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G7-Gipfel – „Die glaubten wohl, wir seien Terroristen“

Ein Mediziner aus Wien ist mit seinem Ultraleichtflugzeug in Turbulenzen geraten.– nur zweieinhalb Kilometer vom G7-Tagungshotel entfernt. Das wirft Fragen auf. Die Menschen, die am Montag bei sengender Hitze im Mittenwalder Kranzberggebiet Erholung suchen, halten den Atem an. „Oje, oje,oje“, ruft ein Kind, als es in einiger Entfernung ein Flugzeug samt Rettungsschirm vom blauen Himmel nach unten trudeln sieht. Irgendwann ist die Maschine im Gehölz verschwunden. „Das war Glück im Unglück“, sagt Thomas Unden. „Der Wald hat uns gebremst.“ Als „Leopold“, so heißt seine Maschine, aufschlägt, bemerken der Mediziner aus Wien (59) und sein Sohn Gregor nur einen leichten Stoß – und dass obwohl sie aus einer Höhe von rund 8000 Fuß mit fünf bis sechs Metern pro Sekunde nach unten stürzte.

Unzählige Polizisten rücken an
Als Vater und Sohn wie durch ein Wunder völlig unversehrt ihrem 240-Kilo-Ultraleichtflugzeug im Fichten-Dickicht am Ferchensee entsteigen, treffen kurze Zeit später schon die ersten Rettungskräfte ein. „Die beiden wirkten sehr entspannt“, meint der Mittenwalder Feuerwehr-Kommandant Karl Seitz. Doch nicht nur seine Mannen rückten mit dem neuen G7-Quad an und die alarmierte Bergwacht mit ihrem geländegängigen „Pinzgauer“. Auch Polizei war vor Ort – und keineswegs nur Beamte der hiesigen Inspektion, sondern auch jene Polizeikräfte, die sich um die Sicherheit von Schloss Elmau kümmern. Jenem Luxushotel, in dem ab Sonntag der G7-Gipfel stattfindet. „Da waren irrsinnig viele Polizisten“, erinnert sich Thomas Unden. „Die glaubten wohl, wir seien Terroristen.“

Sorge wegen G7-Gipfel
In Mittenwald kursierten tags darauf bereits entsprechende Gerüchte. Denn das ausgerechnet sechs Tage vor der Konferenz der sieben Staats- und Regierungschefs in zweieinhalb Kilometern Entfernung von Schloss Elmau ein unbekanntes Flugzeug abstürzt – das kann kein Zufall sein. War es doch. Als die Undens zwei Stunden vor dem Unglück in Bremgarten (Kanton Aargau) in der Schweiz für 18 500 Euro ihre Maschine kaufen und jeweils probeweise drei Starts und drei Landungen auf Gras und Beton hinlegen, wusste keiner von den zwei Wienern, dass in wenigen Tagen in Oberbayern ein G7-Gipfel stattfindet. Und als ihr Leichtflugzeug Richtung Kärnten abhob, wollte man ursprünglich via Inntal dorthin gelangen. Als Wolken aufzogen, entschied der Pilot, über die nördliche bayerische Route auszuweichen. Kurz vor der Wettersteinwand begann die Maschine bei, so Unden, „normaler Fluglage“ und etwa 100 Stundenkilometern sich nach links zu drehen. „Wir wissen bis heute nicht warum.“

Dann geht’s ganz schnell. Der Sohn zieht den Notfallschirm, mit Gas und Propeller versucht der Pilot, sich vom felsigen und schroffen Gelände fernzuhalten. Und so schlägt „Leopold“ sozusagen bei seinem Jungfernflug im Mittenwalder Bergwald auf. Dort, wo im Zuge von G7 (alle G7-Infos im Überblick) am kommenden Samstag weiträumig eine Flugverbotszone eingerichtet wird. Auch das weiß Unden nicht. Doch was wäre geschehen, hätte er exakt jenen Flug von der Schweiz nach Kärnten fünf Tage später absolviert? Zu einem Zeitpunkt, wenn bereits der Bundeskanzler und der US-Präsident in Schloss Elmau logieren?

Der G7-Planungsstab der bayerischen Polizei gibt sich zu diesem Szenario, das seit dem Unden-Flug keineswegs unrealistisch scheint, in der Bewertung sehr zurückhaltend. „Die Polizei hat selbstverständlich auch Verstöße gegen die Flugverbotszone im Blick und sieht stufenweise Maßnahmen je nach Anlass vor“, teilt ein Sprecher mit. Konkret wird er nicht, es bleibt bei Allgemeinplätzen. „Leider können wir aus polizeitaktischen Gründen hierzu keine weiteren Auskünfte erteilen.“ Bei dem einen oder anderen Sicherheitsexperten dürfte der Wiener Bruchpilot auf jeden Fall das Blut in Wallung gebracht haben. Unden, Kapitän und seit 40 Jahren als Pilot in der Luft unterwegs, ficht das nicht an. „Ich habe keine Angst.“ Er sei in Libyen angeschossen worden, sei zweimal mit einem Schiff gekentert, habe den Krebs besiegt und viermal einen Flugzeugabsturz überlebt. „Daher bin ich nicht empfindlich. Ich bin schon acht- bis neunmal gestorben.“ Quelle: ‚Merkur.de‚. Bild: .Hans Schmid, Feuerwehr Mittenwald‘.