Sie leben den Traum vom Fliegen

Florian Eckert und Vincent Schmidtchen haben kürzlich den „Luftfahrzeugführer Segelflug“ im Sportfliegerclub Malmsheim (SFC), ehemals Leonberg, gemacht. Mit dem Segelflugschein dürfen sich die beiden Amateurpiloten alleine im Sportflugzeug in die Lüfte erheben – vorausgesetzt, Wetter und Thermik spielen mit. Das können die beiden beurteilen, denn umfassende Kenntnisse in Meteorologie, Thermik oder Flugtechnik gehören dazu, wenn man den Flugschein in Händen halten will.

Theoretischer und praktischer Unterricht finden parallel statt, die ersten Stunden im Doppelsitzer mit dem Lehrer. „Zuerst nimmt man mal das Steuer in die Hand, aber nach und nach übernimmt man immer mehr“, erzählt Schmidtchen. Das absolute Highlight ist dann natürlich der erste Alleinflug. „Klar war ich aufgeregt, aber das war so ein Megahammer-Gefühl allein in der Luft, ich habe mich komplett frei gefühlt.“ Vincent Schmidtchens Augen leuchten auf, als er davon erzählt. „Unbeschreiblich.“

„Ich war aufgeregt, aber ich wusste, dass ich’s kann“
Auch Florian Eckert erinnert sich genau an den ersten Alleinflug: „Erst beim Starten habe ich komplett realisiert, dass ich den Flieger jetzt alleine runterbringen muss“, erzählt er lachend, „ich war total aufgeregt, aber ich wusste ja, dass ich’s kann.“ Nach 200 Starts und 72 Stunden Flugzeit ein verdientes Selbstvertrauen des „Schönwetterfliegers“, wie er selbstironisch sagt, zumal der Fluglehrer genau abschätzen kann, wann seine Schüler zum ersten Mal allein in die Lüfte aufsteigen können und die Funkverbindung allzeit steht.

Die beiden jungen Männer arbeiten schon lange daran, ihren Traum vom Fliegen zu verwirklichen. Den Flugplatz kennt der Malmsheimer Vincent Schmidtchen von klein auf, und auch der Rutesheimer Eckert ist schon als Kind hier spazieren gegangen. Mit 16 Jahren haben beide dann Nägel mit Köpfen gemacht, sind in den Segelflugsport eingestiegen und haben die ersten Flugerfahrungen gemacht. „Segelfliegen ist eine kostengünstige Möglichkeit, in den Flugsport einzusteigen“, weiß Eckert. Die Flugzeuge brauchen keinen Sprit, sie stehen im Verein zur Verfügung und werden durch alle Mitglieder fachgerecht gewartet und instandgehalten. „Dazu muss man nicht übermäßig technikaffin sein“, erklärt Eckert weiter. „Durch das gemeinsame Arbeiten lernt man das Flugzeug schnell von innen kennen. Man lernt sehr viel in kurzer Zeit und bekommt nach und nach immer mehr Verantwortung übertragen, das finde ich super.“ Er überlegt kurz und ergänzt: „Aber das System Verein funktioniert nur, wenn alle mithelfen.“

Kein Segelflieger kann alleine aufsteigen
Die Vereinsgemeinschaft ist ein wichtiger Punkt beim SFC, denn kein Segelflieger kann alleine aufsteigen. Zwar kann auch ein Motorflugzeug den Segelflieger in die Lüfte bringen, doch in Malmsheim sind Gewindestarts die Regel. Dazu sind mehrere Helfer vonnöten: ein Gewindefahrer, ein Schlepp-Pilot und ein Flugleiter, der prüft, ob Startbahn und Luftraum frei sind. „Dann geht das richtig steil nach oben, in rund 45 Sekunden steigt man auf 300 m Höhe“, erzählt Schmidtchen, „das ist wie Achterbahnfahren.“ Und dann können mit Hilfe von thermischen Aufwinden Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 250 Stundenkilometern erreicht werden. Geübte Segelflieger kommen während eines Fluges mehrere Hundert Kilometer weit, beim Ligafliegen der Segelflug-Bundesliga schafften es die Flieger des SFC im August vergangenen Jahres bis auf die Höhe des Mont-Blanc-Gipfels, mit 4800 Metern der höchste Berg Europas. „Aber im Schnitt fliegen wir mit 90 bis 110 Kilometern in der Stunde“, bringt Schmidtchen den Höhenausflug wieder auf den Boden, über den Schwarzwald, die Schwäbische Alb oder eine Runde über Ulm und zurück. Er hat die Prüfung nach 140 Starts und 37 Flugstunden abgelegt und will weitermachen: „Der Flugschein für den Motorsegler ist der nächste Schritt.“ Das Berufsziel Pilot kommt für den luftfahrtbegeisterten Schüler trotzdem nicht in Frage: „Da macht der Autopilot alles“, sagt er schmunzelnd. Das Fliegen bleibt für ihn ein Hobby, ein Praktikum am Stuttgarter Flughafen ist trotzdem schon fix.

Das Hobby kostet auch Zeit
Eckert will Elektrotechnik studieren, doch natürlich bleibt er dem Fliegen und dem SFC treu. Sein nächster Schritt soll der Schein für den Motorsegler sein, „und dann mal sehen“. Das Hobby kostet Zeit, im Hangar gibt es immer viel zu tun. „Ich bin fast jedes Wochenende dort. Das macht man nur, wenn man dafür brennt.“ Die Begeisterung in Vincent Schmidtchens Stimme ist unüberhörbar. Und Eckert lädt ein: „Wer sich für’s Segelfliegen interessiert, der soll einfach bei uns vorbeikommen, sich alles anschauen und reinschnuppern.“ Quelle: ‚Leonberger Kreiszeitung‚.

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