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Strom oder Sprit: Wie fliegen wir in die Zukunft?

Der Flugverkehr steht als Klimasünder in der Kritik. Auch deswegen haben sich EU wie Luftfahrtindustrie strenge Vorgaben für die Zukunft gegeben – wie elektrische Antriebe und synthetisches Kerosin. Doch deren Entwicklung stockt.

Elektrische Antriebe und synthetisches Kerosin – also hergestellt aus grünem Strom und CO2 aus der Luft – sollen helfen, das Fliegen klimafreundlicher zu machen. Allerdings bremst die deutsche Politik hier manche Anstrengung aus.

Ortstermin bei der DLR: Testflug mit Frittenfett

Ein Nachmittag in Oberpfaffenhofen: An dem kleinen Flughafen westlich von München ist soeben eine große Propellermaschine gelandet und zum Hangar des DLR gerollt, des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt. Das Forschungsflugzeug testet den Einsatz von SAF, das steht für Sustainable Aviation Fuel oder nachhaltiges Kerosin.

Dieses SAF gibt es schon heute, es wird zum Beispiel aus Frittierfett hergestellt. Doch die Mengen reichen bei weitem nicht für den riesigen Bedarf. Deswegen soll künftig im großen Stil Treibstoff zum Einsatz kommen, der im neuartigen Verfahren Power-to-Liquid, kurz PTL, aus grünem Strom und CO2 aus der Luft hergestellt wird.

Synthetisches Kerosin – Entwicklung auf Sparflamme

Eine wichtige Rolle bei der Entwicklung von PTL-Technologien spielt die Kleinstadt Leuna in Sachsen-Anhalt. Im dortigen Chemiepark startete vor wenigen Wochen der Bau einer PTL-Raffinerie. Ursprünglich wollte die Bundesregierung eine Milliarden-Summe investieren. Die Berliner Ampel-Koalition hatte das PTL-Projekt zu einem Technologie-Leuchtturm erklärt, zu einem Aushängeschild für den Nachhaltigkeits-Standort Deutschland. Doch dann kam die Haushaltskrise, und aus der vollmundig versprochenen Milliarden-Förderung wurde ein Investitiönchen im Millionenbereich.

Deswegen muss Projektleiter Manfred Aigner deutlich kleinere Brötchen backen als geplant: „Wir wollten ursprünglich 10.000 Tonnen pro Jahr produzieren, jetzt sind wir bei 2.500 Tonnen. Das entspricht drei Millionen Liter. Und wir haben andere Dinge zurückgestellt. Es hätte schöner sein können. Aber es reicht.“

Ampel-Regierung kürzt beim Klimaschutz

Eigentlich hatte die Ampel im November 2021 in ihrem Koalitionsvertrag explizit angekündigt, Milliardensummern in die Erforschung und Entwicklung von PTL-Anlagen zu stecken, um Deutschland hier eine globale Führungsrolle zu sichern. Das Geld dafür sollte aus sprudelnden Steuererträgen aus dem Luftverkehr kommen. Wörtlich heißt es im Koalitionsvertrag:

„Einnahmen aus der Luftverkehrssteuer werden wir für die Förderung von Produktion und Einsatz von CO2-neutralen strombasierten Flugkraftstoffen sowie für Forschung, Entwicklung und Flottenmodernisierung im Luftverkehr einsetzen.“ Zitat Koalitions-Vertrag 2021

Diese Pläne hätte auch die oppositionelle Union mitgetragen. Immerhin war sie es, die unter Kanzlerin Angela Merkel die Luftverkehrsabgabe eingeführt hatte, die dem Staat Jahr für Jahr rund zwei Milliarden Euro in die Kasse spült. Doch dieses Geld fließt – anders als versprochen – nicht in eine nachhaltigere Luftfahrt, sondern es wandert in den allgemeinen Bundeshaushalt.

Kritik aus der Luftfahrtbranche

Kritik kommt unter anderem von Jost Lammers. Als Chef des Münchner Flughafens und Mitglied im Präsidium des Luftverkehrs-Branchenverbandes BDL wirft er der Ampel Wortbruch vor. Für ihn persönlich sei die Kürzung der Forschungsmittel rund um nachhaltigeres Kerosin „eine riesige Enttäuschung“, sagte Lammers dem Bayerischen Rundfunk. Nichts von den großen Regierungsversprechen zum klimaneutralen Fliegen sei gekommen. Das sei sehr bitter.

Nun rätselt die hiesige Luftfahrtbranche, ob – und zu welchem Preis – sie überhaupt die Quoten für synthetischen Treibstoff erfüllen kann, die ab dem kommenden Jahr EU-weit vorgeschrieben sind, und die in den Folgejahren deutlich erhöht werden. Quelle: ‚br.de‚, Stephan Lina.