Suche nach Kupfer – auch mit dem Flugzeug

Seit einem Monat sucht eine Spezialfirma im Landkreis Schmalkalden-Meiningen aus der Luft nach Bodenschätzen. Die Experten interessieren sich vor allem für Kupfererz. Jetzt sind die Messflüge abgeschlossen. Doch sie sind erst der Anfang – bis Klarheit herrscht, können Jahre vergehen. Beim Landkreis stößt das Vorhaben auf wenig Gegenliebe, die Landrätin will einen möglichen Kuper-Bergbau in der Region „im Keim ersticken“. Die Schatzsuche hat begonnen. Doch schlummern zwischen Meiningen, Schmalkalden und Kaltennordheim wirklich Bodenschätze? In den nächsten Monaten erhoffen sich die Spezialisten der Kupfer Copper Germany GmbH aus Mannheim ein genaueres Bild darüber.

Messflüge in Südthüringen abgeschlossen
Anfang März fiel der Startschuss für die Messflüge im sogenannten Werra-Revier. Damit beauftragt: das Unternehmen Bell Geospace aus den USA. Gesucht wurde per Flugzeug. Zum Einsatz kam eine umgebaute DC 3 aus dem Jahr 1943. Die zweimotorige Propellermaschine ist vergleichbar mit dem bekannten „Rosinenbomber“. Nach dem Umbau läuft sie unter der Bezeichnung Basler Turbo 67. Mit einer so alten Maschine klingt die Suche fast schon abenteuerlich, aber die alte Technik hat Vorteile. „Das Flugzeug fliegt sehr langsam. Das ist der Vorteil bei alten Maschinen. Neuere Flugzeuge sind schneller und fliegen höher. Aber das wäre für uns kontraproduktiv“, sagt Geophysiker Stefan Kuna, der die Messflüge an Board begleitet hat.

„Trotz des Alters ist das Flugzeug sehr sicher. Selbst wenn ein Propellertriebwerk ausfällt, würde das andere ausreichen, um sicher zu landen. Aber die Arbeit im Cockpit ist nur etwas für absolute Profis. Es gibt zum Beispiel keinen Autopiloten. Geflogen wird auf Sicht. Trotzdem fliegen die Piloten sehr genau, das ist auch wichtig für die Messungen“, sagt Kuna.

Im Tiefflug auf Suche nach Kupfer
Geflogen wurde in geringer Höhe, zum Teil nur 80 Meter über dem Boden. Das Unternehmen ist auf die Suche spezialisiert. Stefan Kuna sagt: „Wir fliegen auf der ganzen Welt. Wir waren schon überall. In Indien, in Malaysia, in den USA und Kanada. Wir können alle möglichen Mineralien suchen. Gold, Diamanten, Eisenerz – alles ist möglich.“ Zum Einsatz kam ein sogenannter Schwerkraftgradiometer. Die Technologie wurde in den 70er-Jahren vom Militär entwickelt für U-Boote des US-Militärs. „Wir messen unter anderem, wie dicht das Gestein ist. Die Geologen interpretieren dann die Daten. Es sind kleine Anhaltspunkte, es ist ein bisschen auch Detektivarbeit“, so Kuna. „Wir erwarten, dass die Mineralien wieder wertvoller werden. Deswegen rechnen wir damit, dass das Auftragsvolumen im Bereich Eisenerz und Kupfer steigt.“

Eine teure Wette
Diese Hoffnung hat auch die Kupfer Copper Germany GmbH. Deswegen lässt sich das Unternehmen die Suche auch Einiges kosten. Rund 4,4 Millionen Euro sind für die ersten drei Jahre eingeplant. „Wir wollen mit den Flügen einen Einblick bekommen, was unter der Oberfläche geschieht“, sagt Sebastian Stelter, der die Messungen begleitet und als Geschäftsführer des Mannheimer Unternehmens fungiert. „Wir wissen, dass es hier Kupferschiefer gibt. Inwieweit diese Formation auch Kupfer enthält, das ist die Frage. Wir versuchen uns da anzunähern. Das Suchgebiet hat eine Größe von 30 mal 40 Kilometern. Die Suche ist vergleichbar mit der Nadel im Heuhaufen.“

Erste Ergebnisse der Messflüge
Nach den Messflügen steht noch lange nicht fest, ob sich im Suchgebiet Kupfererz befindet. Die Spezialisten tasten sich langsam heran. Die Messflüge haben erste Anhaltspunkte geliefert, die genauer untersucht werden müssen. Vermutlich erst im nächsten Jahr sind die Daten so weit, dass die nächsten Schritte geplant werden können. Sichtbar werden in den Daten schon jetzt die Bergkuppen und Höhenzüge der Rhön. „Sie geben ein hohes magnetisches Signal“, so Stelter. Ein Beweis, dass es hier Kupfererz gibt, ist das aber noch nicht.

Erkenntnisse aus DDR fließen ein
Auch zu DDR-Zeiten gab es schon Bestrebungen, in der Rhön nach Kupfer zu suchen. Die Erkenntnisse von damals fließen in die Bewertung ein. Am Ende müssen dies Messungen am Boden und Bohrungen weiter eingrenzen. Fünf bis zehn Jahre kann es dauern, bis abschließend klar ist, ob sich ein Abbau lohnen könnte. „Kommt man schon früher aufgrund der Messdaten zu dem Entschluss, dass sich die Suche nicht weiter lohnt, könnte auch schon früher abgebrochen werden“, sagt Geschäftsführer Stelter. „Man sagt, aus 1.000 Projekten wird am Ende nur eines umgesetzt. Das ist das Risiko, welches wir tragen. Die Ungewissheit spielt immer mit. Es kann quasi jeden Moment vorbei sein oder es geht in die nächste Phase.“

Landrätin: „Ansinnen im Keim ersticken“
Die Landrätin ist von der Vorstellung, dass es im Landkreis Schmalkalden-Meiningen wieder Bergbau geben könnte, nicht begeistert. „Grundsätzlich sehe ich momentan kaum Chancen für einen Kupferabbau im Werratal und das ist gut so. Denn unser Ziel ist es, das Werratal touristisch weiterzuentwickeln, da wären derartige Eingriffe in die sensible Natur mehr als hinderlich“, sagt Peggy Greiser. „Gemäß Landes-Entwicklungs-Programm Thüringen sind im Regionalplan Südwestthüringen Vorrang- und Vorbehaltsgebiete für den Abbau von Rohstoffen ausgewiesen. Der Abbau von Kupfer ist im Regionalplan nicht vorgesehen. Deswegen sind wir sehr zuversichtlich, dass wir derartige Ansinnen im Keim ersticken können“, so Greiser weiter.

Bären statt Kupfer gesichtet?
Es bleibt also spannend. Die Bodenschätze werden in rund 500 Metern Tiefe vermutet. Ob sie jemals gehoben werden? Verlässliche Aussagen darüber sind momentan noch ein bisschen wie Lotto spielen. Wie die Geschichte weitergeht, wird vielleicht auch Stefan Kuna verfolgen. Der Geophysiker hat die Flüge über dem Werratal genossen. „Die Landschaft ist unheimlich schön. Große Wälder und Felder. Wenig bebaut. Wir fliegen so niedrig, dass wir sogar Rehe von oben sehen können. Unser Pilot behauptet sogar, dass er einen Bären gesehen hätte. Ich glaube aber, dass war dann wohl doch eher ein großer Hund“, sagt Kuna mit einem Lächeln im Gesicht und steigt wieder ein in die alte Propeller-Lady, die übrigens den Namen „Mia“ trägt. Quelle: ‚MDR‚.

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