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Hagelflieger wollen weiter in Offenburg starten

Der Flugplatz Offenburg soll nach Plänen der Stadt zugunsten neuer Industrieflächen aufgelöst werden. Der Hagelabwehr Ortenau ist davon nicht begeistert, starten doch deren Flieger von dort – mit der Verwaltung laufen deswegen Gespräche. Unter anderem das war Thema bei der Versammlung des Vereins. Die Hagelflieger drohen ihre zentral gelegene Basis zu verlieren, sollte der Landeplatz in Offenburg aufgelöst werden. Hier hat sich breiter Widerstand formiert – auch seitens der Hagelabwehr. So kam es im Technischen Rathaus zu Gesprächen, auch war der Verein zu einer Klausurtagung des Gemeinderats eingeladen, teilt der Verein mit. Ein Gespräch mit OB Marco Steffens habe es laut Vorsitzenden Franz Benz aber nicht gegeben. „Für die Hagelabwehr hat sich der Standort Offenburg als ideal erwiesen“, so die Mitteilung des Vereins. Wenig Bürokratie ermögliche schnelle Starts der Flieger von einem zentralen Punkt des Einsatzgebiets aus. Eigentlich wollte die Stadt bereits Ende Januar im Gemeinderat eine Entscheidung fällen lassen, diese wurde aber vertagt – erst sollen noch offene Fragen geklärt werden.

Neben der Standort-Frage standen im Mittelpunkt der Mitgliederversammlung die wissenschaftliche Auswertung und Evaluation der Maßnahmen zur Hagelabwehr (siehe Info) des vergangenen Jahres sowie der Jahresrückblick mit insgesamt 30 Hagelflügen. „Die Meteorologen von Südwest-Wetter und Radar-Info belegten in ihren Vorträgen die Wirksamkeit der Hagelabwehr“, heißt es in der Mitteilung des Vereins. Seit 2018 haben die Piloten eine Intensivbetreuung durch einen Meteorologen, berichtet Jochen Ebert von Südwest-Wetter. Dadurch könne sich der Pilot aufs Fliegen konzentrieren während er durch die Experten zur richtigen Gewitterwolke geleitet wird. Hochaufgelöste Radarbilder und daraus abgeleitete Informationen für die Hagelerkennung liefert das Radar des Karlsruher Instituts für Technologie.

Daten zeigen laut Verein die Wirksamkeit der Abwehr
Sichtbar werde anhand der Daten auch eine Veränderung der Gewitterzellen nach der Impfung, wobei die diese für eine Wirkung frühzeitig erfolgen müsse, so die Mitteilung. In der Ortenau hatte es am 5. Mai, dem ersten Bereitschaftstag der Saison, gegen 15 Uhr ein Ereignis gegeben. „Wenn die Piloten nach der Startanweisung der Meteorologen zügig losfliegen können und schnell genug an der Gewitterwolke sind, „passiert in der Regel auch nichts“, erläuterte Ebert. Der frühzeitige Eingriff sei entscheidend. „Wenn der Hagel da ist, können wir ihn nicht zertrümmern“, unterstrich Malte Neuper von „Radar-Info“. Beide Wissenschaftler verwiesen Argumente von Hagelabwehr-Gegnern, wonach es in den Schwarzwaldtälern nicht mehr genügend regne, weil in der Rheinebene Gewitterwolken geimpft werden, ins Reich der Fabel.

Hagelflieger mussten 2022 insgesamt 30 Mal aufsteigen
Die zwei Flieger der Hagelabwehr waren 2022 insgesamt 30 Mal im Einsatz an insgesamt 25 Bereitschaftstagen. Der Einsatzzeitraum der Piloten dauert von April bis Anfang Oktober. Zusätzlich wurden 37 Fackeln für die Impfung der Gewitterwolken eingesetzt, weitaus weniger als im Jahr zuvor mit 100 Fackeln. Vorsitzender Franz Benz skizzierte zudem die angespannte Finanzlage des Vereins. Durch Flächenverluste bei den Mitgliedern gibt es weniger Einnahmen für die Solidargemeinschaft. Um künftig weitere Mitglieder zu generieren, zum Beispiel aus der Industrie, gab es nun Gespräche mit Landrat Frank Scherer. Er habe Ideen eingebracht, wie der Verein künftig unterstützt werden könne. Geschäftsführer Manfred Bannwarth hob die Leistung einer kleinen Berufsgruppe, Winzer, Landwirte, Obstbauern, hervor, die sich der Hagelabwehr in der Ortenau seit nunmehr neun Jahren annehmen.

Versicherer bestätigt Arbeit des Vereins
Viele andere profitierten von diesem Schutz, darunter auch große Versicherer. Markus Welker von der Badischen Versicherung (BGV) berichtete, dass kaum noch Hagelschäden seitens der Versicherten gemeldet werden, was auf die Hagelabwehr zurückzuführen sei.Der Verein hatte zu seiner Versammlung auf den Obsthof Kiefer in Ortenberg geladen, wo zunächst eine Betriebsbesichtigung der Baumschule stattgefunden hatte.

So funktioniert’s
Zieht ein Gewitter heran, kommen die Flieger der Hagelabwehr Ortenau zum Einsatz. Die Kleinflugzeuge verbrennen in speziellen Rauchgasgeneratoren eine Silberjodid-Verbindung im Bereich der Aufwinde von hagelträchtigen Wolken. An den dabei freigesetzten „Kondensationskernen“ lagert sich Wasserdampf an, erläutert der Verein, Zusammenschluss von Winzern, Landwirten und Vertretern aus der Wirtschaft und Verbänden. Dadurch bildeten sich in der Wolke viele kleine, anstatt großer Hagelkörner. Diese schmelzen in der Regel, bevor sie den Boden erreicht haben, zu Regen, Graupel oder deutlich kleinerem Hagel – Schaden soll so abgewendet werden. Quelle: ‚Schwarzwälder Bote‚.

Ungewöhnliche Unwetter-Saison für die Hagelflieger

Seit 1980 fliegt Georg Vogl für die Rosenheimer Hagelflieger. Da bedeutet es schon etwas, wenn er in seiner Funktion als Einsatzleiter sagt, so eine Saison habe er noch nie erlebt. Ausgerechnet im August, normalerweise der Monat mit dem höchsten Hagelrisiko, war kein einziger Einsatz erforderlich. Insgesamt, so bilanzierte Vogl auf der Jahreshauptversammlung des Hagelforschungsvereins, gab es lediglich zehn Einsatztage, an denen die beiden Maschinen knapp 31 Stunden in der Luft waren.

Weniger als zehn Einsatztage gab es für die Rosenheimer Hagelflieger noch nie. Ein wesentlicher Grund sind die verfügbaren Wetterdaten und ihre Bewertung. „Die Entscheidungsfindung durch den Wetterdienst ist genauer, daher gibt es weniger Flüge“, sagte Georg Vogl. Trotzdem gelang es an zwei Tagen nicht, Hagel zu verhindern. Mit Hilfe von Regenradarbildern erklärte Vogl im Detail, warum am Pfingstsonntag sowie am Montag, den 27. Juni Hagelkörner mit einem Durchmesser von bis zu fünf Zentimetern den Boden erreichten. Am Pfingstsonntag war die Wolkenbasis so niedrig, dass die Berggipfel im nördlichen Tiroler Inntal vollständig verhüllt waren. Für die Hagelpiloten, die auf Sicht fliegen, war es nicht möglich, die Gewitterzellen an den richtigen Stellen zu impfen, weil das Risiko eines Aufpralls gegen einen Berg zu groß war.

Am 27. Juni hatte sich in den Gewitterzellen der höchsten Stufe in über zehn Kilometer Höhe bereits Eis gebildet, bevor sie im Schutzgebiet der Rosenheimer Hagelflieger ankamen. Hinzu kam, dass die Hagelpiloten in dem dreistündigen Einsatz kaum brauchbare Aufwinde vorfanden, welche das Silberjodid in die Wolken hätten transportieren können. Zudem sorgte flächendeckender leichter Regen dafür, dass die Impfung nahezu wirkungslos blieb. Wegen Dunkelheit musste der Einsatz schließlich abgebrochen werden. Nur drei Tage später, am 30. Juni, gelang es den Hagelfliegern, genügend Silberjodid in einer Gewitterzelle einzubringen. Laut Vogl gab es lediglich drei Meldungen zu Graupel. „So stellt man sich das als Hagelflieger vor.“

Über die aktuellen Entwicklungen zum Forschungsprojekt RO-BERTA informierte Professor Peter Zentgraf von der Hochschule Rosenheim die Mitgliederversammlung. Inzwischen sind beide Flugzeuge mit einem sogenannten Hagel-Navi ausgestattet. Das heißt, sie werden auch während des Fluges mit detaillierten Wetterradarbildern versorgt. Als nächstes ist geplant, die RO-BERTA App so aufzubereiten, dass beide Flugzeuge im Einsatz verfolgt werden können. Derzeit ist nur ein Einsatzflug live in einer Animation zu sehen. Zudem testen Professor Zentgraf und sein Team die Möglichkeit, einen Live-Stream von den Einsatzflügen zur Verfügung stellen zu können. Ein erster Versuch bei schönem Wetter verlief erfolgreich. Die RO-BERTA App gibt es sowohl für Android-Systeme als auch für IOS-Systeme.

Abschließender Referent war Frank Kasparek aus Stuttgart. Er betreibt sieben Flugzeuge zur Hagelabwehr, von denen vier von Versicherungsgesellschaften finanziert werden. Nach seinen Angaben beurteilen die Versicherungen das Kosten-Chancen-Verhältnis als sehr gut. Das Engagement in die Hagelflieger sei für die Versicherungen eine Investition in die Prävention, so Kasparek. Er regte an, auch in Rosenheim mit einer regionalen Versicherung zu reden.

Die Mitgliederversammlung des Hagelforschungsvereins Rosenheim war von Josef Bodmaier geleitet worden, der den erkrankten Vorsitzenden, den stellvertretenden Landrat Sepp Huber, vertrat. Bei den Neuwahlen bestätigte die Mitgliederversammlung im Wesentlichen die bestehende Vorstandschaft. Ihr gehören Landrat Otto Lederer, der stellvertretende Landrat Sepp Huber, Josef Bodmaier, Johann Hacklinger, Johann Bauer, Professor Peter Zentgraf, Thomas Paukert und August Voit an. Neu im Gremium ist Vogtareuths Bürgermeister Rudolf Leitmannstetter. Das langjährige Vorstandmitglied Hans Stöttner war im Herbst gestorben.

Für die langjährige Partnerin des Hagelforschungsvereins, die „Meine Volksbank Raiffeisenbank eG“ mit Sitz in Rosenheim sprach Sebastian Friesinger. Die Hagelflieger seien seit Jahren ein wichtiges Thema und die Volks- und Raiffeisenbank stünde voll dahinter, sagte er in seinem Grußwort. Seit mehr als 20 Jahren sind Rosenheims Hagelflieger bei Bedarf auch im benachbarten Tirol im Einsatz. Für den Hagelabwehr- und Forschungsverein Tirol bedankte sich deren Obmann Walter J. Mayr für die Unterstützung, die für ihn nach wie vor keine Selbstverständlichkeit ist. Die Piloten waren heuer an vier Tagen grenzüberschreitend tätig.

Der Verein erwirtschaftete im vergangenen Jahr einen Überschuss von gut 38.000 Euro. Das Geld fließt in die Rücklagen und dient der Mitfinanzierung eines neuen Flugzeugs sowie der weiteren Forschungsarbeit. Mit rund 7.500 Mitgliedern ist der Hagelforschungsverein Rosenheim der größte Verein in der Region. Quelle: ‚OVB online.de‚.

Faszination Fliegen

Ein Treffen mit den Organisatoren des Benefiz-Konzerts zugunsten der Hagelflieger-Abwehr Südwest, Ralf Rösch und Siegfried Herner vom Fliegerverein Schwenningen, Werner Müller von der Band Soulmachine, Cornelia Spitz, Kreisredaktionsleiterin des Schwarzwälder Boten, Medienpartner des Konzerts, und der Mitarbeiterin des Schwarzwälder Boten und dann ein Flug mit der Diamond DA – 40, alles an einem Nachmittag, das hat etwas. Ralf Rösch hat die Organisation des Benefiz-Konzerts in die Hand genommen, Siegfried Herner gestaltet die Homepage des Fliegervereins, Werner Müller organisiert mit Soulmachine das Konzert, die Band spielt kostenlos, Rösch und Herner haben ihre Piloten-Lizenz 2014 und 2011 erworben. Und nach der Besprechung zum Benefiz-Fest am 7. Mai erklärten beide: „So, jetzt fliegen wir eine Runde.“ „Ich mache ein Foto“, erklärte die Mitarbeiterin des Schwarzwälder Boten und alle drei trabten zum Hangar, wo die Diamond-ESMF, die schnellste Reisemaschine des Fliegervereins, aus dem Hangar geschoben wurde.

Gar nicht nervös
Rösch und Herner umrundeten den Flieger, er hat eins plus drei Sitzplätze, schauten, ob alles in Ordnung ist und flüsterten: „Sollen wir Hella mitnehmen?“ Oh neeee, schluckte diese hörbar und antwortete auf die Frage: „Willst Du mitfliegen?“ Jooooo. Siegfried Herner holte Kopfhörer, Ralf Rösch war beschäftigt, so sah keiner der beiden Piloten das Gekraxel auf den Rücksitz. „Nein, ich bin nicht nervös, ganz cool“, lautete das Mantra auf dem Rücksitz, aber was soll denn passieren? Zwei Piloten, ein Passagier, das ist Luxus pur.

Angst? Nie im Leben
Start frei, kaum war die Maschine in der Luft, erklärte Rösch: „Da links ist Furtwangen“. Was, schon? Das Wetter war super, die Sonne kam immer näher, na ja, ein wenig, die Sicht war hervorragend, der Titisee war zugefroren. Der ist aber klein, „na ja, wir sind ja auch schon hoch“, erläuterte Rösch. „Alles gut dahinten?“ Aber sowas von. Angst? Nie im Leben.

Eine Stunde vergeht wie im Flug
Die Faszination des Fliegens wurde mehr und mehr verständlich. Und schon flogen sie auf Freiburg zu, das ging aber schnell. Rösch und Herner erkannten jeden Turm und jede Kirche von oben, jeden Ort, sieht alles irgendwie anders aus. Könnt Ihr mal bitte über Unterkirnach fliegen? „Können wir.“ Über Villingen? Da fliegen wir sowieso drüber. Eine Stunde ging wie im Flug, ja eben Flug, vorbei. Rösch landete in Schwenningen souverän, so wie der ganze Flug war, die Diamond rollte aus und der Ausstieg begann. „Kannst Du von der Tragfläche springen?“, fragte Rösch. Nix zu machen, die Füße waren in luftiger Höhe kalt geworden, aber die Tragfläche rutschen, das klappte. „Hat es Spaß gemacht?“ Ja, super. „Hattest Du Angst?“ Ich doch nicht. Das nennt man die Faszination Fliegen. Quelle: ‚Schwarzwälder Bote‚.

Verspäteter Start zur Hagelsaison

In den vergangenen Wochen hat Georg Vogl, der Chef der Rosenheimer Hagelflieger viel Zeit auf dem Flugplatz in Vogtareuth verbracht. Denn bevor die Piloten in die anstehende Hagelsaison starten können, müssen die Flugzeuge und Generatoren einsatzbereit sein. Die alljährliche Wartung haben die beiden Flugzeuge bereits hinter sich. Wie jedes Jahr wurden die Maschinen im November und Dezember in Stuttgart auf Herz und Nieren geprüft. Nun werden im Hangar auf dem Flugplatz in Vogtareuth die vier Silberjodid-Generatoren gewartet. Für die Generatoren steht die fünfte Saison an. Sie werden jedes Jahr technisch aufgerüstet. Jeder Generator verfügt über einen eigenen eingebauten Computer. Der steuert eine saubere Verbrennung. Alles andere steuern die Piloten aus dem Cockpit. Sie können im Einsatz genau einstellen, wie viel Silberjodid verwendet werden soll und wie lange. Zwischen drei und acht Liter pro Stunde sind möglich. Die Menge hängt von vielen Faktoren ab, sagt Vogl.

Sind wir mit zwei Flugzeugen an einem Einsatzort, kann die Menge verringert werden. Auch wenn ich sehe, dass sich ein paar Kilometer entfernt eine weitere hagelträchtige Zelle aufbaut, verwenden die Piloten weniger Silberjodid, um noch genug Lösung für den direkt anschließenden Einsatz zu haben. Bei starkem Aufwind wird hingegen voll aufgedreht, um die größtmögliche Menge Silberjodid in die Wolken zu bekommen. Im Gegensatz zur „alten Generation“ der Generatoren können die Generatoren während eines Einsatzes mehrfach gezündet werden. Jeder Generator ist mit 20 Litern Silberjodid-Lösung gefüllt. Das reicht für zweieinhalb Stunden. Neu ist auch eine Funktion, mit der die Düse freigepustet werden kann. „Wenn Silberjodid verdampft, könne sich an der kleinen Düsenöffnung Kristalle festsetzen. Das kann dafür sorgen, dass der Generator beim Neustart nicht anspringt. Um die Düse freizumachen, kann der Pilot jetzt die Pumpe kurzzeitig auf Überdruck laufen lassen. Der Generator zündet dann nicht, pustet aber den Pfropfen weg, sodass der Generator wieder einsatzbereit ist.

Auch die Piloten selbst absolvieren über das Jahr verteilt und auch vor der Hagelsaison noch verschiedene Instrumentenflüge mit den Maschinen. Insgesamt sechs Hagelflieger gibt es derzeit. Sie stehen abwechselnd für Einsätze bereit. „Außerdem haben wir in der anstehenden Saison zwei neue Piloten, die sich beworben haben.“ Die Piloten werden im ersten Jahr nur in Begleitung eines erfahrenden Hagelfliegers unterwegs sein. „Als Pilot lernt man eigentlich, um Gewitter einen möglichst großen Boden zu machen. Als Hagelflieger fliegt man genau dort hinein.“ Die neuen Piloten können so von der Erfahrung der „alten Hasen“ profitieren. „Es sind erfahrene Piloten, die ihnen sagen, wie sie in einer brenzligen Situation richtig reagieren, wie sich Gewitter entwickeln und wie viel Silberjodid wann erforderlich ist. Es ist eine Weitergabe von Erfahrungen und Wissen.“

Offiziell beginnt die Hagelsaison am 1. Mai. „Wenn es so weitergeht, wird es aber ein verspäteter Start. Ich kann mich nicht erinnern, dass wir jemals so spät im April noch so viel Schnee hatten“, sagt Vogl. Egal, wann sich die erste hagelträchtige Wolke entwickelt, die Flugzeuge und Piloten sind einsatzbereit. Wer will, kann die Hagelflieger bei ihrem Einsatz beobachten. Über die Ro-Berta App wird die Flugbahn angezeigt. Außerdem gibt es am Flugzeug zwei Kameras. Eine zeigt, was sich unter dem Flugzeug abspielt, die andere filmt ins Cockpit. Über die App können auch Wetterdaten und Bilder der Wetterlage gemeldet werden. Insgesamt 443 Bürgerinnen und Bürger aus der Region haben das in der vergangenen Saison gemacht. Die App steht für alle Handys mit Android und iOS zur Verfügung. Insgesamt 26 Mal waren die Hagelflieger im vergangenen Jahr vom Start der Hagelsaison im Mai bis September im Einsatz, um gewitterträchtige Wolken mit Silberjodid zu impfen. Dies soll verhindern, dass sich Hagelkörner entwickeln, die später am Boden große Schäden anrichten können. Quelle: ‚Rosenheim24.de‚.

Manchmal schüttelt es schon kräftig

Wo andere einen weiten Bogen machen oder gleich zusehen, dass sie zurück an den Boden kommen, hebt Julia Rexroth erst ab: Die 37-jährige Pilotin aus Albstadt, Mitglied und Fluglehrerin im Luftsportverein (LSV) Degerfeld, arbeitet als Hagelabwehr-Fliegerin. In dieser Saison ist sie im Schwarzwald, in der Ortenau und im Rheintal im Einsatz. Wenn das endgültige „Go“ von den Meteorologen von Südwest-Wetter aus Karlsruhe kommt, muss es schnell gehen. Julia Rexroth, blond und vielleicht 1,65 Meter groß, kontrolliert noch einmal ihre Maschine und vor allem die beiden Generatoren sowie die beiden Fackel-Batterien am Rumpf der Cessna 182. Dann lässt sie das 230 PS starke Sechs-Zylinder-Triebwerk an und rollt los zur Startbahn.

Der Wetterdienst schickt ihr Radarbilder und Karten auf den Tablet-Computer direkt ins Cockpit, damit sie weiß, wo ihr Einsatzgebiet genau liegt. Rund 30 Mal ist sie in dieser Saison schon losgeflogen, die von Ende April bis Mitte Oktober dauert. Ihr Gebiet liegt zwischen der Ortenau und Freudenstadt bis hoch nach Karlsruhe. Der Auftrag: eine Gewitterzelle mit Hagel-Potenzial anzufliegen, den mächtigen Aufwindkern der Gewitterwolke zu suchen und dann die Generatoren und Fackelbatterien zu zünden. Abgegeben wird dabei ein Silberiodid-Aceton-Gemisch. Das Aceton verbrenne vollständig, für die Umwelt sei die Impfaktion unschädlich. Der Theorie zufolge zieht die Wolke die Partikel ein wie ein Staubsauger. An den sogenannten Kondensationskernen bilden sich aus dem Wasserdampf Tröpfchen, die dann abregnen, anstatt in der kilometerhohen Wolke aufzusteigen, irgendwann zu vereisen und dann als zerstörerischer Hagel niederzuprasseln.

Hagelabwehr-Flieger starten frühzeitig und sind bemüht, die Gewitterwolken vor ihrem „Reifestadium“ zu erwischen, also bevor es knallt. „Je früher, desto besser“, sagt die Pilotin. Ob es ein Einsatztag oder ein freier ist, bekommt die dreifache Mutter meist früh mit. Um 7 Uhr erhalten sie und ihre Kollegen die ersten Wetterdaten des Tages zugeschickt. Ist die Warnstufe „grün“, kann sie zu Hause bleiben. Bei Einsatzbereitschaft „rot“ setzt sie sich ins Auto und fährt nach Offenburg, wo die Maschine normalerweise stationiert ist. Dann macht sie die robuste Cessna startklar, während sich ihr Mann um den Nachwuchs kümmert. Er ist, wie Julia Rexroth, Pilot und ehrenamtlicher Segelfluglehrer des LSV Degerfeld.

Für den Job als Hagelabwehr-Fliegerin in Teilzeit hat Julia Rexroth sich beworben. Denn die 37-Jährige hat zwar eine Berufspilotenlizenz, Einstellungsvoraussetzung für die Hagelabwehr, sie ist jedoch vor allem als Hebamme tätig. In Offenburg sind zwei der insgesamt sieben Hagelabwehr-Flugzeuge der Firma FK Aviation GmbH mit Sitz in Gärtringen bei Herrenberg stationiert. Von dort aus fliegen die beiden Cessnas im Auftrag von Versicherungen und der Landwirtschaft. Weitere Unternehmen in Baden-Württemberg bieten Hagelabwehr mit Kleinflugzeugen an.

Versicherungen übernehmen Flugkosten
Nicht alle Wetterkundler sind von der Wirkung überzeugt. Laut Rexroth werde das Prinzip an Hochschulen erforscht, im Laborversuch habe es geklappt. Aus ihrer fliegerischen Praxis sei sie überzeugt davon, dass die Methode funktioniert: „Wir beobachten immer wieder Gewitterzellen, die sich nach dem Einfluss des Silberiodids abschwächen und kein oder nur sehr kleiner Hagel den Boden erreicht“, sagt sie. Nach Abzug der Flugzeuge verstärkten sich die Gewitter oft wieder und entwickelten außerhalb der Abwehrgebiete nicht selten wieder Hagel am Boden. Sie habe schon im Rheintal Wolken „geimpft“, die abgeregnet seien, während „ungeimpfte“ Wolken an den Vogesen direkt daneben Hagel abgelassen hätten, erzählt sie. Die Versicherungen sind jedenfalls bereit, die Flüge zu bezahlen.

Bei ihren Einsätzen sei es unerlässlich, hellwach zu sein, erzählt Rexroth. „Man muss schon wissen, was man tut. Das ist nichts für Draufgänger“. Den Steigkern einer Wolke zu finden, ist für die Segelfliegerin Routine. Allerdings seien Gewitterzellen noch mal etwas anderes als eine harmlose Haufenwolke, unter denen sich die Thermikjäger für gewöhnlich tummeln.

In den Auf- und Abwindzonen schüttele es die 1,3 Tonnen schwere Maschine schon mal kräftig durch. Deshalb versuche sie stets, die Zelle von vorne anzufliegen und rasch an ihren Steigkern zu kommen. „Aber man muss schon aufpassen mit so einer kleinen Kiste“, sagt sie und lacht. Abwindzonen, in denen die Kaltluft aus der Wolke wie ein Wasserfall Richtung Erde stürzt, meide sie. Angst habe sie bei den Einsätzen keine. Als Segelfliegerin sei sie die Rüttelei gewöhnt. Manchmal sei sie vier Stunden am Stück in der Luft, fliege von einer Zelle zur nächsten, so lange der Treibstoff reiche. Beim Flug sei sie ständig mit einem Meteorologen im Kontakt. Ihre Saisonbilanz fällt bislang positiv aus. Kein Starkhagel-Ereignis ihn ihrem Einsatzgebiet. „Ich habe schon den Eindruck, dass solche Ereignisse weniger werden, seit wir in der Luft sind“, sagt Rexroth. Quelle: ‚Schwarzwälder Bote‚.

Kritik hagelt auf Kremser Hagelflieger

Im Kampf gegen Hagelschäden werden u. a. im Raum Krems Flugzeuge eingesetzt, die Silberjodid ausstoßen. Ein Verein im Waldviertel macht die Hagelflieger für ausbleibende Niederschläge verantwortlich. Ob die Flieger überhaupt einen Effekt haben, ist wissenschaftlich umstritten. Mit den Eingriffen in Gewitterwolken würde nicht nur der Hagel verhindert, sondern auch der Regen ausbleiben, kritisieren die Mitglieder vom Verein „Regen ist Leben“. Sie beobachteten zuletzt deutliche Rückstände beim Niederschlag – besonders dann, wenn vermehrt Flugzeuge im Einsatz sind, erzählt Herbert Steiner, der Obmann von „Regen ist Leben“. Steiner besitzt eine Christbaumkultur in Tautendorf (Bezirk Horn) und kritisiert, dass einige Landwirtschaftsformen dem Wein nachgestellt würden. „Physikalisch ist es nicht nachzuvollziehen, warum etwas, das in den Wolken gegen Hagel wirken kann, nicht auch andere Auswirkungen haben kann. Im Waldviertel finden sich immer mehr Menschen, die derselben Meinung sind und befürchten, dass die Flieger allgemein schädlich für die Umwelt sind“, erklärt Steiner. „Was dem Wein möglicherweise hilft, muss nicht für alle gut sein.“ Mehr Informationen im Originalbericht von ’new.orf.at‘.

Verhindern Hagelflieger Hagel?

Früher versuchte man, das Ungetüm mit Gebeten, Glockengeläut und anderem Lärm zu verjagen, seit einigen Jahrzehnten nun sind Raketen und kleine Motorflieger im Einsatz gegen dunkle Wolkentürme. Hagelabwehr nennt sich dieser Versuch der Wetterbeeinflussung, und sie breitet sich in Süddeutschland immer weiter aus. Die Mission besteht darin, das Entstehen schwerer Hagelkörner in Gewitterwolken zu verhindern. Mit kleinen Flugzeugen sollen Gewitter »geimpft« werden, so der Fachjargon. In der Theorie scheint die Methode plausibel. Das Silberjodid-Azeton-Gemisch, das Hagelflieger in die Wolke einbringen, zerstäubt in Billionen von Kriställchen, die wunderbar als Eiskeim wirken. Sie setzen sich an die feinen Wassertröpfchen und binden viel Feuchtigkeit. So bilden sich zwar mehr Hagelkörner, dafür aber kleinere, die auf dem Flug zum Boden häufig tauen. Auf diese Weise sollen große, bedrohliche Eisklumpen verhindert werden. So weit die Theorie. Doch ob die Methode wirklich wirkt, ist stark umstritten. Die Befürworter berufen sich auf Studien, die eine Reduzierung von Schadensfällen angeblich fundiert belegten. Kritiker sind von der Wirksamkeit hingegen keineswegs überzeugt. Quelle: ‚Spektrum.de

Dürftige Beweislage für Hagelflieger-Wirksamkeit

Nichts fürchten Landwirte mehr als Hagel. Das Impfen der Wolken mit Chemikalien soll sie vor schweren Schäden schützen. Doch ob die Methode wirklich wirkt, ist stark umstritten. Ebenfalls seit der Antike versucht der Mensch, aufziehende Gewitter zu bekämpfen. Nur die Methoden haben sich geändert: Früher versuchte man, das Ungetüm mit Gebeten, Glockengeläut und anderem Lärm zu verjagen, seit einigen Jahrzehnten nun sind sogar Raketen und kleine Motorflieger im Einsatz gegen dunkle Wolkentürme. Hagelabwehr nennt sich dieser Versuch der Wetterbeeinflussung, und es breitet sich in Süddeutschland immer weiter aus – jetzt gibt es auch eine Hagelabwehr in Südbaden. Die Mission besteht darin, das Entstehen schwerer Hagelkörner in Gewitterwolken zu verhindern. Mit Hagelfliegern sollen Gewitter geimpft werden, so der Fachjargon. Quelle: ‚Badische Zeitung‚.