Strömungsabriss wegen zu hohen Anstellwinkels

Kurz nach dem Start eines Segelflugzeuges mittels Windenstart am Flugplatz Altlichtenwarth (LOAR) verlor der Pilot die Kontrolle über sein Luftfahrzeug und stürzte auf ein Feld.

Flugverlauf
Am 24.07.2022 um ca. 08:00 Uhr UTC startete der Pilot mittels Windenstart am Flugplatz Altlichtenwarth (LOAR) zu einem Thermikflug. Diesen hatte er aufgrund vorausgehender schwacher Thermikauf einen späteren Zeitpunkt verschoben. Das Beschleunigen und das Abheben des Segelflugzeuges mittels Windenschleppstart erfolgte gemäß Angaben des Windenfahrers ohne besondere Vorkommnisse. Kurz nachdem das Flugzeug abgehoben war, nahm der Pilot eine Reduktion der Fahrt bzw. der Geschwindigkeit des Luftfahrzeuges wahr und bemerkte gleichzeitig ein Abkippen über die rechte Tragfläche. Er entschied sich daher zu einem Abbruch des Windenschlepps, klinkte das Seil aus, um das Luftfahrzeug auf der verbleibenden Piste zu landen. Aufgrund der geringen Vorwärtsfahrt kam es trotz eingeleiteter Gegenmaßnahmen bzw. Korrekturversuche des Piloten zum Strömungsabriss über die rechte Tragfläche, welcher das Segelflugzeug ins Trudeln brachte. Der Pilot verlor dabei die Kontrolle über das Luftfahrzeug, sodass dieses in weiterer Folge auf ein Feld neben der Betriebspiste stürzte. Der Pilot wurde durch den Aufprall des Segelflugzeuges am Feld schwer verletzt.

Winde
Die Schleppwinde wurde von Mitgliedern des Vereins selbst gebaut. Dabei wurden die Anforderungen, welche im Lufttüchtigkeitshinweis Nr. 28A, publiziert durch die Austro Control GmbH, an eine Startwinde für Segelflugzeuge gestellt werden, erfüllt. Der Betrieb dieser Winde ist somit zulässig und es gibt keinerlei Hinweise auf ein Gebrechen oder Versagen der Winde. Gemäß Auskunft des Windenfahrers verlief der Windenstart aus seiner Sicht „normal“ bzw. ohne Probleme.

Befunde

  • Das Segelflugzeug besaß die österreichische Staatszugehörigkeit.
  • Für das Segelflugzeug lag eine am Unfalltag gültige Bescheinigung über die Prüfung der Lufttüchtigkeit vor.
  • Für das Segelflugzeug bestand eine am Unfalltag gültige Halterhaftpflichtversicherung.
  • Der Pilot war im Besitz der erforderlichen Lizenzen mit den entsprechenden gültigen
    Berechtigungen.
  • Es liegen keine Anhaltspunkte für gesundheitliche Beeinträchtigungen des Piloten während des Unfallfluges vor.
  • Der Pilot hatte eine Gesamterfahrung von ca. 126:38 Stunden.
  • Auf dem Unfallflugzeug hatte er eine Flugerfahrung von ca. 06:03 Stunden.
  • Masse und Schwerpunkt befanden sich innerhalb der vorgeschriebenen Grenzen.
  • Das Windenseil hat sich von der Schwerpunktkupplung des Luftfahrzeuges durch Betätigung bzw. Ausklinken des Piloten ordnungsgemäß gelöst.
  • Eine visuelle Prüfung der Ruderanschlüsse, Verbindungsgestänge, Umlenkhebel und Seilzüge ergab keine Anhaltspunkte für vorbestandene Mängel.
  • Die Startwinde funktionierte ordnungsgemäß bzw. erbrachte die erforderliche
    Leistung und Geschwindigkeit.
  • Die Winde wurde von Mitgliedern des Vereins selbst gebaut.
  • Ein Betriebshandbuch der Winde liegt der SUB nicht vor.
  • Betriebsaufzeichnungen der Winde liegen der SUB nicht vor.
  • Meteorologische Faktoren können als Unfallursache ausgeschlossen werden.

Wahrscheinliche Ursachen

  • Verlust der Kontrolle über das Segelflugzeug nach einem Strömungsabriss beim Windenstart (LOC-I Loss of Control In-flight).

Wahrscheinliche Faktoren

  • Geringe Flugerfahrung auf dieser Luftfahrzeugtype.
  • Strömungsabriss nach dem Ausklinken des Windenschleppseils im Steigflug aufgrund zu hohen Anstellwinkels.

Quelle / vollständiger Bericht: ‚Sicherheitsuntersuchungsstelle des Bundes‚.

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