Neustadter Segelflugpiloten springen mit Fallschirm ab

Für den Notfall trägt jeder Segelflugpilot auf jedem Flug einen Rettungsschirm. Jetzt wagten es tatsächlich einige Piloten vom FSV Neustadt, mit einem Fallschirm aus dem Flugzeug zu springen. Fallschirmsprung-Ausbildung für Segelflieger: Im Clubheim des Fallschirmsprungclubs Neustadt ist das Ziel, Segelflugpiloten des FSV Neustadt in einem Schnellkurs das Wichtigste beizubringen. „Geboren wurde diese Idee im Herbst beim Grillen auf dem Flugplatz in Lachen-Speyerdorf“, verrät Bernd Schwehm, Pressereferent im FSV Neustadt.

Auf dem über 100 Jahre alten Fluggelände sind drei Luftsportvereine beheimatet: Flugsportverein (FSV) Neustadt, Flugsportverein Kaiserslautern und Fallschirmsportclub (FSC) Neustadt. Thomas Dietrich, Vorsitzender des FSC Neustadt, hatte das Interesse einiger jugendlicher Segelflugpiloten am Fallschirmspringen bemerkt und setzte die Idee in die Tat um. Tatsächlich gebe es nur wenige Luftsportler, die Segelfliegen und Fallschirmspringen ausübten, weiß Schwehm. Aber jeder Segelflieger ziehe einen Fallschirm auf den Rücken, bevor er ins Cockpit steige. „Es ist ein Rettungsschirm für den sehr unwahrscheinlichen Fall, dass das Segelflugzeug nicht mehr steuerbar sein sollte und der Sprung aus dem Cockpit die Rettung sein könnte.“

Theorie büffeln
Das Anlegen des Rettungsschirms und die Handgriffe für den Notausstieg üben die Piloten hunderte Male in der Flugausbildung. Theoretische Kenntnisse über Schirm und Landung sind ebenfalls Unterrichtsstoff. „Nur der tatsächliche Absprung aus einem intakten Segelflugzeug ist schwer darstellbar“, sagt Schwehm. „Deshalb die Zusammenarbeit mit den Fallschirmsportlern.“ Zuerst büffeln die Segelflieger Theorie. Fallschirmsprunglehrer Axel Bläske präsentiert eine lange Themenliste: Fallschirmtechnik, Aerodynamik des Schirms, Schirmfahrt, Landung sowie das Verhalten in besonderen Fällen wie einer Fallschirmstörung.

Verständnisprobleme habe es nicht gegeben, sagt Schwehm. Die Sprungaspiranten hätten schnell bemerkt, dass sie sich mit dem Fallschirm im gleichen Medium Luft bewegten wie mit dem ihnen bekannten Segelflugzeug. Die modernen Flächenfallschirme bauten mit ihrem Kammersystem zudem eine Art Flügel auf, seien gut lenkbar und verfügten über bessere Gleiteigenschaften als die Rundkappe, die als Rettungsfallschirm diene.

Das Ziel zwischen den Füßen
Mit Videos und Karten gewöhnen sich die Sprungschüler zunächst an die ungewohnte Optik: Im Segelflugzeug zielen sie auf einen Landepunkt weit vor dem Cockpit. Mit dem Fallschirm liegt das Ziel für die Landung nun zwischen den Füßen. Die Piloten üben jede Phase des Fallschirmsprungs intensiv. Von Absprungübungen aus dem Flugzeugmodell am Boden, über die Öffnungskontrolle des Fallschirms bis zur Einteilung des Landeanflugs und dem richtigen Landefall. Dann wird es ernst: Für die Piloten soll es einen Sprung aus 1500 Meter Höhe geben. Der Schüler-Sprungfallschirm ist mit einer Zwangsauslösung ausgestattet – eine Reißleine ist fest am Flugzeug befestigt und öffnet nach dem Absprung den Fallschirm automatisch. Nach kurzem Freifall beginnt für den Fallschirmspringer die wichtige Aufgabe, sein Sportgerät auf die richtige Funktion zu überprüfen. Sprunglehrer Axel Bläske bläute es seinen Piloten ein: „Ihr müsst entscheiden, ob ihr mit diesem Fallschirm landen wollt, oder ob ihr den Hauptschirm kappt und damit den Reservefallschirm auslöst.“

Fallschirmfahrt bis 500 Meter Höhe
Ist alles o. k., folgt bis 500 Meter Höhe die Zeit für den Genuss der Fallschirmfahrt. Jüngste Teilnehmerin mit 15 Jahren ist Letisha aus Neustadt. Die Flugschülerin im FSV Neustadt hat bereits 36 Flüge absolviert. „Angst hatte ich aufgrund der guten Vorbereitung keine. Allerdings hat man auf 1500 Meter Höhe bei offener Tür dennoch großen Respekt“, erzählt sie. Auf der einen Seite bilde man sich weiter und bereite sich auf den Ernstfall vor. „Auf der anderen Seite ist das Gefühl im Freifall unbeschreiblich friedlich. Das hatte ich vorher gar nicht erwartet.“ Gesprungen sind schließlich alle. „Ich würde es jederzeit noch mal machen. Gerne auch aus größerer Höhe“, schwärmt Letisha vom Fallschirmspringen. Quelle: ‚Die Rheinpfalz‘.

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