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Thermikgott und Rauchopfer – wie man die Thermik beschwört

Aufbauender Hochdruck, Radiosonde Payerne mit einer Inversion, ausgeprägter kaum möglich und um dem ganzen noch etwas Pfeffer zu geben, ist auch noch mit einem ausgedehnten Cirrenschirm zu rechnen. Konditionen, bei denen selbst die Vögel zu Fuss unterwegs sind. Trotzdem fanden sich sechs unentwegte GliderCup-Crews ein, top-motiviert, Grosses zu reissen. Die Motivation wurde leider von den Konkurrenzleitern Urs Isler und Markus von der Crone während deren Meteoanalyse jäh gebremst. Die etwas kryptische Bezeichnung „Aufgabe 8“ bedeutete: Startpunkt Durschschlegi; Flüelapass; Hospental; Durschschlegi, über eine Distanz von 256 km. Tönt prima vista nicht nach einer Weltrekorddistanz. Die Wetterprognose liess aber darauf schliessen, dass selbst diese Distanz für den Tag nicht trivial sein würde.

Die ausgeklügelten GliderCup-Taktiken der unterschiedlichen Crews hatten eines gemeinsam, Frühstart war nicht gefragt. Zuerst einmal in aller Ruhe Flugzeug einrichten, Mensch und Maschine auf die Aufgabe vorbereiten, bevor dann attackiert wurde. Zusammen mit meinem Bambini Thomas Kohli hat uns die Geduld um 12:45 verlassen und wir sind optimistisch in einen mit Cirren besetzen Himmel gestartet. Warum hoch schleppen, wenn’s tief auch schon zieht? Auf 1’500 am Regelstein haben wir das Triebwerk eingefahren. Tatsächlich lief es zu Beginn recht gut. Nach einem einstündigen, zermürbenden Kampf mit der schwachen Thermik im Toggenburg mussten wir unseren bleiernen Thermikspender nochmals bemühen. 1 3/4 Stunden nach dem Start konnten wir dann endlich unsere Aufgabe angehen.

Die Churfirsten versteckten sich in den Wolken, deshalb flogen wir in Richtung der wenig einladenden Flumserberge. Siehe da, die funktionierten einwandfrei, wenn auch nicht allzu hoch. So kam es wie es kommen musste, tief sind wir am Vilan vorbeigeflogen, dort gab es noch nicht einmal ein Anzeichen von lebenserhaltenden Konditionen. Hilflosigkeit trieb uns an die Sassauna, wo wir mit 1’500 m ü.M. ankamen. Eine 50minütige Odyssee spielte sich zwischen 1’500 und 1’700 m ü.M. an der Sassauna ab. Endlich wieder einmal auf 1’700 m ü.M. angekommen, flogen wir Richtung Schesaplana. Heinz Erb markierte dort einen Schlauch, in den wir „tous juste“ einfädeln konnten; Danke Heinz nochmals an dieser Stelle.

In einem steten und sogar runden Aufwind bewegten wir uns zurück ins Geschäft, was im konkreten Fall 2’600 m ü.M. bedeutete. Die Welt gehörte uns wieder, jetzt aber „Deichsel (Knüppel) nach vorne“. Nun begann ein sehr schöner und genussvoller Streckenabschnitt. Den Wendepunkt Flüelapass holten wir uns aus äusserst komfortablen 3’000 m ü.M. Wir flogen auf der Südseite des Albulatals und glitten und glitten und glitten. Am Piz Beverin konnten wir etwas Hangwind nutzen. Lange war unklar, ob wir mit unserer Höhe ins Safiental einfädeln können. Auf der letzten Rille gelang uns dies und der Thermikgott zeigte Erbarmen mit uns, indem er genau dort wo wir ankamen, einen zuverlässigen Schlauch hingstellte; ich habe ihm dies abends mit einem Rauchopfer (Original Krumme) verdankt. Hier eine Bitte an alle SegelflugKolleginen, bitte gedenkt jeweils dem Thermikgott und verdankt ihm gute Aufwinde, es kann durchaus ein Rauchopfer sein. Wir müssen alles dafür unternehmen, den Thermikgott bei Laune zu halten, helft mit! Ab nun lief es relativ unspektakulär bis in die Region Piz Malèr. Da wurde es in einem 4 m/s-Aufwind nochmals richtig spektakulär; ich sage ja, den Thermikgott mit einem Rauchopfer… ich denke, ihr habt es verstanden.

Direct Hospental aus 3’100 m ü.M. – zurücklehnen, wir sind quasi „zu Hause“. Grosser Irrtum. Wir fielen im freien Fall in die Schöllenen-Schlucht. In no time fanden wir uns auf 2’350 m ü.M. im Maderanertal wieder. Rauchopfer während des Fluges sind übrigens eine blöde Idee und ich würde das auf keinen Fall empfehlen. Die Situation schien einigermassen hoffnungslos und die Ideen gingen uns aus. Und „blupp“, Thomas zauberte mitten im Tal einen Schlauch aus dem Ärmel, der uns auf 2’800 m ü.M. brachte, womit unsere Endanflughöhe erreicht war.

Über den Klausenpass im genussvollen Endanflug umrunden wir die Durschschlegi; „Aufgabe geschafft“, mit einer unglaublichen Schnittgeschwindigkeit von 58.14 km/h. Wir mussten uns abends anhören, dass man dies auch mit dem Velosolex hingekriegt hätte; wie heisst es, bei solchen Freunden braucht man keine Feinde.

Drei der angetretenen Crews haben die Aufgabe geschafft. Markus von der Crone mit Bambini Armin Müller haben mit einem Schnitt von 80.14 km/h gewonnen. Thomas Kubli und meine Wenigkeit haben es trotz Velosolex-Geschwindigkeit auf den zweiten Platz geschafft. Roland Hürlimann mit Bambini Peter Böni landeten mit einem Schnitt von 46.3 km/h auf dem dritten Platz. Roland und Peter waren die einzige reine Segelflugcrew, welche die knifflige Aufgabe ohne Versicherung im Gepäck umrundeten. Respekt!

Die Gesamtrangliste bleibt spannend, eine nächste Möglichkeit für Rochaden in der Rangliste bietet der Samstag, 23. Juli. Ich habe jedenfalls alles unternommen, um den Thermikgott positiv zu stimmen! Quelle: ‚Peter Schmid / Flugplatz Schänis‚.

GliderCup IV/2011: alle sind problemlos herumgekommen.

Monsunende.

Samstag, 2. Juli 2011. Nach den starken Regenfällen der letzten Tag öffnet sich passend zur vierten Auflage des GliderCup nach Westen und den Voralpen entlang ein gutes Flugfenster mit zwar tiefer Basis und 15 km/h Nordwind, aber anhand der Temperatursonde zuverlässigen Steigwerten. Wettbewerbsleiter Urs Isler schreibt getreu dem Motto des GliderCups, auch weniger routinierten PilotInnen einen sicheren Einstieg in den Streckenflug anzubieten, vorsichtig die Aufgabe mit Schüpfheim im Entlebuch und Wangen-Lachen als zweiten Wendepunkt aus.

Vorsichtig gewählte Aufgabe.

Die Aufgabe kann von allen 17 Teilnehmern problemlos und ohne einen einzigen Aufzeichnungs- oder Logger-Fehler umrundet werden, teilweise sogar zweimal. Letzteres zeigt, dass heute weit mehr dringelegen hätte. Aber verbunden mit dem Risiko, den weniger routinierten Streckenfliegern evtl. zuviel zuzumuten und die Flugzeuge über die halbe Schweiz zu verteilen.

Der erste Teil des Fluges lässt mit einer Basis von 1’900 Metern in den Voralpen nicht allzuviel Spielraum über dem Gelände. Weil aber die Aufwinde nahe beisammen, gut erkennbar und zuverlässig sind, kommen alle problemlos nach dem Abflug in Rieden problemlos  über Sattelegg, Einsiedeln, Rothenthurm an Rossberg und Rigi. Weiter nach Westen fliessen die Wolken etwas auseinander, die  Auffwinde sind vor allem im Entlebuch nicht immer einfach zu lokalisieren. Dafür tragen sie ausgezeichnet mit über 2 Metern pro Sekunde, wenn man einen erwischt.

Breitling-Team im Training.

Ein seltenes Erlebnis ist das Segelfliegen mitten über der Stadt Luzern oder direkt in der Pistenverlängerung von Emmen im Norden des Pilatus. Die Lufträume von Emmen und Buochs, welche das üblicherweise verhindern, sind heute inaktiv. Trotzdem sorgt die Breitling-Staffel, die offenbar über Luzern vorbeifliegt oder trainiert, mindestens in einem Cockpit für überraschte Gesichter. Wem ist denn schon eine ganze Staffel Alphajets auf gleicher Höhe entgegengeflogen?

Im Gegensatz zu unserer Arcus-T-Besatzung läuft in den meisten Cockpits der Rückflug fast schon ereignislos ab. Den Voralpen entlang, unterstützt von etwas Nordwind, rauschen die meisten mit guter Durchschnittsgeschwindigkeit über Rigi und Rossberg an den zweiten Wendepunkt und von an an mit hohem Tempo über den Zielpunkt in Rieden wieder nach Hause.

Gewonnen wird der heutige Tag vom Sportchef Roland Hürlimann. Das hat er sich verdient, denn den Siegerschnitt hat er sich bei seinem zweiten Umgang geholt. Der erste war ihm offenbar zu langsam.

Zu Gast bei Oldtimern.

Den kulinarischen Schlussgang machen wir heute zusammen und als Gäste der Oldtimer. Denn die organisieren heute in Schänis ihren jährlichen Flugtag. So ist die Gastwirtschaft in der Werkstatt abends gut gefüllt. Untermalt wird das heutige Fliegerlatein von einem interessanten Film über Gummiseilstarts auf dem Flugplatz Bad Ragaz und vom Churer Joch. Da haben wir es heute doch schon erheblich bequemer, um in die Luft zu kommen 🙂

Die Radiosonde von Mitternacht. Labil bis 2500 Meter.


Die Druckverteilung von Samstag, 2. Juli 2011.


Die Streckenprognose von topmeteo.


und hier noch der Wind auf 1’500 Metern.

In der ASK-21-Mi mit 90 km/h pro Stunde über 300 km zum GliderCup-Gewinn.

(Marc Angst / Markus von der Crone.)

Donnerstag, 12. Mai 2011. Die erste Austragung des diesjährigen GliderCup wird von ausgezeichneten Segelflug-Bedingungen geprägt. Markus von der Crone und Marc Angst nutzen den Tag in der eigenstartfähigen ASK-21-Mi der ASSAG zu einem sensationell schnellen Flug um das 300-km-FAI-Dreieck mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von über 90 km/h. Auch Thomas Stemmler und Stanislav Kral umrunden die Aufgabe ebenfalls mit einer ASK-21.

Was in einer ASK-21 eigentlich an Leistung drinsteckt, wenn der richtige Steuermann am Ruder sitzt, zeigen mehrere Flüge der vergangenen Wochen von einem süddeutschen Flugplatz aus mit diesem Flugzeug. Teilweise wurden damit über 600 km in FAI-konformer Dreieck-Geometrie quer über die Alpen geflogen. Markus und Marc lassen sich offenbar davon inspirieren und wählen (nicht zuletzt des grossen Andrangs auf dem GliderCup wegen) den einzigen heute noch verbleibenden Doppelsitzer, die neue ASK-21-Mi für ihren Flug.

Die Strategie macht’s aus.

Die beiden lassen sich Zeit und tafeln erstmal ausgiebig. Mit jedem Grad zunehmender Temperatur steigt die vorhandene Energie in der Thermik. Trotzdem gilt es, das richtige Zeitfenster für den Flug nicht zu verpassen, denn eine Cirren-Abdeckung dämpft die Einstrahlung. Sie legen sich ausser der Wahl des passendsten Zeitfensters eine klare Strategie für den Flug zurecht. Hoch bleiben, zeitraubendes Ausgraben aus tiefen Positionen vermeiden, nur die besten Aufwinde nutzen, um einen hohen Schnitt zu erzielen. Der Plan funktioniert, die beiden steuern die ASK-21-Mi in 90 km/h um das 300 km lange FAI-Dreick. Und der Index der Maschine macht dann aus diesem Schnitt den verdienten Tagessieg. Herzliche Gratulation – auch an Thomas Stemmler, der die Aufgabe ebenfalls zusammen mit Stanislav Kral bravourös umrundet.

Völlig neue Aufgaben für das OK.

Die Aufgabe ist von Sportchef Roland Hürlimann gut gewählt. Sie wird nämlich von der grossen Mehrheit der TeilnehmerInnen problemlos, ohne Zwischenfälle, Aussenlande-Übungen u.Dgl. abgeflogen. Für den einzigen ‚Ausreisser‘ sorgen Armin Hürlimann und Wibke Apholt mit einem sogenannten Verwandten-Besuch in Buochs. Armin zieht es magnetisch dorthin, seit sein Sohn Mike bei Pilatus die Lehre macht. Die nicht ganz geplante Aussenlandung fernab der Flugaufgabe stellt dann alle vor unerwartete Aufgaben. Denn Copilotin Wibke ist glückliche Mutter des erst wenige Monate jungen Linus. Der wartet bei Papa Peter in Schänis mit grossen Augen und ich meine, auch mit etwas Hunger, auf Mama. Während das OK noch überlegt, ob man den Linus mit Papa nach Buochs fliegen soll oder die Mama mit dem Helikopter nach Schänis holen soll, studiert Armin noch sicherheitshalber die technischen Möglichkeiten des Baus einer improvisierten Abpumpanlage, zusammengebaut aus seiner Sauerstoff-Anlage im Duo X. Ein Rückschlepp an die Ibergeregg löst dann das Problem aber gerade noch rechtzeitig 🙂

Herzliche Gratulation an alle, welche teilweise das erste Mal, einen 300-km-FAI-Flug geschafft haben. Und Danke an alle, die mitorganisiert haben. Speziell an das bewährte Gastgeber-Paar Fridli und Monika für die ausgiebige Tafel am Abend. Nur schon für die Tapenade lohnt es sich, am GliderCup mitzumachen.

GliderCup-Skiweekend auf dem Stoos. 15./16. Januar 2011

Am Wochenende vom 15./16. Januar organisierten Moni & Marc Angst für alle GliderCup-TeilnehmerInnen und PilotInnen aus Schänis ein tolles Skiweekend auf dem Stoos.

18 sportliche TeilnehmerInnen haben sich an diesem Weekend auf die Pisten in der Zentralschweiz gewagt. Es ging nicht ganz ohne Blessuren ab, die eisigen Pisten sorgten für ein paar kleine Kratzer – für Segelflieger sind Skipisten etwas ungewohnter als Flugplatzpisten.

Einquartiert waren wir in der ‚Metzghütte’ mitten im Skigebiet, kulinarisch verwöhnt hat uns Markus Schramm, die perfekten Gastgeber waren Moni und Marc Angst.

Obwohl die Temperaturen an diesem Weekend im Unterland tagsüber auf ungewohnte 12° und die Nullgrad-Grenze auf 3’400 M.ü.M. anstiegen, reichten die Schneeverhältnisse für eine einwandfreie Skipisten-Präparierung am Klingenstock und Fronalpstock aus – halt Frühlings-Skifahren im Hochwinter…

Auch das Hüttenleben kam nicht zu kurz. Jedenfalls wurde teilweise bis tief in die Nacht gewürfelt, gespielt, ‚gelogen’ (Segelflieger-Würfelspiel) und vor allem gelacht.

Die vom Turnverein Rüti während des ganzen Winters gemietete Alphütte ist perfekt für solche Anlässe eingerichtet – wenn wir dürfen, kommen wir nächstes Wintersaison gerne wieder.

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Wenn Du alleine oder mit Deiner Familie ein nächstes Mal auch mit dabei sein möchtest: einfach dieses Jahr beim GliderCup mitmachen oder Dich bei Marc Angst melden (alle PilotInnen und Freunde von SchänisSoaring sind herzlich willkommen).