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Neu: Zeppelin in Essen/Mülheim

Bereits im Mai hatte die Häfler Zeppelin-Reederei angekündigt, ein weiteres Luftschiff zu bauen und die Flotte auf drei Zeppeline zu erweitern. Nun ist auch die Entscheidung zum Standort für das Luftschiff gefallen: Essen/Mülheim in Nordrhein-Westfalen wird die neue Heimat.

Große Nachfrage nach Rund- und Charterflügen
Schon heute sind Rundflüge über München, Frankfurt und den Großstädten des Rheinlands nach Angaben der Zeppelin-Reederei zu ausgewählten Terminen im Angebot. Aufgrund der großen Nachfrage nach Rundflugtickets und Charterflügen entschied die Reederei, einen dritten Zeppelin zu bauen. Eines der drei Luftschiffe wird außerhalb Friedrichshafens stationiert.

Rundflug-Betrieb am Flughafen Essen/Mülheim
Der dritte Zeppelin wird ab Frühjahr 2024 im neu entstehenden Luftschiff- und Event-Hangar der Westdeutschen Luftwerbung Theodor Wüllenkemper (WDL) stationiert, die Häfler Zeppelin-Reederei vom Flughafen Essen/Mülheim aus den Rundflug-Betrieb übernehmen. Essen/Mülheim sei ein Luftschiff-Standort mit langjähriger Tradition, heißt es von der Zeppelin-Reederei. Die WDL biete dort seit 1972 Werbe- und Passagierflüge mit eigenen Prall-Luftschiffen an. Wenn der Zeppelin vom Bodensee ab 2024 vom Flughafen Essen/Mülheim zu Rundflügen aufbricht, wird das WDL-Luftschiff Theo nur noch zu Werbezwecken genutzt.

Flugrouten und Höhepunkte an Rhein und Ruhr
Eckhard Breuer, Geschäftsführer der Zeppelin-Reederei, sieht in Essen/Mülheim einen ausgezeichneten Standort für ein touristisches Luftschiff. Verkehrsgünstig gelegen und mit hochinteressanten Flugrouten. Man freue sich darauf, den Menschen „die Sightseeing-Highlights an Rhein und Ruhr aus der Zeppelin-Perspektive zu zeigen“. Unterzeichnet wurde der Vertrag über die Hangar-Nutzung sowie die Zeppelin-Stationierung am 15. September im Rahmen des Festakts anlässlich des Jubiläums 25 Jahre Erstflug Zeppelin NT. Quelle: ‚Südkurier‚. Foto: ‚Michael Haefner‚.

Der „fliegende Hintern“ soll 2025 abheben

Das Luftschiff Airlander 10, ob seiner eigenartigen Form auch scherzhaft als „fliegender Hintern“ bezeichnet, könnte bald zum Einsatz kommen. Das verkündete vor kurzem die britische Herstellerfirma Hybrid Air Vehicles (HAV). Die Briten glauben fest an die Wiederkehr des Luftschiffs. Bis 2025 will man zehn Luftschiffe produzieren, die jeweils hundert Personen befördern können.

Fünf Routen sind geplant, darunter Barcelona–Palma de Mallorca, Reisezeit: viereinhalb Stunden. Das Unternehmen gab an, dass die Reise mit dem Luftschiff in etwa die gleiche Zeit wie eine Reise mit dem Flugzeug benötigen würde, wenn man die An- und Abreise zum und vom Flughafen einbezieht.

Als größter Vorteil gegenüber dem Flieger wird der geringere CO2-Ausstoß genannt: Der Airlander soll nur zehn Prozent der CO2-Emissionen eines Flugzeugs verursachen. HAV gab an, dass der CO2-Fußabdruck pro Passagier im Luftschiff etwa 4,5 Kilogramm betragen werde, verglichen mit etwa 53 Kilogramm pro Flugzeugpassagier. Denn anders als beim Flugzeug sorgt bei einem Luftschiff ein leichtes Gas für den Auftrieb, die Motoren, die ab 2030 vollelektrisch sein sollen, sind nur für das Vorankommen notwendig.

Regionalverkehr als Ziel
Anders als die Zeppeline handelt es sich bei den Airlandern um „Blimps“. Sie verzichten auf ein Gestell aus Aluminium, sind sozusagen riesige Ballons in länglicher Form. Auch sind die Airlander nicht wie die berühmt-berüchtigte Hindenburg für Interkontinentalreisen gedacht. Sie sollen den Regionalverkehr übernehmen, denn für die lange Strecke sind die Airlander viel zu langsam. Der Prototyp des Luftschiffs erreichte bei Tests nämlich bislang maximal 92,6 Kilometer pro Stunde. Zum Vergleich: Eine Boeing kommt in der Spitze auf die zehnfache Geschwindigkeit.

Andere geplante Routen sind Liverpool–Belfast in fünf Stunden und 20 Minuten, Oslo–Stockholm in sechseinhalb Stunden und Seattle–Vancouver in etwas mehr als vier Stunden. Von HAV, in der Vergangenheit auch von Peter Hambro, einem Gründer des russischen Goldbergbauunternehmens Petropawlowsk, und dem Iron-Maiden-Frontmann Bruce Dickinson finanziert, heißt es, das Fluggerät sei „ideal geeignet für Intercity-Mobilitätsanwendungen, die Airlander mit einem winzigen Bruchteil der Emissionen aktueller Flugoptionen bedienen kann“.

Reisen über den Nordpol
HAV-CEO Tom Grundy erklärt dazu, dass 47 Prozent der Flüge mit Regionalflugzeugen Städte verbinden, die weniger als 370 Kilometer voneinander entfernt sind, und dabei eine riesige Menge an Kohlendioxid ausstoßen. „Wir haben Flugzeuge, die für sehr lange Strecken ausgelegt sind und sehr kurze Strecken fliegen, obwohl es eigentlich eine bessere Lösung gibt“, sagte Grundy. „Wie lange werden wir noch den Luxus haben, diese kurzen Distanzen mit einem so großen CO2-Fußabdruck zurückzulegen?“ Er vergleicht den Airlander mit einer „Schnellfähre“: „Das ist kein Luxusprodukt, sondern eine praktische Lösung für die Herausforderungen der Klimakrise.“

Neben dem Klimaaspekt dürften die Luftschiffe auch mit dem besonderen Reiseerlebnis punkten. Das erste Luftschiff soll denn auch an das schwedische Luxusreiseunternehmen Ocean Sky Cruises gehen, mit ihm sollen Reisen über den Nordpol möglich werden.

Hinzu kommt, dass das 92 Meter lange, 25 Meter hohe und 43 Meter breite Luftschiff Reisende mit einer luxuriösen Ausstattung überzeugen kann. Dazu gehören breite Ledersitze, bodentiefe Fenster und die Möglichkeit, an Bord direkt in einer Suite zu schlafen oder im Kreis von bis zu 20 Personen zu speisen. „Seit vielen Jahrzehnten bedeutet Fliegen, in einer Metallröhre mit winzigen Fenstern zu sitzen – eine Notwendigkeit, aber nicht immer ein Vergnügen. Im Airlander ist das ganze Erlebnis angenehm und sogar genussvoll“, rührt George Land, Direktor für kommerzielle Geschäftsentwicklung bei Hybrid Air Vehicles, die Werbetrommel.

265 Airlander in den nächsten 20 Jahren
Der Luftschiffmarkt boomt. So heißt es zumindest von HAV. Alleine in den nächsten 20 Jahren werde der Markt auf 50 Milliarden Dollar wachsen, schätzt das Unternehmen. Bis dahin sollen bereits 265 Airlander auf dem Markt sein.

Der 25 Millionen britische Pfund (29 Millionen Euro) teure Airlander-10-Prototyp absolvierte bereits sechs Testflüge, von denen einige schlecht endeten. Nach einer erfolgreichen 30-minütigen Jungfernfahrt stürzte er 2016 bei seinem zweiten Testflug ab. Das Fluggerät, das von fast jeder ebenen Fläche starten und landen kann, erreichte bei seinen letzten Tests Höhen von 2.100 Meter und Geschwindigkeiten von bis zu 50 Knoten. Das Unternehmen erhielt Unterstützung von der britischen Regierung und Zuschüsse von der EU, wie der „Guardian“ berichtet. Quelle: ‚Der Standard‚.

Goodyear-Zeppelin als Rennsport-Botschafter

Ein Zeppelin vom Bodensee war Ende September über Bonn und der Eifel zu sehen. Er flog als Werbeträger für Goodyear über das Nürburgring-Langstreckenrennen. Der Friedrichshafener Zeppelin NT war Ende September weit weg von der Homebase: Statt am Bodensee seine Runden zu drehen war er über dem 24-Stundenrennen im französischen LeMans im Einsatz. Anschliessend ging es quer durch Nordfrankreich und den Rhein entlang nach Bonn. Von dort aus flog er über das Langstreckenrennen auf dem Nürburgring in der Eifel.

Gesponsort ist das Luftschiff vom Reifenkonzern Goodyear. Es fliegt seit diesem Sommer für das europäisch-amerikanische Unternehmen Werbung auf seiner Aussenhülle über Rennsportveranstaltungen in Europa. Stationiert war es Ende September auf dem Flugplatz Bonn-Hangelar. Von dort aus schwebte es bei passendem Flugwetter über den Nürburgring. Dort machte der 75 Meter lange Zeppelin Werbung für den Reifenkonzern, diente aber auch zur Übertragung der Trainingsläufe im Fernsehen, da eine Kamera in der Kabine installiert war. Beim Rennen war das Wetter allerdings so schlecht, dass der Zeppelin nicht fliegen konnte.

Formel-1- und Rennsportfans aus den 1970er und 1980er Jahren erinnern sich noch an die Überflüge des Goodyear-Luftschiffs bei früheren Rennen. Das waren allerdings Pralluftschiffe, sogenannte Blimps, und keine Zeppeline. Nach 35 Jahren kehrt nun ein Zeppelin des Reifenkonzerns seit diesem Sommer wieder auf Motorsportveranstaltungen zurück. Sein Einsatz symbolisiert zudem die Rückkehr von Goodyear in den europäischen Motorsport. Dazu kam er direkt vom LeMans-Rennen an den Nürburgring geflogen. Dort wird der Zeppelin NT die Rennen des FIA Tourenwagen-Weltcups begleiten, die Teil des legendären 24-Stunden-Rennwochenendes am Nürburgring sind.

Die Flotte von Goodyear besteht nun aus vier Luftschiffen, drei eigenen in den USA und einem gecharterten in Europa, die alle von Zeppelin Luftschifftechnik am Bodensee gebaut wurden. Sie sind der jüngste Teil einer erstaunlichen Partnerschaft zwischen Goodyear und Zeppelin. Denn diese reicht fast 100 Jahre bis ins Jahr 1924 zurück. Die Geschichte der Goodyear-Blimps lässt sich sogar bis in das Jahr 1912 zurückverfolgen. Damals entwickelten Ingenieure bei Goodyear – angeregt durch die Pionierflüge der Brüder Wright einige Jahre zuvor – ein Spezialgewebe für Luftfahrzeuge, die leichter als Luft sind. Diese Technologien wurden in den Folgejahren weiterentwickelt und mündeten im Jahr 1924 in einer Beziehung zum deutschen Luftschiffhersteller Zeppelin.

Goodyear und Zeppelin begannen danach die Arbeiten an zwei riesigen Luftfahrzeugen, die bei ihren Stapelläufen in den Jahren 1931 und 1933 die Namen „Akron“ und „Macon“ erhielten. Auch der Bau eines speziellen Hangars am Standort Akron gehörte dazu, der zu seiner Zeit die größte freitragende Struktur der Welt darstellte. Seit dem neuen Jahrhundert ist einer der drei US-Zeppeline NT sogar wieder in Akron stationert. Diese drei Zeppeline NT wurden innerhalb der vergangenen sieben Jahren an Goodyear ausgeliefert und fliegen seither auf Veranstaltungen in ganz Nordamerika.

Vor 110 Jahren: erster Zeppelinflug für Passagiere in Baden-Baden

Die Geschichte des Flugplatzes in Oos ist eng verknüpft mit der Geschichte des Zeppelins. Der verkehrte damals ab Baden-Baden im Liniendienst: Anfang des Jahres 1910 wurde dafür eine gewaltige Luftschiffhalle auf dem Gelände westlich des Bahnhofes Baden-Oos errichtet. Auf einer Grundfläche von 160 mal 30 Metern erhob sich das fast 30 Meter hohe Gebäude. Neben dieser Luftschiffhalle wurden noch ein Werkstattgebäude und ein Lager gebaut, dazu ein von der Bahnstrecke abzweigendes Gleis, auf dem die Waggons mit dem Wasserstoffgas angefahren werden konnten. Die Einweihung fand vom 22. bis 24. Juli 1910 mit einem Fliegermeeting statt, haben Mitglieder der Vereine in historischen Unterlagen recherchiert.

Die Menschen zeigten am Geschehen großes Interesse: Auf Tribünen und Stehplätzen drängten sich Tausende, heißt es. Pünktlich zur Iffezheimer Rennwoche traf am 21. August 1910 Uhr das Luftschiff Viktoria Luise von Friedrichshafen kommend in Baden-Oos ein. Zahlreiche Schaulustige begrüßten das 144 Meter lange Luftschiff. Gegen eine Mark Eintritt konnte die Bevölkerung den Zeppelin in der Halle besichtigen. Am 23. August 1910 begann dann in Oos die Geschichte des deutschen Passagier-Luftverkehrs. Das Luftschiff stieg zur ersten offiziellen Passagierfahrt in Deutschland auf. An Bord: nur betuchte Passagiere. Zwölf Personen leisteten sich das Vergnügen, stolze 200 Mark kostete damals die Fahrkarte für die knapp zweistündige Rundfahrt über Mittelbaden. Bis zum 14. September fanden täglich Rundfahrten statt, dann geschah ein folgenschweres Unglück. Darüber berichten wir in einer weiteren Folge zur Geschichte des Flugplatzes. Quelle: ‚Badische Neueste Nachrichten‚.