreich? „Das geht gar nicht“, dachte ich mir. Am 16.08.2023 war die Wetter-Prognose für die nächsten Tage recht gut. Also gab ich in der Früh einen Flugplan auf und machte mich auf dem Weg. Zwar waren in Richtung Puimoisson keine hohen Geschwindigkeitsschnitte drin, aber ich flog als erster unseres Vereins mit dem Segelflugzeug von Isny aus nach Pui.

Am kommenden Tag regnete es in der Früh in Pui noch, was mir meine Hoffnung auf einen 1’000er in Frankreich leider erst einmal zu Nichte machte. Aber ich konnte trotz spätem Start um 12:45 Uhr noch einen wunderbaren 826 km Flug bis zum Montblanc erreichen. Bei schön hoher Basis ging es an den Ecrins vorbei. Bei Sonnenuntergang landete ich als letzter in Pui.

Da ich kein Risiko eingehen wollte, entschied ich mich, am nächsten Tag den Rückflug anzutreten. Die Wetterprognose für die Folgetage war einfach zu unsicher. Der Rückflug lief auch ganz gut, so dass ich am Nachmittag noch einen Schenkel nach Italien verlängern konnte. Nach acht Stunden Flugzeit und 822 km landete ich am Abend wieder in Isny.

Danach reichte das Wetter leider nur noch für kleinere Flüge in den Alpen.
Rückblickend kann ich sagen, dass für mich die Flüge mit der OLC-KEGY absolute Highlights waren. Ohne die Motorisierung hätte ich mir manche Flüge nicht zugetraut und viele der großen Flüge wären nicht möglich gewesen. Ich bin dankbar, dass ich diesen Flieger nutzen durfte und freue mich schon darauf, die Flüge meiner Nachfolger zu verfolgen. Quelle: ‚OLC, online-contest, Jan Schulz‚.

OLC Finale 2023 in Poppenhausen

Auch in diesem Jahr werden wir wieder gemeinsam den Abschluss der Wettbewerbssaison in der Rhön feiern! Das traditionelle OLC-Treffen steigt am 14. Oktober um 13.00 Uhr im Von-Steinrück-Haus in Poppenhausen unter der Wasserkuppe.

Visualisierung des Segelflugs: OLC Live-pro
Mit der dynamischen Verschmelzung von Tageswertung und Live-Scoring stellen wir euch das Feature OLC Live-pro im Detail vor. Es werden die Funktionen und Möglichkeiten Schritt für Schritt präsentiert und erläutert. Ein besonderer Schwerpunkt bei der Präsentation ist die Demonstration der selbsterklärenden intuitiven Bedienerfreundlichkeit des Systems. Im Plan ist es, dass wir uns nach der Pause des Themas OLC Live-pro widmen.

Das Programm im Detail: Förderflugzeuge werden vergeben
Das Finale startet traditionell mit den Resümees der beiden Junioren Jan Schulz und Lorenz Schulze-Varnholt über ihr Jahr mit den OLC-Förderflugzeugen. Gerade die vergangene Saison mit ihren hervorragenden Leistungen machen die Berichte besonders interessant.

Für die neuen Gewinner liegt die Latte dieses Mal besonders hoch. Der OLC-Discus 2cT und die LS8neo stehen denn auch für die Vergabe an die neuen Preisträger bereit. Nicht minder spannend wird die Verleihung des „Bitterwasser Cup“, dem Preis für die Segelflug-Jugend Europas. Rainer Hog, Chairman des Bitterwasser-Lodge Flying Center, wird als Preis wieder einen All-Inclusive-Gutschein für 8 Tage im Segelflugparadies Namibia übergeben.

Axel Lange und Klaus Ohlmann präsentieren das „Antares-Prinzip“
Die Fahrt in die Rhön lohnt sich natürlich nicht nur für die Sieger und Aspiranten auf die begehrten OLC-Förderflugzeuge. Denn unmittelbar nach dem Auftakt mit den Junioren haben wir ein ganz besonderes Highlight für Euch vorbereitet: Niemand geringerer als Klaus Ohlmann, Inhaber von über 60 Segelflug-Weltrekorden, wird zusammen mit dem Pionier des Elektroantriebes in Segelflugzeugen Axel Lange einen Einblick in das „Antares-Prinzip“ geben.

Die beiden OLC-Botschafter blicken dabei aus ihren eigenen, ganz unterschiedlichen Perspektiven auf die bahnbrechende Flugzeugfamilie aus Zweibrücken. Wir erwarten nicht nur spannende Einblicke in die jüngsten Rekordflüge mit der Antares, sondern auch Hintergründiges und Überraschungen bei den technischen Features. Was für eine seltene Gelegenheit, zwei so herausragende Persönlichkeiten des Segelfluges auf einer Bühne vereint erleben zu dürfen!

Ligarückblick, Sieger und Emotionen
Was wäre ein OLC-Finale ohne ein Review auf das Sport-Geschehen 2023? In der Segelflug-Bundesliga ging es selten so spannend zu, wie in diesem Jahr. Bernd Fischer kombiniert in seinem Saisonrückblick die sportlichen Highlights mit locker präsentierten, aber fundiert aufbereiteten meteorologischen Fakten des Sommers

Hochinteressant dürfte seine Einordnung des Segelflugwetters 2023 im Vergleich zu den extremen letzten Jahren sein. In welcher Form hat der Klimawandel dieses Mal das Wetter beeinflusst? Last but not least werden wir natürlich die Sieger in den Ligen und den wichtigsten Einzelwertungen präsentieren und feiern.

Also, Treffpunkt OLC-Finale am 14. Oktober um 13.00 Uhr in Poppenhausen nicht verpassen – wir freuen uns auf Euch! Quelle: ‚OLC, online-contest‘.

OLC-Förderflugzeuge werden im Herbst neu vergeben

Schon seit Saison-Halbzeit führen Marven Gründler von der Fliegergruppe Freudenstadt die deutsche Rookie Champions und Johan Luyckx aus Belgien die internationale Wertung an. Aufholen konnte in beiden Wertungslisten aber der 18-jährige Hannes Komoll vom FCC Berlin mit einem fast 600km-Flug vom 16.07.2023. Hannes belegt nun schon Platz 2 in Deutschland und Platz 5 in der weltweiten Reihenfolge:
Rookie-Champion-Wertung Deutschland
Rookie-Champion-Wertung weltweit

Erfreuliche 1’457 erstmalige Melder, beziehungsweise Piloten, die bisher noch keine 300-km-Strecke in einem Einsitzer absolviert hatten, weist die Statistik in der Saison 2023 bis heute in der OLC-Rookie-Wertung aus!

Spannung für alle, die auf ein OLC-Förderflugzeug aus sind

Für die Vergabe des Discus 2cT „OLC“ wird bekanntermaßen die Junior-Challenge-Wertung herangezogen. Die drei punkthöchsten OLC-Plus-Flüge mit Startpunkt in Deutschland werden hierbei summiert. Ein Auswahl-Gremium wird nach Saisonende aus den vorderen Plätzen über den Begünstigten entscheiden, der/die dann den Discus uneingeschränkt für ein Jahr zur Verfügung hat.

Bewährtes Werkzeug für die OLC-Talentförderung: Der Discus 2cT „OLC“

OLC Junior-Challenge 2023 – Deutschland

Jedoch ist nicht alleine die Rangfolge entscheidend. Weitere Kriterien sind zum Beispiel, ob der Bewerber schon einmal in den Genuss eines Förderflugzeug kam, ob ihm/ihr in der kommenden Saison auch selbst genügend Zeit für eine angemessene Benutzung des Flugzeuges zur Verfügung steht, ob er/sie sich im Verein verdient macht und nicht zuletzt, ob ein OLC-Smiley hinter dem Namen lacht und damit die Verbundenheit und Unterstützung des OLC beweist. Ähnliche Kriterien werden für die Vergabe der LS8-neo „OLC“ angewendet. Die Grundlage bildet aber die Reihenfolge bei den U25-Piloten-Profilen.

Das zweite Förderflugzeug: Die LS8neo:

OLC U25-Liga 2023 Pilotenprofile – Deutschland

Bei dieser Wertung werden einfach die erzielten Liga-Speedpunkte jeder Runde summiert. Quelle: ‚OLC, online-contest‚.

Jan Schulz zu seiner Saison im OLC-Discus

Nun ist meine Saison mit dem OLC-Discus schon zur Hälfte um. Endlich finde ich Zeit, meine bisherigen Erlebnisse aufzuzählen. Es sind grandiose Wochen, die hinter mir liegen.

Autor Jan Schulz

Spannend bis zum letzten Wertungstag
Vom 28. Mai bis 10. Juni 2023 fanden auf dem Flugplatz Aalen-Elchingen die Deutschen Meisterschaften der Junioren in der Standard- und Club-Klasse statt. Ich nahm in der Standardklasse im OLC Discus 2ct mit den 15m-„Ohren“ teil. Gleich am Anfang des Wettbewerbs etablierte sich ein Hoch über Deutschland. So konnten wir an 11 von 13 Tagen fliegen und eine aussagekräftige Wertung erzeugen. Am Schluss wurde es spannend. Ich lag mit knapp 100 Punkten hinter dem Lokalmatador Paul Schwarz auf dem 4. Platz. Der letzte Wertungstag sollte die Entscheidung bringen, wer zur WM fährt. Durch einen 115 km/h-Schnitt sicherte ich mir mit dem 3. Rang das WM-Ticket.

Befreit vom Stress während der DMJ konnte ich mich glücklich und locker wieder dem Fliegen großer Strecken widmen. Während des Wettbewerbs schielte ich immer wieder nach Hause. Dort wurden teils sehr große Strecken geflogen. Die Sorge, etwas verpasst zu haben, war allerdings unnötig. An den folgenden Tagen gelangen mir Streckenflüge, die ich mir vorher im Traum nicht hätte vorstellen können.

Knapp am ersten 1.000er vorbei
Als ich am 11.06. mit einem für Isny unüblichen Frühstart um 9:23 Uhr an der Schlepp-Maschine hing, war mir schon klar, dass die ersten Kilometer nicht einfach werden. Mit einer Wolkenbasis um die 500 m GND und zerrissenen Bärten flog ich Richtung Südwest-Ende der Schwäbischen Alb, um dann nach Nord-Osten zu drehen. Leider reichte es, trotz des frühen Starts, auch dieses Mal nicht für die angestrebten 1.000 km.

Am 14.06. gelingt mir mein erstes 1.000er
Um 9:50 Uhr schaltete ich den Solo aus und es ging sofort mit guten Steigwerten los. Der Stundenschnitt lief schnell gegen 100 km/h. Meine erste Wende setzte ich bei Niederöblarn, da dort die Wolken anfingen, breit zu laufen. Außerdem ging es bis dahin relativ schnell. Ich war bisher nur einmal so weit im Osten und bin damals nicht mehr nach Hause gekommen, da wollte ich kein Risiko eingehen ;-). Auf dem 2. Schenkel entschied ich mich für eine Wende bei Samedan, um noch ein kleines Dreieck aufspannen zu können. Die Steigwerte auf dem Schenkel waren unbeschreiblich. Noch nie hatte ich vorher 6,5 m/s über 500 m gekurbelt. Während des 4. Schenkels konnte ich im Karwendel und an der Zugspitze schön dynamisch die Hänge entlang fliegen. Im Lechtal standen dann abends auch noch schöne Wolken, die mir geholfen haben, die 1.000 voll zu machen. Nach dem Aufsetzen wurde ich feierlich von meinen Vereinskameraden empfangen. Es war nämlich nicht nur mein erster Tausender, sondern auch der erste 1.000 km-Flug, der von Isny aus gestartet wurde.

Aller guten Dinge sind drei
Am 18.6. und 26.6. folgten dann die nächsten beiden Tausender. Da die Strecken-Führung zuvor schon bestens funktioniert hatte, nutzte ich ähnliche Routen wie an den Vortagen gleich noch zwei Mal für jeweils 1.000 km. Am 18.06. lief der Anfang besonders gut und ich wendete schon um 12:50 bei km 370 auf Isny. Leider schob sich aus Westen eine Abschirmung über die Nordalpen, die den Schnitt zerstörte. Bis dahin war ich 600 km mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 125 km/h unterwegs. Mit Glück konnte ich so lange in der Luft bleiben, bis das große Cirrenfeld durchgezogen war. Danach ging es langsam weiter und es reichte gerade so für den dritten 1.000 km-Flug.

Das war wohl der beste Juni, den ich je daheim erlebt habe. Für mich geht es jetzt weiter in Stendal auf der Qualifikationsmeisterschaft für die DM in der Standardklasse. Quelle: ‚Jan Schulz im OLC, online-contest‚.

6’700 m MSL über dem Thüringer Wald

Vor lauter Begeisterung über die tollen Flüge in Namibia oder Australien übersieht man leicht, dass auch im mehr oder weniger winterlichen Europa faszinierende Segelflugerlebnisse möglich sind. So ist uns am 02. Januar der Flug von Michael Krannich vom FC Ilmenau aufgefallen. Er startete in Alkersleben am Nordrand des Thüringer Waldes und nutzte die kräftige Westströmung vor einer sich nähernden Front zu einem Aufstieg in der Welle auf 6.700 m MSL. Der Flug und die eindrucksvollen Bilder in der Story haben uns so gefallen, dass wir Michael gebeten haben, ein paar Zeilen für das OLC-Magazin zu schreiben:
 
Hallo liebe Leserinnen und Leser, zuerst einmal noch alles Gute für 2023 und tolle fliegerische Erlebnisse! Ja, vor lauter Namibia vergessen einige die Schönheit der heimischen Fliegerei auch in den Wintermonaten. Der Anspruch ist hier nicht geringer, nur die Temperaturen eben etwas anders und die Streckenlängen sind zwangsläufig kleiner. Aber der Spaß kommt auch hier nicht zu kurz. Hier passt ganz gut der etwas abgewandelte Vierzeiler (im Original von Goethe, der ja hier bei uns in Ilmenau ein ordentliches Stück Geschichte hinterlassen hat)

„Warum in die Ferne schweifen? Sieh, das Gute liegt so nah“.
Lerne nur das Glück ergreifen, denn das Glück ist immer da.“ (frei nach Goethe)

Mittlerweile hat sich der Flugplatz Arnstadt-Alkersleben so ein wenig zum Thüringer Wellenzentrum etabliert. Das hat mehrere Gründe, denn durch den Status des Verkehrslandeplatzes ist bis auf ganz wenige Ausnahmen im Jahr täglich Flugbetrieb möglich. Mittlerweile gibt es 3 Schleppmaschinen mit den entsprechenden Piloten am Platz, was beinahe immer einen Start ermöglicht. Dank Asphalt- und Grasbahn sowie quasi Hindernisfreiheit, kann recht entspannt an die Sache ran gegangen werden. Zudem haben wir das ganz große Glück eines Wellenfluggebietes, welches uns Flughöhen bis FL220 erlaubt, was eben den Flug vom 02.01.2023 erst wieder ermöglicht hat. Es ist hier also bei entsprechendem Wetter kein Problem, den Höhendiamanten zu erreichen oder eben schöne Strecken zu fliegen.

Nun aber zum Montag, den 2. Januar 2023. Nachdem der Donnerstag, 29.12.2022 eher enttäuschend für ca. 20 Segelflieger verlief, die teilweise sehr lange Anfahrten in Kauf nahmen, zeichnete sich für den Jahreswechsel wieder eine potentielle Flugmöglichkeit ab. Nach Auswertung der Wetterkarten und der Tatsache, dass 31.12.22 und 01.01.23 zwei der ganz wenigen Ruhetage an unserem Platz sind, wurde der Plan für den Montag geschmiedet. Da es noch nicht so ganz absehbar war, wie hoch es gehen würde, war das Ziel eine größere Strecke Richtung Nordwesten und zurück. Mein Traum ist ja immer noch der Flug an die Porta mit anschließendem Heimflug. So wurde das auch am Vorabend besprochen und selbst zum Start war diese Idee noch im Kopf. So standen wir also mit 2 Eigenstartern und 4 Seglern am Start und ich machte mich als erstes auf den Weg in die Welle.

Aufgrund der hohen Windgeschwindigkeit war die Wellenlänge recht hoch und die Sekundärwelle, welche normalerweise in der Platzrunde von Alkersleben liegt, zeichnete sich über der Kontrollzone Erfurt ab. Also mit Solo im Rücken auf in die Primärwelle im Bereich Plaue-Stausee Heyda. Da ich im Vorflug recht viel Höhe verloren hatte, gönnte ich mir noch einen kurzen Lupfer durch den Solo. Das Steigen war gefunden und sicher, also hoch mit dem Plan, in der Primärwelle dann eben nach Nordwesten zu fliegen. Bis dahin hatte ich die Hoffnung, dass sich die Bundeswehr noch vom Jahreswechsel erholen müsste und so das ED-R95A/B nicht aktiv ist. Weit gefehlt, nach Anfrage bei Langen kam die ernüchternde Antwort, „aktiv“. Die Sekundärwelle fiel bei den Windgeschwindigkeiten von bis zu 130km/h aus, da der Rückflug mir nicht sicher erschien. Zudem wurde die Optik nach Nordwesten zusehends schlechter, da von dort die Front rein rückte und Regen mitbrachte. Also Schalter im Kopf auf Höhe drehen.

Sauerstoffversorgung wurde gecheckt und in Betrieb genommen. Die Höhenfreigabe für den „Unteren Thüringer Wald“ war schnell eingeholt und so stand einem Steigflug bis FL160 nichts im Wege. Die steigende Linie zwischen Pennewitz und Ohrdruf brachte Steigwerte zwischen 0,5 und knapp 2,5m/s. Die 6000 ft waren also schnell durchstiegen und die Freigabe für den „oberen Thüringer Wald“ folgte prompt. Also FL220! Das Steigen wurde nach oben hin langsam schwächer und man musste dann schon etwas die besseren Steiggebiete suchen, aber nach zirka einer Stunde war der Höhepunkt erreicht. Belohnt wurde man mit einer grandiosen Aussicht und kühlen – 28°C. Jetzt also die Höhe in Strecke umwandeln, was natürlich in einem solch kleinen Luftraum und der hohen Groundspeed schon etwas beschränkt ist. Von 3500m bis hinunter auf 2000m musste man schon etwas manövrieren, da sich hier eine sehr feuchte Schicht gebildet hatte, welcher es auszuweichen galt. Die Landung war dann recht entspannt und nach dem Verstauen der Flugzeuge folgte noch etwas Fachsimpeln. Segelflieger eben 😉 Auf der Rückfahrt nach Ilmenau kam dann auch schon der Regen. Fazit: Segelfliegen ist auch im Winter in Deutschland machbar und bietet wunderschöne Erlebnisse. Wer sich für diese Art der Fliegerei interessiert, der kann sich gern melden. Wie haben einen WhatsApp Gruppe eingerichtet, wo wir Informationen austauschen und die Fliegerei planen. Quelle: ‚OLC, online-contest‚.