Straubinger Holzpropeller für die elektrische Luftfahrt?

Mit der neuesten Entwicklung des niederbayerischen Unternehmens MT-Propeller wären elektrische Antriebe auch in Flugzeugen möglich. Das Straubinger Unternehmen gilt als Weltmarktführer. Fliegen ist grundsätzlich nicht wirklich gut für das Klima, aber man könnte viel verbessern: Das Unternehmen MT-Propeller in Straubing hat eine Lösung, wie Fliegen in naher Zukunft ressourcenschonender – vielleicht sogar elektrisch werden könnte.

Neueste Entwicklung: neunblättriger Propeller
Am Flugplatz Wallmühle in Straubing zieht Martin Albrecht ein Flugzeug aus dem Hangar: Eine zweimotorige Piper Cheyenne, Baujahr 1979. Älterer Flugzeugtyp, aber die Propellertechnik ist innovativ, sagt der Testpilot: „Das ist eine TurboProp-Maschine, leistungsstark, trotzdem sehr leise, vor allem aber effizient“. Im Vergleich zu einem Jet-Triebwerk spare dieses Antriebskonzept rund 30 Prozent Sprit und damit CO2-Ausstoß. Entscheidend dafür sind die Propeller. Während ursprünglich zwei oder drei Propellerblätter für den notwendigen Schub sorgten, hat MT-Propeller längst Fünf- oder Sieben-Blatt-Propeller im Angebot. Die neueste Entwicklung ist ein Neun-Blatt-Propeller. In der Werkstatt des Unternehmens direkt am Flugplatz zeigt Firmengründer Gerd Mühlbauer stolz diese neueste Entwicklung. Nach den ersten Tests ist der Neun-Blatt-Propeller derzeit demontiert. Aber die nächsten Flugversuche sind bereits geplant: „So ein Neun-Blatt-Propeller wäre zum Beispiel geeignet für ein elektrisches Flugzeug, das erst entwickelt werden muss“. Dafür arbeitet das niederbayerische Unternehmen eng mit Partnern aus der Flugzeugbranche zusammen.

Holzkern ist das Geheimnis
Warum verfolgen nicht auch andere Propellerhersteller das Konzept der Niederbayern? Gerd Mühlbauer lacht. „Weil die es nicht können!“ Wobei das Geheimnis der MT-Propeller gar nicht so geheim ist – und eigentlich uralt. Die Propeller bestehen im Kern aus Holz. Die Blattwurzel ist aus verleimtem Buchenholz, fest wie Stahl – das Blatt selbst aus Fichtenholz, speziell nach den Bedürfnissen der Propellerbauer ausgesucht. Das Holz macht die MT-Propellerblätter stabil. Gerd Mühlbauer zieht eine Silbermünze aus seiner Tasche und schlägt damit auf einen Propeller eines US-amerikanischen Herstellers. Ein helles Klack ist zu hören. Der leichte Schlag versetzt das Propellerblatt in Schwingungen. „Das ist ein Kohlefaser-, ein reiner Kunststoff-Propeller. Der schwingt lange“, erklärt Mühlbauer. Zum Vergleich schlägt er auf eines seiner Produkte. Diesmal ein dumpfes Klack, das Propellerblatt bewegt sich so gut wie nicht. „Das sind die guten Dämpfungseigenschaften vom Holz“, lächelt Mühlbauer.

Größere Effizienz von Propellern mit Holzkern
Diese Stabilität in Verbindung mit einer guten Aerodynamik machen MT-Propeller besonders, ergänzt Martin Albrecht. So sei das Fliegen in Propellermaschinen genau so komfortabel wie in solchen mit Jet-Turbinen. Zwar seien Turbo-Prop-Flieger im Vergleich zu Jets ein wenig langsamer. Weil aber ihre Reiseflughöhe unter denen von Düsenmaschinen liegt, könnten Piloten überlastete Lufträume meiden und direkte Routen zu ihren Zielen fliegen. Das sei ein Zeitfaktor, der die geringere Geschwindigkeit zum Teil wettmache, so Martin Albrecht.

Wird die Luftfahrt bald elektrisch?
Noch scheinen elektrisch angetriebene Flugzeuge utopisch. Aber: Der Neun-Blatt-Propeller aus Straubing könnte der Entwicklung Schub geben. Triebwerkshersteller entwickeln derzeit hybride Antriebe mit Gasturbine und Elektromotor. Und sie arbeiten eng mit der Propellermanufaktur in Straubing zusammen. So könnte zusammen mit den effizienten Entwicklungen von MT-Propeller in nicht allzu ferner Zukunft ein ressourcenschonendes Flugzeugmodell entstehen. Zumindest für Kurz- und Mittelstreckenflüge klingen die Vorstellungen der Ingenieure nicht mehr utopisch. Quelle: ‚Christian Riedl auf BR24‚.

Kommentar verfassen