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Flughafen Paderborn in der Insolvenz

Es hatte sich schon länger angekündigt, jetzt ist die Insolvenz in Eigenverantwortung für den Flughafen Paderborn/Lippstadt offiziell. Die milde Variante des Insolvenzverfahrens soll den Standort sanieren. Die Beteiligten wollen, dass es weitergeht. Der Flughafen Paderborn begibt sich in ein Insolvenzverfahren, aus dem heraus in neuer Struktur der Flugbetrieb langfristig fortgeführt werden soll. Das Amtsgericht Paderborn habe dem Antrag auf Sanierung in Eigenverwaltung stattgegeben, teilte die Flughafengesellschaft mit.

Die Insolvenz in Eigenverwaltung ist eine Variante des Insolvenzrechts, die statt einer Abwicklung auf die Sanierung eines Unternehmens zielt. Die Geschäftsleitung bleibt dabei im Amt, ihr wird allerdings ein sogenannter Sachwalter von außen zur Seite gestellt. Hierfür wurde der Bielefelder Rechtsanwalt Stefan Meyer ausgewählt und vom Gericht bestätigt. Er wird die Aktivitäten der Geschäftsführung künftig überwachen und auf die Umsetzung eines Sanierungsplans achten. Zuvor wurde bereits der Bielefelder Rechtsanwalt Dr. Yorck Streitbörger zum Generalbevollmächtigten bestellt.

Helfen soll nun eine deutliche Verkleinerung der Aktivitäten. Im Sanierungskonzept sei vorgesehen, dass der Paderborn/Lippstadt Airport den Status eines Verkehrsflughafens mit Flugsicherung behält und weiterhin 24 Stunden am Tag in Betrieb sein wird. Angesichts der geringeren Flugbewegungen sei es jedoch kaufmännisch nicht vertretbar, die Kapazitäten für die Flugzeugabfertigung im bisherigen Umfang vorzuhalten.

Zu den Kostensenkungen, die der Sanierungsplan vorsieht, gehöre auch „ein schmerzhafter Abbau des Personalkörpers“, wie der Flughafen mitteilt. Es würden bereits Verhandlungen mit dem Betriebsrat über einen möglichst sozialverträglichen Abbau von Arbeitsplätzen laufen. In diesen soll Cezanne laut der Zeitung „Neue Westfälische“ bereits erklärt haben, dass von den 170 direkt bei der Flughafengesellschaft beschäftigten Angestellten nur rund 65 bleiben könnten. Trotz künftig weniger Kapazitäten soll jedoch kein Flug, der Paderborn ansteuern will, abgewiesen werden, so die Mitteilung. Sobald die Nachfrage wieder anziehe, werde es möglich sein, darauf zu reagieren und die vorhandene Infrastruktur, die mehr als eine Millionen Passagiere im Jahr handhaben könne, wieder hochzufahren.

85 Prozent weniger Passagiere als im Vorjahr

Der Schritt in das abgeschwächte Insolvenzverfahren sei der einzig richtige Schritt, erläuterte Flughafen-Chef Marc Cezanne bereits Ende August im Interview mit airliners.de. Dem Airport werde so eine realistische Zukunftsperspektive eröffnet. „Insbesondere aufgrund massiv rückläufiger Flugbewegungen infolge der Corona- Krise ist eine umfangreiche Unternehmenssanierung notwendig geworden“, kommentierte Cezanne nun die gerichtliche Einleitung des Verfahrens. „Tatsächlich liegen die aktuellen Passagierzahlen um 85 Prozent unter dem Niveau des Vorjahreszeitraumes und es wird voraussichtlich noch einige Zeit dauern, bis die Passagierzahlen wieder annähernd das Vorkrisen-Niveau erreichen.“

Die einmalig anfallenden Sanierungskosten für die Neuaufstellung sollen die Gesellschafter tragen. Das sind in erster Linie der Landkreis Paderborn und angrenzende westfälische Kreise und Gemeinden. Derzeit befinde man sich mit den Gesellschaftern zudem im engen Austausch über die künftige Eigentümerstruktur. So hatten im Zuge der in der Corona-Krise aus dem Ruder laufenden Verluste sowohl die Stadt Bielefeld als auch die Kreise Gütersloh und Lippe vor, sich als Eigentümer des Flughafens ganz zurückzuziehen.

Doch die Bereitschaft der Gesellschafter, wiederum mehr Geld als geplant in den Flughafen zu investieren, dürfe nicht darüber hinwegtäuschen, dass massive Kosteneinsparungen unumgänglich seien, schränkt der Flughafen ein.

Für die laufenden Betriebskosten gelte die Genehmigung der EU für maximal 2,5 Millionen Euro staatliche Beihilfen pro Jahr. Doch selbst fünf Millionen Euro an Beihilfen würden mittlerweile nicht mehr ausreichen, die Verluste zu decken. An einer kompletten Neuaufstellung führt kein Weg vorbei. Denn, so räumt der Flughafen auch ein, waren die Erlöse aus dem Flugbetrieb auch schon vor der Corona-Krise nicht ausreichend, um kostendeckend zu arbeiten. Quelle: ‚Airliners.de‚. Bild: ‚Paderborner Land‚.

Immer mehr Airlines in Insolvenz

Die Coronakrise beschleunigt die Konsolidierung der Luftfahrt. Ohne staatliche Unterstützung gehen Fluglinien reihenweise pleite. Erste Airlines wie Emirates fahren den Flugbetrieb dagegen wieder zaghaft hoch. Für Fluggesellschaften nur mit wochenlang am Boden stehenden Flugzeugen wird die Luft dünn. Der Airlineverband IATA rechnet damit, dass demnächst ohne umfassende Staatshilfen mindestens 30 Airlines weltweit vom Markt verschwinden werden. Es ist wie eine Kettenreaktion: Schon im vergangenen November hatte die Lufthansa angekündigt, die Flotte ihres Billigfliegers Eurowings zu verkleinern. Zum Sanierungspaket gehörte auch die Auflösung der Verträge über 15 Turbopropflugzeuge mit jeweils knapp 80 Sitzplätzen, die sie von der Luftfahrtgesellschaft Walter (LGW) inklusive Besatzung angemietet hatte. Die frühere Air-Berlin-Tochter gehört heute zum Logistikkonzern Zeitfracht und war auf weniger gut ausgelasteten Strecken unterwegs, für die ein Airbus viel zu groß war. Schon Mitte März kam es mit Beginn der Coronakrise zum Grounding der Flugzeuge und vorzeitigen Aus für die LGW-Flieger. Für die 15 Maschinen vom Typ De Havilland Dash 8 fand die Airline immerhin einen Platz auf dem Flughafen Bratislava in der Slowakei. In den kommenden zwei Monaten wird der weltweite Flugbetrieb weiterhin auf Sparflamme laufen. Die großen Airlines halten eine Art Grundversorgung an Verbindungen mit Sonderflugplänen aufrecht. Solange aber für 140 Länder restriktive Einreisebeschränkungen gelten, wird der Passagierverkehr kaum an Fahrt aufnehmen. Den vollständigen Bericht finden Sie im ‚Stern‘.