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Kaderschmiede für Piloten im Südburgenland

Enzo Savignano richtet sich den Sitz im Cockpit zurecht, dreht an Reglern, bewegt Hebel, dann ist er auch schon in der Luft. Hinter ihm sitzt Fluglehrer Philipp Jahn. Er kontrolliert auf seinem Bildschirm den Flugsimulator, mit dem sein Schüler virtuell unterwegs ist. „Ich habe schon meinen Privatpilotenschein hier gemacht und jetzt mache ich den Instrumentenflugschein“, sagt Savignano. Der Schweizer hat sich für die Flugschule in Punitz entschieden, „weil es hier eine familiäre Umgebung gibt“. Und dafür nehme er auch den langen Weg von Luzern in der Schweiz ins tiefeste Südburgenland in Kauf. Er habe keine Ambitionen beruflich zu fliegen, aber privat ist er viel in der Luft unterwegs.

Nachfrage ungebrochen
Das Coronavirus hat der Flugbranche einen Dämpfer verpasst. Die Passagiere bleiben wegen der Pandemie am Boden und viele Flüge zu Urlaubsdestinationen fallen aus. Dem Traum vom Pilotenjob könne das Virus aber keinen Abbruch tun. „Das Interesse an unserer Flugschule ist ungebrochen“, sagt Reinhard Kremsner Geschäftsführer von Punitzflug. In der südburgenländischen Gemeinde findet sich der einzige Flugplatz des Burgenlandes mit Asphaltpiste. „Wir machen aus Fußgängern Linienpiloten“, sagt Kremsner, der selbst mehr als 30 Jahre Flugerfahrung als Linienpilot hat. Heute hat er rund 50 Fluglehrer und 30 Flugzeuge, die für seine Flugschüler an mehreren Standorten zur Verfügung stehen.

„Viele junge Burschen und Mädchen kommen und sagen sie wollen Pilot werden, die haben dann ein Glänzen in den Augen“, sagt Liane Knotz, die für die Betreuung der Schüler in Punitz zuständig ist. Der Start ist für alle angehenden Piloten gleich, die Privatpilotenausbildung. „Dabei stecken sich dann viele mit dem Flugvirus an und schmeißen ihren Job hin, um Berufspilot zu werden“, sagt Kremsner. Dank des neuen Flugsimulators in Punitz kann nun auch ein großer Teil der Ausbildung zum Linienpiloten direkt vor Ort gemacht werden. Rund 55.000 Euro kostet der Traum vom Linienpiloten.

Die aktuelle Lage für Jungpiloten sehe er nicht so kritisch, da die Ausbildung zwischen 18 und 30 Monaten dauert. „Bis dahin wird sicher wieder mehr geflogen“, meint Kremsner. Auch der Privatjet-Bereich sei für Jungpiloten interessant. „Hier ist die Nachfrage ungebrochen, da hier in kleinen Maschinen auch kleine Flughäfen angeflogen werden können“, sagt der Punitzflug-Geschäftsführer. So könnten große Menschenansammlungen vermieden werden. „Ich bin Jahrzehnte in diesem Bereich geflogen, bis nach Sydney und Calgary“, sagt Kremsner. Er ist sich sicher, dass Reisen Zukunft hat, ebenso wie die Piloten in seinen Kursen. Savignano wird auch nach dem Abschluss seines Instrumentenflugscheins wieder ins Südburgenland kommen, dann kann er auch bei schlechtem Wetter mit seinem Flugzeug Punitz ansteuern. Quelle: ‚Kurier.at‚.