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Zum Niedergang des Flugplatzes Offenburg

Leserbrief von Rolf Leonhardt in der Badischen Zeitung zum Artikel „Offenburg gibt für neue Gewerbeflächen evtl. Flugplatz auf„. „Die Stadt Offenburg hat im Jahre 1996 dem Offenburger Verkehrslandeplatz durch einen Gemeinderatsbeschluss den Todesstoß versetzt. Zusammen mit den Städten Freiburg, Offenburg und Lahr wollte man in Lahr einen Flughafen à la Baden-Airpark aus dem Boden stampfen. Deshalb verwundert mich es sehr, dass Stadträtin Loretta Bös (SPD) vom Haupt- und Bauausschuss in der Presse behauptet, aus eigenen Erfahrungen wisse sie, der Flugplatz sei verlottert.

Die Frage stellt sich, aus welchen Gründen am Flugplatz nichts mehr los ist. Was hat die Stadt aus dem Gelände gemacht? Ein Verkehrslandeplatz hat natürlich seine Kosten. Fluglotsen, Feuerwehr, Pflege der Landebahn, Tankstelle, tägliche Öffnungszeiten und so weiter. Betreiber des Flugplatzes war im Auftrag der Stadt die TBO. Stück für Stück reduzierte man die Aktivitäten seitens der Stadt, gliederte den Flugplatz aus den Vertragsverhältnisse der TBO aus und übergab den Landeplatz, nun als Sonderlandeplatz durch einen Pachtvertrag der Offenburger Fliegergruppe zur Eigennutzung. Auflage: kein anderer Flieger durfte ohne Genehmigung der Stadt Offenburg anfliegen. Ausnahme waren Hubschrauber der Polizeidirektion Offenburg und des Militärs.

Von damals 20’000 Starts und Landungen im Jahr blieb natürlich nicht viel übrig, um einen Flugplatz kostengünstig zu betreiben. Als erstes wanderte die Flugwerft Heimerl ohne Zukunftsaussichten nach Bremgarten ab. Dann wurde das sehr beliebte Flugplatz-Restaurant geschlossen, die international bekannte Lackier-Werft Konprecht hatte keinen Nachfolger gefunden, da der Pachtvertrag nicht verlängert wurde, Burda hat den Flugverkehr eingestellt, die Hallen der Baufirma Fischer wurden an die Stadt zurückgegeben, Flugschule Hezel und Isemann mussten 1997 wie die am Flugplatz stationierten Flugzeuge ohne Wenn und Aber nach Lahr.

Dann wurde der Knast gebaut, dies gab wieder Einschränkungen für den Flugbetrieb. Und nun benutzt man das Vorfeld des Flugplatzes für Unterkünfte für Flüchtlinge, die Burdahalle für Gerätschaften der Feuerwehr. Und deshalb, Frau Loretta Bös, nur deshalb, finden am beliebten Flugfeld keine Aktivitäten mehr statt, auch durch Ihren Anteil der Gemeinderatsbeschlüsse, die allerdings schon Jahre zurückliegen und bei Ihnen in irgendeiner Schublade verstaubt sind. Andere Städte oder Orte wie Bremgarten, Neuhausen ob Eck und so weiter haben ihren Gewerbepark mit den flugaffinen Firmen gefördert, in Offenburg hat man die Pachtverträge dieser Firmen mit hochqualifizierten Arbeitern gekündigt. Dies alles sollte der Gemeinderat in der nächsten Sitzung berücksichtigen“. Quelle: ‚Leserbrief von Rolf Leonhardt in der Badischen Zeitung‚:

Gibt Offenburg für Gewerbeflächen Flugplatz auf?

In Offenburg sind freie Gewerbeflächen rar. Nun prüft die Stadt, ob auf dem Flugplatzareal ausgewiesen werden können. Zu einer möglichen Abwägung vertritt OB Steffens eine klare Haltung. Offenburg braucht mehr freie Gewerbeflächen: Für diese Position von Oberbürgermeister Steffens gab es im Haupt- und Bauausschuss des Gemeinderates keine Gegenstimme. Gesetzt wird vorrangig auf weitere Reserveflächen beim Gewerbepark Raum Offenburg (GRO). Intensiv geprüft werden soll auch das Flugplatzareal. Weitere besonders geeignete Flächen sieht man in Elgersweier („Im Krummen Acker“) und in Rammersweier in der Erweiterung des Gewerbegebiets.

Sperrig der Titel, üppig der Inhalt: Gewerbeflächenpotenzialanalyse. Sabine Maier-Hochbaum vom Fachbereich Stadtplanung und Baurecht formuliert darin den Satz: „Die Bereitstellung baureifer Flächen für Betriebe, die an Erweiterung, Verlagerung oder Neuansiedlung interessiert sind, ist eines der wichtigsten Instrumente der kommunalen Wirtschaftsförderung.“ OB Steffens unterstrich dies in der Montag-Sitzung: Man müsse allen Unternehmern dankbar sein, die Mut haben zu investieren. Erst die wirtschaftliche Stärke der Stadt „gibt uns die Möglichkeit, auch soziale Stadt zu sein“. Stadtplaner Leon Feuerlein erinnerte daran, dass die Verwaltung bereits 2018, angeregt durch die Freien Wähler, die baureifen und verfügbaren Gewerbeflächen umfassend dargestellt habe, auch Reserven, die im Flächennutzungsplan ausgewiesen sind. Ergebnis war, so Maier-Hochbaum, „dass sowohl die Stadt als auch der Zweckverband Gewerbepark Raum Offenburg ansiedlungsinteressierten Unternehmen nur noch sehr eingeschränkt sofort baureife Gewerbeflächen anbieten können.“

Ein Super-Gau wie mit „Kirsch“ darf sich nicht wiederholen
Das erinnerte Grüne-Chef Ingo Eisenbeiß an den „Super-Gau mit Kirsch„: Weil der alteingesessenen Firma auf Gemarkung Offenburg keine geeignete Expansionsfläche angeboten werde konnte, sei sie nach Willstätt weitergezogen. Bei allem Entgegenkommen gegenüber ansiedlungswilligen Unternehmen: Ökologisch dürfe dabei nichts aus dem Gleichgewicht geraten. Das neue Gewerbegebiet bei Kappel-Grafenhausen, fügte Stefan Konprecht (Freie Wähler) hinzu, lege besonderen Wert auf Nachhaltigkeit: Die Verwaltung möge prüfen, ob es „übertragbar“ wäre. Die Verwaltung präsentiert in der Analyse 17 gewerbliche „Potentialgebiete“: vier, die bereits im Flächennutzungsplan ausgewiesen sind, sowie 13 neue Flächen, verteilt fast über die ganze Stadt. Gleichzeitig empfiehlt sie dem Gemeinderat, vorerst einen Teil davon, das „Szenario 2“, weiterzuverfolgen, die moderate Ergänzung der im Flächennutzungsplan aufgeführten Areale. Mittelfristig sollen primär das Gewerbegebiet Rammersweier erweitert sowie das Gebiet „Im Krummen Acker“ in Elgersweier und weitere Teilflächen im GRO angepackt werden. Langfristig – in 15 bis 20 Jahren – sollen weitere GRO-Flächen angegangen werden, auch auf Gemarkung Hohberg.

Die Verwaltung braucht Entscheidungen
Nicht eben geringe Hürden sind aus dem Weg zu räumen: So ist die Zukunft des Flugplatzes nicht geklärt, auch nicht die Trassenführung des Autobahn-Südzubringers. Die Verwaltung will beim Regierungspräsidium ausloten, welche der Varianten wohl ausscheiden wird – was der Stadtverwaltung Gelegenheit gäbe, die Gewerbeplanung voranzutreiben. Steffens stellte klar: Man wolle nicht die Behörde beeinflussen: „Es geht ausschließlich um eine frühzeitige Information.“ Vielleicht schrien ja auch schon Varianten danach, „herausgenommen zu werden“. Der OB machte auch deutlich: Bei einer Abwägung – Flugplatz versus gewerbliche Nutzung – spräche er sich für die Erweiterung des dortigen Gewerbegebietes aus. Ähnlich Elisabeth Abele (CDU) und Loretta Bös: Bereits bei einem Besuch 2019 habe auch eine Bekannte den Eindruck gehabt, dort sei „alles verlottert“. Könnte die Fliegergruppe, so die SPD-Rätin, sich nicht jener in Kehl anschließen? Kleinere Flächen, das wurde auch in der Sitzung deutlich, gebe es bald auch im Umfeld des früheren Schlachthofs, in Waltersweier, wo der Technologiepark (TPO) frei wird, und auf dem Gelände des früheren Baumarktes an der Schutterwälder Straße, vis-à-vis des Kreuzschlags. Manch andere potenzielle Gewerbefläche ist aber laut Verwaltung nicht einfach zu bekommen, weil in privater Hand. Quelle: ‚Badische Zeitung‚.