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Aude Untersee, Meteorologin

MeteoSchweiz möchte einen Beitrag zur Sichtbarkeit von Frauen in wissenschaftlichen und technischen Disziplinen leisten und rückt Wissenschaftlerinnen in den Fokus. Im Interview berichtet Meteorologin Aude Untersee von ihrer Faszination für die Meteorologie und das Segelfliegen. (Aude Untersee tritt übrigens an der Schweizer Segelflugkonferenz vom kommenden Samstag auf).

Aude Untersee arbeitet seit 2020 als Meteorologin im Team von MeteoSchweiz in Genf und hat ihre Neugier für Naturphänomene zum Beruf gemacht. Im Interview berichtet sie davon, wie ihre Leidenschaft zum professionellen Segelflug sie zur Meteorologie brachte und zeigt, wie wir Stereotype überwinden können.

Aude, du bist bereits seit 2020 Teil von MeteoSchweiz. Kannst du Dich und Deine Arbeit kurz vorstellen?
Ich habe ein klassisches naturwissenschaftliches Studium in Paris absolviert und mich auf die Bereiche Atmosphäre und Ozean Dynamik spezialisiert. Um als Meteorologin arbeiten zu können, habe ich ein Doppel-Diplom abgeschlossen und anschliessend die französische Schule für Meteorologie (Ecole Nationale de la Météorologie) in Toulouse besucht. Vor zwei Jahren bin ich zu MeteoSchweiz gekommen. Hier arbeite ich als Prognostikerin und bin zudem in einige Entwicklungsprojekte im Bereich Prognosetools, Aviatik und Kommunikation involviert. Als Prognostikerin analysiere ich die Wetterlage und arbeite mit Modellen, um die Wetterentwicklung kurz- und mittelfristig vorherzusagen. Dazu gehört natürlich auch die Identifizierung von Unwetterlagen, um die Bevölkerung und die Behörden frühzeitig zu warnen. Mein Arbeitsalltag ist immer anders und abwechslungsreich. Ich sage mir immer, dass ich nicht arbeite, sondern jeden Tag weiter lerne!

Wie wurde Dein Interesse für die Meteorologie geweckt?
Mein Interesse an der Meteorologie reicht weit zurück: Schon als kleines Mädchen waren meine Augen offen für die Welt um mich herum und vor allem auf den Himmel gerichtet. Zu meinem 14. Geburtstag kam mein Vater auf die Idee, mir einen Segelflug zu schenken. Ich war sofort begeistert von diesem Gefühl durch die Luft zu gleiten – ohne Motor, nur von der Atmosphäre angetrieben. Das Segelfliegen vereint viele Aspekte, die sowohl mein Interesse für die Umwelt als auch meine Vorliebe für Wissenschaft und Technik widerspiegeln. Ich wollte sofort mehr über diese Energien der Atmosphäre erfahren, von denen ich nur einen winzigen Ausschnitt gesehen hatte. Mein Interesse an der Meteorologie entstand somit aus dem Bedürfnis, diese Phänomene zu verstehen und vorherzusagen.

Es scheint, als hätten das Segelfliegen und die Meteorologie viele Überschneidungen…
Ja das sehe ich auch so. Seit ich mit 16 Jahren meinen Segelflugschein gemacht habe, beschäftige ich mich mit der Meteorologie. Damals lernte ich bereits einiges über meteorologische Phänomene, um grössere Strecken zurücklegen zu können. Mein heutiges Fachwissen verschafft mir sicherlich einige Vorteile, denn die Beobachtung und Analyse von Wetterereignissen ist ein elementarer Bestandteil dieser Disziplin. Heute gebe ich regelmässig Meteorologiekurse und Wetterbesprechungen für Wettbewerbe. Es sind meine beiden Leidenschaften, die sich letztlich um die Beobachtung und Erforschung der Atmosphäre drehen. Eine hingegen eher weniger schöne Gemeinsamkeit der Meteorologie und des Segelfliegens ist jedoch, dass nur wenige Frauen sich in beiden Feldern engagieren.

Wird etwas unternommen, um Frauen den Einstieg in das Segelfliegen zu erleichtern?
Ich hatte bereits die Gelegenheit an mehreren Weltmeisterschaften in der Damenkategorie teilzunehmen. Viele sind verwundert, warum es Frauenmeisterschaften gibt, wo doch das Segelfliegen eine Disziplin ist, bei der es nicht auf Gewicht und Muskelkraft, sondern auf Gehirnleistung ankommt. Da es nur sehr wenige Segelfliegerinnen gibt, und noch weniger, die an Wettkämpfen teilnehmen, wurden Weltmeisterschaften nur für Frauen ins Leben gerufen, um den Segelflug von Frauen auf hohem Niveau zu fördern. Es gibt jedoch absolut keinen Grund, warum Frauen im Luftsport weniger erfolgreich sein sollten als Männer. Ich würde mir wünschen, dass eine solche Trennung an Wettbewerben nicht mehr nötig wäre.

Was würdest du anderen Frauen mit auf den Weg geben, um sie für technische Berufe und den Segelflug zu begeistern?
Zum Internationalen Frauentag möchte ich andere dazu ermutigen, sich zu engagieren und sich in technischen Bereichen einzubringen, auch und insbesondere dort, wo Frauen nicht sehr stark vertreten sind. In diesem Jahr werde ich an zwei internationalen Wettbewerben teilnehmen, der Weltmeisterschaft der Frauen und der Europameisterschaft für Frauen und Männer. Bei dieser Europameisterschaft werde ich wahrscheinlich eine von zwei oder drei anderen Frauen unter insgesamt hundert Piloten sein. Ich hoffe, dass ich durch mein Engagement andere Frauen für meine Leidenschaften begeistern kann. Und wer weiss, vielleicht bekomme ich bald mehr weibliche Konkurrenz bei einer Meisterschaft oder neue Kolleginnen bei MeteoSchweiz? Quelle: ‚MeteoSchweiz‚.